sich dieses von den Nerven so vorstellen, weil ein jeder starker Reiz der Därme(k) das noch vollständige Herz zur Bewegung auffordert. Man hat diese Erscheinung bei einem Chilus angemerkt, welcher durch den Brust- kanal in das Herz eingedrungen war. Da aber den- noch auch jede andre Reize (l) und die Erschütterung der Kälte (m) dergleichen Wirkungen nach sich zieht, so scheinets daß die von allen Seiten in Verbindung ste- hende Nerven gleichstimmig gereizt werden, sich zu be- wegen, und endlich das Herz selbst wieder zum Schla- gen bringen, ohngeachtet die Versuche über diesen Punkt, das Wunder der Natur nicht nachzuahmen verstehen (n).
Dahin scheinet zu gehören, daß wir von den Spei- sen offenbar warm werden, und der Puls für eine Mi- nute zehn Schläge thut (n*) und zu gleicher Zeit stärker wird (n**).
Es hat hieran die Seele keinen Antheil, weil ein jeder Reiz, der nach dem Tode und an herausgerissenen Därmen, und deren Theilen entstehet, dergleichen Be- wegungen zum Vorschein bringt. Wenn Jemand durch eine blosse Einbildungskraft ofnen Leib bekomme(o), so gehöret diese Erscheinung zu den verglichnen Jdeen. Hat das Schrekken bisweilen den Leib geöfnet, oder drei Tage lang verstopft (o*); unterdrükkt der Zorn und der Unwillen den Appetit, und die Verdauung der Spei- sen (o**), so gehöret dieses zu einer gezwungenen Be- reitwilligkeit den Affekten zu gehorchen (p).
Und
(k)[Spaltenumbruch]L. VIII. p. 251.
(l)Ibid.
(m)BOERHAAVE II. Praelect. p. 503. 508. Conf. SYDENHAM variol. regul. ann. 1667. seqq.
(n)L. IV. p. 463.
(n*)Ibid.
(n**)ROBINSON Essays II. p. 419. SATANELLI lucubr. II. p. 25.
(o)[Spaltenumbruch]L. XVII.
(o*)Hist. des voyag. L. XII. p. 68.
(o**) Auch am Marder, so wie GEUDERUS gesehen in der fer- ment. p. 96. daß nach 48 Stun- den die Speisen nicht verdaut waren.
(p)Ibid.
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
ſich dieſes von den Nerven ſo vorſtellen, weil ein jeder ſtarker Reiz der Daͤrme(k) das noch vollſtaͤndige Herz zur Bewegung auffordert. Man hat dieſe Erſcheinung bei einem Chilus angemerkt, welcher durch den Bruſt- kanal in das Herz eingedrungen war. Da aber den- noch auch jede andre Reize (l) und die Erſchuͤtterung der Kaͤlte (m) dergleichen Wirkungen nach ſich zieht, ſo ſcheinets daß die von allen Seiten in Verbindung ſte- hende Nerven gleichſtimmig gereizt werden, ſich zu be- wegen, und endlich das Herz ſelbſt wieder zum Schla- gen bringen, ohngeachtet die Verſuche uͤber dieſen Punkt, das Wunder der Natur nicht nachzuahmen verſtehen (n).
Dahin ſcheinet zu gehoͤren, daß wir von den Spei- ſen offenbar warm werden, und der Puls fuͤr eine Mi- nute zehn Schlaͤge thut (n*) und zu gleicher Zeit ſtaͤrker wird (n**).
Es hat hieran die Seele keinen Antheil, weil ein jeder Reiz, der nach dem Tode und an herausgeriſſenen Daͤrmen, und deren Theilen entſtehet, dergleichen Be- wegungen zum Vorſchein bringt. Wenn Jemand durch eine bloſſe Einbildungskraft ofnen Leib bekomme(o), ſo gehoͤret dieſe Erſcheinung zu den verglichnen Jdeen. Hat das Schrekken bisweilen den Leib geoͤfnet, oder drei Tage lang verſtopft (o*); unterdruͤkkt der Zorn und der Unwillen den Appetit, und die Verdauung der Spei- ſen (o**), ſo gehoͤret dieſes zu einer gezwungenen Be- reitwilligkeit den Affekten zu gehorchen (p).
Und
(k)[Spaltenumbruch]L. VIII. p. 251.
(l)Ibid.
(m)BOERHAAVE II. Prælect. p. 503. 508. Conf. SYDENHAM variol. regul. ann. 1667. ſeqq.
(n)L. IV. p. 463.
(n*)Ibid.
(n**)ROBINSON Eſſays II. p. 419. SATANELLI lucubr. II. p. 25.
(o)[Spaltenumbruch]L. XVII.
(o*)Hiſt. des voyag. L. XII. p. 68.
(o**) Auch am Marder, ſo wie GEUDERUS geſehen in der fer- ment. p. 96. daß nach 48 Stun- den die Speiſen nicht verdaut waren.
(p)Ibid.
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Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
ſich dieſes von den Nerven ſo vorſtellen, weil ein jeder
ſtarker Reiz der Daͤrme (k) das noch vollſtaͤndige Herz
zur Bewegung auffordert. Man hat dieſe Erſcheinung
bei einem Chilus angemerkt, welcher durch den Bruſt-
kanal in das Herz eingedrungen war. Da aber den-
noch auch jede andre Reize (l) und die Erſchuͤtterung
der Kaͤlte (m) dergleichen Wirkungen nach ſich zieht, ſo
ſcheinets daß die von allen Seiten in Verbindung ſte-
hende Nerven gleichſtimmig gereizt werden, ſich zu be-
wegen, und endlich das Herz ſelbſt wieder zum Schla-
gen bringen, ohngeachtet die Verſuche uͤber dieſen Punkt,
das Wunder der Natur nicht nachzuahmen verſtehen (n).
Dahin ſcheinet zu gehoͤren, daß wir von den Spei-
ſen offenbar warm werden, und der Puls fuͤr eine Mi-
nute zehn Schlaͤge thut (n*) und zu gleicher Zeit ſtaͤrker
wird (n**).
Es hat hieran die Seele keinen Antheil, weil ein
jeder Reiz, der nach dem Tode und an herausgeriſſenen
Daͤrmen, und deren Theilen entſtehet, dergleichen Be-
wegungen zum Vorſchein bringt. Wenn Jemand durch
eine bloſſe Einbildungskraft ofnen Leib bekomme (o), ſo
gehoͤret dieſe Erſcheinung zu den verglichnen Jdeen.
Hat das Schrekken bisweilen den Leib geoͤfnet, oder drei
Tage lang verſtopft (o*); unterdruͤkkt der Zorn und der
Unwillen den Appetit, und die Verdauung der Spei-
ſen (o**), ſo gehoͤret dieſes zu einer gezwungenen Be-
reitwilligkeit den Affekten zu gehorchen (p).
Und
(k)
L. VIII. p. 251.
(l) Ibid.
(m) BOERHAAVE II. Prælect.
p. 503. 508. Conf. SYDENHAM
variol. regul. ann. 1667. ſeqq.
(n) L. IV. p. 463.
(n*) Ibid.
(n**) ROBINSON Eſſays II.
p. 419. SATANELLI lucubr. II.
p. 25.
(o)
L. XVII.
(o*) Hiſt. des voyag. L. XII.
p. 68.
(o**) Auch am Marder, ſo wie
GEUDERUS geſehen in der fer-
ment. p. 96. daß nach 48 Stun-
den die Speiſen nicht verdaut
waren.
(p) Ibid.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/196>, abgerufen am 27.11.2024.
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