mes schwächt, z. E. das warme Wasser, und sonderlich das Opium(l), und besonders dehnt das warme Was- ser das Gedärme in schwächlichen Frauenspersonen bis zum Zerbersten aus.
Dahingegen hemmt alles dasjenige die Blähungen was die den Darmfasern angeborne Kräfte vergrösse[r]t, und solches thut schon die Kälte (l*). Jch habe [m]it Augen angesehen, daß eine histerische Kolik, welche s[i]ch nach keinen Arzeneien legen wollte, von einem Klis[t]er aus kaltem Wasser vergieng, und diesen Rath ge[b]en auch die Wundärzte, so oft ein vorgetretner Darm, so von Blähungen aufgetrieben worden, daß er sich we[d]er an seine gehörige Stelle bringen lassen will, noch [s]ich den andern Arzneimitteln bequemt. Auf eben diese Art sahe ehemals Sanctorius eine Kolik heben, nach[d]em man die Blähungen vertrieben [Spaltenumbruch](l+).
Wenn man nun sezzet, daß die Luft das Gedärm an verschiedenen Orten auseinander drengt, so werden viele Punkte des Zusammenziehens dadurch entstehen, und es kann geschehen daß sie sich wechselsweise die Blä- hungen einander zurükke treiben (m), nachdem eine jede erschlaffende Stelle der zusammengezognen Stelle aus- weicht.
Nimmt man, anstatt der Blähung, eine andre reizende Ursache zum Grunde, z. E. die Speise selbst, welche den Darm auftreibt, oder erinnert man sich an den scharfen Reiz der Galle, so wird die Folge über- haupt einerlei seyn.
§. 15.
(l)[Spaltenumbruch]GLISSON p. 449.
(l*)Conf. COGROSSI Saggi l. c. p. 99.
(l+) Jn I. Fen. Avic. p. 725.
(m)Conf. G. v. SWIETEN T. II. p. 240.
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
mes ſchwaͤcht, z. E. das warme Waſſer, und ſonderlich das Opium(l), und beſonders dehnt das warme Waſ- ſer das Gedaͤrme in ſchwaͤchlichen Frauensperſonen bis zum Zerberſten aus.
Dahingegen hemmt alles dasjenige die Blaͤhungen was die den Darmfaſern angeborne Kraͤfte vergroͤſſe[r]t, und ſolches thut ſchon die Kaͤlte (l*). Jch habe [m]it Augen angeſehen, daß eine hiſteriſche Kolik, welche ſ[i]ch nach keinen Arzeneien legen wollte, von einem Kliſ[t]er aus kaltem Waſſer vergieng, und dieſen Rath ge[b]en auch die Wundaͤrzte, ſo oft ein vorgetretner Darm, ſo von Blaͤhungen aufgetrieben worden, daß er ſich we[d]er an ſeine gehoͤrige Stelle bringen laſſen will, noch [ſ]ich den andern Arzneimitteln bequemt. Auf eben dieſe Art ſahe ehemals Sanctorius eine Kolik heben, nach[d]em man die Blaͤhungen vertrieben [Spaltenumbruch](l†).
Wenn man nun ſezzet, daß die Luft das Gedaͤrm an verſchiedenen Orten auseinander drengt, ſo werden viele Punkte des Zuſammenziehens dadurch entſtehen, und es kann geſchehen daß ſie ſich wechſelsweiſe die Blaͤ- hungen einander zuruͤkke treiben (m), nachdem eine jede erſchlaffende Stelle der zuſammengezognen Stelle aus- weicht.
Nimmt man, anſtatt der Blaͤhung, eine andre reizende Urſache zum Grunde, z. E. die Speiſe ſelbſt, welche den Darm auftreibt, oder erinnert man ſich an den ſcharfen Reiz der Galle, ſo wird die Folge uͤber- haupt einerlei ſeyn.
§. 15.
(l)[Spaltenumbruch]GLISSON p. 449.
(l*)Conf. COGROSSI Saggi l. c. p. 99.
(l†) Jn I. Fen. Avic. p. 725.
(m)Conf. G. v. SWIETEN T. II. p. 240.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0158"n="122"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Gedaͤrme. <hirendition="#aq">XXIV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
mes ſchwaͤcht, z. E. das warme Waſſer, und ſonderlich<lb/>
das Opium<noteplace="foot"n="(l)"><cb/><hirendition="#aq">GLISSON p.</hi> 449.</note>, und beſonders dehnt das warme Waſ-<lb/>ſer das Gedaͤrme in ſchwaͤchlichen Frauensperſonen bis<lb/>
zum Zerberſten aus.</p><lb/><p>Dahingegen hemmt alles dasjenige die Blaͤhungen<lb/>
was die den Darmfaſern angeborne Kraͤfte vergroͤſſe<supplied>r</supplied>t,<lb/>
und ſolches thut ſchon die Kaͤlte <noteplace="foot"n="(l*)"><hirendition="#aq">Conf. COGROSSI Saggi<lb/>
l. c. p.</hi> 99.</note>. Jch habe <supplied>m</supplied>it<lb/>
Augen angeſehen, daß eine hiſteriſche Kolik, welche ſ<supplied>i</supplied>ch<lb/>
nach keinen Arzeneien legen wollte, von einem Kliſ<supplied>t</supplied>er<lb/>
aus kaltem Waſſer vergieng, und dieſen Rath ge<supplied>b</supplied>en<lb/>
auch die Wundaͤrzte, ſo oft ein vorgetretner Darm, ſo<lb/>
von Blaͤhungen aufgetrieben worden, daß er ſich we<supplied>d</supplied>er<lb/>
an ſeine gehoͤrige Stelle bringen laſſen will, noch <supplied>ſ</supplied>ich<lb/>
den andern Arzneimitteln bequemt. Auf eben dieſe Art<lb/>ſahe ehemals <hirendition="#fr">Sanctorius</hi> eine Kolik heben, nach<supplied>d</supplied>em<lb/>
man die Blaͤhungen vertrieben <cb/><noteplace="foot"n="(l†)">Jn <hirendition="#aq">I. Fen. Avic. p.</hi> 725.</note>.</p><lb/><p>Wenn man nun ſezzet, daß die Luft das Gedaͤrm<lb/>
an verſchiedenen Orten auseinander drengt, ſo werden<lb/>
viele Punkte des Zuſammenziehens dadurch entſtehen,<lb/>
und es kann geſchehen daß ſie ſich wechſelsweiſe die Blaͤ-<lb/>
hungen einander zuruͤkke treiben <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">Conf. G. v. <hirendition="#g">SWIETEN</hi><lb/>
T. II. p.</hi> 240.</note>, nachdem eine jede<lb/>
erſchlaffende Stelle der zuſammengezognen Stelle aus-<lb/>
weicht.</p><lb/><p>Nimmt man, anſtatt der Blaͤhung, eine andre<lb/>
reizende Urſache zum Grunde, z. E. die Speiſe ſelbſt,<lb/>
welche den Darm auftreibt, oder erinnert man ſich an<lb/>
den ſcharfen Reiz der Galle, ſo wird die Folge uͤber-<lb/>
haupt einerlei ſeyn.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 15.</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[122/0158]
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
mes ſchwaͤcht, z. E. das warme Waſſer, und ſonderlich
das Opium (l), und beſonders dehnt das warme Waſ-
ſer das Gedaͤrme in ſchwaͤchlichen Frauensperſonen bis
zum Zerberſten aus.
Dahingegen hemmt alles dasjenige die Blaͤhungen
was die den Darmfaſern angeborne Kraͤfte vergroͤſſert,
und ſolches thut ſchon die Kaͤlte (l*). Jch habe mit
Augen angeſehen, daß eine hiſteriſche Kolik, welche ſich
nach keinen Arzeneien legen wollte, von einem Kliſter
aus kaltem Waſſer vergieng, und dieſen Rath geben
auch die Wundaͤrzte, ſo oft ein vorgetretner Darm, ſo
von Blaͤhungen aufgetrieben worden, daß er ſich weder
an ſeine gehoͤrige Stelle bringen laſſen will, noch ſich
den andern Arzneimitteln bequemt. Auf eben dieſe Art
ſahe ehemals Sanctorius eine Kolik heben, nachdem
man die Blaͤhungen vertrieben
(l†).
Wenn man nun ſezzet, daß die Luft das Gedaͤrm
an verſchiedenen Orten auseinander drengt, ſo werden
viele Punkte des Zuſammenziehens dadurch entſtehen,
und es kann geſchehen daß ſie ſich wechſelsweiſe die Blaͤ-
hungen einander zuruͤkke treiben (m), nachdem eine jede
erſchlaffende Stelle der zuſammengezognen Stelle aus-
weicht.
Nimmt man, anſtatt der Blaͤhung, eine andre
reizende Urſache zum Grunde, z. E. die Speiſe ſelbſt,
welche den Darm auftreibt, oder erinnert man ſich an
den ſcharfen Reiz der Galle, ſo wird die Folge uͤber-
haupt einerlei ſeyn.
§. 15.
(l)
GLISSON p. 449.
(l*) Conf. COGROSSI Saggi
l. c. p. 99.
(l†) Jn I. Fen. Avic. p. 725.
(m) Conf. G. v. SWIETEN
T. II. p. 240.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/158>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.