Sie ist bei den Menschen ungemein weit(a), viel- leicht weil man für den übrigen Thieren, den Harn aus Schaam an sich hält; indem die meisten Thiere ihrem Jnstinkt gehorchen, so bald sie den Reiz des Harns zu empfinden anfangen.
Wir haben gesagt, daß sie in der Frucht gros ist (b); ich habe sie auch bei Frauenspersonen, die ebenfalls in der bürgerlichen Gesellschaft sehr lange den Urin zu ver- halten pflegen, wie es mir vorgekommen, gros befunden.
Sie ist dagegen bei denen sehr klein, bei welchen die Niere keinen Harn absondert (b*), oder bei denen ein Stein, oder ein andrer Reizmittel in der Blase zu gegen ist. Von dergleichen wächst nämlich, wegen des bestän- digen Reizes, die fleischige Anlage der Blase nach und nach, und es ziehen sich, vermöge der anziehenden Kräfte die Fasern um desto nachdrükklicher zusammen, je näher sich ihre Grundstoffe einander liegen: sie umarmt daher den Stein von allen Seiten (c). Und daher kömmt es, daß sie oft so gros, als eine Nuß (d), oder etwas grös-
ser
(a)[Spaltenumbruch]ARISTOT. hist. anim. L. I. c. 17.
(b)BESLER. t. 5. f. 2.
(b*) Von einem Nierengeschwü- re. COITER p. 121. beim Nieren steine. Journ. de Med. T. XII. p. 348. 349.
(c)PECHLIN. L. I. obs. 11. de HAEN. rad med. IV. p. 236 und anderswo. HONERLAG. de haemorrh. HEISTER. annal. 1726. m. Aug.
(d) Auch in einem gesunden Widder. WEPFER. Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obs. 167. im ge- sunden Menschen. RUYSCH. Thes. IV. n. 23. von gelassnen Urine bei [Spaltenumbruch]
einem andern BLAS. P. IV. obs. 6. p. 27. Jn Leuten die den Stein haben HAEN. rat. medent. IV. p. 236. in gleichem Uebel. Auf an- derthalb Zoll PORTAL. obs. 30. dikke Act. Helvet. V. p. 165. BAR- THOL. Cent III. hist. 35. vom Ge- schwüre BOEHMER polyphag p. 11. 12 DUVERNEY II. p. 277. Excerpt. Liter. anni 1759. Tom. III. von einer Entzündung GUA- RIVONI Cons. 455. MORGAGN. sed. II. p. 188. da man den Urin nicht halten konnte HARDER. apiar. p. 224. in der Harnstrenge HOFMAN. morb. ex spasmo ve- sicae n. 8.
Die Harnwege. XXVI. Buch.
§. 6. Die Groͤſſe der Blaſe.
Sie iſt bei den Menſchen ungemein weit(a), viel- leicht weil man fuͤr den uͤbrigen Thieren, den Harn aus Schaam an ſich haͤlt; indem die meiſten Thiere ihrem Jnſtinkt gehorchen, ſo bald ſie den Reiz des Harns zu empfinden anfangen.
Wir haben geſagt, daß ſie in der Frucht gros iſt (b); ich habe ſie auch bei Frauensperſonen, die ebenfalls in der buͤrgerlichen Geſellſchaft ſehr lange den Urin zu ver- halten pflegen, wie es mir vorgekommen, gros befunden.
Sie iſt dagegen bei denen ſehr klein, bei welchen die Niere keinen Harn abſondert (b*), oder bei denen ein Stein, oder ein andrer Reizmittel in der Blaſe zu gegen iſt. Von dergleichen waͤchſt naͤmlich, wegen des beſtaͤn- digen Reizes, die fleiſchige Anlage der Blaſe nach und nach, und es ziehen ſich, vermoͤge der anziehenden Kraͤfte die Faſern um deſto nachdruͤkklicher zuſammen, je naͤher ſich ihre Grundſtoffe einander liegen: ſie umarmt daher den Stein von allen Seiten (c). Und daher koͤmmt es, daß ſie oft ſo gros, als eine Nuß (d), oder etwas groͤſ-
ſer
(a)[Spaltenumbruch]ARISTOT. hiſt. anim. L. I. c. 17.
(b)BESLER. t. 5. f. 2.
(b*) Von einem Nierengeſchwuͤ- re. COITER p. 121. beim Nieren ſteine. Journ. de Med. T. XII. p. 348. 349.
(c)PECHLIN. L. I. obſ. 11. de HAEN. rad med. IV. p. 236 und anderswo. HONERLAG. de hæmorrh. HEISTER. annal. 1726. m. Aug.
(d) Auch in einem geſunden Widder. WEPFER. Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obſ. 167. im ge- ſunden Menſchen. RUYSCH. Theſ. IV. n. 23. von gelaſſnen Urine bei [Spaltenumbruch]
einem andern BLAS. P. IV. obſ. 6. p. 27. Jn Leuten die den Stein haben HAEN. rat. medent. IV. p. 236. in gleichem Uebel. Auf an- derthalb Zoll PORTAL. obſ. 30. dikke Act. Helvet. V. p. 165. BAR- THOL. Cent III. hiſt. 35. vom Ge- ſchwuͤre BOEHMER polyphag p. 11. 12 DUVERNEY II. p. 277. Excerpt. Liter. anni 1759. Tom. III. von einer Entzuͤndung GUA- RIVONI Conſ. 455. MORGAGN. ſed. II. p. 188. da man den Urin nicht halten konnte HARDER. apiar. p. 224. in der Harnſtrenge HOFMAN. morb. ex ſpasmo ve- ſicae n. 8.
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Die Harnwege. XXVI. Buch.
§. 6.
Die Groͤſſe der Blaſe.
Sie iſt bei den Menſchen ungemein weit (a), viel-
leicht weil man fuͤr den uͤbrigen Thieren, den Harn aus
Schaam an ſich haͤlt; indem die meiſten Thiere ihrem
Jnſtinkt gehorchen, ſo bald ſie den Reiz des Harns zu
empfinden anfangen.
Wir haben geſagt, daß ſie in der Frucht gros iſt (b);
ich habe ſie auch bei Frauensperſonen, die ebenfalls in
der buͤrgerlichen Geſellſchaft ſehr lange den Urin zu ver-
halten pflegen, wie es mir vorgekommen, gros befunden.
Sie iſt dagegen bei denen ſehr klein, bei welchen die
Niere keinen Harn abſondert (b*), oder bei denen ein
Stein, oder ein andrer Reizmittel in der Blaſe zu gegen
iſt. Von dergleichen waͤchſt naͤmlich, wegen des beſtaͤn-
digen Reizes, die fleiſchige Anlage der Blaſe nach und
nach, und es ziehen ſich, vermoͤge der anziehenden Kraͤfte
die Faſern um deſto nachdruͤkklicher zuſammen, je naͤher
ſich ihre Grundſtoffe einander liegen: ſie umarmt daher
den Stein von allen Seiten (c). Und daher koͤmmt es,
daß ſie oft ſo gros, als eine Nuß (d), oder etwas groͤſ-
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ARISTOT. hiſt. anim. L.
I. c. 17.
(b) BESLER. t. 5. f. 2.
(b*) Von einem Nierengeſchwuͤ-
re. COITER p. 121. beim Nieren
ſteine. Journ. de Med. T. XII. p.
348. 349.
(c) PECHLIN. L. I. obſ. 11.
de HAEN. rad med. IV. p. 236
und anderswo. HONERLAG. de
hæmorrh. HEISTER. annal. 1726.
m. Aug.
(d) Auch in einem geſunden
Widder. WEPFER. Eph. Nat. Cur.
Dec. I. ann. 3. obſ. 167. im ge-
ſunden Menſchen. RUYSCH. Theſ.
IV. n. 23. von gelaſſnen Urine bei
einem andern BLAS. P. IV. obſ. 6.
p. 27. Jn Leuten die den Stein
haben HAEN. rat. medent. IV. p.
236. in gleichem Uebel. Auf an-
derthalb Zoll PORTAL. obſ. 30.
dikke Act. Helvet. V. p. 165. BAR-
THOL. Cent III. hiſt. 35. vom Ge-
ſchwuͤre BOEHMER polyphag p.
11. 12 DUVERNEY II. p. 277.
Excerpt. Liter. anni 1759. Tom.
III. von einer Entzuͤndung GUA-
RIVONI Conſ. 455. MORGAGN.
ſed. II. p. 188. da man den Urin
nicht halten konnte HARDER.
apiar. p. 224. in der Harnſtrenge
HOFMAN. morb. ex ſpasmo ve-
ſicae n. 8.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/488>, abgerufen am 25.11.2024.
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