Doch es haben nicht einmal die Urheber dieser Mei- nung einen so seltenen Bau(t) für eine wahre Blasen- schnur gehalten, welche sich in die wirkliche Fruchthaut der Thiere erstrekke, und man hat zur Zeit noch nicht die Freiheit, solches unter die ausgemachten Dinge zu rechnen (u).
Man hat endlich gezweifelt, ob die Blasenschnur hohl sey, weil bisweilen, auch wenn die Harnblase mit Luft oder Quekksilber angefüllet (w) wurde, nichts davon in die Blasenschnur übergieng, und es haben grosse Män- ner ihre Hölung nicht finden können (x).
Es ist aber durch unsere vielfältige Versuche, so wie durch die Versuche des berühmten Norrenius, unsers Schülers, offenbar ausgemacht, daß die Natur ganz oben an der Blase der Menschenfrucht ein Loch gelas- sen (y), und den wirklichen Zugang der Blasenschnur angelegt habe.
Wenn man von der Blasenschnur das Fadengewe- be auf die Seite schafft (y*), und ihre Falte, welche sie bisweilen mit der Blase macht (z) zernichtet, so läst sich leichtlich in dieses Loch eine Borste (z*), Luft (z**), und Quekksilber bringen: ich habe aus der Blasenschnur ei- nen gallertartigen Zapfen herausgedrükkt, und andere
haben
(t)[Spaltenumbruch]ALBIN. adnot. add. NOOR- WYCK. p. 23. &c. WRISBERG. scheint überhaupt ein Nabelgekrö. segefässe zu seyn, da es zween An- fänge im Unterleibe hat.
(u) Jn der Nabelschnur neh- men es auf RUFUS, GALENUS diss. vulv. c. ult. LITTRE Mem. de 1701. und viele andre, noch da- von soll in dem L. XXIX. die Rede seyn.
(w) So HEBENSTR. Progr. ad anat. mul. Wasser COWPER. HARVEI p. 198. KOUHAULT. Mem. de l'Acad. 1714.
(x)DUVERNEY T. II. p. 401. [Spaltenumbruch]
hoft man werde künftig die Höh- lung zeigen. p. 137.
(y) Jst nicht das Wärzchen, welches von der, in die Blase, vor- ragenden Blasenschnur entsteht. RYDLEY. Eine grosse Mündung zeichnet BOEHMER. de uracho. dies hat ALBIN. adnot. c. 6.
(y*) Auch ROEDERER fet. per- fect. n. 27. 29.
(z)NOREEN. p. 15. ROEDE- RER n. 28.
(z*) Vorlängst MEKERN. app. c. 7. ferner OTT. ren. corr. hist. bis auf einigen Raum.
(z**)ALBIN. bis drei Linien.
F f 5
II. Abſchn. Die Harnblaſe.
Doch es haben nicht einmal die Urheber dieſer Mei- nung einen ſo ſeltenen Bau(t) fuͤr eine wahre Blaſen- ſchnur gehalten, welche ſich in die wirkliche Fruchthaut der Thiere erſtrekke, und man hat zur Zeit noch nicht die Freiheit, ſolches unter die ausgemachten Dinge zu rechnen (u).
Man hat endlich gezweifelt, ob die Blaſenſchnur hohl ſey, weil bisweilen, auch wenn die Harnblaſe mit Luft oder Quekkſilber angefuͤllet (w) wurde, nichts davon in die Blaſenſchnur uͤbergieng, und es haben groſſe Maͤn- ner ihre Hoͤlung nicht finden koͤnnen (x).
Es iſt aber durch unſere vielfaͤltige Verſuche, ſo wie durch die Verſuche des beruͤhmten Norrenius, unſers Schuͤlers, offenbar ausgemacht, daß die Natur ganz oben an der Blaſe der Menſchenfrucht ein Loch gelaſ- ſen (y), und den wirklichen Zugang der Blaſenſchnur angelegt habe.
Wenn man von der Blaſenſchnur das Fadengewe- be auf die Seite ſchafft (y*), und ihre Falte, welche ſie bisweilen mit der Blaſe macht (z) zernichtet, ſo laͤſt ſich leichtlich in dieſes Loch eine Borſte (z*), Luft (z**), und Quekkſilber bringen: ich habe aus der Blaſenſchnur ei- nen gallertartigen Zapfen herausgedruͤkkt, und andere
haben
(t)[Spaltenumbruch]ALBIN. adnot. add. NOOR- WYCK. p. 23. &c. WRISBERG. ſcheint uͤberhaupt ein Nabelgekroͤ. ſegefaͤſſe zu ſeyn, da es zween An- faͤnge im Unterleibe hat.
(u) Jn der Nabelſchnur neh- men es auf RUFUS, GALENUS diſſ. vulv. c. ult. LITTRE Mém. de 1701. und viele andre, noch da- von ſoll in dem L. XXIX. die Rede ſeyn.
(w) So HEBENSTR. Progr. ad anat. mul. Waſſer COWPER. HARVEI p. 198. KOUHAULT. Mém. de l’Acad. 1714.
(x)DUVERNEY T. II. p. 401. [Spaltenumbruch]
hoft man werde kuͤnftig die Hoͤh- lung zeigen. p. 137.
(y) Jſt nicht das Waͤrzchen, welches von der, in die Blaſe, vor- ragenden Blaſenſchnur entſteht. RYDLEY. Eine groſſe Muͤndung zeichnet BOEHMER. de uracho. dies hat ALBIN. adnot. c. 6.
(y*) Auch ROEDERER fet. per- fect. n. 27. 29.
(z)NOREEN. p. 15. ROEDE- RER n. 28.
(z*) Vorlaͤngſt MEKERN. app. c. 7. ferner OTT. ren. corr. hiſt. bis auf einigen Raum.
(z**)ALBIN. bis drei Linien.
F f 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0493"n="457"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchn. Die Harnblaſe.</hi></fw><lb/><p>Doch es haben nicht einmal die Urheber dieſer Mei-<lb/>
nung einen ſo ſeltenen Bau<noteplace="foot"n="(t)"><cb/><hirendition="#aq">ALBIN. adnot. add. NOOR-<lb/>
WYCK. p. 23. &c. WRISBERG.</hi><lb/>ſcheint uͤberhaupt ein Nabelgekroͤ.<lb/>ſegefaͤſſe zu ſeyn, da es zween An-<lb/>
faͤnge im Unterleibe hat.</note> fuͤr eine wahre Blaſen-<lb/>ſchnur gehalten, welche ſich in die wirkliche Fruchthaut<lb/>
der Thiere erſtrekke, und man hat zur Zeit noch nicht<lb/>
die Freiheit, ſolches unter die ausgemachten Dinge zu<lb/>
rechnen <noteplace="foot"n="(u)">Jn der Nabelſchnur neh-<lb/>
men es auf <hirendition="#aq">RUFUS, GALENUS<lb/>
diſſ. vulv. c. ult. LITTRE Mém.<lb/>
de</hi> 1701. und viele andre, noch da-<lb/>
von ſoll in dem <hirendition="#aq">L. XXIX.</hi> die Rede<lb/>ſeyn.</note>.</p><lb/><p>Man hat endlich gezweifelt, ob die Blaſenſchnur<lb/>
hohl ſey, weil bisweilen, auch wenn die Harnblaſe mit<lb/>
Luft oder Quekkſilber angefuͤllet <noteplace="foot"n="(w)">So <hirendition="#aq">HEBENSTR. Progr.<lb/>
ad anat. mul.</hi> Waſſer <hirendition="#aq">COWPER.<lb/>
HARVEI p. 198. KOUHAULT.<lb/>
Mém. de l’Acad.</hi> 1714.</note> wurde, nichts davon<lb/>
in die Blaſenſchnur uͤbergieng, und es haben groſſe Maͤn-<lb/>
ner ihre Hoͤlung nicht finden koͤnnen <noteplace="foot"n="(x)"><hirendition="#aq">DUVERNEY T. II. p.</hi> 401.<lb/><cb/>
hoft man werde kuͤnftig die Hoͤh-<lb/>
lung zeigen. <hirendition="#aq">p.</hi> 137.</note>.</p><lb/><p>Es iſt aber durch unſere vielfaͤltige Verſuche, ſo wie<lb/>
durch die Verſuche des beruͤhmten <hirendition="#fr">Norrenius,</hi> unſers<lb/>
Schuͤlers, offenbar ausgemacht, daß die Natur ganz<lb/>
oben an der Blaſe der Menſchenfrucht ein Loch gelaſ-<lb/>ſen <noteplace="foot"n="(y)">Jſt nicht das Waͤrzchen,<lb/>
welches von der, in die Blaſe, vor-<lb/>
ragenden Blaſenſchnur entſteht.<lb/><hirendition="#aq">RYDLEY.</hi> Eine groſſe Muͤndung<lb/>
zeichnet <hirendition="#aq"><hirendition="#g">BOEHMER.</hi> de uracho.</hi><lb/>
dies hat <hirendition="#aq">ALBIN. adnot. c.</hi> 6.</note>, und den wirklichen Zugang der Blaſenſchnur<lb/>
angelegt habe.</p><lb/><p>Wenn man von der Blaſenſchnur das Fadengewe-<lb/>
be auf die Seite ſchafft <noteplace="foot"n="(y*)">Auch <hirendition="#aq">ROEDERER fet. per-<lb/>
fect. n.</hi> 27. 29.</note>, und ihre Falte, welche ſie<lb/>
bisweilen mit der Blaſe macht <noteplace="foot"n="(z)"><hirendition="#aq">NOREEN. p. 15. ROEDE-<lb/>
RER n.</hi> 28.</note> zernichtet, ſo laͤſt ſich<lb/>
leichtlich in dieſes Loch eine Borſte <noteplace="foot"n="(z*)">Vorlaͤngſt <hirendition="#aq">MEKERN. app.<lb/>
c.</hi> 7. ferner <hirendition="#aq">OTT. ren. corr. hiſt.</hi><lb/>
bis auf einigen Raum.</note>, Luft <noteplace="foot"n="(z**)"><hirendition="#aq">ALBIN.</hi> bis drei Linien.</note>, und<lb/>
Quekkſilber bringen: ich habe aus der Blaſenſchnur ei-<lb/>
nen gallertartigen Zapfen herausgedruͤkkt, und andere<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">haben</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[457/0493]
II. Abſchn. Die Harnblaſe.
Doch es haben nicht einmal die Urheber dieſer Mei-
nung einen ſo ſeltenen Bau (t) fuͤr eine wahre Blaſen-
ſchnur gehalten, welche ſich in die wirkliche Fruchthaut
der Thiere erſtrekke, und man hat zur Zeit noch nicht
die Freiheit, ſolches unter die ausgemachten Dinge zu
rechnen (u).
Man hat endlich gezweifelt, ob die Blaſenſchnur
hohl ſey, weil bisweilen, auch wenn die Harnblaſe mit
Luft oder Quekkſilber angefuͤllet (w) wurde, nichts davon
in die Blaſenſchnur uͤbergieng, und es haben groſſe Maͤn-
ner ihre Hoͤlung nicht finden koͤnnen (x).
Es iſt aber durch unſere vielfaͤltige Verſuche, ſo wie
durch die Verſuche des beruͤhmten Norrenius, unſers
Schuͤlers, offenbar ausgemacht, daß die Natur ganz
oben an der Blaſe der Menſchenfrucht ein Loch gelaſ-
ſen (y), und den wirklichen Zugang der Blaſenſchnur
angelegt habe.
Wenn man von der Blaſenſchnur das Fadengewe-
be auf die Seite ſchafft (y*), und ihre Falte, welche ſie
bisweilen mit der Blaſe macht (z) zernichtet, ſo laͤſt ſich
leichtlich in dieſes Loch eine Borſte (z*), Luft (z**), und
Quekkſilber bringen: ich habe aus der Blaſenſchnur ei-
nen gallertartigen Zapfen herausgedruͤkkt, und andere
haben
(t)
ALBIN. adnot. add. NOOR-
WYCK. p. 23. &c. WRISBERG.
ſcheint uͤberhaupt ein Nabelgekroͤ.
ſegefaͤſſe zu ſeyn, da es zween An-
faͤnge im Unterleibe hat.
(u) Jn der Nabelſchnur neh-
men es auf RUFUS, GALENUS
diſſ. vulv. c. ult. LITTRE Mém.
de 1701. und viele andre, noch da-
von ſoll in dem L. XXIX. die Rede
ſeyn.
(w) So HEBENSTR. Progr.
ad anat. mul. Waſſer COWPER.
HARVEI p. 198. KOUHAULT.
Mém. de l’Acad. 1714.
(x) DUVERNEY T. II. p. 401.
hoft man werde kuͤnftig die Hoͤh-
lung zeigen. p. 137.
(y) Jſt nicht das Waͤrzchen,
welches von der, in die Blaſe, vor-
ragenden Blaſenſchnur entſteht.
RYDLEY. Eine groſſe Muͤndung
zeichnet BOEHMER. de uracho.
dies hat ALBIN. adnot. c. 6.
(y*) Auch ROEDERER fet. per-
fect. n. 27. 29.
(z) NOREEN. p. 15. ROEDE-
RER n. 28.
(z*) Vorlaͤngſt MEKERN. app.
c. 7. ferner OTT. ren. corr. hiſt.
bis auf einigen Raum.
(z**) ALBIN. bis drei Linien.
F f 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/493>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.