und diese verweilt sich oft lange Zeit mit vieler Unbequem- lichkeit. Jn diesem Falle ändert sich in der Gegend des Hintern, oder des Ursprunges der Harnröhre, nichts, es geschieht keine Anstrengung, ja es macht der blosse Willen niemals diese Steifigkeit, da diese Muskeln doch, selbst nach dem Geständnisse eines grossen Mannes, dem Willen Folge leisten(i).
Offenbar haben auch die andren ähnliche Steifigkei- ten mit der Wirksamkeit der Muskeln nichts gemein.
So ist die weibliche Brustwarze, sich selbst überlas- sen, wie die Mannsruthe, ganz kurz, eingezogen, weich und welk; hingegen tritt sie, nach einem sanften Reiben, aus der Brust hervor, sie richtet sich zu einem Cilinder in die Höhe, sie wird roth, heis, schwillt, und entwik- kelt ihre gebogene Gefässe. Und hier ist doch nichts, was einem Muskel ähnlich wäre.
An dem Halse des Jndianischen Hahnes (k) verwan- delt sich vor Zorn die blaue Farbe in eine sehr starke Rö- the, es entwikkelt sich der ganze cellulöse unter der Haut liegende Körper weit umher, er verwandelt sich in vor- ragende Fortsäzze, erhizzt sich, und schwillt. Hier ist wiederum keine Vermuthung von irgend einem helfenden Muskel. So entsteht auch bei andern Thieren der schwammige Körper ganz und gar nicht vom Schaam- knochen (k+), und es wird die männliche Ruthe, welche vorher verstekkt lag, ganz und gar ausserhalb dem Kör- per hervorgetrieben [Spaltenumbruch](k++).
Hieraus erhellet also, daß dieses Aufrichten auch ohne eine muskulöse Kraft geschehen könne, und bei den Thieren auch wirklich statt habe; wie auch bei derjenigen
Stei-
(i)[Spaltenumbruch]
Ebenda.
(k)VATER. catal. mus. propr. p. 23.
(k+) Am Beutelthiere Phil. tr. n. 190.
(k++) An ebendems. An der Biene kehrt sich die Ruthe hervor SWAMMERD. bibl. p. 509. 513.
Zeugungstheile. XXVII. Buch.
und dieſe verweilt ſich oft lange Zeit mit vieler Unbequem- lichkeit. Jn dieſem Falle aͤndert ſich in der Gegend des Hintern, oder des Urſprunges der Harnroͤhre, nichts, es geſchieht keine Anſtrengung, ja es macht der bloſſe Willen niemals dieſe Steifigkeit, da dieſe Muſkeln doch, ſelbſt nach dem Geſtaͤndniſſe eines groſſen Mannes, dem Willen Folge leiſten(i).
Offenbar haben auch die andren aͤhnliche Steifigkei- ten mit der Wirkſamkeit der Muſkeln nichts gemein.
So iſt die weibliche Bruſtwarze, ſich ſelbſt uͤberlaſ- ſen, wie die Mannsruthe, ganz kurz, eingezogen, weich und welk; hingegen tritt ſie, nach einem ſanften Reiben, aus der Bruſt hervor, ſie richtet ſich zu einem Cilinder in die Hoͤhe, ſie wird roth, heis, ſchwillt, und entwik- kelt ihre gebogene Gefaͤſſe. Und hier iſt doch nichts, was einem Muſkel aͤhnlich waͤre.
An dem Halſe des Jndianiſchen Hahnes (k) verwan- delt ſich vor Zorn die blaue Farbe in eine ſehr ſtarke Roͤ- the, es entwikkelt ſich der ganze celluloͤſe unter der Haut liegende Koͤrper weit umher, er verwandelt ſich in vor- ragende Fortſaͤzze, erhizzt ſich, und ſchwillt. Hier iſt wiederum keine Vermuthung von irgend einem helfenden Muſkel. So entſteht auch bei andern Thieren der ſchwammige Koͤrper ganz und gar nicht vom Schaam- knochen (k†), und es wird die maͤnnliche Ruthe, welche vorher verſtekkt lag, ganz und gar auſſerhalb dem Koͤr- per hervorgetrieben [Spaltenumbruch](k††).
Hieraus erhellet alſo, daß dieſes Aufrichten auch ohne eine muſkuloͤſe Kraft geſchehen koͤnne, und bei den Thieren auch wirklich ſtatt habe; wie auch bei derjenigen
Stei-
(i)[Spaltenumbruch]
Ebenda.
(k)VATER. catal. muſ. propr. p. 23.
(k†) Am Beutelthiere Phil. tr. n. 190.
(k††) An ebendemſ. An der Biene kehrt ſich die Ruthe hervor SWAMMERD. bibl. p. 509. 513.
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Zeugungstheile. XXVII. Buch.
und dieſe verweilt ſich oft lange Zeit mit vieler Unbequem-
lichkeit. Jn dieſem Falle aͤndert ſich in der Gegend des
Hintern, oder des Urſprunges der Harnroͤhre, nichts,
es geſchieht keine Anſtrengung, ja es macht der bloſſe
Willen niemals dieſe Steifigkeit, da dieſe Muſkeln doch,
ſelbſt nach dem Geſtaͤndniſſe eines groſſen Mannes, dem
Willen Folge leiſten (i).
Offenbar haben auch die andren aͤhnliche Steifigkei-
ten mit der Wirkſamkeit der Muſkeln nichts gemein.
So iſt die weibliche Bruſtwarze, ſich ſelbſt uͤberlaſ-
ſen, wie die Mannsruthe, ganz kurz, eingezogen, weich
und welk; hingegen tritt ſie, nach einem ſanften Reiben,
aus der Bruſt hervor, ſie richtet ſich zu einem Cilinder
in die Hoͤhe, ſie wird roth, heis, ſchwillt, und entwik-
kelt ihre gebogene Gefaͤſſe. Und hier iſt doch nichts,
was einem Muſkel aͤhnlich waͤre.
An dem Halſe des Jndianiſchen Hahnes (k) verwan-
delt ſich vor Zorn die blaue Farbe in eine ſehr ſtarke Roͤ-
the, es entwikkelt ſich der ganze celluloͤſe unter der Haut
liegende Koͤrper weit umher, er verwandelt ſich in vor-
ragende Fortſaͤzze, erhizzt ſich, und ſchwillt. Hier iſt
wiederum keine Vermuthung von irgend einem helfenden
Muſkel. So entſteht auch bei andern Thieren der
ſchwammige Koͤrper ganz und gar nicht vom Schaam-
knochen (k†), und es wird die maͤnnliche Ruthe, welche
vorher verſtekkt lag, ganz und gar auſſerhalb dem Koͤr-
per hervorgetrieben
(k††).
Hieraus erhellet alſo, daß dieſes Aufrichten auch
ohne eine muſkuloͤſe Kraft geſchehen koͤnne, und bei den
Thieren auch wirklich ſtatt habe; wie auch bei derjenigen
Stei-
(i)
Ebenda.
(k) VATER. catal. muſ. propr.
p. 23.
(k†) Am Beutelthiere Phil. tr.
n. 190.
(k††) An ebendemſ. An der
Biene kehrt ſich die Ruthe hervor
SWAMMERD. bibl. p. 509. 513.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 826. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/862>, abgerufen am 25.11.2024.
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