Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
Zeugungstheile, XXVII. Buch.

Es befinden sich nämlich im Saamen leichte, mit
schweren vermengte Stoffe. Am leichtesten sind dieje-
nigen(t), welche in der Luft selbst schwimmen, und den
von frischen Saamen aufsteigenden Dunst und Geruch (u)
machen, der im Saamen eines Menschen, und auch der
Thiere, fast beständig, stark, wiewohl nicht scharf, bei
Thieren hizziger, auch in der Natter (w), Schnekke (x),
und in der Biene (x*) und den sich begattenden Fischen,
zu spüren ist (y): und es kömmt auch eben dieser Geruch
bei den Wurzeln und Staubhülsen vieler Pflanzen vor,
so wie an den Knollen des Knabenkrautes, und den
Käzzchen der Kastanienblühte: er ist so durchdringend,
daß er das ganze Fleisch eines Thieres durchwittert, es
unnüzze und stinkend macht, wofern man nicht sogleich
die Hoden heraus schneidet (z). Selbst an den vierfüs-
sigen Thieren ist der, in den Bläschen aufbehaltene Saame
von einem durchdringenden Gestanke (a). Der brün-
stige Jgel verdirbt das Wasser, und dieses macht, wenn
man es trinkt, daß die Ruthe eine ungewöhnliche Steifig-
keit bekömmt (b). So stinket das Fleisch der Hirsche
zur Brunstzeit (c), und ihr Saame äussert eine wollust-
erregende Kraft (d).

Mischt man den Saamen unter allerlei Flüßigkeiten,
so verändert er sich beinahe wie der Schleim (e). Er
gerinnt vom starken Weingeiste (f): er löset sich von der

Säure,
(t) [Spaltenumbruch] SCHURIG. sperm. p. 22.
der subtile geistige Theil TARGIRI
p.
264.
(u) BUFFON. T. II. p. 176.
(w) REDI viper. p. 34.
(x) Riecht nach Schierling LI-
STER. cochl. p.
146.
(x*) SWAMMERDAM. bibl.
p.
514.
(y) STROEMING. h. sw. we-
tensk. handl. 1748. Trim. II. p.
114.
(z) HALLE, thiere p 360 Am
wilden Ochsen le PAGE hist. de
[Spaltenumbruch] la Louisiane T. I. p.
228. Wilde
Schwein BUFFON. T. V. p. 121.
(a) REDI.
(b) CLEGHORNE nat. hist. of
minorca p.
75.
(c) RUSSEL. oecon. nat. p. 93.
conf. WITHOF. castrat. pag. 47.
GRAAF. p.
125.
(d) Bresl. Saml. anno 1726. m.
Octobr.
(e) MONRO ibid. p. 58.
(f) Ibid.
Zeugungstheile, XXVII. Buch.

Es befinden ſich naͤmlich im Saamen leichte, mit
ſchweren vermengte Stoffe. Am leichteſten ſind dieje-
nigen(t), welche in der Luft ſelbſt ſchwimmen, und den
von friſchen Saamen aufſteigenden Dunſt und Geruch (u)
machen, der im Saamen eines Menſchen, und auch der
Thiere, faſt beſtaͤndig, ſtark, wiewohl nicht ſcharf, bei
Thieren hizziger, auch in der Natter (w), Schnekke (x),
und in der Biene (x*) und den ſich begattenden Fiſchen,
zu ſpuͤren iſt (y): und es koͤmmt auch eben dieſer Geruch
bei den Wurzeln und Staubhuͤlſen vieler Pflanzen vor,
ſo wie an den Knollen des Knabenkrautes, und den
Kaͤzzchen der Kaſtanienbluͤhte: er iſt ſo durchdringend,
daß er das ganze Fleiſch eines Thieres durchwittert, es
unnuͤzze und ſtinkend macht, wofern man nicht ſogleich
die Hoden heraus ſchneidet (z). Selbſt an den vierfuͤſ-
ſigen Thieren iſt der, in den Blaͤschen aufbehaltene Saame
von einem durchdringenden Geſtanke (a). Der bruͤn-
ſtige Jgel verdirbt das Waſſer, und dieſes macht, wenn
man es trinkt, daß die Ruthe eine ungewoͤhnliche Steifig-
keit bekoͤmmt (b). So ſtinket das Fleiſch der Hirſche
zur Brunſtzeit (c), und ihr Saame aͤuſſert eine wolluſt-
erregende Kraft (d).

Miſcht man den Saamen unter allerlei Fluͤßigkeiten,
ſo veraͤndert er ſich beinahe wie der Schleim (e). Er
gerinnt vom ſtarken Weingeiſte (f): er loͤſet ſich von der

Saͤure,
(t) [Spaltenumbruch] SCHURIG. ſperm. p. 22.
der ſubtile geiſtige Theil TARGIRI
p.
264.
(u) BUFFON. T. II. p. 176.
(w) REDI viper. p. 34.
(x) Riecht nach Schierling LI-
STER. cochl. p.
146.
(x*) SWAMMERDAM. bibl.
p.
514.
(y) STROEMING. h. ſw. we-
tensk. handl. 1748. Trim. II. p.
114.
(z) HALLE, thiere p 360 Am
wilden Ochſen le PAGE hiſt. de
[Spaltenumbruch] la Louiſiane T. I. p.
228. Wilde
Schwein BUFFON. T. V. p. 121.
(a) REDI.
(b) CLEGHORNE nat. hiſt. of
minorca p.
75.
(c) RUSSEL. oecon. nat. p. 93.
conf. WITHOF. caſtrat. pag. 47.
GRAAF. p.
125.
(d) Bresl. Saml. anno 1726. m.
Octobr.
(e) MONRO ibid. p. 58.
(f) Ibid.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0796" n="760"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Zeugungstheile, <hi rendition="#aq">XXVII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
              <p>Es befinden &#x017F;ich na&#x0364;mlich im Saamen leichte, mit<lb/>
&#x017F;chweren vermengte Stoffe. Am leichte&#x017F;ten &#x017F;ind dieje-<lb/>
nigen<note place="foot" n="(t)"><cb/><hi rendition="#aq">SCHURIG. &#x017F;perm. p.</hi> 22.<lb/>
der &#x017F;ubtile gei&#x017F;tige Theil <hi rendition="#aq">TARGIRI<lb/>
p.</hi> 264.</note>, welche in der Luft &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chwimmen, und den<lb/>
von fri&#x017F;chen Saamen auf&#x017F;teigenden Dun&#x017F;t und Geruch <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">BUFFON. T. II. p.</hi> 176.</note><lb/>
machen, der im Saamen eines Men&#x017F;chen, und auch der<lb/>
Thiere, fa&#x017F;t be&#x017F;ta&#x0364;ndig, &#x017F;tark, wiewohl nicht &#x017F;charf, bei<lb/>
Thieren hizziger, auch in der Natter <note place="foot" n="(w)"><hi rendition="#aq">REDI viper. p.</hi> 34.</note>, Schnekke <note place="foot" n="(x)">Riecht nach Schierling <hi rendition="#aq">LI-<lb/>
STER. cochl. p.</hi> 146.</note>,<lb/>
und in der Biene <note place="foot" n="(x*)"><hi rendition="#aq">SWAMMERDAM. bibl.<lb/>
p.</hi> 514.</note> und den &#x017F;ich begattenden Fi&#x017F;chen,<lb/>
zu &#x017F;pu&#x0364;ren i&#x017F;t <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">STROEMING. h. &#x017F;w. we-<lb/>
tensk. handl. 1748. Trim. II. p.</hi> 114.</note>: und es ko&#x0364;mmt auch eben die&#x017F;er Geruch<lb/>
bei den Wurzeln und Staubhu&#x0364;l&#x017F;en vieler Pflanzen vor,<lb/>
&#x017F;o wie an den Knollen des Knabenkrautes, und den<lb/>
Ka&#x0364;zzchen der Ka&#x017F;tanienblu&#x0364;hte: er i&#x017F;t &#x017F;o durchdringend,<lb/>
daß er das ganze Flei&#x017F;ch eines Thieres durchwittert, es<lb/>
unnu&#x0364;zze und &#x017F;tinkend macht, wofern man nicht &#x017F;ogleich<lb/>
die Hoden heraus &#x017F;chneidet <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">HALLE, thiere p</hi> 360 Am<lb/>
wilden Och&#x017F;en <hi rendition="#aq">le PAGE hi&#x017F;t. de<lb/><cb/>
la Loui&#x017F;iane T. I. p.</hi> 228. Wilde<lb/>
Schwein <hi rendition="#aq">BUFFON. T. V. p.</hi> 121.</note>. Selb&#x017F;t an den vierfu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igen Thieren i&#x017F;t der, in den Bla&#x0364;schen aufbehaltene Saame<lb/>
von einem durchdringenden Ge&#x017F;tanke <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">REDI.</hi></note>. Der bru&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;tige Jgel verdirbt das Wa&#x017F;&#x017F;er, und die&#x017F;es macht, wenn<lb/>
man es trinkt, daß die Ruthe eine ungewo&#x0364;hnliche Steifig-<lb/>
keit beko&#x0364;mmt <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">CLEGHORNE nat. hi&#x017F;t. of<lb/>
minorca p.</hi> 75.</note>. So &#x017F;tinket das Flei&#x017F;ch der Hir&#x017F;che<lb/>
zur Brun&#x017F;tzeit <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">RUSSEL. oecon. nat. p. 93.<lb/>
conf. WITHOF. ca&#x017F;trat. pag. 47.<lb/>
GRAAF. p.</hi> 125.</note>, und ihr Saame a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert eine wollu&#x017F;t-<lb/>
erregende Kraft <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">Bresl. Saml. anno 1726. m.<lb/>
Octobr.</hi></note>.</p><lb/>
              <p>Mi&#x017F;cht man den Saamen unter allerlei Flu&#x0364;ßigkeiten,<lb/>
&#x017F;o vera&#x0364;ndert er &#x017F;ich beinahe wie der Schleim <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">MONRO ibid. p.</hi> 58.</note>. Er<lb/>
gerinnt vom &#x017F;tarken Weingei&#x017F;te <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">Ibid.</hi></note>: er lo&#x0364;&#x017F;et &#x017F;ich von der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sa&#x0364;ure,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[760/0796] Zeugungstheile, XXVII. Buch. Es befinden ſich naͤmlich im Saamen leichte, mit ſchweren vermengte Stoffe. Am leichteſten ſind dieje- nigen (t), welche in der Luft ſelbſt ſchwimmen, und den von friſchen Saamen aufſteigenden Dunſt und Geruch (u) machen, der im Saamen eines Menſchen, und auch der Thiere, faſt beſtaͤndig, ſtark, wiewohl nicht ſcharf, bei Thieren hizziger, auch in der Natter (w), Schnekke (x), und in der Biene (x*) und den ſich begattenden Fiſchen, zu ſpuͤren iſt (y): und es koͤmmt auch eben dieſer Geruch bei den Wurzeln und Staubhuͤlſen vieler Pflanzen vor, ſo wie an den Knollen des Knabenkrautes, und den Kaͤzzchen der Kaſtanienbluͤhte: er iſt ſo durchdringend, daß er das ganze Fleiſch eines Thieres durchwittert, es unnuͤzze und ſtinkend macht, wofern man nicht ſogleich die Hoden heraus ſchneidet (z). Selbſt an den vierfuͤſ- ſigen Thieren iſt der, in den Blaͤschen aufbehaltene Saame von einem durchdringenden Geſtanke (a). Der bruͤn- ſtige Jgel verdirbt das Waſſer, und dieſes macht, wenn man es trinkt, daß die Ruthe eine ungewoͤhnliche Steifig- keit bekoͤmmt (b). So ſtinket das Fleiſch der Hirſche zur Brunſtzeit (c), und ihr Saame aͤuſſert eine wolluſt- erregende Kraft (d). Miſcht man den Saamen unter allerlei Fluͤßigkeiten, ſo veraͤndert er ſich beinahe wie der Schleim (e). Er gerinnt vom ſtarken Weingeiſte (f): er loͤſet ſich von der Saͤure, (t) SCHURIG. ſperm. p. 22. der ſubtile geiſtige Theil TARGIRI p. 264. (u) BUFFON. T. II. p. 176. (w) REDI viper. p. 34. (x) Riecht nach Schierling LI- STER. cochl. p. 146. (x*) SWAMMERDAM. bibl. p. 514. (y) STROEMING. h. ſw. we- tensk. handl. 1748. Trim. II. p. 114. (z) HALLE, thiere p 360 Am wilden Ochſen le PAGE hiſt. de la Louiſiane T. I. p. 228. Wilde Schwein BUFFON. T. V. p. 121. (a) REDI. (b) CLEGHORNE nat. hiſt. of minorca p. 75. (c) RUSSEL. oecon. nat. p. 93. conf. WITHOF. caſtrat. pag. 47. GRAAF. p. 125. (d) Bresl. Saml. anno 1726. m. Octobr. (e) MONRO ibid. p. 58. (f) Ibid.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/796
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/796>, abgerufen am 22.11.2024.