Bisweilen giebt es sowohl im Menschen, als im Thiere, drei grosse Gefässe(h), in welche sich sowohl die mehrmalen genannte Flieswassergefässe, als auch die Milchgefässe, der zwoten Art, hinein begeben. Sie wer- den oft von einem häufigen Fadengewebe dergestalt zu- sammengehängt, daß man es für einen wirklichen drei- beutlichen Sammelkasten halten sollte (i).
Man hätte indessen diesen Bau, ob er gleich nicht eben selten vorkömmt, dennoch nicht für eine Regel an- nehmen sollen; und es hätte der Sammelkasten der Nahrungsmilch nicht als eine vielbeutliche fächrige Ta- sche beschrieben werden müssen. Denn, wenn man ihn ausfüllt, so trennen sich die Gefässe, woraus er be- stehet, ohne Mühe.
Jch habe endlich in einigen Körpern, obschon selte- ner, anstatt eines Behältnisses, ein Geflechte von un- zählich zusammen klebenden Gefässen beobachtet (k).
Diejenigen, welche die Lendendrüsen für den Sam- melkasten ausgegeben (l), haben darunter ein limphati- sches Geflechte verstanden, welches von diesen Drüsen entspringt, und die Milchgefässe aufnehmen, und ihnen anstatt eines Sammelkastens dienen könnte! doch sie hät- ten darum nicht das Behältniß selbst ausschliessen müssen.
Da also der Sammelkasten so veränderlich ist, so ist es nicht leicht eine Beschreibung davon zu geben, welche sich für alle die Verschiedenheit schikkte. Jndessen stun- met doch folgendes wenigstens nach den Körpern, welche
ich
(h)[Spaltenumbruch]MEKEL Epist. p. 13. drei, vier Stämme DUVERNOI posth. T. I. p. 545. T. II. p. 200. JEN- TY. QUEITSCH. EVERTSE. de org. chyl. t. 2. f. 13. f. 1.
(i)COWPER. app. s. 11. und bei dem DRAKE HEUERMAN. T. III. p. 853 hieher rechne das durch Scheidewände abgetheilte [Spaltenumbruch]
Bläschen. WINSLOWI. n. 222. LIEUTAUD. p. 285. und ehedem Caroli le NOBLE. ad notationem. p. 25. et GUIFFARDI. p. 28
(k) Unter unsern Verschieden- heiten de duct. thorac.
(l)BARTHOLIN. Epist. II. n. 22. lact. thorac und anderswo. Hohl macht die Drüsen. p. 18.
Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
Bisweilen giebt es ſowohl im Menſchen, als im Thiere, drei groſſe Gefaͤſſe(h), in welche ſich ſowohl die mehrmalen genannte Flieswaſſergefaͤſſe, als auch die Milchgefaͤſſe, der zwoten Art, hinein begeben. Sie wer- den oft von einem haͤufigen Fadengewebe dergeſtalt zu- ſammengehaͤngt, daß man es fuͤr einen wirklichen drei- beutlichen Sammelkaſten halten ſollte (i).
Man haͤtte indeſſen dieſen Bau, ob er gleich nicht eben ſelten vorkoͤmmt, dennoch nicht fuͤr eine Regel an- nehmen ſollen; und es haͤtte der Sammelkaſten der Nahrungsmilch nicht als eine vielbeutliche faͤchrige Ta- ſche beſchrieben werden muͤſſen. Denn, wenn man ihn ausfuͤllt, ſo trennen ſich die Gefaͤſſe, woraus er be- ſtehet, ohne Muͤhe.
Jch habe endlich in einigen Koͤrpern, obſchon ſelte- ner, anſtatt eines Behaͤltniſſes, ein Geflechte von un- zaͤhlich zuſammen klebenden Gefaͤſſen beobachtet (k).
Diejenigen, welche die Lendendruͤſen fuͤr den Sam- melkaſten ausgegeben (l), haben darunter ein limphati- ſches Geflechte verſtanden, welches von dieſen Druͤſen entſpringt, und die Milchgefaͤſſe aufnehmen, und ihnen anſtatt eines Sammelkaſtens dienen koͤnnte! doch ſie haͤt- ten darum nicht das Behaͤltniß ſelbſt ausſchlieſſen muͤſſen.
Da alſo der Sammelkaſten ſo veraͤnderlich iſt, ſo iſt es nicht leicht eine Beſchreibung davon zu geben, welche ſich fuͤr alle die Verſchiedenheit ſchikkte. Jndeſſen ſtun- met doch folgendes wenigſtens nach den Koͤrpern, welche
ich
(h)[Spaltenumbruch]MEKEL Epiſt. p. 13. drei, vier Staͤmme DUVERNOI poſth. T. I. p. 545. T. II. p. 200. JEN- TY. QUEITSCH. EVERTSE. de org. chyl. t. 2. f. 13. f. 1.
(i)COWPER. app. ſ. 11. und bei dem DRAKE HEUERMAN. T. III. p. 853 hieher rechne das durch Scheidewaͤnde abgetheilte [Spaltenumbruch]
Blaͤschen. WINSLOWI. n. 222. LIEUTAUD. p. 285. und ehedem Caroli le NOBLE. ad notationem. p. 25. et GUIFFARDI. p. 28
(k) Unter unſern Verſchieden- heiten de duct. thorac.
(l)BARTHOLIN. Epiſt. II. n. 22. lact. thorac und anderswo. Hohl macht die Druͤſen. p. 18.
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mehrmalen genannte Flieswaſſergefaͤſſe, als auch die
Milchgefaͤſſe, der zwoten Art, hinein begeben. Sie wer-
den oft von einem haͤufigen Fadengewebe dergeſtalt zu-
ſammengehaͤngt, daß man es fuͤr einen wirklichen drei-
beutlichen Sammelkaſten halten ſollte (i).
Man haͤtte indeſſen dieſen Bau, ob er gleich nicht
eben ſelten vorkoͤmmt, dennoch nicht fuͤr eine Regel an-
nehmen ſollen; und es haͤtte der Sammelkaſten der
Nahrungsmilch nicht als eine vielbeutliche faͤchrige Ta-
ſche beſchrieben werden muͤſſen. Denn, wenn man
ihn ausfuͤllt, ſo trennen ſich die Gefaͤſſe, woraus er be-
ſtehet, ohne Muͤhe.
Jch habe endlich in einigen Koͤrpern, obſchon ſelte-
ner, anſtatt eines Behaͤltniſſes, ein Geflechte von un-
zaͤhlich zuſammen klebenden Gefaͤſſen beobachtet (k).
Diejenigen, welche die Lendendruͤſen fuͤr den Sam-
melkaſten ausgegeben (l), haben darunter ein limphati-
ſches Geflechte verſtanden, welches von dieſen Druͤſen
entſpringt, und die Milchgefaͤſſe aufnehmen, und ihnen
anſtatt eines Sammelkaſtens dienen koͤnnte! doch ſie haͤt-
ten darum nicht das Behaͤltniß ſelbſt ausſchlieſſen muͤſſen.
Da alſo der Sammelkaſten ſo veraͤnderlich iſt, ſo iſt
es nicht leicht eine Beſchreibung davon zu geben, welche
ſich fuͤr alle die Verſchiedenheit ſchikkte. Jndeſſen ſtun-
met doch folgendes wenigſtens nach den Koͤrpern, welche
ich
(h)
MEKEL Epiſt. p. 13. drei,
vier Staͤmme DUVERNOI poſth.
T. I. p. 545. T. II. p. 200. JEN-
TY. QUEITSCH. EVERTSE.
de org. chyl. t. 2. f. 13. f. 1.
(i) COWPER. app. ſ. 11. und
bei dem DRAKE HEUERMAN.
T. III. p. 853 hieher rechne das
durch Scheidewaͤnde abgetheilte
Blaͤschen. WINSLOWI. n. 222.
LIEUTAUD. p. 285. und ehedem
Caroli le NOBLE. ad notationem.
p. 25. et GUIFFARDI. p. 28
(k) Unter unſern Verſchieden-
heiten de duct. thorac.
(l) BARTHOLIN. Epiſt. II.
n. 22. lact. thorac und anderswo.
Hohl macht die Druͤſen. p. 18.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/358>, abgerufen am 28.11.2024.
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