keine Thierchen, sondern gewisse organische Theilchen sind, deren viele zu einem einzigen Thiere zusammen wachsen müßten. Folglich müssen wir genaue Acht geben, um nichts zu übergehen, was uns zur Wahrheit leiten könnte.
Daß es Thierchen wären, daran zweifelte Leeuwen- hök nicht im geringsten. Sie bewegen sich nämlich je- derzeit, so lange sie leben und munter sind(a), und sie liegen, nachdem sie die Bewegung verlohren, eben so stille, ohne jemals wieder in Bewegung zu gerathen.
Es ist dieses ferner keine Bewegung solcher Theilchen, welche in der Saamenflüßigkeit, ohne Absicht und ohne einen Willen herum schwimmen (a*). Denn sie rudern weiter, strömen gerades weges gegen deutliche Stellen zu (b); wenden ihre Richtung und kommen an gegensei- tige Ufer zurükk geschwommen (c), nehmen andre Rich- tungen an (c*), begegnen sich einander (d), und trennen sich wieder (e), schwimmen vor einander vorbei (f), wei- chen sich und ihren gegenseitigen Wellen aus (f*), jedes verfolgt seine eigene Bahn (f**), und strömen mit ihres
gleichen
(a)[Spaltenumbruch]Anat. et contempl. II. pag. 168. VERHEYEN. suppl. p. 68. LEDERMULLER p. 11. KAAUW. n. 96.
(a*) Beobachten immer einerlei Richtung HALLE p. 74. bewegen sich beständig ohne Ruhe und Be- schleunigung BUFFON. II. p. 266. doch dies haben andre anders ge- sehen.
(b)Epist. physiolog. p. 281.
(c)NICOLAI erzeug. n. 21. LEDERMULLER p. 18.
(c*)LEDERM ebenda.
(d)LEEUWENH. Epist. 103. p. 144. Vor weniger Zeit sind mir durch die Gefälligkeit des berühm- ten Autors, die mikroskopische Beobachtungen des Lazari SPAL- LANZANI, in die Hände gekom- men. Viele darunter gehören hie- [Spaltenumbruch]
her. Er bestätigt, daß die Thier- chen, im Wasser, worinnen dieser berühmte Mann verschiedne Saa- men, und hernach auch Fleisch macerirte, wirkliche Thierchen wä- ren, mit weitläuftigen Gründen, indem er ihre freiwillige Bewegung, ihre Ausweichungen bei Hinder- nissen, ihre schnelle Umlenkung nach andern Richtungen, ihr Schwim- men gegen den Strom, ihre, nach einiger Ruhe, wieder angefangene Bewegung, selbst die Lust zur Spei- se, und deren wirkliche Geniessung, mit Augen gesehen.
(e)Ibid. et contempl. arcan. natur. oder T. III. p. 284. WOLF.
(f)KAAUW. n. 96.
(f*) Der Uebersezzer NEED- HAMII p. 68.
(f**)LEDERMULLER p. 18.
Zeugungstheile, XXVII. Buch.
keine Thierchen, ſondern gewiſſe organiſche Theilchen ſind, deren viele zu einem einzigen Thiere zuſammen wachſen muͤßten. Folglich muͤſſen wir genaue Acht geben, um nichts zu uͤbergehen, was uns zur Wahrheit leiten koͤnnte.
Daß es Thierchen waͤren, daran zweifelte Leeuwen- hoͤk nicht im geringſten. Sie bewegen ſich naͤmlich je- derzeit, ſo lange ſie leben und munter ſind(a), und ſie liegen, nachdem ſie die Bewegung verlohren, eben ſo ſtille, ohne jemals wieder in Bewegung zu gerathen.
Es iſt dieſes ferner keine Bewegung ſolcher Theilchen, welche in der Saamenfluͤßigkeit, ohne Abſicht und ohne einen Willen herum ſchwimmen (a*). Denn ſie rudern weiter, ſtroͤmen gerades weges gegen deutliche Stellen zu (b); wenden ihre Richtung und kommen an gegenſei- tige Ufer zuruͤkk geſchwommen (c), nehmen andre Rich- tungen an (c*), begegnen ſich einander (d), und trennen ſich wieder (e), ſchwimmen vor einander vorbei (f), wei- chen ſich und ihren gegenſeitigen Wellen aus (f*), jedes verfolgt ſeine eigene Bahn (f**), und ſtroͤmen mit ihres
gleichen
(a)[Spaltenumbruch]Anat. et contempl. II. pag. 168. VERHEYEN. ſuppl. p. 68. LEDERMULLER p. 11. KAAUW. n. 96.
(a*) Beobachten immer einerlei Richtung HALLE p. 74. bewegen ſich beſtaͤndig ohne Ruhe und Be- ſchleunigung BUFFON. II. p. 266. doch dies haben andre anders ge- ſehen.
(b)Epiſt. phyſiolog. p. 281.
(c)NICOLAI erzeug. n. 21. LEDERMULLER p. 18.
(c*)LEDERM ebenda.
(d)LEEUWENH. Epiſt. 103. p. 144. Vor weniger Zeit ſind mir durch die Gefaͤlligkeit des beruͤhm- ten Autors, die mikroſkopiſche Beobachtungen des Lazari SPAL- LANZANI, in die Haͤnde gekom- men. Viele darunter gehoͤren hie- [Spaltenumbruch]
her. Er beſtaͤtigt, daß die Thier- chen, im Waſſer, worinnen dieſer beruͤhmte Mann verſchiedne Saa- men, und hernach auch Fleiſch macerirte, wirkliche Thierchen waͤ- ren, mit weitlaͤuftigen Gruͤnden, indem er ihre freiwillige Bewegung, ihre Ausweichungen bei Hinder- niſſen, ihre ſchnelle Umlenkung nach andern Richtungen, ihr Schwim- men gegen den Strom, ihre, nach einiger Ruhe, wieder angefangene Bewegung, ſelbſt die Luſt zur Spei- ſe, und deren wirkliche Genieſſung, mit Augen geſehen.
(e)Ibid. et contempl. arcan. natur. oder T. III. p. 284. WOLF.
(f)KAAUW. n. 96.
(f*) Der Ueberſezzer NEED- HAMII p. 68.
(f**)LEDERMULLER p. 18.
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Zeugungstheile, XXVII. Buch.
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muͤßten. Folglich muͤſſen wir genaue Acht geben, um
nichts zu uͤbergehen, was uns zur Wahrheit leiten koͤnnte.
Daß es Thierchen waͤren, daran zweifelte Leeuwen-
hoͤk nicht im geringſten. Sie bewegen ſich naͤmlich je-
derzeit, ſo lange ſie leben und munter ſind (a), und ſie
liegen, nachdem ſie die Bewegung verlohren, eben ſo
ſtille, ohne jemals wieder in Bewegung zu gerathen.
Es iſt dieſes ferner keine Bewegung ſolcher Theilchen,
welche in der Saamenfluͤßigkeit, ohne Abſicht und ohne
einen Willen herum ſchwimmen (a*). Denn ſie rudern
weiter, ſtroͤmen gerades weges gegen deutliche Stellen
zu (b); wenden ihre Richtung und kommen an gegenſei-
tige Ufer zuruͤkk geſchwommen (c), nehmen andre Rich-
tungen an (c*), begegnen ſich einander (d), und trennen
ſich wieder (e), ſchwimmen vor einander vorbei (f), wei-
chen ſich und ihren gegenſeitigen Wellen aus (f*), jedes
verfolgt ſeine eigene Bahn (f**), und ſtroͤmen mit ihres
gleichen
(a)
Anat. et contempl. II. pag.
168. VERHEYEN. ſuppl. p. 68.
LEDERMULLER p. 11. KAAUW.
n. 96.
(a*) Beobachten immer einerlei
Richtung HALLE p. 74. bewegen
ſich beſtaͤndig ohne Ruhe und Be-
ſchleunigung BUFFON. II. p. 266.
doch dies haben andre anders ge-
ſehen.
(b) Epiſt. phyſiolog. p. 281.
(c) NICOLAI erzeug. n. 21.
LEDERMULLER p. 18.
(c*) LEDERM ebenda.
(d) LEEUWENH. Epiſt. 103.
p. 144. Vor weniger Zeit ſind mir
durch die Gefaͤlligkeit des beruͤhm-
ten Autors, die mikroſkopiſche
Beobachtungen des Lazari SPAL-
LANZANI, in die Haͤnde gekom-
men. Viele darunter gehoͤren hie-
her. Er beſtaͤtigt, daß die Thier-
chen, im Waſſer, worinnen dieſer
beruͤhmte Mann verſchiedne Saa-
men, und hernach auch Fleiſch
macerirte, wirkliche Thierchen waͤ-
ren, mit weitlaͤuftigen Gruͤnden,
indem er ihre freiwillige Bewegung,
ihre Ausweichungen bei Hinder-
niſſen, ihre ſchnelle Umlenkung nach
andern Richtungen, ihr Schwim-
men gegen den Strom, ihre, nach
einiger Ruhe, wieder angefangene
Bewegung, ſelbſt die Luſt zur Spei-
ſe, und deren wirkliche Genieſſung,
mit Augen geſehen.
(e) Ibid. et contempl. arcan.
natur. oder T. III. p. 284. WOLF.
(f) KAAUW. n. 96.
(f*) Der Ueberſezzer NEED-
HAMII p. 68.
(f**) LEDERMULLER p. 18.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 774. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/810>, abgerufen am 22.11.2024.
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