den, die Kraft zu vergiften(a), und man lieset, daß dergleichen geschehen, wenn Wachteln Niesewurz ge- niessen (b).
Eben so wirken auch spanische Fliegen, und sie brin- gen, wenn man sie verschlukkt, wie Jedermann bekannt ist, in den Wegen des Harns eine Entzündung zuwege. Von tollen Hunden meldet man, daß ganze Familien von der Milch, einer von solchen Hunden gebissnen Kuh, ihr Leben eingebüst(c). Und es wird gemeiniglich das Fleisch, der an der Rinderseuche gestorbenen Ochsen, so wie das Fleisch der Miesmuscheln, so man zu einer ge- wissen Jahreszeit zur Speise macht, ein besonderes Gift (d). Gefährlich ist es dergleichen Rindfleisch zu es- sen, und man hat davon gemeiniglich tödtliche Folgen zu erwarten (e): ich sage gemeiniglich, denn man hat auch Exempel, daß sich Leute desselben ohne schlimme Folgen bedienet haben (f).
Folglich ist es gewis, daß einige thierische und vegeta- bilische Gifte, andere hingegen gar nicht, ins Blut gehen.
Die mineralischen Gifte sind für die Kräfte unsers Körpers zu stark, und sie lassen sich nicht, wie der Ar- senik, und das sublimirte Quecksilber es beweisen, schwä- chen, wofern nicht ihre Dose ganz klein gewesen, und man dieselbe mit einer grossen Menge Getränkes verdün- net. Leicht läst sich also vorstellen, wie man sich von
Hühnern,
(a)[Spaltenumbruch]WAFER p. 308. Du TER- TRE II. p. 205. die Krebsen LE- MERY des allim. T. II. p. 371. DAMPIER trav. T. I. p. 39. T. II. p. 32. die Fische OEXMELIN p. 14. 16. die Fische becunes FREZIER I. p. 47.
(b)GALEN Epid. VI. SEIDEL incurab. p. 102. von der Jnsel Ischia leugnet es HOFMAN inst. p. 692.
(c)[Spaltenumbruch]BEHRENS diaetet p. 172.
(d)GIORN Letter T. X p. 41. LANCIS post. I. de lue bovill. P. I. c. 7. Primit. Polon II. p. 206. Journ. de med. 1761 Mars.
(e)Bresl. Sammlung. 1726. p. 560.
(f)KUNDMAN Seltenh. p. 779. SCHEUCHZER Zungenkrebs p. 58. doch in einer andern Krankheit.
F 5
II. Abſchn. Verrichtungen des duͤnnen.
den, die Kraft zu vergiften(a), und man lieſet, daß dergleichen geſchehen, wenn Wachteln Nieſewurz ge- nieſſen (b).
Eben ſo wirken auch ſpaniſche Fliegen, und ſie brin- gen, wenn man ſie verſchlukkt, wie Jedermann bekannt iſt, in den Wegen des Harns eine Entzuͤndung zuwege. Von tollen Hunden meldet man, daß ganze Familien von der Milch, einer von ſolchen Hunden gebiſſnen Kuh, ihr Leben eingebuͤſt(c). Und es wird gemeiniglich das Fleiſch, der an der Rinderſeuche geſtorbenen Ochſen, ſo wie das Fleiſch der Miesmuſcheln, ſo man zu einer ge- wiſſen Jahreszeit zur Speiſe macht, ein beſonderes Gift (d). Gefaͤhrlich iſt es dergleichen Rindfleiſch zu eſ- ſen, und man hat davon gemeiniglich toͤdtliche Folgen zu erwarten (e): ich ſage gemeiniglich, denn man hat auch Exempel, daß ſich Leute deſſelben ohne ſchlimme Folgen bedienet haben (f).
Folglich iſt es gewis, daß einige thieriſche und vegeta- biliſche Gifte, andere hingegen gar nicht, ins Blut gehen.
Die mineraliſchen Gifte ſind fuͤr die Kraͤfte unſers Koͤrpers zu ſtark, und ſie laſſen ſich nicht, wie der Ar- ſenik, und das ſublimirte Queckſilber es beweiſen, ſchwaͤ- chen, wofern nicht ihre Doſe ganz klein geweſen, und man dieſelbe mit einer groſſen Menge Getraͤnkes verduͤn- net. Leicht laͤſt ſich alſo vorſtellen, wie man ſich von
Huͤhnern,
(a)[Spaltenumbruch]WAFER p. 308. Du TER- TRE II. p. 205. die Krebſen LE- MERY des allim. T. II. p. 371. DAMPIER trav. T. I. p. 39. T. II. p. 32. die Fiſche OEXMELIN p. 14. 16. die Fiſche becunes FREZIER I. p. 47.
(b)GALEN Epid. VI. SEIDEL incurab. p. 102. von der Jnſel Ischia leugnet es HOFMAN inſt. p. 692.
(c)[Spaltenumbruch]BEHRENS diætet p. 172.
(d)GIORN Letter T. X p. 41. LANCIS poſt. I. de lue bovill. P. I. c. 7. Primit. Polon II. p. 206. Journ. de med. 1761 Mars.
(e)Bresl. Sammlung. 1726. p. 560.
(f)KUNDMAN Seltenh. p. 779. SCHEUCHZER Zungenkrebs p. 58. doch in einer andern Krankheit.
F 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0125"n="89"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchn. Verrichtungen des duͤnnen.</hi></fw><lb/>
den, die Kraft zu vergiften<noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">WAFER p. 308. Du TER-<lb/>
TRE II. p.</hi> 205. die Krebſen <hirendition="#aq">LE-<lb/>
MERY des allim. T. II. p. 371.<lb/>
DAMPIER trav. T. I. p. 39. T. II.<lb/>
p.</hi> 32. die Fiſche <hirendition="#aq">OEXMELIN p.</hi> 14.<lb/>
16. die Fiſche <hirendition="#aq">becunes FREZIER I.<lb/>
p.</hi> 47.</note>, und man lieſet, daß<lb/>
dergleichen geſchehen, wenn Wachteln Nieſewurz ge-<lb/>
nieſſen <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">GALEN Epid. VI. SEIDEL<lb/>
incurab. p.</hi> 102. von der Jnſel<lb/><hirendition="#aq">Ischia</hi> leugnet es <hirendition="#aq">HOFMAN inſt.<lb/>
p.</hi> 692.</note>.</p><lb/><p>Eben ſo wirken auch ſpaniſche Fliegen, und ſie brin-<lb/>
gen, wenn man ſie verſchlukkt, wie Jedermann bekannt<lb/>
iſt, in den Wegen des Harns eine Entzuͤndung zuwege.<lb/>
Von tollen Hunden meldet man, daß ganze Familien<lb/>
von der Milch, einer von ſolchen Hunden gebiſſnen Kuh,<lb/>
ihr Leben eingebuͤſt<noteplace="foot"n="(c)"><cb/><hirendition="#aq">BEHRENS diætet p.</hi> 172.</note>. Und es wird gemeiniglich das<lb/>
Fleiſch, der an der Rinderſeuche geſtorbenen Ochſen, ſo<lb/>
wie das Fleiſch der Miesmuſcheln, ſo man zu einer ge-<lb/>
wiſſen Jahreszeit zur Speiſe macht, ein beſonderes<lb/>
Gift <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">GIORN Letter T. X p. 41.<lb/>
LANCIS poſt. I. de lue bovill.<lb/>
P. I. c. 7. Primit. Polon II. p. 206.<lb/>
Journ. de med. 1761 Mars.</hi></note>. Gefaͤhrlich iſt es dergleichen Rindfleiſch zu eſ-<lb/>ſen, und man hat davon gemeiniglich toͤdtliche Folgen zu<lb/>
erwarten <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">Bresl. Sammlung. 1726. p.</hi><lb/>
560.</note>: ich ſage gemeiniglich, denn man hat auch<lb/>
Exempel, daß ſich Leute deſſelben ohne ſchlimme Folgen<lb/>
bedienet haben <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">KUNDMAN Seltenh. p. 779.<lb/>
SCHEUCHZER Zungenkrebs p.</hi><lb/>
58. doch in einer andern Krankheit.</note>.</p><lb/><p>Folglich iſt es gewis, daß einige thieriſche und vegeta-<lb/>
biliſche Gifte, andere hingegen gar nicht, ins Blut gehen.</p><lb/><p>Die mineraliſchen Gifte ſind fuͤr die Kraͤfte unſers<lb/>
Koͤrpers zu ſtark, und ſie laſſen ſich nicht, wie der Ar-<lb/>ſenik, und das ſublimirte Queckſilber es beweiſen, ſchwaͤ-<lb/>
chen, wofern nicht ihre Doſe ganz klein geweſen, und<lb/>
man dieſelbe mit einer groſſen Menge Getraͤnkes verduͤn-<lb/>
net. Leicht laͤſt ſich alſo vorſtellen, wie man ſich von<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Huͤhnern,</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[89/0125]
II. Abſchn. Verrichtungen des duͤnnen.
den, die Kraft zu vergiften (a), und man lieſet, daß
dergleichen geſchehen, wenn Wachteln Nieſewurz ge-
nieſſen (b).
Eben ſo wirken auch ſpaniſche Fliegen, und ſie brin-
gen, wenn man ſie verſchlukkt, wie Jedermann bekannt
iſt, in den Wegen des Harns eine Entzuͤndung zuwege.
Von tollen Hunden meldet man, daß ganze Familien
von der Milch, einer von ſolchen Hunden gebiſſnen Kuh,
ihr Leben eingebuͤſt (c). Und es wird gemeiniglich das
Fleiſch, der an der Rinderſeuche geſtorbenen Ochſen, ſo
wie das Fleiſch der Miesmuſcheln, ſo man zu einer ge-
wiſſen Jahreszeit zur Speiſe macht, ein beſonderes
Gift (d). Gefaͤhrlich iſt es dergleichen Rindfleiſch zu eſ-
ſen, und man hat davon gemeiniglich toͤdtliche Folgen zu
erwarten (e): ich ſage gemeiniglich, denn man hat auch
Exempel, daß ſich Leute deſſelben ohne ſchlimme Folgen
bedienet haben (f).
Folglich iſt es gewis, daß einige thieriſche und vegeta-
biliſche Gifte, andere hingegen gar nicht, ins Blut gehen.
Die mineraliſchen Gifte ſind fuͤr die Kraͤfte unſers
Koͤrpers zu ſtark, und ſie laſſen ſich nicht, wie der Ar-
ſenik, und das ſublimirte Queckſilber es beweiſen, ſchwaͤ-
chen, wofern nicht ihre Doſe ganz klein geweſen, und
man dieſelbe mit einer groſſen Menge Getraͤnkes verduͤn-
net. Leicht laͤſt ſich alſo vorſtellen, wie man ſich von
Huͤhnern,
(a)
WAFER p. 308. Du TER-
TRE II. p. 205. die Krebſen LE-
MERY des allim. T. II. p. 371.
DAMPIER trav. T. I. p. 39. T. II.
p. 32. die Fiſche OEXMELIN p. 14.
16. die Fiſche becunes FREZIER I.
p. 47.
(b) GALEN Epid. VI. SEIDEL
incurab. p. 102. von der Jnſel
Ischia leugnet es HOFMAN inſt.
p. 692.
(c)
BEHRENS diætet p. 172.
(d) GIORN Letter T. X p. 41.
LANCIS poſt. I. de lue bovill.
P. I. c. 7. Primit. Polon II. p. 206.
Journ. de med. 1761 Mars.
(e) Bresl. Sammlung. 1726. p.
560.
(f) KUNDMAN Seltenh. p. 779.
SCHEUCHZER Zungenkrebs p.
58. doch in einer andern Krankheit.
F 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/125>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.