court(r) und F. Ruysch(s) heut zu Tage aus der Mode gekommen.
§. 4. Ursachen von der Bewegung des Nahrungssaftes.
Es kann zwar die wahre Ursache davon nicht die pe- ristaltische Bewegung (a) seyn, da es gewiß ist, daß sich der Chilus, sowohl in lebendigen Thieren, als sonderlich in todten Körpern, auch wenn das Gedärme ruhig, und nach dem Tode lange schon kalt ist, dennoch bewegt, und sich davon macht. Jndessen kann die peristaltische Be- wegung dennoch diese Bewegung mit bestimmen helfen.
Zur Ursache der Resorbirung aus dem Gedärme fin- de ich keine andre wahrscheinliche Ursache, ausser der, welche in dem Harnröhrchen wirksam ist (b).
Wenigstens sehe ich an den Wurzeln der Pflanzen nichts anders, was den Saft an sich ziehen könnte: und es könnte an den Milchgefässen im Menschen, und in den Einsaugungen der blutadrigen Flokken kein Pressen eine Feuchtigkeit, in die ungemein enge, weiche, und schwimmende Gefässe hineintreiben. Jm Thränen- punkte, im Nabel der Frucht des Blakkfisches [Spaltenumbruch](b*), im Saugerüssel der Schmetterlinge (b**) haben berühmte Männer Exempel des Saugens, und beim lezztern auch ein wechselweises Zusammenziehen beobachtet (b+).
Man muß auch nicht einwenden (c), daß in einem verschlossnen (d) Röhrchen nichts in die Höhe steige:
denn
(r)[Spaltenumbruch]Canicid. XI. u. f.
(s)De valv. lymph.
(a)SYLV. Diss. II. n. 25.
(b) So sagt auch HAMPA- CHER. in propr. diss. Hall. 1742. WHYTT. physiol. ess. p. 74. und vor allen NICOLAUS, AGGIUN- TI. beim III. NEELIO in storia letter. Florent. p. 94.
(b*)NARCISSUS n. 19.
(b**)GEOFROI hist. des In- sect. autour de Paris II. p. 6.
(b+)Ibid.
(c)PECQUET. p. 27. es kom- me der chylus auch in gebundene Gefässe.
(d)KRAFT. physic. gener. p. 212. STURM. Colleg. Exp. p. 75.
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II. Abſchn. Beweg. der Nahrungsmilch.
court(r) und F. Ruyſch(s) heut zu Tage aus der Mode gekommen.
§. 4. Urſachen von der Bewegung des Nahrungsſaftes.
Es kann zwar die wahre Urſache davon nicht die pe- riſtaltiſche Bewegung (a) ſeyn, da es gewiß iſt, daß ſich der Chilus, ſowohl in lebendigen Thieren, als ſonderlich in todten Koͤrpern, auch wenn das Gedaͤrme ruhig, und nach dem Tode lange ſchon kalt iſt, dennoch bewegt, und ſich davon macht. Jndeſſen kann die periſtaltiſche Be- wegung dennoch dieſe Bewegung mit beſtimmen helfen.
Zur Urſache der Reſorbirung aus dem Gedaͤrme fin- de ich keine andre wahrſcheinliche Urſache, auſſer der, welche in dem Harnroͤhrchen wirkſam iſt (b).
Wenigſtens ſehe ich an den Wurzeln der Pflanzen nichts anders, was den Saft an ſich ziehen koͤnnte: und es koͤnnte an den Milchgefaͤſſen im Menſchen, und in den Einſaugungen der blutadrigen Flokken kein Preſſen eine Feuchtigkeit, in die ungemein enge, weiche, und ſchwimmende Gefaͤſſe hineintreiben. Jm Thraͤnen- punkte, im Nabel der Frucht des Blakkfiſches [Spaltenumbruch](b*), im Saugeruͤſſel der Schmetterlinge (b**) haben beruͤhmte Maͤnner Exempel des Saugens, und beim lezztern auch ein wechſelweiſes Zuſammenziehen beobachtet (b†).
Man muß auch nicht einwenden (c), daß in einem verſchloſſnen (d) Roͤhrchen nichts in die Hoͤhe ſteige:
denn
(r)[Spaltenumbruch]Canicid. XI. u. f.
(s)De valv. lymph.
(a)SYLV. Diſſ. II. n. 25.
(b) So ſagt auch HAMPA- CHER. in propr. diſſ. Hall. 1742. WHYTT. phyſiol. eſſ. p. 74. und vor allen NICOLAUS, AGGIUN- TI. beim III. NEELIO in ſtoria letter. Florent. p. 94.
(b*)NARCISSUS n. 19.
(b**)GEOFROI hiſt. des In- ſect. autour de Paris II. p. 6.
(b†)Ibid.
(c)PECQUET. p. 27. es kom- me der chylus auch in gebundene Gefaͤſſe.
(d)KRAFT. phyſic. gener. p. 212. STURM. Colleg. Exp. p. 75.
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II. Abſchn. Beweg. der Nahrungsmilch.
court (r) und F. Ruyſch (s) heut zu Tage aus der
Mode gekommen.
§. 4.
Urſachen von der Bewegung des Nahrungsſaftes.
Es kann zwar die wahre Urſache davon nicht die pe-
riſtaltiſche Bewegung (a) ſeyn, da es gewiß iſt, daß ſich
der Chilus, ſowohl in lebendigen Thieren, als ſonderlich
in todten Koͤrpern, auch wenn das Gedaͤrme ruhig, und
nach dem Tode lange ſchon kalt iſt, dennoch bewegt, und
ſich davon macht. Jndeſſen kann die periſtaltiſche Be-
wegung dennoch dieſe Bewegung mit beſtimmen helfen.
Zur Urſache der Reſorbirung aus dem Gedaͤrme fin-
de ich keine andre wahrſcheinliche Urſache, auſſer der,
welche in dem Harnroͤhrchen wirkſam iſt (b).
Wenigſtens ſehe ich an den Wurzeln der Pflanzen
nichts anders, was den Saft an ſich ziehen koͤnnte: und
es koͤnnte an den Milchgefaͤſſen im Menſchen, und in
den Einſaugungen der blutadrigen Flokken kein Preſſen
eine Feuchtigkeit, in die ungemein enge, weiche, und
ſchwimmende Gefaͤſſe hineintreiben. Jm Thraͤnen-
punkte, im Nabel der Frucht des Blakkfiſches
(b*), im
Saugeruͤſſel der Schmetterlinge (b**) haben beruͤhmte
Maͤnner Exempel des Saugens, und beim lezztern auch
ein wechſelweiſes Zuſammenziehen beobachtet (b†).
Man muß auch nicht einwenden (c), daß in einem
verſchloſſnen (d) Roͤhrchen nichts in die Hoͤhe ſteige:
denn
(r)
Canicid. XI. u. f.
(s) De valv. lymph.
(a) SYLV. Diſſ. II. n. 25.
(b) So ſagt auch HAMPA-
CHER. in propr. diſſ. Hall. 1742.
WHYTT. phyſiol. eſſ. p. 74. und
vor allen NICOLAUS, AGGIUN-
TI. beim III. NEELIO in ſtoria
letter. Florent. p. 94.
(b*) NARCISSUS n. 19.
(b**) GEOFROI hiſt. des In-
ſect. autour de Paris II. p. 6.
(b†) Ibid.
(c) PECQUET. p. 27. es kom-
me der chylus auch in gebundene
Gefaͤſſe.
(d) KRAFT. phyſic. gener. p.
212. STURM. Colleg. Exp. p. 75.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/379>, abgerufen am 24.11.2024.
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