alle Muskelbewegungen von den Nerven abgelei- tet habe, so ist die Sünde dieses grossen Mannes übermäßig, welcher sie von ihnen niemals ablei- tet. Ja es scheint mein Unglükk (a) von einer wunderlichen Art zu seyn, indem ich sehe, daß man mir meine eigene Versuche, und die von mir gezeigte Gewalt eines durchschnittenen Ner- ven auf dem Muskel, mir selbst, der ich eben die- sen Versuch so oft wiederhole, entgegen hält.
Jch entferne aber dennoch einige Bewegun- gen der Muskeln von der Nervenkraft. Wie könnte ich die Kraft eines Muskels, welcher sich unter dem Messer den dritten Tag nach dem To- de noch zürükke zieht, und schon halb faul ist, auf die Nerven schieben. Wie könnte die reizbare Kraft eines vom thierischen Körper abgeschnitt- nen, und zerschnittnen Darms, so das Gift und Messer erwecken, der Seele zuschreiben, von deren ganzer Herrschaft dieser Darm abgeson- dert ist. Wie könnte ich endlich dem Nerven ei- ne angebohrne Kraft beylegen, welche an einem lebendigen Thiere, bey Unterbindung des Ner-
ven,
(a)pag. 247.
Vorrede.
alle Muſkelbewegungen von den Nerven abgelei- tet habe, ſo iſt die Suͤnde dieſes groſſen Mannes uͤbermaͤßig, welcher ſie von ihnen niemals ablei- tet. Ja es ſcheint mein Ungluͤkk (a) von einer wunderlichen Art zu ſeyn, indem ich ſehe, daß man mir meine eigene Verſuche, und die von mir gezeigte Gewalt eines durchſchnittenen Ner- ven auf dem Muſkel, mir ſelbſt, der ich eben die- ſen Verſuch ſo oft wiederhole, entgegen haͤlt.
Jch entferne aber dennoch einige Bewegun- gen der Muſkeln von der Nervenkraft. Wie koͤnnte ich die Kraft eines Muſkels, welcher ſich unter dem Meſſer den dritten Tag nach dem To- de noch zuͤruͤkke zieht, und ſchon halb faul iſt, auf die Nerven ſchieben. Wie koͤnnte die reizbare Kraft eines vom thieriſchen Koͤrper abgeſchnitt- nen, und zerſchnittnen Darms, ſo das Gift und Meſſer erwecken, der Seele zuſchreiben, von deren ganzer Herrſchaft dieſer Darm abgeſon- dert iſt. Wie koͤnnte ich endlich dem Nerven ei- ne angebohrne Kraft beylegen, welche an einem lebendigen Thiere, bey Unterbindung des Ner-
ven,
(a)pag. 247.
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[XIII/0017]
Vorrede.
alle Muſkelbewegungen von den Nerven abgelei-
tet habe, ſo iſt die Suͤnde dieſes groſſen Mannes
uͤbermaͤßig, welcher ſie von ihnen niemals ablei-
tet. Ja es ſcheint mein Ungluͤkk (a) von einer
wunderlichen Art zu ſeyn, indem ich ſehe, daß
man mir meine eigene Verſuche, und die von
mir gezeigte Gewalt eines durchſchnittenen Ner-
ven auf dem Muſkel, mir ſelbſt, der ich eben die-
ſen Verſuch ſo oft wiederhole, entgegen haͤlt.
Jch entferne aber dennoch einige Bewegun-
gen der Muſkeln von der Nervenkraft. Wie
koͤnnte ich die Kraft eines Muſkels, welcher ſich
unter dem Meſſer den dritten Tag nach dem To-
de noch zuͤruͤkke zieht, und ſchon halb faul iſt, auf
die Nerven ſchieben. Wie koͤnnte die reizbare
Kraft eines vom thieriſchen Koͤrper abgeſchnitt-
nen, und zerſchnittnen Darms, ſo das Gift
und Meſſer erwecken, der Seele zuſchreiben, von
deren ganzer Herrſchaft dieſer Darm abgeſon-
dert iſt. Wie koͤnnte ich endlich dem Nerven ei-
ne angebohrne Kraft beylegen, welche an einem
lebendigen Thiere, bey Unterbindung des Ner-
ven,
(a) pag. 247.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. XIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/17>, abgerufen am 25.11.2024.
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