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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Zeugungstheile. XXVII. Buch.

Seitdem hat man die Meinung fast überall ange-
nommen, das Steifwerden entstehe von dem, in den
schwammigen Körpern verhaltnem Blute(i).

Andre wollen dagegen, es komme von den Schlag-
adern her, welche das Blut in vollem Strome (k) her-
bei führten, sie berufen sich dabei auf den Versuch (l)
des Graafs. Swammerdam sahe, daß sich die Mu-
skeln, an der gebundnen Ruthe des Thieres, zwischen
welchen Schlagadern laufen, auf wunderliche Art beweg-
ten [Spaltenumbruch] (l*), doch drükkt sich derselbe nicht gehörig aus, wel-
che, und wie sie sich bewegt hätten, und vielleicht erregte
an ihnen der Schmerz Krämpfe. Es stimmet auch diese
Hipotese mit den Erscheinungen nicht überein, indem
die angelegten Bänder (m) das Schlagaderblut nicht
beschleunigen konnten. Wenn die Blutader der Ruthe
aufgeblasen wird, so schwellen davon offenbar die Harn-
röhre und die Eichel, und die ganze Ruthe (n) auf. Jm
Hunde habe ich zwar nicht, aber sonst ein andrer zuver-
läßiger Zeuge, zwo Blutadern gesehen, welche gedrükkt
werden konnten (n*).

Es würde aber schon genug gewesen seyn, wenn das
Blut durch die Blutadern nicht so hurtig zurükke fliessen
können, als es durch die Schlagadern ankömmt (o).

J. Mery brachte eine Hipotese auf die Bahn, nach
welcher er behauptete, daß die cellulöse Fasern der schwam-
migen Körper von dem Vergnügen in die Höhe gehoben
würden, und das Schlagaderblut hinein liessen; wenn
hingegen die Wollust genossen wäre, so würden die ge-

gen
(i) [Spaltenumbruch] BOERHAAV. DUVERN.
II. p. 312. HEUERMAN. T. IV.
p.
339.
(k) WHYTT. vital. motions
p.
99.
(l) De usu Siphonis. p. 230.
nach ausgesprizzter Schlagader sa-
he er die Ruthe steif werden.
(l*) Prodr. p. 14.
(m) p. 560.
(n) FANTON. p. 170.
(n*) COMPAR. Anat. p. 34.
(o) Auch WOLF. vernünft. Ge-
brauch p. 525.
Zeugungstheile. XXVII. Buch.

Seitdem hat man die Meinung faſt uͤberall ange-
nommen, das Steifwerden entſtehe von dem, in den
ſchwammigen Koͤrpern verhaltnem Blute(i).

Andre wollen dagegen, es komme von den Schlag-
adern her, welche das Blut in vollem Strome (k) her-
bei fuͤhrten, ſie berufen ſich dabei auf den Verſuch (l)
des Graafs. Swammerdam ſahe, daß ſich die Mu-
ſkeln, an der gebundnen Ruthe des Thieres, zwiſchen
welchen Schlagadern laufen, auf wunderliche Art beweg-
ten [Spaltenumbruch] (l*), doch druͤkkt ſich derſelbe nicht gehoͤrig aus, wel-
che, und wie ſie ſich bewegt haͤtten, und vielleicht erregte
an ihnen der Schmerz Kraͤmpfe. Es ſtimmet auch dieſe
Hipoteſe mit den Erſcheinungen nicht uͤberein, indem
die angelegten Baͤnder (m) das Schlagaderblut nicht
beſchleunigen konnten. Wenn die Blutader der Ruthe
aufgeblaſen wird, ſo ſchwellen davon offenbar die Harn-
roͤhre und die Eichel, und die ganze Ruthe (n) auf. Jm
Hunde habe ich zwar nicht, aber ſonſt ein andrer zuver-
laͤßiger Zeuge, zwo Blutadern geſehen, welche gedruͤkkt
werden konnten (n*).

Es wuͤrde aber ſchon genug geweſen ſeyn, wenn das
Blut durch die Blutadern nicht ſo hurtig zuruͤkke flieſſen
koͤnnen, als es durch die Schlagadern ankoͤmmt (o).

J. Mery brachte eine Hipoteſe auf die Bahn, nach
welcher er behauptete, daß die celluloͤſe Faſern der ſchwam-
migen Koͤrper von dem Vergnuͤgen in die Hoͤhe gehoben
wuͤrden, und das Schlagaderblut hinein lieſſen; wenn
hingegen die Wolluſt genoſſen waͤre, ſo wuͤrden die ge-

gen
(i) [Spaltenumbruch] BOERHAAV. DUVERN.
II. p. 312. HEUERMAN. T. IV.
p.
339.
(k) WHYTT. vital. motions
p.
99.
(l) De uſu Siphoniſ. p. 230.
nach ausgeſprizzter Schlagader ſa-
he er die Ruthe ſteif werden.
(l*) Prodr. p. 14.
(m) p. 560.
(n) FANTON. p. 170.
(n*) COMPAR. Anat. p. 34.
(o) Auch WOLF. vernuͤnft. Ge-
brauch p. 525.
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[822/0858] Zeugungstheile. XXVII. Buch. Seitdem hat man die Meinung faſt uͤberall ange- nommen, das Steifwerden entſtehe von dem, in den ſchwammigen Koͤrpern verhaltnem Blute (i). Andre wollen dagegen, es komme von den Schlag- adern her, welche das Blut in vollem Strome (k) her- bei fuͤhrten, ſie berufen ſich dabei auf den Verſuch (l) des Graafs. Swammerdam ſahe, daß ſich die Mu- ſkeln, an der gebundnen Ruthe des Thieres, zwiſchen welchen Schlagadern laufen, auf wunderliche Art beweg- ten (l*), doch druͤkkt ſich derſelbe nicht gehoͤrig aus, wel- che, und wie ſie ſich bewegt haͤtten, und vielleicht erregte an ihnen der Schmerz Kraͤmpfe. Es ſtimmet auch dieſe Hipoteſe mit den Erſcheinungen nicht uͤberein, indem die angelegten Baͤnder (m) das Schlagaderblut nicht beſchleunigen konnten. Wenn die Blutader der Ruthe aufgeblaſen wird, ſo ſchwellen davon offenbar die Harn- roͤhre und die Eichel, und die ganze Ruthe (n) auf. Jm Hunde habe ich zwar nicht, aber ſonſt ein andrer zuver- laͤßiger Zeuge, zwo Blutadern geſehen, welche gedruͤkkt werden konnten (n*). Es wuͤrde aber ſchon genug geweſen ſeyn, wenn das Blut durch die Blutadern nicht ſo hurtig zuruͤkke flieſſen koͤnnen, als es durch die Schlagadern ankoͤmmt (o). J. Mery brachte eine Hipoteſe auf die Bahn, nach welcher er behauptete, daß die celluloͤſe Faſern der ſchwam- migen Koͤrper von dem Vergnuͤgen in die Hoͤhe gehoben wuͤrden, und das Schlagaderblut hinein lieſſen; wenn hingegen die Wolluſt genoſſen waͤre, ſo wuͤrden die ge- gen (i) BOERHAAV. DUVERN. II. p. 312. HEUERMAN. T. IV. p. 339. (k) WHYTT. vital. motions p. 99. (l) De uſu Siphoniſ. p. 230. nach ausgeſprizzter Schlagader ſa- he er die Ruthe ſteif werden. (l*) Prodr. p. 14. (m) p. 560. (n) FANTON. p. 170. (n*) COMPAR. Anat. p. 34. (o) Auch WOLF. vernuͤnft. Ge- brauch p. 525.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/858>, abgerufen am 22.11.2024.