Auf solche Art schwillt die Gebärmutter auf, und dehnet sich aus, und es entstehet in den erweiterten Ge- fässen ein Raum(g) für das Blut, vermöge des Sei- tendruckes, welcher allemal bey einem langsameren Laufe des geraden Stroms zugegen ist. Wenigstens erinnere ich mich nicht, jemals, sowohl grosse als kleine Schlag- adern, von geronnenen, und fast zu Klumpen gewor- denen Blute angefüllet gesehen zu haben, als ich an der Gebärmutter gesehen, und dieses erinnerte schon Graaf(h) nebst andern (i).
Es dehnen sich aber auch die benachbarte Saamen- blutadern (k) und Unterbauchsblutadern (l) aus, weil das Blut auch in dieselben langsamer und mit einer klei- neren Geschwindigkeit eintritt, und weil der Seitendrukk nunmehr an die Stelle der geraden Bewegung tritt.
Der Schmerz rührt von den Nerven her, welche von den ausgedehnten Gefässen mit ausgedehnt werden.
Solchergestalt werden nicht zwar auf einmal, noch bey der ersten Bewegung der monatlichen Zeit, dennoch aber nach und nach die in die Gebärmutter ausdämpfen- de Schlagadern, welches eben die Schlangenförmig krie- chende Schlagadern(m) an der schwangern Gebärmut- ter zu seyn scheinen, dergestalt ausgedehnt, daß sich an- statt des dünnen Dunstes ein weisser Schleim (n), hierauf ein Salzwasser des Bluts, und endlich das Blut selbst einstellt. Schon vorlängst machte Hippokrates(o), nebst andern berühmten Männern (p), die Anmerkung, daß die monatliche Zeit bey der Mannbarkeit durch er- weiterte und entwickelte Gefässe ihren Gang nehme.
Es
(g)[Spaltenumbruch]L. VI. p. 5.
(h)Polypi p. 133.
(i) Auch G. v. SWIETEN. comment. T. IV. p. 612.
(k)p. 154.
(l)Ibid.
(m)[Spaltenumbruch]p. 130.
(n)p. 143.
(o)Genitur.
(p)SALMON. p. 23. SENAC. Ess. de physiq. ann. 1735. p. 268.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
Auf ſolche Art ſchwillt die Gebaͤrmutter auf, und dehnet ſich aus, und es entſtehet in den erweiterten Ge- faͤſſen ein Raum(g) fuͤr das Blut, vermoͤge des Sei- tendruckes, welcher allemal bey einem langſameren Laufe des geraden Stroms zugegen iſt. Wenigſtens erinnere ich mich nicht, jemals, ſowohl groſſe als kleine Schlag- adern, von geronnenen, und faſt zu Klumpen gewor- denen Blute angefuͤllet geſehen zu haben, als ich an der Gebaͤrmutter geſehen, und dieſes erinnerte ſchon Graaf(h) nebſt andern (i).
Es dehnen ſich aber auch die benachbarte Saamen- blutadern (k) und Unterbauchsblutadern (l) aus, weil das Blut auch in dieſelben langſamer und mit einer klei- neren Geſchwindigkeit eintritt, und weil der Seitendrukk nunmehr an die Stelle der geraden Bewegung tritt.
Der Schmerz ruͤhrt von den Nerven her, welche von den ausgedehnten Gefaͤſſen mit ausgedehnt werden.
Solchergeſtalt werden nicht zwar auf einmal, noch bey der erſten Bewegung der monatlichen Zeit, dennoch aber nach und nach die in die Gebaͤrmutter ausdaͤmpfen- de Schlagadern, welches eben die Schlangenfoͤrmig krie- chende Schlagadern(m) an der ſchwangern Gebaͤrmut- ter zu ſeyn ſcheinen, dergeſtalt ausgedehnt, daß ſich an- ſtatt des duͤnnen Dunſtes ein weiſſer Schleim (n), hierauf ein Salzwaſſer des Bluts, und endlich das Blut ſelbſt einſtellt. Schon vorlaͤngſt machte Hippokrates(o), nebſt andern beruͤhmten Maͤnnern (p), die Anmerkung, daß die monatliche Zeit bey der Mannbarkeit durch er- weiterte und entwickelte Gefaͤſſe ihren Gang nehme.
Es
(g)[Spaltenumbruch]L. VI. p. 5.
(h)Polypi p. 133.
(i) Auch G. v. SWIETEN. comment. T. IV. p. 612.
(k)p. 154.
(l)Ibid.
(m)[Spaltenumbruch]p. 130.
(n)p. 143.
(o)Genitur.
(p)SALMON. p. 23. SENAC. Eſſ. de phyſiq. ann. 1735. p. 268.
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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
Auf ſolche Art ſchwillt die Gebaͤrmutter auf, und
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faͤſſen ein Raum (g) fuͤr das Blut, vermoͤge des Sei-
tendruckes, welcher allemal bey einem langſameren Laufe
des geraden Stroms zugegen iſt. Wenigſtens erinnere
ich mich nicht, jemals, ſowohl groſſe als kleine Schlag-
adern, von geronnenen, und faſt zu Klumpen gewor-
denen Blute angefuͤllet geſehen zu haben, als ich an
der Gebaͤrmutter geſehen, und dieſes erinnerte ſchon
Graaf (h) nebſt andern (i).
Es dehnen ſich aber auch die benachbarte Saamen-
blutadern (k) und Unterbauchsblutadern (l) aus, weil
das Blut auch in dieſelben langſamer und mit einer klei-
neren Geſchwindigkeit eintritt, und weil der Seitendrukk
nunmehr an die Stelle der geraden Bewegung tritt.
Der Schmerz ruͤhrt von den Nerven her, welche
von den ausgedehnten Gefaͤſſen mit ausgedehnt werden.
Solchergeſtalt werden nicht zwar auf einmal, noch
bey der erſten Bewegung der monatlichen Zeit, dennoch
aber nach und nach die in die Gebaͤrmutter ausdaͤmpfen-
de Schlagadern, welches eben die Schlangenfoͤrmig krie-
chende Schlagadern (m) an der ſchwangern Gebaͤrmut-
ter zu ſeyn ſcheinen, dergeſtalt ausgedehnt, daß ſich an-
ſtatt des duͤnnen Dunſtes ein weiſſer Schleim (n), hierauf
ein Salzwaſſer des Bluts, und endlich das Blut ſelbſt
einſtellt. Schon vorlaͤngſt machte Hippokrates (o),
nebſt andern beruͤhmten Maͤnnern (p), die Anmerkung,
daß die monatliche Zeit bey der Mannbarkeit durch er-
weiterte und entwickelte Gefaͤſſe ihren Gang nehme.
Es
(g)
L. VI. p. 5.
(h) Polypi p. 133.
(i) Auch G. v. SWIETEN.
comment. T. IV. p. 612.
(k) p. 154.
(l) Ibid.
(m)
p. 130.
(n) p. 143.
(o) Genitur.
(p) SALMON. p. 23. SENAC.
Eſſ. de phyſiq. ann. 1735. p. 268.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 1116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1152>, abgerufen am 22.11.2024.
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