dem Menschen von dem gemeinschaftlichen Ausdehnen der drei schwammigen Körper herrührt.
Es läßt sich eigentlich nicht leicht sagen, welches die Ursachen dieser Ausdehnung sind.
Die vornehmste und natürlichste beruhet auf der Men- ge eines guten Saamens, von der die Hoden und Bläs- chens aufschwellen. Denn von dieser Menge entstehet eine Ungemächlichkeit, eine Empfindung von einem Druk- ke und stumpfen Schmerze, es erfolgt hurtig die Stei- figkeit, wenn irgend ein andrer Reiz dazu kömmt; und die Stärke derselben ist jederzeit geringer, je stärker diese Behältnisse des Saamens ausgeleert worden.
Hieher gehören die nächtliche Beflekkungen [Spaltenumbruch](c*) und Ausflüsse des Saamens (c+) bei Personen, denen man die Hoden weggeschnitten, weil hier keine Eichel reizen konnte.
So werden zur Frühlingszeit die Hoden bei den Vö- geln, um einige male grösser (d) als sonst, und man fin- det bei den sehr brünstigen Kaninchen, die Saamenbläs- chen völlig angefüllt (d*).
Davon rühret die Geilheit bei der Amputation des Schenkels(e) her, indem sich nunmehr das Blut, in die den Schenkeladern nächsten Gefässe anhäuft.
Daher muß man die späte und fruchtbare Begattun- gen der nordlichen Völker ableiten.
Es würde auch kein Wunder seyn (f), wenn man bei drei Hoden einen stärkern Reiz zum Beischlafe ver- spürete. Obgleich auch bei einer einzigen Hode (g) Saa- me genug erzeugt wird, um ein fruchtbarer Vater zu seyn, wenn er gleich die eine Hode verloren, und aus dieser
Ursache
(c*)PURMAN. Lorbeerkranz p. 623.
(c+)VOGEL. Anmerk. p. 188. 189.
(d) Dreimal WILLOUGHBY ornithol. p. 8.
(d*)BUFFON. T. VI. t. 55. A.
(e)[Spaltenumbruch]BOERH. prax. II. p. 205.
(f)M. HOFMAN. de generat. BIRCH. I. p. 474. de pharmaco- pola Islando.
(g)TIMAEUS L. III. cas. 45. FRANCO. p. 59. PARE admin. p. 21. MAURICEAU p. 101.
III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
dem Menſchen von dem gemeinſchaftlichen Ausdehnen der drei ſchwammigen Koͤrper herruͤhrt.
Es laͤßt ſich eigentlich nicht leicht ſagen, welches die Urſachen dieſer Ausdehnung ſind.
Die vornehmſte und natuͤrlichſte beruhet auf der Men- ge eines guten Saamens, von der die Hoden und Blaͤs- chens aufſchwellen. Denn von dieſer Menge entſtehet eine Ungemaͤchlichkeit, eine Empfindung von einem Druk- ke und ſtumpfen Schmerze, es erfolgt hurtig die Stei- figkeit, wenn irgend ein andrer Reiz dazu koͤmmt; und die Staͤrke derſelben iſt jederzeit geringer, je ſtaͤrker dieſe Behaͤltniſſe des Saamens ausgeleert worden.
Hieher gehoͤren die naͤchtliche Beflekkungen [Spaltenumbruch](c*) und Ausfluͤſſe des Saamens (c†) bei Perſonen, denen man die Hoden weggeſchnitten, weil hier keine Eichel reizen konnte.
So werden zur Fruͤhlingszeit die Hoden bei den Voͤ- geln, um einige male groͤſſer (d) als ſonſt, und man fin- det bei den ſehr bruͤnſtigen Kaninchen, die Saamenblaͤs- chen voͤllig angefuͤllt (d*).
Davon ruͤhret die Geilheit bei der Amputation des Schenkels(e) her, indem ſich nunmehr das Blut, in die den Schenkeladern naͤchſten Gefaͤſſe anhaͤuft.
Daher muß man die ſpaͤte und fruchtbare Begattun- gen der nordlichen Voͤlker ableiten.
Es wuͤrde auch kein Wunder ſeyn (f), wenn man bei drei Hoden einen ſtaͤrkern Reiz zum Beiſchlafe ver- ſpuͤrete. Obgleich auch bei einer einzigen Hode (g) Saa- me genug erzeugt wird, um ein fruchtbarer Vater zu ſeyn, wenn er gleich die eine Hode verloren, und aus dieſer
Urſache
(c*)PURMAN. Lorbeerkranz p. 623.
(c†)VOGEL. Anmerk. p. 188. 189.
(d) Dreimal WILLOUGHBY ornithol. p. 8.
(d*)BUFFON. T. VI. t. 55. A.
(e)[Spaltenumbruch]BOERH. prax. II. p. 205.
(f)M. HOFMAN. de generat. BIRCH. I. p. 474. de pharmaco- pola Islando.
(g)TIMAEUS L. III. caſ. 45. FRANCO. p. 59. PARE admin. p. 21. MAURICEAU p. 101.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0849"n="813"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Abſchn. Beweg. des Saamens.</hi></fw><lb/>
dem Menſchen von dem gemeinſchaftlichen Ausdehnen<lb/>
der drei ſchwammigen Koͤrper herruͤhrt.</p><lb/><p>Es laͤßt ſich eigentlich nicht leicht ſagen, welches die<lb/>
Urſachen dieſer Ausdehnung ſind.</p><lb/><p>Die vornehmſte und natuͤrlichſte beruhet auf der Men-<lb/>
ge eines guten Saamens, von der die Hoden und Blaͤs-<lb/>
chens aufſchwellen. Denn von dieſer Menge entſtehet<lb/>
eine Ungemaͤchlichkeit, eine Empfindung von einem Druk-<lb/>
ke und ſtumpfen Schmerze, es erfolgt hurtig die Stei-<lb/>
figkeit, wenn irgend ein andrer Reiz dazu koͤmmt; und<lb/>
die Staͤrke derſelben iſt jederzeit geringer, je ſtaͤrker dieſe<lb/>
Behaͤltniſſe des Saamens ausgeleert worden.</p><lb/><p>Hieher gehoͤren die naͤchtliche Beflekkungen <cb/><noteplace="foot"n="(c*)"><hirendition="#aq">PURMAN.</hi> Lorbeerkranz<lb/><hirendition="#aq">p.</hi> 623.</note> und<lb/>
Ausfluͤſſe des Saamens <noteplace="foot"n="(c†)"><hirendition="#aq">VOGEL.</hi> Anmerk. <hirendition="#aq">p.</hi> 188.<lb/>
189.</note> bei Perſonen, denen man<lb/>
die Hoden weggeſchnitten, weil hier keine Eichel reizen<lb/>
konnte.</p><lb/><p>So werden zur Fruͤhlingszeit die Hoden bei den Voͤ-<lb/>
geln, um einige male groͤſſer <noteplace="foot"n="(d)">Dreimal <hirendition="#aq">WILLOUGHBY<lb/>
ornithol. p.</hi> 8.</note> als ſonſt, und man fin-<lb/>
det bei den ſehr bruͤnſtigen Kaninchen, die Saamenblaͤs-<lb/>
chen voͤllig angefuͤllt <noteplace="foot"n="(d*)"><hirendition="#aq">BUFFON. T. VI. t. 55. A.</hi></note>.</p><lb/><p>Davon ruͤhret die Geilheit bei der Amputation des<lb/>
Schenkels<noteplace="foot"n="(e)"><cb/><hirendition="#aq">BOERH. prax. II. p.</hi> 205.</note> her, indem ſich nunmehr das Blut, in die<lb/>
den Schenkeladern naͤchſten Gefaͤſſe anhaͤuft.</p><lb/><p>Daher muß man die ſpaͤte und fruchtbare Begattun-<lb/>
gen der nordlichen Voͤlker ableiten.</p><lb/><p>Es wuͤrde auch kein Wunder ſeyn <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">M. HOFMAN. de generat.<lb/>
BIRCH. I. p. 474. de pharmaco-<lb/>
pola Islando.</hi></note>, wenn man<lb/>
bei drei Hoden einen ſtaͤrkern Reiz zum Beiſchlafe ver-<lb/>ſpuͤrete. Obgleich auch bei einer einzigen Hode <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">TIMAEUS L. III. caſ. 45.<lb/>
FRANCO. p. 59. PARE admin.<lb/>
p. 21. MAURICEAU p.</hi> 101.</note> Saa-<lb/>
me genug erzeugt wird, um ein fruchtbarer Vater zu ſeyn,<lb/>
wenn er gleich die eine Hode verloren, und aus dieſer<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Urſache</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[813/0849]
III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
dem Menſchen von dem gemeinſchaftlichen Ausdehnen
der drei ſchwammigen Koͤrper herruͤhrt.
Es laͤßt ſich eigentlich nicht leicht ſagen, welches die
Urſachen dieſer Ausdehnung ſind.
Die vornehmſte und natuͤrlichſte beruhet auf der Men-
ge eines guten Saamens, von der die Hoden und Blaͤs-
chens aufſchwellen. Denn von dieſer Menge entſtehet
eine Ungemaͤchlichkeit, eine Empfindung von einem Druk-
ke und ſtumpfen Schmerze, es erfolgt hurtig die Stei-
figkeit, wenn irgend ein andrer Reiz dazu koͤmmt; und
die Staͤrke derſelben iſt jederzeit geringer, je ſtaͤrker dieſe
Behaͤltniſſe des Saamens ausgeleert worden.
Hieher gehoͤren die naͤchtliche Beflekkungen
(c*) und
Ausfluͤſſe des Saamens (c†) bei Perſonen, denen man
die Hoden weggeſchnitten, weil hier keine Eichel reizen
konnte.
So werden zur Fruͤhlingszeit die Hoden bei den Voͤ-
geln, um einige male groͤſſer (d) als ſonſt, und man fin-
det bei den ſehr bruͤnſtigen Kaninchen, die Saamenblaͤs-
chen voͤllig angefuͤllt (d*).
Davon ruͤhret die Geilheit bei der Amputation des
Schenkels (e) her, indem ſich nunmehr das Blut, in die
den Schenkeladern naͤchſten Gefaͤſſe anhaͤuft.
Daher muß man die ſpaͤte und fruchtbare Begattun-
gen der nordlichen Voͤlker ableiten.
Es wuͤrde auch kein Wunder ſeyn (f), wenn man
bei drei Hoden einen ſtaͤrkern Reiz zum Beiſchlafe ver-
ſpuͤrete. Obgleich auch bei einer einzigen Hode (g) Saa-
me genug erzeugt wird, um ein fruchtbarer Vater zu ſeyn,
wenn er gleich die eine Hode verloren, und aus dieſer
Urſache
(c*) PURMAN. Lorbeerkranz
p. 623.
(c†) VOGEL. Anmerk. p. 188.
189.
(d) Dreimal WILLOUGHBY
ornithol. p. 8.
(d*) BUFFON. T. VI. t. 55. A.
(e)
BOERH. prax. II. p. 205.
(f) M. HOFMAN. de generat.
BIRCH. I. p. 474. de pharmaco-
pola Islando.
(g) TIMAEUS L. III. caſ. 45.
FRANCO. p. 59. PARE admin.
p. 21. MAURICEAU p. 101.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 813. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/849>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.