spalte, indem selbige ungleich an Dikke wachsen, zuzu- schreiben [Spaltenumbruch](o*). Man hat bemerkt, daß sich die Stimme nicht verändere, wenn man Knaben, vor ihrer Mann- barkeit, zum Singen gewöhnt, und sie genau in Acht nimmt, daß ihre Stimme nicht unter ihren gewöhnlichen Ton herabfalle (o+), vielleicht weil dadurch die Bänder in dem beständigen Gebrauche so gespannt werden, daß sie den feinen Ton herausbringen müssen.
Diese Veränderung geschieht vom Saamen, denn hierzu tragen die übrigen Zeugungstheile nicht das ge- ringste mit bei. Es änderte sich bei einem Menschen, der keine Blase hatte, noch das Glied aufrichten konnte, dennoch zu ihrer Zeit die Stimme (o++).
Mehr Aufmerksamkeit verdient, was wir an den Geweihen wahrnehmen. Es werden diese jahrlich von dem Geschlechte der Hirsche abgeworfen, doch nur an den Männchen, und hiernächst wachsen ihnen neue wie- der. Sie keimen aber bei den mannbar werdenden, wenn sich der Saame einstellt, hervor. Verschneidet man sie vor dem Herauskeimen der Geweihe, so kommen niemals einige zum Vorschein (p): Verstümmelt man ihnen die Hoden eben zu der Zeit, wenn die Geweihe hervorbre- chen, so kommen sie nur ungestalt hervor, und bleiben beständig sizzen (p*). Verliert der Hirsch nach dem Auswachsen der Geweihe seine Mannheit, so fallen sie
niemals
(o*)SAUVAGES. nosolog. T. II. p. 350.
(o+)Idem ebenda p. 357.
(o++)TENON. Mem. de 1761.
(p)ARISTOTELES hist. anim. L. IX. c. 50. PLIN. L. VIII. c. 32. RUSSEL. aecon. natur. prolegom. p. 21. DOEBEL. l. c. p. 3. auch am Rehe MORTON. natur. hist. of [Spaltenumbruch]
northamptonshir. pag. 452. nicht am wirklichen Rennthiere LINN. Rhen. p. 23.
(p*)DOEBEL. p. 3. mit einer zottigen Haut bedekkt und knorplig RUSSEL. p. 21. An einer Seite ein dergleichen knorriges Geweih mit einer zottigen Haut bedekkt RUS- SEL. p. 22.
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III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
ſpalte, indem ſelbige ungleich an Dikke wachſen, zuzu- ſchreiben [Spaltenumbruch](o*). Man hat bemerkt, daß ſich die Stimme nicht veraͤndere, wenn man Knaben, vor ihrer Mann- barkeit, zum Singen gewoͤhnt, und ſie genau in Acht nimmt, daß ihre Stimme nicht unter ihren gewoͤhnlichen Ton herabfalle (o†), vielleicht weil dadurch die Baͤnder in dem beſtaͤndigen Gebrauche ſo geſpannt werden, daß ſie den feinen Ton herausbringen muͤſſen.
Dieſe Veraͤnderung geſchieht vom Saamen, denn hierzu tragen die uͤbrigen Zeugungstheile nicht das ge- ringſte mit bei. Es aͤnderte ſich bei einem Menſchen, der keine Blaſe hatte, noch das Glied aufrichten konnte, dennoch zu ihrer Zeit die Stimme (o††).
Mehr Aufmerkſamkeit verdient, was wir an den Geweihen wahrnehmen. Es werden dieſe jahrlich von dem Geſchlechte der Hirſche abgeworfen, doch nur an den Maͤnnchen, und hiernaͤchſt wachſen ihnen neue wie- der. Sie keimen aber bei den mannbar werdenden, wenn ſich der Saame einſtellt, hervor. Verſchneidet man ſie vor dem Herauskeimen der Geweihe, ſo kommen niemals einige zum Vorſchein (p): Verſtuͤmmelt man ihnen die Hoden eben zu der Zeit, wenn die Geweihe hervorbre- chen, ſo kommen ſie nur ungeſtalt hervor, und bleiben beſtaͤndig ſizzen (p*). Verliert der Hirſch nach dem Auswachſen der Geweihe ſeine Mannheit, ſo fallen ſie
niemals
(o*)SAUVAGES. noſolog. T. II. p. 350.
(o†)Idem ebenda p. 357.
(o††)TENON. Mém. de 1761.
(p)ARISTOTELES hiſt. anim. L. IX. c. 50. PLIN. L. VIII. c. 32. RUSSEL. æcon. natur. prolegom. p. 21. DOEBEL. l. c. p. 3. auch am Rehe MORTON. natur. hiſt. of [Spaltenumbruch]
northamptonshir. pag. 452. nicht am wirklichen Rennthiere LINN. Rhen. p. 23.
(p*)DOEBEL. p. 3. mit einer zottigen Haut bedekkt und knorplig RUSSEL. p. 21. An einer Seite ein dergleichen knorriges Geweih mit einer zottigen Haut bedekkt RUS- SEL. p. 22.
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III. Abſchn. Beweg. des Saamens.
ſpalte, indem ſelbige ungleich an Dikke wachſen, zuzu-
ſchreiben
(o*). Man hat bemerkt, daß ſich die Stimme
nicht veraͤndere, wenn man Knaben, vor ihrer Mann-
barkeit, zum Singen gewoͤhnt, und ſie genau in Acht
nimmt, daß ihre Stimme nicht unter ihren gewoͤhnlichen
Ton herabfalle (o†), vielleicht weil dadurch die Baͤnder
in dem beſtaͤndigen Gebrauche ſo geſpannt werden, daß
ſie den feinen Ton herausbringen muͤſſen.
Dieſe Veraͤnderung geſchieht vom Saamen, denn
hierzu tragen die uͤbrigen Zeugungstheile nicht das ge-
ringſte mit bei. Es aͤnderte ſich bei einem Menſchen,
der keine Blaſe hatte, noch das Glied aufrichten konnte,
dennoch zu ihrer Zeit die Stimme (o††).
Mehr Aufmerkſamkeit verdient, was wir an den
Geweihen wahrnehmen. Es werden dieſe jahrlich von
dem Geſchlechte der Hirſche abgeworfen, doch nur an
den Maͤnnchen, und hiernaͤchſt wachſen ihnen neue wie-
der. Sie keimen aber bei den mannbar werdenden, wenn
ſich der Saame einſtellt, hervor. Verſchneidet man ſie
vor dem Herauskeimen der Geweihe, ſo kommen niemals
einige zum Vorſchein (p): Verſtuͤmmelt man ihnen die
Hoden eben zu der Zeit, wenn die Geweihe hervorbre-
chen, ſo kommen ſie nur ungeſtalt hervor, und bleiben
beſtaͤndig ſizzen (p*). Verliert der Hirſch nach dem
Auswachſen der Geweihe ſeine Mannheit, ſo fallen ſie
niemals
(o*) SAUVAGES. noſolog. T.
II. p. 350.
(o†) Idem ebenda p. 357.
(o††) TENON. Mém. de 1761.
(p) ARISTOTELES hiſt. anim.
L. IX. c. 50. PLIN. L. VIII. c. 32.
RUSSEL. æcon. natur. prolegom.
p. 21. DOEBEL. l. c. p. 3. auch am
Rehe MORTON. natur. hiſt. of
northamptonshir. pag. 452. nicht
am wirklichen Rennthiere LINN.
Rhen. p. 23.
(p*) DOEBEL. p. 3. mit einer
zottigen Haut bedekkt und knorplig
RUSSEL. p. 21. An einer Seite ein
dergleichen knorriges Geweih mit
einer zottigen Haut bedekkt RUS-
SEL. p. 22.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 803. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/839>, abgerufen am 25.11.2024.
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