Körper kein einziger Theil, woran das blosse Reiben schon solche kramfhafte Bewegungen hervorzubringen vermögend wäre, als der Genuß der Liebe thut: und es hat keine einzige Art der Wollust so was an sich, was sich mit der Liebe vergleichen liesse(a). Jch bin nicht in Abrede, daß nicht die Zärtlichkeit der Bekleidung die scharfe Empfindlichkeit vergrössern sollte.
Doch es lehret auch schon das Auge, daß der ganze Rükken der männlichen Ruthe mit Nerven überzogen ist, die an einem, nicht eben grossen Gliede, so groß sind, daß die Ruthe an der Menge der Nerven blos dem Auge nachsteht. Sie entstehen aus dem ungemein grossen (b) Hüftennerven (b*), werden von der Schaamschlagader umgeben, und theilen dem Mastdarme (b+), den Ru- thenaufrichtern (b++), der Harnröhrenzwiebel, den schwammigen Körpern der Ruthe, und den Ruthenmu- skeln Aeste, und laufen endlich unter der Haut der Manns- ruthe, ganz zu äusserst, als Begleiter der Gefässe, so diesen Rükken einnehmen, haben überall Aeste, und durchstreichen die männliche Ruthe. Es pflegen zween Stämme kürzer zu seyn, und der dritte bis zur Eichel
verlän-
(a)[Spaltenumbruch]
Ein todter Wallfisch zittert wenn er eine Wunde an der Ruthe empfängt MARTENS. Spizb. Reise p. 112.
(b)L. X. p. 251. FALLOP. p. 190. b. LIEUTAUD. p. 341. VI- EUSSENS. tab. 29. EUSTACH. t. 20. auf beiden Seiten, wo dieser Nerve sich verstekkend gezeichnet ist COWPER. myot. anno 1694. f. 10. dies scheint WINSLOW. zu sagen n. 321. vom lezzten Nerven un- richtig WILLIS. p. 205. ad 8. den Schaamnerven beschreibt der vor- trefliche CAMPER T. I. f. 2. 11. daß er aus dem andern und dritten Paare des heiligen Knochens ent- stehe, und sich durch eine Wurzel vom Ribbennerven verstärke; er [Spaltenumbruch]
theilt dem Verstopfer, dem Ge- säsbeinmuskel, dem Hebemuskel Aeste, und der Gesäshaut den Nerven mit. Es sey ferner der Rükkenast der männlichen Ruthe grösser 16. der untere kleinere folge der Harnröhre, und laufe zum Be- schleuniger zu den Queermuskeln, zum Steifmacher 17. Endlich ge- he er mit einem tiefen Aste nach dem Schliesmuskel der Blase und deren Zwiebel.
(b*) Theils hinter dem Bekken, theils aus einem andern Nerven der im Bekken hinzukömmt CAM- PER. t. 1. f. 2.
(b+)CAMPER. 13.
(b++)CAMPER. 17. 18. 19.
Zeugungstheile, XXVII. Buch.
Koͤrper kein einziger Theil, woran das bloſſe Reiben ſchon ſolche kramfhafte Bewegungen hervorzubringen vermoͤgend waͤre, als der Genuß der Liebe thut: und es hat keine einzige Art der Wolluſt ſo was an ſich, was ſich mit der Liebe vergleichen lieſſe(a). Jch bin nicht in Abrede, daß nicht die Zaͤrtlichkeit der Bekleidung die ſcharfe Empfindlichkeit vergroͤſſern ſollte.
Doch es lehret auch ſchon das Auge, daß der ganze Ruͤkken der maͤnnlichen Ruthe mit Nerven uͤberzogen iſt, die an einem, nicht eben groſſen Gliede, ſo groß ſind, daß die Ruthe an der Menge der Nerven blos dem Auge nachſteht. Sie entſtehen aus dem ungemein groſſen (b) Huͤftennerven (b*), werden von der Schaamſchlagader umgeben, und theilen dem Maſtdarme (b†), den Ru- thenaufrichtern (b††), der Harnroͤhrenzwiebel, den ſchwammigen Koͤrpern der Ruthe, und den Ruthenmu- ſkeln Aeſte, und laufen endlich unter der Haut der Manns- ruthe, ganz zu aͤuſſerſt, als Begleiter der Gefaͤſſe, ſo dieſen Ruͤkken einnehmen, haben uͤberall Aeſte, und durchſtreichen die maͤnnliche Ruthe. Es pflegen zween Staͤmme kuͤrzer zu ſeyn, und der dritte bis zur Eichel
verlaͤn-
(a)[Spaltenumbruch]
Ein todter Wallfiſch zittert wenn er eine Wunde an der Ruthe empfaͤngt MARTENS. Spizb. Reiſe p. 112.
(b)L. X. p. 251. FALLOP. p. 190. b. LIEUTAUD. p. 341. VI- EUSSENS. tab. 29. EUSTACH. t. 20. auf beiden Seiten, wo dieſer Nerve ſich verſtekkend gezeichnet iſt COWPER. myot. anno 1694. f. 10. dies ſcheint WINSLOW. zu ſagen n. 321. vom lezzten Nerven un- richtig WILLIS. p. 205. ad 8. den Schaamnerven beſchreibt der vor- trefliche CAMPER T. I. f. 2. 11. daß er aus dem andern und dritten Paare des heiligen Knochens ent- ſtehe, und ſich durch eine Wurzel vom Ribbennerven verſtaͤrke; er [Spaltenumbruch]
theilt dem Verſtopfer, dem Ge- ſaͤsbeinmuſkel, dem Hebemuſkel Aeſte, und der Geſaͤshaut den Nerven mit. Es ſey ferner der Ruͤkkenaſt der maͤnnlichen Ruthe groͤſſer 16. der untere kleinere folge der Harnroͤhre, und laufe zum Be- ſchleuniger zu den Queermuſkeln, zum Steifmacher 17. Endlich ge- he er mit einem tiefen Aſte nach dem Schliesmuſkel der Blaſe und deren Zwiebel.
(b*) Theils hinter dem Bekken, theils aus einem andern Nerven der im Bekken hinzukoͤmmt CAM- PER. t. 1. f. 2.
(b†)CAMPER. 13.
(b††)CAMPER. 17. 18. 19.
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Zeugungstheile, XXVII. Buch.
Koͤrper kein einziger Theil, woran das bloſſe Reiben
ſchon ſolche kramfhafte Bewegungen hervorzubringen
vermoͤgend waͤre, als der Genuß der Liebe thut: und es
hat keine einzige Art der Wolluſt ſo was an ſich, was
ſich mit der Liebe vergleichen lieſſe (a). Jch bin nicht
in Abrede, daß nicht die Zaͤrtlichkeit der Bekleidung die
ſcharfe Empfindlichkeit vergroͤſſern ſollte.
Doch es lehret auch ſchon das Auge, daß der ganze
Ruͤkken der maͤnnlichen Ruthe mit Nerven uͤberzogen iſt,
die an einem, nicht eben groſſen Gliede, ſo groß ſind,
daß die Ruthe an der Menge der Nerven blos dem Auge
nachſteht. Sie entſtehen aus dem ungemein groſſen (b)
Huͤftennerven (b*), werden von der Schaamſchlagader
umgeben, und theilen dem Maſtdarme (b†), den Ru-
thenaufrichtern (b††), der Harnroͤhrenzwiebel, den
ſchwammigen Koͤrpern der Ruthe, und den Ruthenmu-
ſkeln Aeſte, und laufen endlich unter der Haut der Manns-
ruthe, ganz zu aͤuſſerſt, als Begleiter der Gefaͤſſe, ſo
dieſen Ruͤkken einnehmen, haben uͤberall Aeſte, und
durchſtreichen die maͤnnliche Ruthe. Es pflegen zween
Staͤmme kuͤrzer zu ſeyn, und der dritte bis zur Eichel
verlaͤn-
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Ein todter Wallfiſch zittert
wenn er eine Wunde an der Ruthe
empfaͤngt MARTENS. Spizb. Reiſe
p. 112.
(b) L. X. p. 251. FALLOP. p.
190. b. LIEUTAUD. p. 341. VI-
EUSSENS. tab. 29. EUSTACH. t.
20. auf beiden Seiten, wo dieſer
Nerve ſich verſtekkend gezeichnet iſt
COWPER. myot. anno 1694. f. 10.
dies ſcheint WINSLOW. zu ſagen
n. 321. vom lezzten Nerven un-
richtig WILLIS. p. 205. ad 8. den
Schaamnerven beſchreibt der vor-
trefliche CAMPER T. I. f. 2. 11.
daß er aus dem andern und dritten
Paare des heiligen Knochens ent-
ſtehe, und ſich durch eine Wurzel
vom Ribbennerven verſtaͤrke; er
theilt dem Verſtopfer, dem Ge-
ſaͤsbeinmuſkel, dem Hebemuſkel
Aeſte, und der Geſaͤshaut den
Nerven mit. Es ſey ferner der
Ruͤkkenaſt der maͤnnlichen Ruthe
groͤſſer 16. der untere kleinere folge
der Harnroͤhre, und laufe zum Be-
ſchleuniger zu den Queermuſkeln,
zum Steifmacher 17. Endlich ge-
he er mit einem tiefen Aſte nach
dem Schliesmuſkel der Blaſe und
deren Zwiebel.
(b*) Theils hinter dem Bekken,
theils aus einem andern Nerven
der im Bekken hinzukoͤmmt CAM-
PER. t. 1. f. 2.
(b†) CAMPER. 13.
(b††) CAMPER. 17. 18. 19.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/792>, abgerufen am 22.11.2024.
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