meisten schweren Krankheiten, auch die bösartig sind, wie ich eben jezzt an dem anstekkenden Faulfieber vor mir sehe, dadurch, daß wir zeitig, sonderlich mit sauren, und dennoch den Leib öfnenden Arzeneien, diesen Wust fortschaffen. Jch selbst habe nie ein hizziges Fieber aus- gestanden, sondern viele andre, den Friesel, zweimal ein Fieber mit der Rose, und viele andre ohne Unter- laß fortdaurende Fieber gehabt, daß nicht der Leib den Tag vor dem Ausbruche verstopft gewesen wäre. Vom Opio wird die peristaltische Bewegung nicht allezeit ge- hemmt(m), entweder weil die Dosis bei dem Hunde, einem Thiere, so ein sehr starkes Gedärm hat, zu schwach gewesen, oder weil die Schärfe dieses Giftes im Magen geschwächt worden (n). Die schädliche Wir- kungen vom Blei scheinen die peristaltische Bewegung zu zerstören, indem sich in der übermäßigen Kolik der Leib kaum durch Arzeneimittel öfnen läst (o).
Der fast beständige Reiz der Därme ist die Luft (p) womit wir das Gedärme fast immer angefüllt finden, wenn sie von Speise leer sind. Wir schlukken aber nicht allein die Luft hernieder, sondern sie erzeugt sich auch aus den Speisen: jene dehnt, vermöge ihrer Elasticität, das Gedärm reizend auseinander, und diese scheint ausser- dem dem Gedärm mit einiger Schärfe, welche sie von den Speisen bekömmt, in denen sie vorher verborgen ge- wesen, beschwerlich zu fallen, indem es bekannt ist, daß sie zum Athemholen untauglich sey (q). Wir haben aber an einem andern Orte gezeigt, wie geschikkt die Luft sey, in holen Röhren eine Bewegung hervorzu- bringen (r).
(o)HUXHAM colic. damnon. [Spaltenumbruch]
p. 26. TRONCHIN colic. pict. p. 63.
(p)WHYTT vital. mot. p. 87.
(q)L. VIII. p. 207. &c.
(r)L. IV. p. 468.
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
meiſten ſchweren Krankheiten, auch die boͤsartig ſind, wie ich eben jezzt an dem anſtekkenden Faulfieber vor mir ſehe, dadurch, daß wir zeitig, ſonderlich mit ſauren, und dennoch den Leib oͤfnenden Arzeneien, dieſen Wuſt fortſchaffen. Jch ſelbſt habe nie ein hizziges Fieber aus- geſtanden, ſondern viele andre, den Frieſel, zweimal ein Fieber mit der Roſe, und viele andre ohne Unter- laß fortdaurende Fieber gehabt, daß nicht der Leib den Tag vor dem Ausbruche verſtopft geweſen waͤre. Vom Opio wird die periſtaltiſche Bewegung nicht allezeit ge- hemmt(m), entweder weil die Doſis bei dem Hunde, einem Thiere, ſo ein ſehr ſtarkes Gedaͤrm hat, zu ſchwach geweſen, oder weil die Schaͤrfe dieſes Giftes im Magen geſchwaͤcht worden (n). Die ſchaͤdliche Wir- kungen vom Blei ſcheinen die periſtaltiſche Bewegung zu zerſtoͤren, indem ſich in der uͤbermaͤßigen Kolik der Leib kaum durch Arzeneimittel oͤfnen laͤſt (o).
Der faſt beſtaͤndige Reiz der Daͤrme iſt die Luft (p) womit wir das Gedaͤrme faſt immer angefuͤllt finden, wenn ſie von Speiſe leer ſind. Wir ſchlukken aber nicht allein die Luft hernieder, ſondern ſie erzeugt ſich auch aus den Speiſen: jene dehnt, vermoͤge ihrer Elaſticitaͤt, das Gedaͤrm reizend auseinander, und dieſe ſcheint auſſer- dem dem Gedaͤrm mit einiger Schaͤrfe, welche ſie von den Speiſen bekoͤmmt, in denen ſie vorher verborgen ge- weſen, beſchwerlich zu fallen, indem es bekannt iſt, daß ſie zum Athemholen untauglich ſey (q). Wir haben aber an einem andern Orte gezeigt, wie geſchikkt die Luft ſey, in holen Roͤhren eine Bewegung hervorzu- bringen (r).
(o)HUXHAM colic. damnon. [Spaltenumbruch]
p. 26. TRONCHIN colic. pict. p. 63.
(p)WHYTT vital. mot. p. 87.
(q)L. VIII. p. 207. &c.
(r)L. IV. p. 468.
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Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
meiſten ſchweren Krankheiten, auch die boͤsartig ſind,
wie ich eben jezzt an dem anſtekkenden Faulfieber vor mir
ſehe, dadurch, daß wir zeitig, ſonderlich mit ſauren,
und dennoch den Leib oͤfnenden Arzeneien, dieſen Wuſt
fortſchaffen. Jch ſelbſt habe nie ein hizziges Fieber aus-
geſtanden, ſondern viele andre, den Frieſel, zweimal
ein Fieber mit der Roſe, und viele andre ohne Unter-
laß fortdaurende Fieber gehabt, daß nicht der Leib den
Tag vor dem Ausbruche verſtopft geweſen waͤre. Vom
Opio wird die periſtaltiſche Bewegung nicht allezeit ge-
hemmt (m), entweder weil die Doſis bei dem Hunde,
einem Thiere, ſo ein ſehr ſtarkes Gedaͤrm hat, zu
ſchwach geweſen, oder weil die Schaͤrfe dieſes Giftes
im Magen geſchwaͤcht worden (n). Die ſchaͤdliche Wir-
kungen vom Blei ſcheinen die periſtaltiſche Bewegung zu
zerſtoͤren, indem ſich in der uͤbermaͤßigen Kolik der Leib
kaum durch Arzeneimittel oͤfnen laͤſt (o).
Der faſt beſtaͤndige Reiz der Daͤrme iſt die Luft (p)
womit wir das Gedaͤrme faſt immer angefuͤllt finden,
wenn ſie von Speiſe leer ſind. Wir ſchlukken aber nicht
allein die Luft hernieder, ſondern ſie erzeugt ſich auch aus
den Speiſen: jene dehnt, vermoͤge ihrer Elaſticitaͤt, das
Gedaͤrm reizend auseinander, und dieſe ſcheint auſſer-
dem dem Gedaͤrm mit einiger Schaͤrfe, welche ſie von
den Speiſen bekoͤmmt, in denen ſie vorher verborgen ge-
weſen, beſchwerlich zu fallen, indem es bekannt iſt, daß
ſie zum Athemholen untauglich ſey (q). Wir haben
aber an einem andern Orte gezeigt, wie geſchikkt die
Luft ſey, in holen Roͤhren eine Bewegung hervorzu-
bringen (r).
Der
(m)
Exper. 397. 399. 404. 405.
406. 411.
(n) Conf. Exper. 398. 400. 409.
(o) HUXHAM colic. damnon.
p. 26. TRONCHIN colic. pict.
p. 63.
(p) WHYTT vital. mot. p. 87.
(q) L. VIII. p. 207. &c.
(r) L. IV. p. 468.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/192>, abgerufen am 22.11.2024.
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