den Affekte Zügel angelegt, um sich durch Uebermaas nicht selbst Schaden zu thun. Gemeiniglich schaden sich nur diejenigen Menschen, welche wider den Rath der Natur, und ohne die Muskeln anzustrengen, den Kör- per übermäßig ernähren, und die Gedanken durch Exempel, Gemälde, und durch die Reize der Neugierde erhizzen. Man weiß, daß wilde Völker in dem Punkte der Liebe keusch sind. So waren die Deutschen, die Gothen, und noch jezzt die wilden Jrokesen, nebst allen Völkern keusch, welche blos nach dem Gesezze der Natur leben. So rufen uns tausend Stimmen in der Natur zu, daß unser Körper für ein arbeitsames Landleben, und nicht für den Müßiggang, dieses moralische Gift des Menschen, gemacht sey.
§. 15. Die Mannbarkeit.
Der Mensch ist nicht seine ganze Lebenszeit hindurch im Stande, dem andern Geschlechte ehelich beizuwohnen. So hat das Kind keinen Saamen, und es läßt sich der Saamenkanal in Kindern durch keine Kunst aussprizzen; es sind ihre Saamenbläschen leer(a), und daher mit wenigem Schleime angefüllt; und obgleich Kinder die Ruthe steifen, so ist doch an dieser Steifigkeit weder ein männlicher Antrieb, noch der Reiz des Saamens schuld.
Nach dem zwölften Jahre (b) erzeuget sich bei mun- tren Kindern, und in der Mitte von Europa, bereits so viel Saame, daß ihn die Natur durch nächtliche Lust- spiele schon ausleeren kann: kurze Zeit darauf (c) be-
merkt
(a)[Spaltenumbruch]HIRSCHEL. diff. fet. p. 46.
(b) Doch im 13 Jahre wird ein Knabe noch nicht für einen Vater gehalten, ich glaube aber, es ge- [Spaltenumbruch]
schehe ohne Grund BAUER. fecund. gent. circumcis. p. 24.
(c) Mannbar wird man im 14. Jahre SUIDAS p. 806. Jn eben
diesem
Zeugungstheile. XXVII. Buch.
den Affekte Zuͤgel angelegt, um ſich durch Uebermaas nicht ſelbſt Schaden zu thun. Gemeiniglich ſchaden ſich nur diejenigen Menſchen, welche wider den Rath der Natur, und ohne die Muſkeln anzuſtrengen, den Koͤr- per uͤbermaͤßig ernaͤhren, und die Gedanken durch Exempel, Gemaͤlde, und durch die Reize der Neugierde erhizzen. Man weiß, daß wilde Voͤlker in dem Punkte der Liebe keuſch ſind. So waren die Deutſchen, die Gothen, und noch jezzt die wilden Jrokeſen, nebſt allen Voͤlkern keuſch, welche blos nach dem Geſezze der Natur leben. So rufen uns tauſend Stimmen in der Natur zu, daß unſer Koͤrper fuͤr ein arbeitſames Landleben, und nicht fuͤr den Muͤßiggang, dieſes moraliſche Gift des Menſchen, gemacht ſey.
§. 15. Die Mannbarkeit.
Der Menſch iſt nicht ſeine ganze Lebenszeit hindurch im Stande, dem andern Geſchlechte ehelich beizuwohnen. So hat das Kind keinen Saamen, und es laͤßt ſich der Saamenkanal in Kindern durch keine Kunſt ausſprizzen; es ſind ihre Saamenblaͤschen leer(a), und daher mit wenigem Schleime angefuͤllt; und obgleich Kinder die Ruthe ſteifen, ſo iſt doch an dieſer Steifigkeit weder ein maͤnnlicher Antrieb, noch der Reiz des Saamens ſchuld.
Nach dem zwoͤlften Jahre (b) erzeuget ſich bei mun- tren Kindern, und in der Mitte von Europa, bereits ſo viel Saame, daß ihn die Natur durch naͤchtliche Luſt- ſpiele ſchon ausleeren kann: kurze Zeit darauf (c) be-
merkt
(a)[Spaltenumbruch]HIRSCHEL. diff. fet. p. 46.
(b) Doch im 13 Jahre wird ein Knabe noch nicht fuͤr einen Vater gehalten, ich glaube aber, es ge- [Spaltenumbruch]
ſchehe ohne Grund BAUER. fecund. gent. circumciſ. p. 24.
(c) Mannbar wird man im 14. Jahre SUIDAS p. 806. Jn eben
dieſem
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[842/0878]
Zeugungstheile. XXVII. Buch.
den Affekte Zuͤgel angelegt, um ſich durch Uebermaas
nicht ſelbſt Schaden zu thun. Gemeiniglich ſchaden ſich
nur diejenigen Menſchen, welche wider den Rath der
Natur, und ohne die Muſkeln anzuſtrengen, den Koͤr-
per uͤbermaͤßig ernaͤhren, und die Gedanken durch
Exempel, Gemaͤlde, und durch die Reize der Neugierde
erhizzen. Man weiß, daß wilde Voͤlker in dem Punkte
der Liebe keuſch ſind. So waren die Deutſchen, die
Gothen, und noch jezzt die wilden Jrokeſen, nebſt allen
Voͤlkern keuſch, welche blos nach dem Geſezze der Natur
leben. So rufen uns tauſend Stimmen in der Natur
zu, daß unſer Koͤrper fuͤr ein arbeitſames Landleben,
und nicht fuͤr den Muͤßiggang, dieſes moraliſche Gift
des Menſchen, gemacht ſey.
§. 15.
Die Mannbarkeit.
Der Menſch iſt nicht ſeine ganze Lebenszeit hindurch
im Stande, dem andern Geſchlechte ehelich beizuwohnen.
So hat das Kind keinen Saamen, und es laͤßt ſich der
Saamenkanal in Kindern durch keine Kunſt ausſprizzen;
es ſind ihre Saamenblaͤschen leer (a), und daher mit
wenigem Schleime angefuͤllt; und obgleich Kinder die
Ruthe ſteifen, ſo iſt doch an dieſer Steifigkeit weder ein
maͤnnlicher Antrieb, noch der Reiz des Saamens ſchuld.
Nach dem zwoͤlften Jahre (b) erzeuget ſich bei mun-
tren Kindern, und in der Mitte von Europa, bereits
ſo viel Saame, daß ihn die Natur durch naͤchtliche Luſt-
ſpiele ſchon ausleeren kann: kurze Zeit darauf (c) be-
merkt
(a)
HIRSCHEL. diff. fet. p. 46.
(b) Doch im 13 Jahre wird ein
Knabe noch nicht fuͤr einen Vater
gehalten, ich glaube aber, es ge-
ſchehe ohne Grund BAUER. fecund.
gent. circumciſ. p. 24.
(c) Mannbar wird man im 14.
Jahre SUIDAS p. 806. Jn eben
dieſem
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 842. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/878>, abgerufen am 24.11.2024.
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