Pest verstorbnen Menschen, welche man ihnen durch die Blutadern beibrachte, das Leben einbüßten. Man lieser, daß eine Zwiebel, die man auf eine Pestbeule gelegt hat- te, ohne Nachtheil aufgegessen worden(p).
Nach dem alten Versuche der Psyllier (q), den ein jeder Beherzter nachmachen kann, und welcher noch zu unsern Zeiten von den Negern oft wiederholet wird, kann das Gift der Nattern (q+), und sogar der vornehm- sten darunter, der Klapperschlange, ohne Gefahr ausge- sogen werden, wenn die Haut noch unverlezzt ist, und es würde auf der Stelle tödten, wenn sie auch nur die kleinste Wunde bekäme, und das Gift ungeschwächt ins Blut eindringen sollte (r).
Alle Arten von Kröten, Spinnen und anderer gifti- gen Thiere, können ohne den mindesten Schaden zur Speise werden. Man darf sich für giftige Thiere nicht fürchten (s), wenn man sie hinein gegessen hat. Man kann ein vom Skorpion getödtetes Huhn (t), oder wenn es von der Natter gebissen worden(u), sicher essen.
Wir lesen endlich, daß bei verschiedenen Kranken Wundtränke (w) und Fleischbrühen aus geöffneter Blut- ader (x), oder eine mit den Blumen der gelben calen- dula(y) abgekochte Brühe, aus einem tiefen Geschwür, fast ohne alle Veränderung herausgeflossen.
Dahingegen finden wir, daß ein Käse in welchen die Heuschrecke Gekko ihr Gift gelassen hatte, in der That alle Folgen eines Giftes geäussert (z), es bekom- men Thiere, welche mit der mancenilla gefüttert wer-
den,
(p)[Spaltenumbruch]Comm. Nor. 1737. n. 39.
(q)AELIAN. L XVI. c. 28.
(q+)K. Swensk. Wetensk. Hand- ling 1753. Trim. 3.
(r)Du TERTRE I. p. 326.
(s)LANG L. I. Epist. 69.
(t)REDI Insett. p. 46.
(u)[Spaltenumbruch]Idem p. 29.
(w)CORNEL. CONSENT pro- gymn. p. 253.
(x)LOWER.
(y)GUIDOT proleg. p. 44.
(z)HASSELQUIST palaest. p. 308.
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
Peſt verſtorbnen Menſchen, welche man ihnen durch die Blutadern beibrachte, das Leben einbuͤßten. Man lieſer, daß eine Zwiebel, die man auf eine Peſtbeule gelegt hat- te, ohne Nachtheil aufgegeſſen worden(p).
Nach dem alten Verſuche der Pſyllier (q), den ein jeder Beherzter nachmachen kann, und welcher noch zu unſern Zeiten von den Negern oft wiederholet wird, kann das Gift der Nattern (q†), und ſogar der vornehm- ſten darunter, der Klapperſchlange, ohne Gefahr ausge- ſogen werden, wenn die Haut noch unverlezzt iſt, und es wuͤrde auf der Stelle toͤdten, wenn ſie auch nur die kleinſte Wunde bekaͤme, und das Gift ungeſchwaͤcht ins Blut eindringen ſollte (r).
Alle Arten von Kroͤten, Spinnen und anderer gifti- gen Thiere, koͤnnen ohne den mindeſten Schaden zur Speiſe werden. Man darf ſich fuͤr giftige Thiere nicht fuͤrchten (s), wenn man ſie hinein gegeſſen hat. Man kann ein vom Skorpion getoͤdtetes Huhn (t), oder wenn es von der Natter gebiſſen worden(u), ſicher eſſen.
Wir leſen endlich, daß bei verſchiedenen Kranken Wundtraͤnke (w) und Fleiſchbruͤhen aus geoͤffneter Blut- ader (x), oder eine mit den Blumen der gelben calen- dula(y) abgekochte Bruͤhe, aus einem tiefen Geſchwuͤr, faſt ohne alle Veraͤnderung herausgefloſſen.
Dahingegen finden wir, daß ein Kaͤſe in welchen die Heuſchrecke Gekko ihr Gift gelaſſen hatte, in der That alle Folgen eines Giftes geaͤuſſert (z), es bekom- men Thiere, welche mit der mancenilla gefuͤttert wer-
den,
(p)[Spaltenumbruch]Comm. Nor. 1737. n. 39.
(q)AELIAN. L XVI. c. 28.
(q†)K. Swensk. Wetensk. Hand- ling 1753. Trim. 3.
(r)Du TERTRE I. p. 326.
(s)LANG L. I. Epiſt. 69.
(t)REDI Inſett. p. 46.
(u)[Spaltenumbruch]Idem p. 29.
(w)CORNEL. CONSENT pro- gymn. p. 253.
(x)LOWER.
(y)GUIDOT proleg. p. 44.
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Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
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daß eine Zwiebel, die man auf eine Peſtbeule gelegt hat-
te, ohne Nachtheil aufgegeſſen worden (p).
Nach dem alten Verſuche der Pſyllier (q), den ein
jeder Beherzter nachmachen kann, und welcher noch zu
unſern Zeiten von den Negern oft wiederholet wird,
kann das Gift der Nattern (q†), und ſogar der vornehm-
ſten darunter, der Klapperſchlange, ohne Gefahr ausge-
ſogen werden, wenn die Haut noch unverlezzt iſt, und
es wuͤrde auf der Stelle toͤdten, wenn ſie auch nur die
kleinſte Wunde bekaͤme, und das Gift ungeſchwaͤcht ins
Blut eindringen ſollte (r).
Alle Arten von Kroͤten, Spinnen und anderer gifti-
gen Thiere, koͤnnen ohne den mindeſten Schaden zur
Speiſe werden. Man darf ſich fuͤr giftige Thiere nicht
fuͤrchten (s), wenn man ſie hinein gegeſſen hat. Man
kann ein vom Skorpion getoͤdtetes Huhn (t), oder wenn
es von der Natter gebiſſen worden (u), ſicher eſſen.
Wir leſen endlich, daß bei verſchiedenen Kranken
Wundtraͤnke (w) und Fleiſchbruͤhen aus geoͤffneter Blut-
ader (x), oder eine mit den Blumen der gelben calen-
dula (y) abgekochte Bruͤhe, aus einem tiefen Geſchwuͤr,
faſt ohne alle Veraͤnderung herausgefloſſen.
Dahingegen finden wir, daß ein Kaͤſe in welchen
die Heuſchrecke Gekko ihr Gift gelaſſen hatte, in der
That alle Folgen eines Giftes geaͤuſſert (z), es bekom-
men Thiere, welche mit der mancenilla gefuͤttert wer-
den,
(p)
Comm. Nor. 1737. n. 39.
(q) AELIAN. L XVI. c. 28.
(q†) K. Swensk. Wetensk. Hand-
ling 1753. Trim. 3.
(r) Du TERTRE I. p. 326.
(s) LANG L. I. Epiſt. 69.
(t) REDI Inſett. p. 46.
(u)
Idem p. 29.
(w) CORNEL. CONSENT pro-
gymn. p. 253.
(x) LOWER.
(y) GUIDOT proleg. p. 44.
(z) HASSELQUIST palæſt.
p. 308.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/124>, abgerufen am 24.11.2024.
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