taud(f), und er will, daß er von den obengedachten Bändern der Blase (g) getragen werde, und daß von diesem Dreiekke die beständige Freiheit des Harns abhän- gen soll.
Ob ich aber gleich alle diese Erhabenheiten gesehen, so habe ich doch auch dagegen, und zwar oft dergleichen ganz und gar nicht gefunden. Eben dieses Zeugniß leget auch der vortrefliche Morgagni(h) ab. Deswegen findet sich auch nicht eine Spur davon, daß der Vorsteher in die Blase hinein voragen sollte (i), da doch dieses be- ständig so seyn sollte. Es können aber diese Erhaben- heiten bei Frauenspersonen, die keinen Vorsteher haben, nicht von dieser Drüse entstehen. Und dennoch habe ich diese vermeinte Spur von einem Vorsteher allerdings auch an einer Frauensblase, am Ende der Blase und im Anfange der Harnröhre mit Augen gesehen.
Ausser diesem fand der berühmte Lieutaud(k), an einer Menge todter Körper, welche er geöffnet, an der Blase beider Geschlechter ein Hübelchen, welches von den hintern Theil der Mündung der Harnröhre gegen den Vordertheil derselben vorragte, diese Mündung abtheilte, und er nannte solches das Blasenzäpfchen. Er glaub- te, daß solches vom Santorin abgezeichnet worden (l), und er sagt noch dabei, daß solches in Krankheiten auf- schwelle, und den Lauf des Harns aufhalte (m). Es ist dieses der, aus der Harnröhre vorragende Ring, wel- cher ebenfalls ein Gebrechen zu seyn scheinet (m*). Bis-
weilen
(f)[Spaltenumbruch]p. 13. drei Vorragungen PALUCCI p. 17.
(g)p. 16.
(h)p. 13.
(i)Adv. III. p. 87. PALUCCI pag. 17.
(k)BIANCHI l. c. p. 419. sey bei Weibern kleiner wie der Vor- steher kleiner sey pag. 420. Siehe [Spaltenumbruch]PALUCCI p. 17. FALCONET. Thes. de calc. Sect. lat. ann. 1744.
(l)LIEUTAUD. p. 11. dritte Vorragung PALUCCI l. c.
(m)LIEUT. p. 15. precis. de la med. part. p 403.
(m*)MORGAGN. sed. caus. II. p. 416.
H h 2
II. Abſchn. Die Harnblaſe.
taud(f), und er will, daß er von den obengedachten Baͤndern der Blaſe (g) getragen werde, und daß von dieſem Dreiekke die beſtaͤndige Freiheit des Harns abhaͤn- gen ſoll.
Ob ich aber gleich alle dieſe Erhabenheiten geſehen, ſo habe ich doch auch dagegen, und zwar oft dergleichen ganz und gar nicht gefunden. Eben dieſes Zeugniß leget auch der vortrefliche Morgagni(h) ab. Deswegen findet ſich auch nicht eine Spur davon, daß der Vorſteher in die Blaſe hinein voragen ſollte (i), da doch dieſes be- ſtaͤndig ſo ſeyn ſollte. Es koͤnnen aber dieſe Erhaben- heiten bei Frauensperſonen, die keinen Vorſteher haben, nicht von dieſer Druͤſe entſtehen. Und dennoch habe ich dieſe vermeinte Spur von einem Vorſteher allerdings auch an einer Frauensblaſe, am Ende der Blaſe und im Anfange der Harnroͤhre mit Augen geſehen.
Auſſer dieſem fand der beruͤhmte Lieutaud(k), an einer Menge todter Koͤrper, welche er geoͤffnet, an der Blaſe beider Geſchlechter ein Huͤbelchen, welches von den hintern Theil der Muͤndung der Harnroͤhre gegen den Vordertheil derſelben vorragte, dieſe Muͤndung abtheilte, und er nannte ſolches das Blaſenzaͤpfchen. Er glaub- te, daß ſolches vom Santorin abgezeichnet worden (l), und er ſagt noch dabei, daß ſolches in Krankheiten auf- ſchwelle, und den Lauf des Harns aufhalte (m). Es iſt dieſes der, aus der Harnroͤhre vorragende Ring, wel- cher ebenfalls ein Gebrechen zu ſeyn ſcheinet (m*). Bis-
weilen
(f)[Spaltenumbruch]p. 13. drei Vorragungen PALUCCI p. 17.
(g)p. 16.
(h)p. 13.
(i)Adv. III. p. 87. PALUCCI pag. 17.
(k)BIANCHI l. c. p. 419. ſey bei Weibern kleiner wie der Vor- ſteher kleiner ſey pag. 420. Siehe [Spaltenumbruch]PALUCCI p. 17. FALCONET. Theſ. de calc. Sect. lat. ann. 1744.
(l)LIEUTAUD. p. 11. dritte Vorragung PALUCCI l. c.
(m)LIEUT. p. 15. preciſ. de la med. part. p 403.
(m*)MORGAGN. ſed. cauſ. II. p. 416.
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[483/0519]
II. Abſchn. Die Harnblaſe.
taud (f), und er will, daß er von den obengedachten
Baͤndern der Blaſe (g) getragen werde, und daß von
dieſem Dreiekke die beſtaͤndige Freiheit des Harns abhaͤn-
gen ſoll.
Ob ich aber gleich alle dieſe Erhabenheiten geſehen, ſo
habe ich doch auch dagegen, und zwar oft dergleichen ganz
und gar nicht gefunden. Eben dieſes Zeugniß leget auch
der vortrefliche Morgagni (h) ab. Deswegen findet
ſich auch nicht eine Spur davon, daß der Vorſteher
in die Blaſe hinein voragen ſollte (i), da doch dieſes be-
ſtaͤndig ſo ſeyn ſollte. Es koͤnnen aber dieſe Erhaben-
heiten bei Frauensperſonen, die keinen Vorſteher haben,
nicht von dieſer Druͤſe entſtehen. Und dennoch habe
ich dieſe vermeinte Spur von einem Vorſteher allerdings
auch an einer Frauensblaſe, am Ende der Blaſe und
im Anfange der Harnroͤhre mit Augen geſehen.
Auſſer dieſem fand der beruͤhmte Lieutaud (k), an
einer Menge todter Koͤrper, welche er geoͤffnet, an der
Blaſe beider Geſchlechter ein Huͤbelchen, welches von den
hintern Theil der Muͤndung der Harnroͤhre gegen den
Vordertheil derſelben vorragte, dieſe Muͤndung abtheilte,
und er nannte ſolches das Blaſenzaͤpfchen. Er glaub-
te, daß ſolches vom Santorin abgezeichnet worden (l),
und er ſagt noch dabei, daß ſolches in Krankheiten auf-
ſchwelle, und den Lauf des Harns aufhalte (m). Es iſt
dieſes der, aus der Harnroͤhre vorragende Ring, wel-
cher ebenfalls ein Gebrechen zu ſeyn ſcheinet (m*). Bis-
weilen
(f)
p. 13. drei Vorragungen
PALUCCI p. 17.
(g) p. 16.
(h) p. 13.
(i) Adv. III. p. 87. PALUCCI
pag. 17.
(k) BIANCHI l. c. p. 419. ſey
bei Weibern kleiner wie der Vor-
ſteher kleiner ſey pag. 420. Siehe
PALUCCI p. 17. FALCONET.
Theſ. de calc. Sect. lat. ann. 1744.
(l) LIEUTAUD. p. 11. dritte
Vorragung PALUCCI l. c.
(m) LIEUT. p. 15. preciſ. de la
med. part. p 403.
(m*) MORGAGN. ſed. cauſ. II.
p. 416.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/519>, abgerufen am 25.11.2024.
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