Doch es wird kurz darauf die Brust im Ausstossen des Atmens mit Lebhaftigkeit zusammengedrükkt. Folg- lich werden in diesem Zustande, die rothen Adern, und so auch der Brustkanal heftig zusammengedrükkt, der Chilus flieht davon, und es lassen diesen die widerstrebende Klappen nicht in den Sammelkasten zurükke strömen. Folglich wird sich selber, nach dem nunmehr weiter geword- nen Nakken, der von keiner Gewalt zusammen gedrükkt wird, hin begeben, und in die Schlüsselblutader ausflies- sen. Und so entsteht am Brustkanale dessen Sistole.
Daß diese Bewegung heftig geschehe, lässet sich auch daraus urtheilen, daß der Brustkanal, den man in ei- nem legendigen Thiere gebunden, wegen gehemmter Strömung des Chilus abgerissen ist [Spaltenumbruch](p*).
Zu eben derselben Zeit läst das Zwerchfell nach, und seine Anhängsel erschlaffen. Folglich füllet sich der Sammelkasten von Chilus an (q), den die Milchgefässe dahin, als gegen eine weniger widerstehende Stelle, ab- fertigen. Dieses wird also die Diastole des Sammel- kastens seyn.
Jch nehme hierbei nicht den Drukk der Aorte aus(r), welchen den darüber oder darunter liegenden Gang in in seiner Erweiterung pressen kann, nur daß diese Pres- sung von kleinerer Wichtigkeit wird, so oft dieser Gang mehr rechter Hand an der Aorte anliegt. Man könnte auch vermuthen, daß der Michgang, um diesem Drukk mit stärkerm Nachdrukke zu leiden, hinter dem Aorten- bogen versezzt werde, um der rechten Schlüsselblutader näher zu kommen: und es ist die Absicht der Natur so unwandelbar, daß wenn alle Eingeweide aus ihrem La- ger versetzt werden sollten, dieser Gang ebenfalls in die rechte Schlüsselader inserirt werden müste (s).
Folglich
(p*)MONRO de hydrope p. 18.
(q)Conf. canicid. XII. n. 14.
(r)[Spaltenumbruch]COWPER app. f. XI. BOHN p. 164
(s)DAUBENTON. III. p. 205.
Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
Doch es wird kurz darauf die Bruſt im Ausſtoſſen des Atmens mit Lebhaftigkeit zuſammengedruͤkkt. Folg- lich werden in dieſem Zuſtande, die rothen Adern, und ſo auch der Bruſtkanal heftig zuſammengedruͤkkt, der Chilus flieht davon, und es laſſen dieſen die widerſtrebende Klappen nicht in den Sammelkaſten zuruͤkke ſtroͤmen. Folglich wird ſich ſelber, nach dem nunmehr weiter geword- nen Nakken, der von keiner Gewalt zuſammen gedruͤkkt wird, hin begeben, und in die Schluͤſſelblutader ausflieſ- ſen. Und ſo entſteht am Bruſtkanale deſſen Siſtole.
Daß dieſe Bewegung heftig geſchehe, laͤſſet ſich auch daraus urtheilen, daß der Bruſtkanal, den man in ei- nem legendigen Thiere gebunden, wegen gehemmter Stroͤmung des Chilus abgeriſſen iſt [Spaltenumbruch](p*).
Zu eben derſelben Zeit laͤſt das Zwerchfell nach, und ſeine Anhaͤngſel erſchlaffen. Folglich fuͤllet ſich der Sammelkaſten von Chilus an (q), den die Milchgefaͤſſe dahin, als gegen eine weniger widerſtehende Stelle, ab- fertigen. Dieſes wird alſo die Diaſtole des Sammel- kaſtens ſeyn.
Jch nehme hierbei nicht den Drukk der Aorte aus(r), welchen den daruͤber oder darunter liegenden Gang in in ſeiner Erweiterung preſſen kann, nur daß dieſe Preſ- ſung von kleinerer Wichtigkeit wird, ſo oft dieſer Gang mehr rechter Hand an der Aorte anliegt. Man koͤnnte auch vermuthen, daß der Michgang, um dieſem Drukk mit ſtaͤrkerm Nachdrukke zu leiden, hinter dem Aorten- bogen verſezzt werde, um der rechten Schluͤſſelblutader naͤher zu kommen: und es iſt die Abſicht der Natur ſo unwandelbar, daß wenn alle Eingeweide aus ihrem La- ger verſetzt werden ſollten, dieſer Gang ebenfalls in die rechte Schluͤſſelader inſerirt werden muͤſte (s).
Folglich
(p*)MONRO de hydrope p. 18.
(q)Conf. canicid. XII. n. 14.
(r)[Spaltenumbruch]COWPER app. f. XI. BOHN p. 164
(s)DAUBENTON. III. p. 205.
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Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
Doch es wird kurz darauf die Bruſt im Ausſtoſſen
des Atmens mit Lebhaftigkeit zuſammengedruͤkkt. Folg-
lich werden in dieſem Zuſtande, die rothen Adern, und
ſo auch der Bruſtkanal heftig zuſammengedruͤkkt, der
Chilus flieht davon, und es laſſen dieſen die widerſtrebende
Klappen nicht in den Sammelkaſten zuruͤkke ſtroͤmen.
Folglich wird ſich ſelber, nach dem nunmehr weiter geword-
nen Nakken, der von keiner Gewalt zuſammen gedruͤkkt
wird, hin begeben, und in die Schluͤſſelblutader ausflieſ-
ſen. Und ſo entſteht am Bruſtkanale deſſen Siſtole.
Daß dieſe Bewegung heftig geſchehe, laͤſſet ſich auch
daraus urtheilen, daß der Bruſtkanal, den man in ei-
nem legendigen Thiere gebunden, wegen gehemmter
Stroͤmung des Chilus abgeriſſen iſt
(p*).
Zu eben derſelben Zeit laͤſt das Zwerchfell nach, und
ſeine Anhaͤngſel erſchlaffen. Folglich fuͤllet ſich der
Sammelkaſten von Chilus an (q), den die Milchgefaͤſſe
dahin, als gegen eine weniger widerſtehende Stelle, ab-
fertigen. Dieſes wird alſo die Diaſtole des Sammel-
kaſtens ſeyn.
Jch nehme hierbei nicht den Drukk der Aorte aus (r),
welchen den daruͤber oder darunter liegenden Gang in
in ſeiner Erweiterung preſſen kann, nur daß dieſe Preſ-
ſung von kleinerer Wichtigkeit wird, ſo oft dieſer Gang
mehr rechter Hand an der Aorte anliegt. Man koͤnnte
auch vermuthen, daß der Michgang, um dieſem Drukk
mit ſtaͤrkerm Nachdrukke zu leiden, hinter dem Aorten-
bogen verſezzt werde, um der rechten Schluͤſſelblutader
naͤher zu kommen: und es iſt die Abſicht der Natur ſo
unwandelbar, daß wenn alle Eingeweide aus ihrem La-
ger verſetzt werden ſollten, dieſer Gang ebenfalls in die
rechte Schluͤſſelader inſerirt werden muͤſte (s).
Folglich
(p*) MONRO de hydrope p. 18.
(q) Conf. canicid. XII. n. 14.
(r)
COWPER app. f. XI.
BOHN p. 164
(s) DAUBENTON. III. p. 205.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/386>, abgerufen am 28.11.2024.
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