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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Das Gedärme. XXIV. Buch.
ganze Sache macht keine Schwierigkeit, und man weis
nach der Analogie, daß alle Hölungen des menschlichen
Körpers, keine einzige ausgenommen, voll Wasser stehen,
wenn man es durch die Blutadern hineintreibt.

Das folgende ist schon nicht so leicht zu erklären. Man
sieht diese Schwierigkeit leichtlich ein, wenn man bedenkt,
daß man an einem todten Körper, worinnen alles welk
ist, zusammen fällt, sich runzelt und trokken wird, wo
sich aller Orten die Pori zusammen ziehen, bei diesen Hin-
dernissen, Materien aus dem breiten Gedärme, Säfte
in so zarte einsaugende Mündungen übergehen zu lassen,
die man mit keinem Drukke zu unterstüzzen vermag. Es
ist endlich ungemein schwer, daß die durchs Gedärme ein-
geblasene Luft in die Blutadern übergeht, da man ver-
muten kann, daß sie die innere Häute an die ausgedehnte
und vollkommen widerstehende äußere Membran andrük-
ken, und folglich die dazwischen befindliche, und die
fleischige Haut schief durchborende Stämme der Gefässe
zusammen drükken werde.

Und dennoch hat man eine Menge Zeugnisse von
Sachkundigen vor sich, welche an Vögeln gesehen, wie
die ins Gedärme geblasene Luft, in die Blutadern des
Gekröses eingedrungen(k). So sahe ein berühmter Mann
(l), wie die Luft, welche sich in einem chimischen Ver-
suche aus der, mit dem Laugensalze des zerfliessenden
Weinsteins und der Vitriolsäure innerhalb dem Gedärme
erzeugte, die Blutadern anfüllte.

Das folgende ist auch seinen Schwierigkeiten unter-
worfen. So begab sich an einem Storche Milch aus
dem Gedärm in die Blutadern(m), und es drang an
einem Luchse eine dünne Feuchtigkeit aus dem Gedärme
in die Pfortader über (n).

So
(k) [Spaltenumbruch] Jn der Gans PEYER I. c.
BRUNNER de pancreate p.
114.
(l) GRAF de clyster. p. 511.
(m) [Spaltenumbruch] PARISINI
(n) du HAMEL p. 244 FAN-
TON anat. p.
91. mit Weingeiste

Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
ganze Sache macht keine Schwierigkeit, und man weis
nach der Analogie, daß alle Hoͤlungen des menſchlichen
Koͤrpers, keine einzige ausgenommen, voll Waſſer ſtehen,
wenn man es durch die Blutadern hineintreibt.

Das folgende iſt ſchon nicht ſo leicht zu erklaͤren. Man
ſieht dieſe Schwierigkeit leichtlich ein, wenn man bedenkt,
daß man an einem todten Koͤrper, worinnen alles welk
iſt, zuſammen faͤllt, ſich runzelt und trokken wird, wo
ſich aller Orten die Pori zuſammen ziehen, bei dieſen Hin-
derniſſen, Materien aus dem breiten Gedaͤrme, Saͤfte
in ſo zarte einſaugende Muͤndungen uͤbergehen zu laſſen,
die man mit keinem Drukke zu unterſtuͤzzen vermag. Es
iſt endlich ungemein ſchwer, daß die durchs Gedaͤrme ein-
geblaſene Luft in die Blutadern uͤbergeht, da man ver-
muten kann, daß ſie die innere Haͤute an die ausgedehnte
und vollkommen widerſtehende aͤußere Membran andruͤk-
ken, und folglich die dazwiſchen befindliche, und die
fleiſchige Haut ſchief durchborende Staͤmme der Gefaͤſſe
zuſammen druͤkken werde.

Und dennoch hat man eine Menge Zeugniſſe von
Sachkundigen vor ſich, welche an Voͤgeln geſehen, wie
die ins Gedaͤrme geblaſene Luft, in die Blutadern des
Gekroͤſes eingedrungen(k). So ſahe ein beruͤhmter Mann
(l), wie die Luft, welche ſich in einem chimiſchen Ver-
ſuche aus der, mit dem Laugenſalze des zerflieſſenden
Weinſteins und der Vitriolſaͤure innerhalb dem Gedaͤrme
erzeugte, die Blutadern anfuͤllte.

Das folgende iſt auch ſeinen Schwierigkeiten unter-
worfen. So begab ſich an einem Storche Milch aus
dem Gedaͤrm in die Blutadern(m), und es drang an
einem Luchſe eine duͤnne Feuchtigkeit aus dem Gedaͤrme
in die Pfortader uͤber (n).

So
(k) [Spaltenumbruch] Jn der Gans PEYER I. c.
BRUNNER de pancreate p.
114.
(l) GRAF de clyſter. p. 511.
(m) [Spaltenumbruch] PARISINI
(n) du HAMEL p. 244 FAN-
TON anat. p.
91. mit Weingeiſte
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[72/0108] Das Gedaͤrme. XXIV. Buch. ganze Sache macht keine Schwierigkeit, und man weis nach der Analogie, daß alle Hoͤlungen des menſchlichen Koͤrpers, keine einzige ausgenommen, voll Waſſer ſtehen, wenn man es durch die Blutadern hineintreibt. Das folgende iſt ſchon nicht ſo leicht zu erklaͤren. Man ſieht dieſe Schwierigkeit leichtlich ein, wenn man bedenkt, daß man an einem todten Koͤrper, worinnen alles welk iſt, zuſammen faͤllt, ſich runzelt und trokken wird, wo ſich aller Orten die Pori zuſammen ziehen, bei dieſen Hin- derniſſen, Materien aus dem breiten Gedaͤrme, Saͤfte in ſo zarte einſaugende Muͤndungen uͤbergehen zu laſſen, die man mit keinem Drukke zu unterſtuͤzzen vermag. Es iſt endlich ungemein ſchwer, daß die durchs Gedaͤrme ein- geblaſene Luft in die Blutadern uͤbergeht, da man ver- muten kann, daß ſie die innere Haͤute an die ausgedehnte und vollkommen widerſtehende aͤußere Membran andruͤk- ken, und folglich die dazwiſchen befindliche, und die fleiſchige Haut ſchief durchborende Staͤmme der Gefaͤſſe zuſammen druͤkken werde. Und dennoch hat man eine Menge Zeugniſſe von Sachkundigen vor ſich, welche an Voͤgeln geſehen, wie die ins Gedaͤrme geblaſene Luft, in die Blutadern des Gekroͤſes eingedrungen (k). So ſahe ein beruͤhmter Mann (l), wie die Luft, welche ſich in einem chimiſchen Ver- ſuche aus der, mit dem Laugenſalze des zerflieſſenden Weinſteins und der Vitriolſaͤure innerhalb dem Gedaͤrme erzeugte, die Blutadern anfuͤllte. Das folgende iſt auch ſeinen Schwierigkeiten unter- worfen. So begab ſich an einem Storche Milch aus dem Gedaͤrm in die Blutadern (m), und es drang an einem Luchſe eine duͤnne Feuchtigkeit aus dem Gedaͤrme in die Pfortader uͤber (n). So (k) Jn der Gans PEYER I. c. BRUNNER de pancreate p. 114. (l) GRAF de clyſter. p. 511. (m) PARISINI (n) du HAMEL p. 244 FAN- TON anat. p. 91. mit Weingeiſte

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/108>, abgerufen am 24.11.2024.