Bei dem veränderten Verhältnisse dieses zurükkekom- menden Blutes, gegen das ankommende, sehe ich nichts, als was ich bei den entzündeten Theilen antreffe. Jch finde hier nichts, was sich sinnlich sagen, oder zeigen liesse, indessen sehe ich doch, nach den obigen Erschei- nungen offenbar, daß die Nerven mit dabei wirken; aus- serdem bemerke ich kaum etwas anders. Es verursacht das Opium ein Unvermögen(p), und dergleichen entste- het auch bei den callösern Empfindlichkeiten der Nerven in Greisen (q), oder bei beschädigtem Gehirne, oder wenn der Rükkenmark gedrükkt wird.
Jndessen hat das Steifwerden seine Grade, und diese sind an sich verschieden. Wenn die Blutader der Ruthe zugedrükkt wird, welches mit dem Finger gesche- hen kann, so schwillt aber wenig die Ruthe auf. Auf diese mäßige Art richtet sich die Ruthe in dem verliebten Augenblikke aus ihrer Ruhe und welken Zustande ein wenig in die Höhe, dieses vermehrt sich weiter, und sie nimmt zugleich an Länge, Dikke, Hizze und Röthe zu, nachdem die schon empfindlich gewordene Eichel mehr und mehr gerieben wird.
Anfangs schwellen die schwammige Körper der Ru- the auf, indessen daß die Eichel noch keine Veränderung leidet (q+); endlich schwillt (q++) noch vor dem Aus- flusse des Saamens die Eichel selbst auf, nebst der Ru- the, so viel als diese kann, diese wird hart, und beinahe entzündet, sie wächst ungemein an, und wird dadurch geschikkter, den Saamen weiter zu treiben. Man kann diesen lezzten Anwachs dem Beschleuniger zuschreiben, welcher das vorräthige Blut aus seiner Zwiebel nach vorne
zu,
(p)[Spaltenumbruch]STALPAART. v. der WIEL. T. II. obs. 41.
(q)L. XXX.
(q+) Es ist was völlig unge- wöhnliches, daß die Harnröhre aufgeschwollen, indessen daß die [Spaltenumbruch]
männliche Ruthe welk geblieben. PLAZZON. p. 99.
(q++) Auch im Hunde erst nach Einsenkung der Ruthe. DUVER- NEY II. p. 309.
Zeugungstheile. XXVII. Buch.
Bei dem veraͤnderten Verhaͤltniſſe dieſes zuruͤkkekom- menden Blutes, gegen das ankommende, ſehe ich nichts, als was ich bei den entzuͤndeten Theilen antreffe. Jch finde hier nichts, was ſich ſinnlich ſagen, oder zeigen lieſſe, indeſſen ſehe ich doch, nach den obigen Erſchei- nungen offenbar, daß die Nerven mit dabei wirken; auſ- ſerdem bemerke ich kaum etwas anders. Es verurſacht das Opium ein Unvermoͤgen(p), und dergleichen entſte- het auch bei den calloͤſern Empfindlichkeiten der Nerven in Greiſen (q), oder bei beſchaͤdigtem Gehirne, oder wenn der Ruͤkkenmark gedruͤkkt wird.
Jndeſſen hat das Steifwerden ſeine Grade, und dieſe ſind an ſich verſchieden. Wenn die Blutader der Ruthe zugedruͤkkt wird, welches mit dem Finger geſche- hen kann, ſo ſchwillt aber wenig die Ruthe auf. Auf dieſe maͤßige Art richtet ſich die Ruthe in dem verliebten Augenblikke aus ihrer Ruhe und welken Zuſtande ein wenig in die Hoͤhe, dieſes vermehrt ſich weiter, und ſie nimmt zugleich an Laͤnge, Dikke, Hizze und Roͤthe zu, nachdem die ſchon empfindlich gewordene Eichel mehr und mehr gerieben wird.
Anfangs ſchwellen die ſchwammige Koͤrper der Ru- the auf, indeſſen daß die Eichel noch keine Veraͤnderung leidet (q†); endlich ſchwillt (q††) noch vor dem Aus- fluſſe des Saamens die Eichel ſelbſt auf, nebſt der Ru- the, ſo viel als dieſe kann, dieſe wird hart, und beinahe entzuͤndet, ſie waͤchſt ungemein an, und wird dadurch geſchikkter, den Saamen weiter zu treiben. Man kann dieſen lezzten Anwachs dem Beſchleuniger zuſchreiben, welcher das vorraͤthige Blut aus ſeiner Zwiebel nach vorne
zu,
(p)[Spaltenumbruch]STALPAART. v. der WIEL. T. II. obſ. 41.
(q)L. XXX.
(q†) Es iſt was voͤllig unge- woͤhnliches, daß die Harnroͤhre aufgeſchwollen, indeſſen daß die [Spaltenumbruch]
maͤnnliche Ruthe welk geblieben. PLAZZON. p. 99.
(q††) Auch im Hunde erſt nach Einſenkung der Ruthe. DUVER- NEY II. p. 309.
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Zeugungstheile. XXVII. Buch.
Bei dem veraͤnderten Verhaͤltniſſe dieſes zuruͤkkekom-
menden Blutes, gegen das ankommende, ſehe ich nichts,
als was ich bei den entzuͤndeten Theilen antreffe. Jch
finde hier nichts, was ſich ſinnlich ſagen, oder zeigen
lieſſe, indeſſen ſehe ich doch, nach den obigen Erſchei-
nungen offenbar, daß die Nerven mit dabei wirken; auſ-
ſerdem bemerke ich kaum etwas anders. Es verurſacht
das Opium ein Unvermoͤgen (p), und dergleichen entſte-
het auch bei den calloͤſern Empfindlichkeiten der Nerven
in Greiſen (q), oder bei beſchaͤdigtem Gehirne, oder wenn
der Ruͤkkenmark gedruͤkkt wird.
Jndeſſen hat das Steifwerden ſeine Grade, und
dieſe ſind an ſich verſchieden. Wenn die Blutader der
Ruthe zugedruͤkkt wird, welches mit dem Finger geſche-
hen kann, ſo ſchwillt aber wenig die Ruthe auf. Auf
dieſe maͤßige Art richtet ſich die Ruthe in dem verliebten
Augenblikke aus ihrer Ruhe und welken Zuſtande ein
wenig in die Hoͤhe, dieſes vermehrt ſich weiter, und ſie
nimmt zugleich an Laͤnge, Dikke, Hizze und Roͤthe zu,
nachdem die ſchon empfindlich gewordene Eichel mehr
und mehr gerieben wird.
Anfangs ſchwellen die ſchwammige Koͤrper der Ru-
the auf, indeſſen daß die Eichel noch keine Veraͤnderung
leidet (q†); endlich ſchwillt (q††) noch vor dem Aus-
fluſſe des Saamens die Eichel ſelbſt auf, nebſt der Ru-
the, ſo viel als dieſe kann, dieſe wird hart, und beinahe
entzuͤndet, ſie waͤchſt ungemein an, und wird dadurch
geſchikkter, den Saamen weiter zu treiben. Man kann
dieſen lezzten Anwachs dem Beſchleuniger zuſchreiben,
welcher das vorraͤthige Blut aus ſeiner Zwiebel nach vorne
zu,
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STALPAART. v. der
WIEL. T. II. obſ. 41.
(q) L. XXX.
(q†) Es iſt was voͤllig unge-
woͤhnliches, daß die Harnroͤhre
aufgeſchwollen, indeſſen daß die
maͤnnliche Ruthe welk geblieben.
PLAZZON. p. 99.
(q††) Auch im Hunde erſt nach
Einſenkung der Ruthe. DUVER-
NEY II. p. 309.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/864>, abgerufen am 25.11.2024.
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