Haut hinauf getriebnen Feuchtigkeiten(g) ist. Dahin- gegen sind diejenige Männer unfruchtbar, denen die Schaamhaare, und der Bart mangeln (h). Verschnittne, die man vor ihrer Mannbarkeit dem Schnitte unterwirft, bekommen weder den einen, noch den andern Haar- wuchs (i).
Man könnte hier auch von den Augen Beispiele an- führen, welche an dem Uferaaße(k) und andern männ- lichen Thieren, grösser, als bei ihren Weibchen sind: so wie blos die Männchen unter den Fröschen (l) Luftblasen an sich haben (l).
Man kann auch die Veränderung und Rauhigkeit der Stimme bei den Mannspersonen hieher rechnen, wel- che sich gegen die Zeit der Mannbarkeit einfindet (m), und es bleibt diese völlig aus, wenn man vor dieser Pe- riode die Hoden ausschneidet; so hefteten ehedem die alten Römer ihre Sänger, und ihre christliche Nachkommen verschneiden sie gar, damit sich ihre Stimme nicht ändern möge, indem sie der Anmerkung des Aristoteles Folge leisten. Auch der Kapaun verliert sein Krähen, seine Stärke, er leget die männliche Wachsamkeit des Haus- hahns ab, und artet in eine weibische Weichlichkeit aus (n). So verlor dagegen ein Knabe, der eine gute Stimme sang, so bald ihm im dreizehnten Jahre die Hoden zu wachsen anfingen, alle Annehmlichkeiten der Kehle (o). Es scheinen bei Verschnittnen die Bänder der Luftröhren- spalte weniger gespannt, deren Knorpel weniger hart, die Luftröhre weniger weit zu seyn. Eine schlechte Stim- me aber pflegt man den dikken Bändern der Luftröhren-
spalte,
(g)[Spaltenumbruch]BROUZET. Educat. p. 349.
(h)Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 6. app. und vormals PLIN. L. XI. p. 635.
(i)ARISTOT. hist. anim. L. IX. c. 50. WITHOF. castrat. p. 60.
(k)[Spaltenumbruch]SWAMMERDAM. bibl. p. 244.
(l)Idem p. 807.
(l)Idem p. 807.
(m)ARISTOTELES hist. L. V. c. 14.
(n)CASSER. voc. audit. L. II. c. 24.
(o)KERKERING. obs. 13.
Zeugungstheile. XXVII. Buch.
Haut hinauf getriebnen Feuchtigkeiten(g) iſt. Dahin- gegen ſind diejenige Maͤnner unfruchtbar, denen die Schaamhaare, und der Bart mangeln (h). Verſchnittne, die man vor ihrer Mannbarkeit dem Schnitte unterwirft, bekommen weder den einen, noch den andern Haar- wuchs (i).
Man koͤnnte hier auch von den Augen Beiſpiele an- fuͤhren, welche an dem Uferaaße(k) und andern maͤnn- lichen Thieren, groͤſſer, als bei ihren Weibchen ſind: ſo wie blos die Maͤnnchen unter den Froͤſchen (l) Luftblaſen an ſich haben (l).
Man kann auch die Veraͤnderung und Rauhigkeit der Stimme bei den Mannsperſonen hieher rechnen, wel- che ſich gegen die Zeit der Mannbarkeit einfindet (m), und es bleibt dieſe voͤllig aus, wenn man vor dieſer Pe- riode die Hoden ausſchneidet; ſo hefteten ehedem die alten Roͤmer ihre Saͤnger, und ihre chriſtliche Nachkommen verſchneiden ſie gar, damit ſich ihre Stimme nicht aͤndern moͤge, indem ſie der Anmerkung des Ariſtoteles Folge leiſten. Auch der Kapaun verliert ſein Kraͤhen, ſeine Staͤrke, er leget die maͤnnliche Wachſamkeit des Haus- hahns ab, und artet in eine weibiſche Weichlichkeit aus (n). So verlor dagegen ein Knabe, der eine gute Stimme ſang, ſo bald ihm im dreizehnten Jahre die Hoden zu wachſen anfingen, alle Annehmlichkeiten der Kehle (o). Es ſcheinen bei Verſchnittnen die Baͤnder der Luftroͤhren- ſpalte weniger geſpannt, deren Knorpel weniger hart, die Luftroͤhre weniger weit zu ſeyn. Eine ſchlechte Stim- me aber pflegt man den dikken Baͤndern der Luftroͤhren-
ſpalte,
(g)[Spaltenumbruch]BROUZET. Educat. p. 349.
(h)Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann. 6. app. und vormals PLIN. L. XI. p. 635.
(i)ARISTOT. hiſt. anim. L. IX. c. 50. WITHOF. caſtrat. p. 60.
(k)[Spaltenumbruch]SWAMMERDAM. bibl. p. 244.
(l)Idem p. 807.
(l)Idem p. 807.
(m)ARISTOTELES hiſt. L. V. c. 14.
(n)CASSER. voc. audit. L. II. c. 24.
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Zeugungstheile. XXVII. Buch.
Haut hinauf getriebnen Feuchtigkeiten (g) iſt. Dahin-
gegen ſind diejenige Maͤnner unfruchtbar, denen die
Schaamhaare, und der Bart mangeln (h). Verſchnittne,
die man vor ihrer Mannbarkeit dem Schnitte unterwirft,
bekommen weder den einen, noch den andern Haar-
wuchs (i).
Man koͤnnte hier auch von den Augen Beiſpiele an-
fuͤhren, welche an dem Uferaaße (k) und andern maͤnn-
lichen Thieren, groͤſſer, als bei ihren Weibchen ſind: ſo
wie blos die Maͤnnchen unter den Froͤſchen (l) Luftblaſen
an ſich haben (l).
Man kann auch die Veraͤnderung und Rauhigkeit
der Stimme bei den Mannsperſonen hieher rechnen, wel-
che ſich gegen die Zeit der Mannbarkeit einfindet (m),
und es bleibt dieſe voͤllig aus, wenn man vor dieſer Pe-
riode die Hoden ausſchneidet; ſo hefteten ehedem die alten
Roͤmer ihre Saͤnger, und ihre chriſtliche Nachkommen
verſchneiden ſie gar, damit ſich ihre Stimme nicht aͤndern
moͤge, indem ſie der Anmerkung des Ariſtoteles Folge
leiſten. Auch der Kapaun verliert ſein Kraͤhen, ſeine
Staͤrke, er leget die maͤnnliche Wachſamkeit des Haus-
hahns ab, und artet in eine weibiſche Weichlichkeit aus (n).
So verlor dagegen ein Knabe, der eine gute Stimme
ſang, ſo bald ihm im dreizehnten Jahre die Hoden zu
wachſen anfingen, alle Annehmlichkeiten der Kehle (o).
Es ſcheinen bei Verſchnittnen die Baͤnder der Luftroͤhren-
ſpalte weniger geſpannt, deren Knorpel weniger hart,
die Luftroͤhre weniger weit zu ſeyn. Eine ſchlechte Stim-
me aber pflegt man den dikken Baͤndern der Luftroͤhren-
ſpalte,
(g)
BROUZET. Educat. p. 349.
(h) Eph. Nat. Cur. Dec. II. ann.
6. app. und vormals PLIN. L. XI.
p. 635.
(i) ARISTOT. hiſt. anim. L.
IX. c. 50. WITHOF. caſtrat. p. 60.
(k)
SWAMMERDAM. bibl.
p. 244.
(l) Idem p. 807.
(l) Idem p. 807.
(m) ARISTOTELES hiſt. L. V.
c. 14.
(n) CASSER. voc. audit. L. II.
c. 24.
(o) KERKERING. obſ. 13.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 802. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/838>, abgerufen am 22.11.2024.
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