den Urin mit übergehen. Es stand auch zu befürchten, es möchte das, in die Nierenschlagadern eindringende Blut, selbige dergestalt erweitern, daß es die dazwischen liegende urinführende Mündungen zernichten, und den Durchgang des Harns hemmen. Eben die Vollblütig- keit, welche den Urin blutig macht, macht auch ein Harn- verhalten(h), welches durch ein Aderlassen gehoben wor- den (i). Es entstand ein solches Harnverhalten, als die Nieren sehr gros waren, ohne daß ein anderes Uebel daraus erfolgt wäre (k).
Um den Lauf des Nierenblutes nicht gar zu träge zu machen, so fügte die Natur den Bequemlichkeiten der grossen Schlagader, und der aus dem allernächsten Stamme der Aorte entspringenden Ader, die Vortheile des Atemholens mit bei, welches die Nieren mit sich in- die Höhe hebt, und wiederum niederdrükkt (l). Das Reiten vermehrt den Urin (m), und da selbiger anfangs in einer Krankheit, von der gichtischen Materie zurükke gehalten wurde, so flos vom Reiten der Urin wieder in seiner gehörigen Menge ab (m*). Es sprang bei einem Kinde, wenn solches schrie, der Urin durch den oberhalb dem Schaamknochen in der Haut offnen Harngang, nach Art des Schlagaderblutes (n). Doch es erschüttert auch die Anstrengung der Lendenmuskeln, und der vierseitigen Lendenmuskeln, indem sie die Lenden biegen, und die Hüfte in die Höhe ziehen, die Nieren. Ausserdem hat noch die Natur innerhalb den Nieren Schlagadern an-
gebracht,
(h)[Spaltenumbruch]GORTER. perspir. p. 205. MANGET. bibl. p. 403. SCHAAR- SCHMIDT. relat T. V. p 250. 251.
(i)SCHAARSCHMIDT.
(k)PANAROL. Pentec. II. c. 40.
(l)DRELINCOURT. canic. 7 BORDEA. recherch. p. 221 Exp. nests. de respiratione. conf. p 299.
(m)RYE. pag. 283. 293. Es [Spaltenumbruch]
machte die Leibesübung beim TE- NONIANO daß anstatt 6. 7. Tro- pfen, 24 in zwei Minuten vom Ureter tröpfelten TENON. Mem. de 1761.
(m*)ADOLPHI de usu med. pag. 406.
(n)Ess. of a Societ. at Edimb. T. III. p. 277.
Die Harnwege, XXVI. Buch.
den Urin mit uͤbergehen. Es ſtand auch zu befuͤrchten, es moͤchte das, in die Nierenſchlagadern eindringende Blut, ſelbige dergeſtalt erweitern, daß es die dazwiſchen liegende urinfuͤhrende Muͤndungen zernichten, und den Durchgang des Harns hemmen. Eben die Vollbluͤtig- keit, welche den Urin blutig macht, macht auch ein Harn- verhalten(h), welches durch ein Aderlaſſen gehoben wor- den (i). Es entſtand ein ſolches Harnverhalten, als die Nieren ſehr gros waren, ohne daß ein anderes Uebel daraus erfolgt waͤre (k).
Um den Lauf des Nierenblutes nicht gar zu traͤge zu machen, ſo fuͤgte die Natur den Bequemlichkeiten der groſſen Schlagader, und der aus dem allernaͤchſten Stamme der Aorte entſpringenden Ader, die Vortheile des Atemholens mit bei, welches die Nieren mit ſich in- die Hoͤhe hebt, und wiederum niederdruͤkkt (l). Das Reiten vermehrt den Urin (m), und da ſelbiger anfangs in einer Krankheit, von der gichtiſchen Materie zuruͤkke gehalten wurde, ſo flos vom Reiten der Urin wieder in ſeiner gehoͤrigen Menge ab (m*). Es ſprang bei einem Kinde, wenn ſolches ſchrie, der Urin durch den oberhalb dem Schaamknochen in der Haut offnen Harngang, nach Art des Schlagaderblutes (n). Doch es erſchuͤttert auch die Anſtrengung der Lendenmuſkeln, und der vierſeitigen Lendenmuſkeln, indem ſie die Lenden biegen, und die Huͤfte in die Hoͤhe ziehen, die Nieren. Auſſerdem hat noch die Natur innerhalb den Nieren Schlagadern an-
gebracht,
(h)[Spaltenumbruch]GORTER. perſpir. p. 205. MANGET. bibl. p. 403. SCHAAR- SCHMIDT. relat T. V. p 250. 251.
(i)SCHAARSCHMIDT.
(k)PANAROL. Pentec. II. c. 40.
(l)DRELINCOURT. canic. 7 BORDEA. recherch. p. 221 Exp. neſts. de reſpiratione. conf. p 299.
(m)RYE. pag. 283. 293. Es [Spaltenumbruch]
machte die Leibesuͤbung beim TE- NONIANO daß anſtatt 6. 7. Tro- pfen, 24 in zwei Minuten vom Ureter troͤpfelten TENON. Mém. de 1761.
(m*)ADOLPHI de uſu med. pag. 406.
(n)Eſſ. of a Societ. at Edimb. T. III. p. 277.
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[566/0602]
Die Harnwege, XXVI. Buch.
den Urin mit uͤbergehen. Es ſtand auch zu befuͤrchten,
es moͤchte das, in die Nierenſchlagadern eindringende
Blut, ſelbige dergeſtalt erweitern, daß es die dazwiſchen
liegende urinfuͤhrende Muͤndungen zernichten, und den
Durchgang des Harns hemmen. Eben die Vollbluͤtig-
keit, welche den Urin blutig macht, macht auch ein Harn-
verhalten (h), welches durch ein Aderlaſſen gehoben wor-
den (i). Es entſtand ein ſolches Harnverhalten, als
die Nieren ſehr gros waren, ohne daß ein anderes Uebel
daraus erfolgt waͤre (k).
Um den Lauf des Nierenblutes nicht gar zu traͤge
zu machen, ſo fuͤgte die Natur den Bequemlichkeiten der
groſſen Schlagader, und der aus dem allernaͤchſten
Stamme der Aorte entſpringenden Ader, die Vortheile
des Atemholens mit bei, welches die Nieren mit ſich in-
die Hoͤhe hebt, und wiederum niederdruͤkkt (l). Das
Reiten vermehrt den Urin (m), und da ſelbiger anfangs
in einer Krankheit, von der gichtiſchen Materie zuruͤkke
gehalten wurde, ſo flos vom Reiten der Urin wieder in
ſeiner gehoͤrigen Menge ab (m*). Es ſprang bei einem
Kinde, wenn ſolches ſchrie, der Urin durch den oberhalb
dem Schaamknochen in der Haut offnen Harngang, nach
Art des Schlagaderblutes (n). Doch es erſchuͤttert auch
die Anſtrengung der Lendenmuſkeln, und der vierſeitigen
Lendenmuſkeln, indem ſie die Lenden biegen, und die
Huͤfte in die Hoͤhe ziehen, die Nieren. Auſſerdem hat
noch die Natur innerhalb den Nieren Schlagadern an-
gebracht,
(h)
GORTER. perſpir. p. 205.
MANGET. bibl. p. 403. SCHAAR-
SCHMIDT. relat T. V. p 250. 251.
(i) SCHAARSCHMIDT.
(k) PANAROL. Pentec. II. c. 40.
(l) DRELINCOURT. canic. 7
BORDEA. recherch. p. 221 Exp.
neſts. de reſpiratione. conf. p 299.
(m) RYE. pag. 283. 293. Es
machte die Leibesuͤbung beim TE-
NONIANO daß anſtatt 6. 7. Tro-
pfen, 24 in zwei Minuten vom
Ureter troͤpfelten TENON. Mém.
de 1761.
(m*) ADOLPHI de uſu med.
pag. 406.
(n) Eſſ. of a Societ. at Edimb.
T. III. p. 277.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/602>, abgerufen am 25.11.2024.
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