von dem überflüßigen Wasser, vermittelst des Urins, da- mit es nicht seine so nothwendige Dichtigkeit verlieren möge(s). Man hat einige male, dadurch daß man sich des Trinkens enthalten, die Wassersucht vertrieben, und es ist mir ein Beispiel von solchem Erfolge bekannt (t). Es wird ferner die Erde der Nahrungsmittel, wie auch die von den festen Theilen des menschlichen Körpers ab- geriebene Erde, die vom Blute wieder aufgenommen wor- den, vornämlich auf diesem Wege ausgesondert, um nicht hie und da im Körper zu Steinen, und unnatürli- chen Knochen zu werden. Ein berühmter Mann glaubt, man könne den Anfang zum Podagra an der abnehmen- den Menge des Urins erkennen, und in der That muß man davon die Quantität der Erde im Blute zuneh- men [Spaltenumbruch](t*). Es erhellet endlich daraus, daß in unserm Blute, vermöge der reibenden Kraft des umlaufenden Blutes, und vermittelst der Wärme, welche die mensch- liche Säfte belebt, scharfe Theile entstehen müssen, wel- che in ein alkalisches Wesen auszuarten aufgelegt sind (u), darunter einige, die flüchtiger sind, durch die unmerkliche Ausdünstung verfliegen; andre hingegen, welche für diese Schweislöcher viel zu dikk sind, können durch kein anderes Werkzeug, als durch die Niere, ausgeworfen werden.
Es erscheinen nämlich bei einer jedweden Art des Harnverhaltens, da der Urin diese Theile nicht aus dem Körper zu schaffen vermag, entweder im ganzen Körper Zeichen von dieser vorhandenen Schärfe, oder man fin- det solche Theile in den Auswürfen. Zum ganzen Kör-
per
(s)[Spaltenumbruch]L. V. p. 149. 150.
(t)L. XIX. p. 178. Nach dem Fasten ein Harnfluß und blutiger klümpiger Schweis. HARVEI. gener. p. 161.
(t*)ADOLPHI de usu equiet. med. p. 406. oper. solches werde durchs Reiten gehoben.
(u)BENIVEN. c. 13. in einem Jahre. HILDAN. Cent. IV. obs. 41. in einem Monate.
IV. Abſchn. die der Harn nimmt.
von dem uͤberfluͤßigen Waſſer, vermittelſt des Urins, da- mit es nicht ſeine ſo nothwendige Dichtigkeit verlieren moͤge(s). Man hat einige male, dadurch daß man ſich des Trinkens enthalten, die Waſſerſucht vertrieben, und es iſt mir ein Beiſpiel von ſolchem Erfolge bekannt (t). Es wird ferner die Erde der Nahrungsmittel, wie auch die von den feſten Theilen des menſchlichen Koͤrpers ab- geriebene Erde, die vom Blute wieder aufgenommen wor- den, vornaͤmlich auf dieſem Wege ausgeſondert, um nicht hie und da im Koͤrper zu Steinen, und unnatuͤrli- chen Knochen zu werden. Ein beruͤhmter Mann glaubt, man koͤnne den Anfang zum Podagra an der abnehmen- den Menge des Urins erkennen, und in der That muß man davon die Quantitaͤt der Erde im Blute zuneh- men [Spaltenumbruch](t*). Es erhellet endlich daraus, daß in unſerm Blute, vermoͤge der reibenden Kraft des umlaufenden Blutes, und vermittelſt der Waͤrme, welche die menſch- liche Saͤfte belebt, ſcharfe Theile entſtehen muͤſſen, wel- che in ein alkaliſches Weſen auszuarten aufgelegt ſind (u), darunter einige, die fluͤchtiger ſind, durch die unmerkliche Ausduͤnſtung verfliegen; andre hingegen, welche fuͤr dieſe Schweisloͤcher viel zu dikk ſind, koͤnnen durch kein anderes Werkzeug, als durch die Niere, ausgeworfen werden.
Es erſcheinen naͤmlich bei einer jedweden Art des Harnverhaltens, da der Urin dieſe Theile nicht aus dem Koͤrper zu ſchaffen vermag, entweder im ganzen Koͤrper Zeichen von dieſer vorhandenen Schaͤrfe, oder man fin- det ſolche Theile in den Auswuͤrfen. Zum ganzen Koͤr-
per
(s)[Spaltenumbruch]L. V. p. 149. 150.
(t)L. XIX. p. 178. Nach dem Faſten ein Harnfluß und blutiger kluͤmpiger Schweis. HARVEI. gener. p. 161.
(t*)ADOLPHI de uſu equiet. med. p. 406. oper. ſolches werde durchs Reiten gehoben.
(u)BENIVEN. c. 13. in einem Jahre. HILDAN. Cent. IV. obſ. 41. in einem Monate.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0625"n="589"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IV.</hi> Abſchn. die der Harn nimmt.</hi></fw><lb/>
von dem uͤberfluͤßigen Waſſer, vermittelſt des Urins, da-<lb/>
mit es nicht ſeine ſo nothwendige Dichtigkeit verlieren<lb/>
moͤge<noteplace="foot"n="(s)"><cb/><hirendition="#aq">L. V. p.</hi> 149. 150.</note>. Man hat einige male, dadurch daß man ſich<lb/>
des Trinkens enthalten, die Waſſerſucht vertrieben, und<lb/>
es iſt mir ein Beiſpiel von ſolchem Erfolge bekannt <noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq">L. XIX. p.</hi> 178. Nach dem<lb/>
Faſten ein Harnfluß und blutiger<lb/>
kluͤmpiger Schweis. <hirendition="#aq"><hirendition="#g">HARVEI.</hi><lb/>
gener. p.</hi> 161.</note>.<lb/>
Es wird ferner die Erde der Nahrungsmittel, wie auch<lb/>
die von den feſten Theilen des menſchlichen Koͤrpers ab-<lb/>
geriebene Erde, die vom Blute wieder aufgenommen wor-<lb/>
den, vornaͤmlich auf dieſem Wege ausgeſondert, um<lb/>
nicht hie und da im Koͤrper zu Steinen, und unnatuͤrli-<lb/>
chen Knochen zu werden. Ein beruͤhmter Mann glaubt,<lb/>
man koͤnne den Anfang zum Podagra an der abnehmen-<lb/>
den Menge des Urins erkennen, und in der That muß<lb/>
man davon die Quantitaͤt der Erde im Blute zuneh-<lb/>
men <cb/><noteplace="foot"n="(t*)"><hirendition="#aq">ADOLPHI de uſu equiet.<lb/>
med. p. 406. oper.</hi>ſolches werde<lb/>
durchs Reiten gehoben.</note>. Es erhellet endlich daraus, daß in unſerm<lb/>
Blute, vermoͤge der reibenden Kraft des umlaufenden<lb/>
Blutes, und vermittelſt der Waͤrme, welche die menſch-<lb/>
liche Saͤfte belebt, ſcharfe Theile entſtehen muͤſſen, wel-<lb/>
che in ein alkaliſches Weſen auszuarten aufgelegt ſind <noteplace="foot"n="(u)"><hirendition="#aq">BENIVEN. c.</hi> 13. in einem<lb/>
Jahre. <hirendition="#aq">HILDAN. Cent. IV. obſ.</hi><lb/>
41. in einem Monate.</note>,<lb/>
darunter einige, die fluͤchtiger ſind, durch die unmerkliche<lb/>
Ausduͤnſtung verfliegen; andre hingegen, welche fuͤr<lb/>
dieſe Schweisloͤcher viel zu dikk ſind, koͤnnen durch kein<lb/>
anderes Werkzeug, als durch die Niere, ausgeworfen<lb/>
werden.</p><lb/><p>Es erſcheinen naͤmlich bei einer jedweden Art des<lb/>
Harnverhaltens, da der Urin dieſe Theile nicht aus dem<lb/>
Koͤrper zu ſchaffen vermag, entweder im ganzen Koͤrper<lb/>
Zeichen von dieſer vorhandenen Schaͤrfe, oder man fin-<lb/>
det ſolche Theile in den Auswuͤrfen. Zum ganzen Koͤr-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">per</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[589/0625]
IV. Abſchn. die der Harn nimmt.
von dem uͤberfluͤßigen Waſſer, vermittelſt des Urins, da-
mit es nicht ſeine ſo nothwendige Dichtigkeit verlieren
moͤge (s). Man hat einige male, dadurch daß man ſich
des Trinkens enthalten, die Waſſerſucht vertrieben, und
es iſt mir ein Beiſpiel von ſolchem Erfolge bekannt (t).
Es wird ferner die Erde der Nahrungsmittel, wie auch
die von den feſten Theilen des menſchlichen Koͤrpers ab-
geriebene Erde, die vom Blute wieder aufgenommen wor-
den, vornaͤmlich auf dieſem Wege ausgeſondert, um
nicht hie und da im Koͤrper zu Steinen, und unnatuͤrli-
chen Knochen zu werden. Ein beruͤhmter Mann glaubt,
man koͤnne den Anfang zum Podagra an der abnehmen-
den Menge des Urins erkennen, und in der That muß
man davon die Quantitaͤt der Erde im Blute zuneh-
men
(t*). Es erhellet endlich daraus, daß in unſerm
Blute, vermoͤge der reibenden Kraft des umlaufenden
Blutes, und vermittelſt der Waͤrme, welche die menſch-
liche Saͤfte belebt, ſcharfe Theile entſtehen muͤſſen, wel-
che in ein alkaliſches Weſen auszuarten aufgelegt ſind (u),
darunter einige, die fluͤchtiger ſind, durch die unmerkliche
Ausduͤnſtung verfliegen; andre hingegen, welche fuͤr
dieſe Schweisloͤcher viel zu dikk ſind, koͤnnen durch kein
anderes Werkzeug, als durch die Niere, ausgeworfen
werden.
Es erſcheinen naͤmlich bei einer jedweden Art des
Harnverhaltens, da der Urin dieſe Theile nicht aus dem
Koͤrper zu ſchaffen vermag, entweder im ganzen Koͤrper
Zeichen von dieſer vorhandenen Schaͤrfe, oder man fin-
det ſolche Theile in den Auswuͤrfen. Zum ganzen Koͤr-
per
(s)
L. V. p. 149. 150.
(t) L. XIX. p. 178. Nach dem
Faſten ein Harnfluß und blutiger
kluͤmpiger Schweis. HARVEI.
gener. p. 161.
(t*) ADOLPHI de uſu equiet.
med. p. 406. oper. ſolches werde
durchs Reiten gehoben.
(u) BENIVEN. c. 13. in einem
Jahre. HILDAN. Cent. IV. obſ.
41. in einem Monate.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 589. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/625>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.