Jch rechne den grünlich zähen Kinderkoth nicht hieher, und ob ich denselben gleich oftmals im dünnen Gedärme, wie auch im Magen (p) gefunden, so rührt doch diese Art des Breies nicht von fremden Speisen, sondern von den eigenthümlichen menschlichen Säften her, weil ich dergleichen in der Hodenscheide bei einer Frucht gesehen habe.
Man findet bey jungen Vögeln (q) einen durchsich- tigen Schleim, der nachhero weis wird (r). Der Ma- gen enthält etwas milchähnliches (s); und beides entsteht von der limphatischen Nahrung, welche das Hühnchen vom Eiweis in sich gesogen(t). Jn der Laus wird das Blut weis, indem es durch das Gedärme (t+) durchgeht.
Harte Körper, welche für die menschliche Kräfte un- bezwinglich sind, behalten gemeiniglich ihre Figur, wie die vom Hunde verschlukkte Würfel (u) oder Kupfer- geld, welches dennoch schwarz angelaufen gewesen (v). Jedoch es waren an einer andern Kupfermünze, die Schriftzüge verloschen, als sie am vierten Tage durch den Hintern abgieng (x), und es hatte sich diejenige gänz- lich verzehrt, welche ein ganzes Jahr lang im Leibe stekken geblieben war (y).
Jch habe angeführt, was ich finden, und was ich für Versuche machen können. Allein daraus läst sich nicht so gleich schliessen, daß es im Menschen eben so be- schaffen ist, und daß sich die Speise eben so verändert.
Denn, wenn das Gedärme durch eine Wunde eine Oeffnung bekommen, so scheint sogar der Zwölffingerdarm [Spaltenumbruch](o)
die
(p)Ibid.
(q)Form. du poulet. p. 132.
(r)MALPIGH form. pull. p. 11. später in lib. noftro T. II. p. 133.
(s)Form. du poulet p. 138. 139.
(t)[Spaltenumbruch]Ibid. p. 139.
(t+)HOOKE Phil. trans. &c.
(u)BIRCH T. IV. p. 304.
(v)BLANCAAND Jahrregist. Cent. V. n. 33.
(x)STORCH Kinderkrankheit T. IV. p. 467.
(y)AMAT L. II. c. 69.
(o) Auch im Epist. 575. ad WORMIUM HENRICI de omento.
Das Gedaͤrme. XXIV Buch.
Jch rechne den gruͤnlich zaͤhen Kinderkoth nicht hieher, und ob ich denſelben gleich oftmals im duͤnnen Gedaͤrme, wie auch im Magen (p) gefunden, ſo ruͤhrt doch dieſe Art des Breies nicht von fremden Speiſen, ſondern von den eigenthuͤmlichen menſchlichen Saͤften her, weil ich dergleichen in der Hodenſcheide bei einer Frucht geſehen habe.
Man findet bey jungen Voͤgeln (q) einen durchſich- tigen Schleim, der nachhero weis wird (r). Der Ma- gen enthaͤlt etwas milchaͤhnliches (s); und beides entſteht von der limphatiſchen Nahrung, welche das Huͤhnchen vom Eiweis in ſich geſogen(t). Jn der Laus wird das Blut weis, indem es durch das Gedaͤrme (t†) durchgeht.
Harte Koͤrper, welche fuͤr die menſchliche Kraͤfte un- bezwinglich ſind, behalten gemeiniglich ihre Figur, wie die vom Hunde verſchlukkte Wuͤrfel (u) oder Kupfer- geld, welches dennoch ſchwarz angelaufen geweſen (v). Jedoch es waren an einer andern Kupfermuͤnze, die Schriftzuͤge verloſchen, als ſie am vierten Tage durch den Hintern abgieng (x), und es hatte ſich diejenige gaͤnz- lich verzehrt, welche ein ganzes Jahr lang im Leibe ſtekken geblieben war (y).
Jch habe angefuͤhrt, was ich finden, und was ich fuͤr Verſuche machen koͤnnen. Allein daraus laͤſt ſich nicht ſo gleich ſchlieſſen, daß es im Menſchen eben ſo be- ſchaffen iſt, und daß ſich die Speiſe eben ſo veraͤndert.
Denn, wenn das Gedaͤrme durch eine Wunde eine Oeffnung bekommen, ſo ſcheint ſogar der Zwoͤlffingerdarm [Spaltenumbruch](o)
die
(p)Ibid.
(q)Form. du poulet. p. 132.
(r)MALPIGH form. pull. p. 11. ſpaͤter in lib. noftro T. II. p. 133.
(s)Form. du poulet p. 138. 139.
(t)[Spaltenumbruch]Ibid. p. 139.
(t†)HOOKE Phil. tranſ. &c.
(u)BIRCH T. IV. p. 304.
(v)BLANCAAND Jahrregiſt. Cent. V. n. 33.
(x)STORCH Kinderkrankheit T. IV. p. 467.
(y)AMAT L. II. c. 69.
(o) Auch im Epiſt. 575. ad WORMIUM HENRICI de omento.
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Das Gedaͤrme. XXIV Buch.
Jch rechne den gruͤnlich zaͤhen Kinderkoth nicht hieher,
und ob ich denſelben gleich oftmals im duͤnnen Gedaͤrme,
wie auch im Magen (p) gefunden, ſo ruͤhrt doch dieſe
Art des Breies nicht von fremden Speiſen, ſondern von
den eigenthuͤmlichen menſchlichen Saͤften her, weil ich
dergleichen in der Hodenſcheide bei einer Frucht geſehen
habe.
Man findet bey jungen Voͤgeln (q) einen durchſich-
tigen Schleim, der nachhero weis wird (r). Der Ma-
gen enthaͤlt etwas milchaͤhnliches (s); und beides entſteht
von der limphatiſchen Nahrung, welche das Huͤhnchen
vom Eiweis in ſich geſogen (t). Jn der Laus wird das
Blut weis, indem es durch das Gedaͤrme (t†) durchgeht.
Harte Koͤrper, welche fuͤr die menſchliche Kraͤfte un-
bezwinglich ſind, behalten gemeiniglich ihre Figur, wie
die vom Hunde verſchlukkte Wuͤrfel (u) oder Kupfer-
geld, welches dennoch ſchwarz angelaufen geweſen (v).
Jedoch es waren an einer andern Kupfermuͤnze, die
Schriftzuͤge verloſchen, als ſie am vierten Tage durch
den Hintern abgieng (x), und es hatte ſich diejenige gaͤnz-
lich verzehrt, welche ein ganzes Jahr lang im Leibe ſtekken
geblieben war (y).
Jch habe angefuͤhrt, was ich finden, und was ich
fuͤr Verſuche machen koͤnnen. Allein daraus laͤſt ſich
nicht ſo gleich ſchlieſſen, daß es im Menſchen eben ſo be-
ſchaffen iſt, und daß ſich die Speiſe eben ſo veraͤndert.
Denn, wenn das Gedaͤrme durch eine Wunde eine
Oeffnung bekommen, ſo ſcheint ſogar der Zwoͤlffingerdarm
die
(o)
(p) Ibid.
(q) Form. du poulet. p. 132.
(r) MALPIGH form. pull. p. 11.
ſpaͤter in lib. noftro T. II. p. 133.
(s) Form. du poulet p. 138. 139.
(t)
Ibid. p. 139.
(t†) HOOKE Phil. tranſ. &c.
(u) BIRCH T. IV. p. 304.
(v) BLANCAAND Jahrregiſt.
Cent. V. n. 33.
(x) STORCH Kinderkrankheit
T. IV. p. 467.
(y) AMAT L. II. c. 69.
(o) Auch im Epiſt. 575. ad
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/114>, abgerufen am 22.11.2024.
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