Da aber doch die Gebärmutter an der Mutter- scheide(s), diese an dem Mastdarme und Harnröhre (t) und an den äussersten Schaamtheilen, angewachsen ist, so verstattet dieses der Gebärmutter keine zu übermäßige Freyheit (u), um zur Leber und Brust (w), oder zur Kehle (x) hinaufzusteigen, obgleich grosse Männer diese Weiberfabel nachzubeten pflegen.
Es haben andere berühmte Männer den Weibern einen hodenhebenden Muskel(y) zugeschrieben, welcher zart sey und die runden Bänder umgeben soll, vielleicht weil sie die lange Fasern dieser Bänder in Betrachtung zogen. Es haben aber diese Fasern, es mag damit be- schaffen seyn wie es will, mit denen weiblichen Hoden der Alten nichts gemein (z). Sie scheinen einzig und allein zur Vereinigung der Muttergefässe mit den Hüf- tengefässen zu dienen, und es kann sich etwa ein Theil von der Vollblütigkeit der Gebärmutter in die von den Hüftengefässen abstammende Gefässe ausleeren, wenn sich das Weib in schwangerm Zustande befindet.
Jch finde indessen doch auch bisweilen einige Fleisch- fasern von den kleinen schiefen Muskeln unter die cellu- löse Fasern dieses Bandes mit eingemischt. Diese könn- ten, jedoch nur mäßig, das runde Band spannen, und zur schiefen Lage der Gebärmutter etwas beytragen.
§. 37.
(s)[Spaltenumbruch]p. 52. 72.
(t)p. 73.
(u) Sie habe die Natur eines Thieres an sich, und sey ein Thier im Thiere ARETAEUS l. c.
(w)ARETAEUS ibid. HIP- POCR. muliebr. I. FERNEL.
(x)Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obs. 13. dies erinnert RIOLAN. p. 184.
(y)[Spaltenumbruch]GALEN. SORAN. der es an einer Frau, die einen Bruch hatte, gesehen haben will FALLO- PIUS p. 195. VIDUS. RIOLAN. p. 183. PICCOLHOM. p. 77.
(z) Dies leugnete bereits PLAZ- ZONUS p. 27.
II. Abſchn. Bau der Gebaͤrmutter.
Da aber doch die Gebaͤrmutter an der Mutter- ſcheide(s), dieſe an dem Maſtdarme und Harnroͤhre (t) und an den aͤuſſerſten Schaamtheilen, angewachſen iſt, ſo verſtattet dieſes der Gebaͤrmutter keine zu uͤbermaͤßige Freyheit (u), um zur Leber und Bruſt (w), oder zur Kehle (x) hinaufzuſteigen, obgleich groſſe Maͤnner dieſe Weiberfabel nachzubeten pflegen.
Es haben andere beruͤhmte Maͤnner den Weibern einen hodenhebenden Muſkel(y) zugeſchrieben, welcher zart ſey und die runden Baͤnder umgeben ſoll, vielleicht weil ſie die lange Faſern dieſer Baͤnder in Betrachtung zogen. Es haben aber dieſe Faſern, es mag damit be- ſchaffen ſeyn wie es will, mit denen weiblichen Hoden der Alten nichts gemein (z). Sie ſcheinen einzig und allein zur Vereinigung der Muttergefaͤſſe mit den Huͤf- tengefaͤſſen zu dienen, und es kann ſich etwa ein Theil von der Vollbluͤtigkeit der Gebaͤrmutter in die von den Huͤftengefaͤſſen abſtammende Gefaͤſſe ausleeren, wenn ſich das Weib in ſchwangerm Zuſtande befindet.
Jch finde indeſſen doch auch bisweilen einige Fleiſch- faſern von den kleinen ſchiefen Muſkeln unter die cellu- loͤſe Faſern dieſes Bandes mit eingemiſcht. Dieſe koͤnn- ten, jedoch nur maͤßig, das runde Band ſpannen, und zur ſchiefen Lage der Gebaͤrmutter etwas beytragen.
§. 37.
(s)[Spaltenumbruch]p. 52. 72.
(t)p. 73.
(u) Sie habe die Natur eines Thieres an ſich, und ſey ein Thier im Thiere ARETAEUS l. c.
(w)ARETAEUS ibid. HIP- POCR. muliebr. I. FERNEL.
(x)Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obſ. 13. dies erinnert RIOLAN. p. 184.
(y)[Spaltenumbruch]GALEN. SORAN. der es an einer Frau, die einen Bruch hatte, geſehen haben will FALLO- PIUS p. 195. VIDUS. RIOLAN. p. 183. PICCOLHOM. p. 77.
(z) Dies leugnete bereits PLAZ- ZONUS p. 27.
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II. Abſchn. Bau der Gebaͤrmutter.
Da aber doch die Gebaͤrmutter an der Mutter-
ſcheide (s), dieſe an dem Maſtdarme und Harnroͤhre (t)
und an den aͤuſſerſten Schaamtheilen, angewachſen iſt,
ſo verſtattet dieſes der Gebaͤrmutter keine zu uͤbermaͤßige
Freyheit (u), um zur Leber und Bruſt (w), oder zur
Kehle (x) hinaufzuſteigen, obgleich groſſe Maͤnner dieſe
Weiberfabel nachzubeten pflegen.
Es haben andere beruͤhmte Maͤnner den Weibern
einen hodenhebenden Muſkel (y) zugeſchrieben, welcher
zart ſey und die runden Baͤnder umgeben ſoll, vielleicht
weil ſie die lange Faſern dieſer Baͤnder in Betrachtung
zogen. Es haben aber dieſe Faſern, es mag damit be-
ſchaffen ſeyn wie es will, mit denen weiblichen Hoden
der Alten nichts gemein (z). Sie ſcheinen einzig und
allein zur Vereinigung der Muttergefaͤſſe mit den Huͤf-
tengefaͤſſen zu dienen, und es kann ſich etwa ein Theil
von der Vollbluͤtigkeit der Gebaͤrmutter in die von den
Huͤftengefaͤſſen abſtammende Gefaͤſſe ausleeren, wenn ſich
das Weib in ſchwangerm Zuſtande befindet.
Jch finde indeſſen doch auch bisweilen einige Fleiſch-
faſern von den kleinen ſchiefen Muſkeln unter die cellu-
loͤſe Faſern dieſes Bandes mit eingemiſcht. Dieſe koͤnn-
ten, jedoch nur maͤßig, das runde Band ſpannen, und
zur ſchiefen Lage der Gebaͤrmutter etwas beytragen.
§. 37.
(s)
p. 52. 72.
(t) p. 73.
(u) Sie habe die Natur eines
Thieres an ſich, und ſey ein Thier
im Thiere ARETAEUS l. c.
(w) ARETAEUS ibid. HIP-
POCR. muliebr. I. FERNEL.
(x) Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann.
3. obſ. 13. dies erinnert RIOLAN.
p. 184.
(y)
GALEN. SORAN. der es
an einer Frau, die einen Bruch
hatte, geſehen haben will FALLO-
PIUS p. 195. VIDUS. RIOLAN.
p. 183. PICCOLHOM. p. 77.
(z) Dies leugnete bereits PLAZ-
ZONUS p. 27.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 1039. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1075>, abgerufen am 22.11.2024.
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