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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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II. Abschn. Die Harnblase.
an den Seiten dikker werde, und endlich an der hintern
Fläche und an untern Knochen am dikksten, und lose-
sten sei.

§. 15.
Die nervige Membran der Blase(a).

Es ist diese Haut, welche bei Frauenspersonen au-
genscheinlich eine Fortsezzung der Haut ist, die vornehmste
Membran der Harnblase, so wie sie es, am Magen und
an dem Gedärme ist. Sie hat eine weisse Farbe, die
aus dichten und kurzen Fasern besteht, so wie aus Blät-
chen, sie läßt sich ungemein ausdehnen, und wieder ganz
klein zusammen ziehen, wenn sie zu Falten einkriecht (b).
Sie wird vom Steine gereizt, dikker (b*). Sie ist es
fast allein, welche den Harn enthält, da die innerste schwach
ist, die fleischige Haut aber Zwischenräume hat, welche
nach Art eines Nezzes offen stehen. Man kann sich ihr
ungemein scharfes Gefühl, nach den grausamen Schmer-
zen begreiflich machen(c), welche die Kranken empfinden,
so oft sich ein rauher Stein in der Blase befindet: und
es schreibt das ganze Alterthum daher (d), daß die gan-
ze Blase nervig sey. Jndessen pflegt doch diese Empfin-
dung vornämlich am Blasenhalse heftig zu seyn (e), wenn
sich ein fortgehender Stein gegen denselben, da er der-
gleichen schlecht durchzulassen pflegt, stemmt, denn es hal-
ten sich in der Blase, wofern keine Erschütterungen da-

zu
(a) [Spaltenumbruch] Nervenhaut FALLOP obs.
anat. p.
182. nervig HILDAN p.
716. die andre Blasenhaut SPIGEL.
pag.
246.
(b) RUTTY t. 3. f. 3. pag. 11.
WINSLOW. n. 353. BOEHMER.
Fascic. II. t.
8.
(b*) GROENEVELT tutus
usus canthar. pag. 66. BADER.
obs.
7.
(c) [Spaltenumbruch] SPIGEL. GIRARD. Thes.
(d) Die Blase ist ein breiter
Nerve ARETAEUS cur acut. L.
II. c.
9. kalt und weis 10.
(e) An seinem Dreiekke LIEU-
TAUD. p.
17 welches selbst im
Halse ist add. act. HELVET. V.
p.
335.

II. Abſchn. Die Harnblaſe.
an den Seiten dikker werde, und endlich an der hintern
Flaͤche und an untern Knochen am dikkſten, und loſe-
ſten ſei.

§. 15.
Die nervige Membran der Blaſe(a).

Es iſt dieſe Haut, welche bei Frauensperſonen au-
genſcheinlich eine Fortſezzung der Haut iſt, die vornehmſte
Membran der Harnblaſe, ſo wie ſie es, am Magen und
an dem Gedaͤrme iſt. Sie hat eine weiſſe Farbe, die
aus dichten und kurzen Faſern beſteht, ſo wie aus Blaͤt-
chen, ſie laͤßt ſich ungemein ausdehnen, und wieder ganz
klein zuſammen ziehen, wenn ſie zu Falten einkriecht (b).
Sie wird vom Steine gereizt, dikker (b*). Sie iſt es
faſt allein, welche den Harn enthaͤlt, da die innerſte ſchwach
iſt, die fleiſchige Haut aber Zwiſchenraͤume hat, welche
nach Art eines Nezzes offen ſtehen. Man kann ſich ihr
ungemein ſcharfes Gefuͤhl, nach den grauſamen Schmer-
zen begreiflich machen(c), welche die Kranken empfinden,
ſo oft ſich ein rauher Stein in der Blaſe befindet: und
es ſchreibt das ganze Alterthum daher (d), daß die gan-
ze Blaſe nervig ſey. Jndeſſen pflegt doch dieſe Empfin-
dung vornaͤmlich am Blaſenhalſe heftig zu ſeyn (e), wenn
ſich ein fortgehender Stein gegen denſelben, da er der-
gleichen ſchlecht durchzulaſſen pflegt, ſtemmt, denn es hal-
ten ſich in der Blaſe, wofern keine Erſchuͤtterungen da-

zu
(a) [Spaltenumbruch] Nervenhaut FALLOP obſ.
anat. p.
182. nervig HILDAN p.
716. die andre Blaſenhaut SPIGEL.
pag.
246.
(b) RUTTY t. 3. f. 3. pag. 11.
WINSLOW. n. 353. BOEHMER.
Faſcic. II. t.
8.
(b*) GROENEVELT tutus
uſus canthar. pag. 66. BADER.
obſ.
7.
(c) [Spaltenumbruch] SPIGEL. GIRARD. Theſ.
(d) Die Blaſe iſt ein breiter
Nerve ARETAEUS cur acut. L.
II. c.
9. kalt und weis 10.
(e) An ſeinem Dreiekke LIEU-
TAUD. p.
17 welches ſelbſt im
Halſe iſt add. act. HELVET. V.
p.
335.
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[477/0513] II. Abſchn. Die Harnblaſe. an den Seiten dikker werde, und endlich an der hintern Flaͤche und an untern Knochen am dikkſten, und loſe- ſten ſei. §. 15. Die nervige Membran der Blaſe (a). Es iſt dieſe Haut, welche bei Frauensperſonen au- genſcheinlich eine Fortſezzung der Haut iſt, die vornehmſte Membran der Harnblaſe, ſo wie ſie es, am Magen und an dem Gedaͤrme iſt. Sie hat eine weiſſe Farbe, die aus dichten und kurzen Faſern beſteht, ſo wie aus Blaͤt- chen, ſie laͤßt ſich ungemein ausdehnen, und wieder ganz klein zuſammen ziehen, wenn ſie zu Falten einkriecht (b). Sie wird vom Steine gereizt, dikker (b*). Sie iſt es faſt allein, welche den Harn enthaͤlt, da die innerſte ſchwach iſt, die fleiſchige Haut aber Zwiſchenraͤume hat, welche nach Art eines Nezzes offen ſtehen. Man kann ſich ihr ungemein ſcharfes Gefuͤhl, nach den grauſamen Schmer- zen begreiflich machen (c), welche die Kranken empfinden, ſo oft ſich ein rauher Stein in der Blaſe befindet: und es ſchreibt das ganze Alterthum daher (d), daß die gan- ze Blaſe nervig ſey. Jndeſſen pflegt doch dieſe Empfin- dung vornaͤmlich am Blaſenhalſe heftig zu ſeyn (e), wenn ſich ein fortgehender Stein gegen denſelben, da er der- gleichen ſchlecht durchzulaſſen pflegt, ſtemmt, denn es hal- ten ſich in der Blaſe, wofern keine Erſchuͤtterungen da- zu (a) Nervenhaut FALLOP obſ. anat. p. 182. nervig HILDAN p. 716. die andre Blaſenhaut SPIGEL. pag. 246. (b) RUTTY t. 3. f. 3. pag. 11. WINSLOW. n. 353. BOEHMER. Faſcic. II. t. 8. (b*) GROENEVELT tutus uſus canthar. pag. 66. BADER. obſ. 7. (c) SPIGEL. GIRARD. Theſ. (d) Die Blaſe iſt ein breiter Nerve ARETAEUS cur acut. L. II. c. 9. kalt und weis 10. (e) An ſeinem Dreiekke LIEU- TAUD. p. 17 welches ſelbſt im Halſe iſt add. act. HELVET. V. p. 335.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/513>, abgerufen am 22.11.2024.