Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite

Zeugungstheile, XXVII. Buch.
Körper kein einziger Theil, woran das blosse Reiben
schon solche kramfhafte Bewegungen hervorzubringen
vermögend wäre, als der Genuß der Liebe thut: und es
hat keine einzige Art der Wollust so was an sich, was
sich mit der Liebe vergleichen liesse(a). Jch bin nicht
in Abrede, daß nicht die Zärtlichkeit der Bekleidung die
scharfe Empfindlichkeit vergrössern sollte.

Doch es lehret auch schon das Auge, daß der ganze
Rükken der männlichen Ruthe mit Nerven überzogen ist,
die an einem, nicht eben grossen Gliede, so groß sind,
daß die Ruthe an der Menge der Nerven blos dem Auge
nachsteht. Sie entstehen aus dem ungemein grossen (b)
Hüftennerven (b*), werden von der Schaamschlagader
umgeben, und theilen dem Mastdarme (b+), den Ru-
thenaufrichtern (b++), der Harnröhrenzwiebel, den
schwammigen Körpern der Ruthe, und den Ruthenmu-
skeln Aeste, und laufen endlich unter der Haut der Manns-
ruthe, ganz zu äusserst, als Begleiter der Gefässe, so
diesen Rükken einnehmen, haben überall Aeste, und
durchstreichen die männliche Ruthe. Es pflegen zween
Stämme kürzer zu seyn, und der dritte bis zur Eichel

verlän-
(a) [Spaltenumbruch] Ein todter Wallfisch zittert
wenn er eine Wunde an der Ruthe
empfängt MARTENS. Spizb. Reise
p.
112.
(b) L. X. p. 251. FALLOP. p.
190. b. LIEUTAUD. p. 341. VI-
EUSSENS. tab. 29. EUSTACH. t.

20. auf beiden Seiten, wo dieser
Nerve sich verstekkend gezeichnet ist
COWPER. myot. anno 1694. f. 10.
dies scheint WINSLOW. zu sagen
n. 321. vom lezzten Nerven un-
richtig WILLIS. p. 205. ad 8. den
Schaamnerven beschreibt der vor-
trefliche CAMPER T. I. f. 2. 11.
daß er aus dem andern und dritten
Paare des heiligen Knochens ent-
stehe, und sich durch eine Wurzel
vom Ribbennerven verstärke; er
[Spaltenumbruch] theilt dem Verstopfer, dem Ge-
säsbeinmuskel, dem Hebemuskel
Aeste, und der Gesäshaut den
Nerven mit. Es sey ferner der
Rükkenast der männlichen Ruthe
grösser 16. der untere kleinere folge
der Harnröhre, und laufe zum Be-
schleuniger zu den Queermuskeln,
zum Steifmacher 17. Endlich ge-
he er mit einem tiefen Aste nach
dem Schliesmuskel der Blase und
deren Zwiebel.
(b*) Theils hinter dem Bekken,
theils aus einem andern Nerven
der im Bekken hinzukömmt CAM-
PER. t. 1. f.
2.
(b+) CAMPER. 13.
(b++) CAMPER. 17. 18. 19.

Zeugungstheile, XXVII. Buch.
Koͤrper kein einziger Theil, woran das bloſſe Reiben
ſchon ſolche kramfhafte Bewegungen hervorzubringen
vermoͤgend waͤre, als der Genuß der Liebe thut: und es
hat keine einzige Art der Wolluſt ſo was an ſich, was
ſich mit der Liebe vergleichen lieſſe(a). Jch bin nicht
in Abrede, daß nicht die Zaͤrtlichkeit der Bekleidung die
ſcharfe Empfindlichkeit vergroͤſſern ſollte.

Doch es lehret auch ſchon das Auge, daß der ganze
Ruͤkken der maͤnnlichen Ruthe mit Nerven uͤberzogen iſt,
die an einem, nicht eben groſſen Gliede, ſo groß ſind,
daß die Ruthe an der Menge der Nerven blos dem Auge
nachſteht. Sie entſtehen aus dem ungemein groſſen (b)
Huͤftennerven (b*), werden von der Schaamſchlagader
umgeben, und theilen dem Maſtdarme (b†), den Ru-
thenaufrichtern (b††), der Harnroͤhrenzwiebel, den
ſchwammigen Koͤrpern der Ruthe, und den Ruthenmu-
ſkeln Aeſte, und laufen endlich unter der Haut der Manns-
ruthe, ganz zu aͤuſſerſt, als Begleiter der Gefaͤſſe, ſo
dieſen Ruͤkken einnehmen, haben uͤberall Aeſte, und
durchſtreichen die maͤnnliche Ruthe. Es pflegen zween
Staͤmme kuͤrzer zu ſeyn, und der dritte bis zur Eichel

verlaͤn-
(a) [Spaltenumbruch] Ein todter Wallfiſch zittert
wenn er eine Wunde an der Ruthe
empfaͤngt MARTENS. Spizb. Reiſe
p.
112.
(b) L. X. p. 251. FALLOP. p.
190. b. LIEUTAUD. p. 341. VI-
EUSSENS. tab. 29. EUSTACH. t.

20. auf beiden Seiten, wo dieſer
Nerve ſich verſtekkend gezeichnet iſt
COWPER. myot. anno 1694. f. 10.
dies ſcheint WINSLOW. zu ſagen
n. 321. vom lezzten Nerven un-
richtig WILLIS. p. 205. ad 8. den
Schaamnerven beſchreibt der vor-
trefliche CAMPER T. I. f. 2. 11.
daß er aus dem andern und dritten
Paare des heiligen Knochens ent-
ſtehe, und ſich durch eine Wurzel
vom Ribbennerven verſtaͤrke; er
[Spaltenumbruch] theilt dem Verſtopfer, dem Ge-
ſaͤsbeinmuſkel, dem Hebemuſkel
Aeſte, und der Geſaͤshaut den
Nerven mit. Es ſey ferner der
Ruͤkkenaſt der maͤnnlichen Ruthe
groͤſſer 16. der untere kleinere folge
der Harnroͤhre, und laufe zum Be-
ſchleuniger zu den Queermuſkeln,
zum Steifmacher 17. Endlich ge-
he er mit einem tiefen Aſte nach
dem Schliesmuſkel der Blaſe und
deren Zwiebel.
(b*) Theils hinter dem Bekken,
theils aus einem andern Nerven
der im Bekken hinzukoͤmmt CAM-
PER. t. 1. f.
2.
(b†) CAMPER. 13.
(b††) CAMPER. 17. 18. 19.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0792" n="756"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zeugungstheile, <hi rendition="#aq">XXVII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Ko&#x0364;rper kein einziger Theil, woran das blo&#x017F;&#x017F;e Reiben<lb/>
&#x017F;chon &#x017F;olche kramfhafte Bewegungen hervorzubringen<lb/>
vermo&#x0364;gend wa&#x0364;re, als der Genuß der Liebe thut: und es<lb/>
hat keine einzige Art der Wollu&#x017F;t &#x017F;o was an &#x017F;ich, was<lb/>
&#x017F;ich mit der Liebe vergleichen lie&#x017F;&#x017F;e<note place="foot" n="(a)"><cb/>
Ein todter Wallfi&#x017F;ch zittert<lb/>
wenn er eine Wunde an der Ruthe<lb/>
empfa&#x0364;ngt <hi rendition="#aq">MARTENS. Spizb. Rei&#x017F;e<lb/>
p.</hi> 112.</note>. Jch bin nicht<lb/>
in Abrede, daß nicht die Za&#x0364;rtlichkeit der Bekleidung die<lb/>
&#x017F;charfe Empfindlichkeit vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;ollte.</p><lb/>
              <p>Doch es lehret auch &#x017F;chon das Auge, daß der ganze<lb/>
Ru&#x0364;kken der ma&#x0364;nnlichen Ruthe mit Nerven u&#x0364;berzogen i&#x017F;t,<lb/>
die an einem, nicht eben gro&#x017F;&#x017F;en Gliede, &#x017F;o groß &#x017F;ind,<lb/>
daß die Ruthe an der Menge der Nerven blos dem Auge<lb/>
nach&#x017F;teht. Sie ent&#x017F;tehen aus dem ungemein gro&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">L. X. p. 251. FALLOP. p.<lb/>
190. b. LIEUTAUD. p. 341. VI-<lb/>
EUSSENS. tab. 29. EUSTACH. t.</hi><lb/>
20. auf beiden Seiten, wo die&#x017F;er<lb/>
Nerve &#x017F;ich ver&#x017F;tekkend gezeichnet i&#x017F;t<lb/><hi rendition="#aq">COWPER. myot. anno 1694. f.</hi> 10.<lb/>
dies &#x017F;cheint <hi rendition="#aq">WINSLOW.</hi> zu &#x017F;agen<lb/><hi rendition="#aq">n.</hi> 321. vom lezzten Nerven un-<lb/>
richtig <hi rendition="#aq">WILLIS. p. 205. ad</hi> 8. den<lb/>
Schaamnerven be&#x017F;chreibt der vor-<lb/>
trefliche <hi rendition="#aq">CAMPER T. I. f.</hi> 2. 11.<lb/>
daß er aus dem andern und dritten<lb/>
Paare des heiligen Knochens ent-<lb/>
&#x017F;tehe, und &#x017F;ich durch eine Wurzel<lb/>
vom Ribbennerven ver&#x017F;ta&#x0364;rke; er<lb/><cb/>
theilt dem Ver&#x017F;topfer, dem Ge-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;sbeinmu&#x017F;kel, dem Hebemu&#x017F;kel<lb/>
Ae&#x017F;te, und der Ge&#x017F;a&#x0364;shaut den<lb/>
Nerven mit. Es &#x017F;ey ferner der<lb/>
Ru&#x0364;kkena&#x017F;t der ma&#x0364;nnlichen Ruthe<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er 16. der untere kleinere folge<lb/>
der Harnro&#x0364;hre, und laufe zum Be-<lb/>
&#x017F;chleuniger zu den Queermu&#x017F;keln,<lb/>
zum Steifmacher 17. Endlich ge-<lb/>
he er mit einem tiefen A&#x017F;te nach<lb/>
dem Schliesmu&#x017F;kel der Bla&#x017F;e und<lb/>
deren Zwiebel.</note><lb/>
Hu&#x0364;ftennerven <note place="foot" n="(b*)">Theils hinter dem Bekken,<lb/>
theils aus einem andern Nerven<lb/>
der im Bekken hinzuko&#x0364;mmt <hi rendition="#aq">CAM-<lb/>
PER. t. 1. f.</hi> 2.</note>, werden von der Schaam&#x017F;chlagader<lb/>
umgeben, und theilen dem Ma&#x017F;tdarme <note place="foot" n="(b&#x2020;)"><hi rendition="#aq">CAMPER.</hi> 13.</note>, den Ru-<lb/>
thenaufrichtern <note place="foot" n="(b&#x2020;&#x2020;)"><hi rendition="#aq">CAMPER.</hi> 17. 18. 19.</note>, der Harnro&#x0364;hrenzwiebel, den<lb/>
&#x017F;chwammigen Ko&#x0364;rpern der Ruthe, und den Ruthenmu-<lb/>
&#x017F;keln Ae&#x017F;te, und laufen endlich unter der Haut der Manns-<lb/>
ruthe, ganz zu a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t, als Begleiter der Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;o<lb/>
die&#x017F;en Ru&#x0364;kken einnehmen, haben u&#x0364;berall Ae&#x017F;te, und<lb/>
durch&#x017F;treichen die ma&#x0364;nnliche Ruthe. Es pflegen zween<lb/>
Sta&#x0364;mme ku&#x0364;rzer zu &#x017F;eyn, und der dritte bis zur Eichel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">verla&#x0364;n-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[756/0792] Zeugungstheile, XXVII. Buch. Koͤrper kein einziger Theil, woran das bloſſe Reiben ſchon ſolche kramfhafte Bewegungen hervorzubringen vermoͤgend waͤre, als der Genuß der Liebe thut: und es hat keine einzige Art der Wolluſt ſo was an ſich, was ſich mit der Liebe vergleichen lieſſe (a). Jch bin nicht in Abrede, daß nicht die Zaͤrtlichkeit der Bekleidung die ſcharfe Empfindlichkeit vergroͤſſern ſollte. Doch es lehret auch ſchon das Auge, daß der ganze Ruͤkken der maͤnnlichen Ruthe mit Nerven uͤberzogen iſt, die an einem, nicht eben groſſen Gliede, ſo groß ſind, daß die Ruthe an der Menge der Nerven blos dem Auge nachſteht. Sie entſtehen aus dem ungemein groſſen (b) Huͤftennerven (b*), werden von der Schaamſchlagader umgeben, und theilen dem Maſtdarme (b†), den Ru- thenaufrichtern (b††), der Harnroͤhrenzwiebel, den ſchwammigen Koͤrpern der Ruthe, und den Ruthenmu- ſkeln Aeſte, und laufen endlich unter der Haut der Manns- ruthe, ganz zu aͤuſſerſt, als Begleiter der Gefaͤſſe, ſo dieſen Ruͤkken einnehmen, haben uͤberall Aeſte, und durchſtreichen die maͤnnliche Ruthe. Es pflegen zween Staͤmme kuͤrzer zu ſeyn, und der dritte bis zur Eichel verlaͤn- (a) Ein todter Wallfiſch zittert wenn er eine Wunde an der Ruthe empfaͤngt MARTENS. Spizb. Reiſe p. 112. (b) L. X. p. 251. FALLOP. p. 190. b. LIEUTAUD. p. 341. VI- EUSSENS. tab. 29. EUSTACH. t. 20. auf beiden Seiten, wo dieſer Nerve ſich verſtekkend gezeichnet iſt COWPER. myot. anno 1694. f. 10. dies ſcheint WINSLOW. zu ſagen n. 321. vom lezzten Nerven un- richtig WILLIS. p. 205. ad 8. den Schaamnerven beſchreibt der vor- trefliche CAMPER T. I. f. 2. 11. daß er aus dem andern und dritten Paare des heiligen Knochens ent- ſtehe, und ſich durch eine Wurzel vom Ribbennerven verſtaͤrke; er theilt dem Verſtopfer, dem Ge- ſaͤsbeinmuſkel, dem Hebemuſkel Aeſte, und der Geſaͤshaut den Nerven mit. Es ſey ferner der Ruͤkkenaſt der maͤnnlichen Ruthe groͤſſer 16. der untere kleinere folge der Harnroͤhre, und laufe zum Be- ſchleuniger zu den Queermuſkeln, zum Steifmacher 17. Endlich ge- he er mit einem tiefen Aſte nach dem Schliesmuſkel der Blaſe und deren Zwiebel. (b*) Theils hinter dem Bekken, theils aus einem andern Nerven der im Bekken hinzukoͤmmt CAM- PER. t. 1. f. 2. (b†) CAMPER. 13. (b††) CAMPER. 17. 18. 19.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/792
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 756. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/792>, abgerufen am 22.11.2024.