Es lässet sich, ohne eine Beschreibung dieses Theiles, nicht vom Ende der Harnröhre, der Scheide, und der weiblichen Ruthe eine Beschreibung machen, noch von den häufigen Schleimgruben, welche hier in grosser Menge angetroffen werden, reden. Folglich wird es ein billiger Leser nicht übel deuten, wenn ich von diesem Werkzeuge mit der gehörigen Behutsamkeit handle.
Das erste, was an einer Frauensperson, und so auch bei Jungfern in die Augen fällt, ist eine lange, sich schliessende, und zwischen zween vorragenden Hügeln der Haut, die mit Fett unterpolstert sind, und von dem Haar- wachse herab gehen, mitten inne befindliche Rizze. Die Hügel werden allmälich gegen den Ausgang, der sich en- digenden Schaam an der Gesäshaut, eben(a). Von aussenher behalten sie die Natur der Haut an sich, in- wendig aber haben sie, wie die Augenlieder, rothe und schmierige Drüsen (b). Jch habe diese Leffzen so zusam- men gewachsen gesehen, daß man das Mägdchen für un- durchbort hielte (c), man fand aber bald durch einen Grif- fel ein Mittel, die Krankheit zu heben, und sie liessen sich damit von einander bringen; ein andermal habe ich die Leffzen so lang gefunden, daß sie sogar den Hintern zwischen sich einnahmen. Diese Leffzen sind mit einer Menge Haare besezzt; so wie der darüber liegende, und über der Rizze etwas geschwollene von Fett geballte Hü- gel, welchen man den Venusberg zu nennen pflegt. Es strekken sich in der Geburt die Leffzen der Schaam
ausein-
(a)[Spaltenumbruch]SMELLIE t. 4.
(b)Poros hat RUYSCH. thes. V. n. 70.
(c) Dieses sahe MOINICHEN. obs. 14. und heilte es. Einen Beu- [Spaltenumbruch]
tel, so die Schaam überzieht. Eine von den Schaamhaaren niederstei- gende Haut bei den Hottentotten- weibern KOLBE I. p. 92.
II. Abſchn. Bau der Gebaͤrmutter.
§. 19. Die weibliche Schaam.
Es laͤſſet ſich, ohne eine Beſchreibung dieſes Theiles, nicht vom Ende der Harnroͤhre, der Scheide, und der weiblichen Ruthe eine Beſchreibung machen, noch von den haͤufigen Schleimgruben, welche hier in groſſer Menge angetroffen werden, reden. Folglich wird es ein billiger Leſer nicht uͤbel deuten, wenn ich von dieſem Werkzeuge mit der gehoͤrigen Behutſamkeit handle.
Das erſte, was an einer Frauensperſon, und ſo auch bei Jungfern in die Augen faͤllt, iſt eine lange, ſich ſchlieſſende, und zwiſchen zween vorragenden Huͤgeln der Haut, die mit Fett unterpolſtert ſind, und von dem Haar- wachſe herab gehen, mitten inne befindliche Rizze. Die Huͤgel werden allmaͤlich gegen den Ausgang, der ſich en- digenden Schaam an der Geſaͤshaut, eben(a). Von auſſenher behalten ſie die Natur der Haut an ſich, in- wendig aber haben ſie, wie die Augenlieder, rothe und ſchmierige Druͤſen (b). Jch habe dieſe Leffzen ſo zuſam- men gewachſen geſehen, daß man das Maͤgdchen fuͤr un- durchbort hielte (c), man fand aber bald durch einen Grif- fel ein Mittel, die Krankheit zu heben, und ſie lieſſen ſich damit von einander bringen; ein andermal habe ich die Leffzen ſo lang gefunden, daß ſie ſogar den Hintern zwiſchen ſich einnahmen. Dieſe Leffzen ſind mit einer Menge Haare beſezzt; ſo wie der daruͤber liegende, und uͤber der Rizze etwas geſchwollene von Fett geballte Huͤ- gel, welchen man den Venusberg zu nennen pflegt. Es ſtrekken ſich in der Geburt die Leffzen der Schaam
ausein-
(a)[Spaltenumbruch]SMELLIE t. 4.
(b)Poros hat RUYSCH. theſ. V. n. 70.
(c) Dieſes ſahe MOINICHEN. obſ. 14. und heilte es. Einen Beu- [Spaltenumbruch]
tel, ſo die Schaam uͤberzieht. Eine von den Schaamhaaren niederſtei- gende Haut bei den Hottentotten- weibern KOLBE I. p. 92.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f1009"n="973"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Abſchn. Bau der Gebaͤrmutter.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 19.<lb/><hirendition="#b">Die weibliche Schaam.</hi></head><lb/><p>Es laͤſſet ſich, ohne eine Beſchreibung dieſes Theiles,<lb/>
nicht vom Ende der Harnroͤhre, der Scheide, und der<lb/>
weiblichen Ruthe eine Beſchreibung machen, noch von den<lb/>
haͤufigen Schleimgruben, welche hier in groſſer Menge<lb/>
angetroffen werden, reden. Folglich wird es ein billiger<lb/>
Leſer nicht uͤbel deuten, wenn ich von dieſem Werkzeuge<lb/>
mit der gehoͤrigen Behutſamkeit handle.</p><lb/><p>Das erſte, was an einer Frauensperſon, und ſo<lb/>
auch bei Jungfern in die Augen faͤllt, iſt eine lange, ſich<lb/>ſchlieſſende, und zwiſchen zween vorragenden Huͤgeln der<lb/>
Haut, die mit Fett unterpolſtert ſind, und von dem Haar-<lb/>
wachſe herab gehen, mitten inne befindliche Rizze. Die<lb/>
Huͤgel werden allmaͤlich gegen den Ausgang, der ſich en-<lb/>
digenden Schaam an der Geſaͤshaut, eben<noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">SMELLIE t.</hi> 4.</note>. Von<lb/>
auſſenher behalten ſie die Natur der Haut an ſich, in-<lb/>
wendig aber haben ſie, wie die Augenlieder, rothe und<lb/>ſchmierige Druͤſen <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">Poros</hi> hat <hirendition="#aq">RUYSCH. theſ.<lb/>
V. n.</hi> 70.</note>. Jch habe dieſe Leffzen ſo zuſam-<lb/>
men gewachſen geſehen, daß man das Maͤgdchen fuͤr un-<lb/>
durchbort hielte <noteplace="foot"n="(c)">Dieſes ſahe <hirendition="#aq">MOINICHEN.<lb/>
obſ.</hi> 14. und heilte es. Einen Beu-<lb/><cb/>
tel, ſo die Schaam uͤberzieht. Eine<lb/>
von den Schaamhaaren niederſtei-<lb/>
gende Haut bei den Hottentotten-<lb/>
weibern <hirendition="#aq">KOLBE I. p.</hi> 92.</note>, man fand aber bald durch einen Grif-<lb/>
fel ein Mittel, die Krankheit zu heben, und ſie lieſſen<lb/>ſich damit von einander bringen; ein andermal habe ich<lb/>
die Leffzen ſo lang gefunden, daß ſie ſogar den Hintern<lb/>
zwiſchen ſich einnahmen. Dieſe Leffzen ſind mit einer<lb/>
Menge Haare beſezzt; ſo wie der daruͤber liegende, und<lb/>
uͤber der Rizze etwas geſchwollene von Fett geballte Huͤ-<lb/>
gel, welchen man den <hirendition="#fr">Venusberg</hi> zu nennen pflegt.<lb/>
Es ſtrekken ſich in der Geburt die Leffzen der Schaam<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ausein-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[973/1009]
II. Abſchn. Bau der Gebaͤrmutter.
§. 19.
Die weibliche Schaam.
Es laͤſſet ſich, ohne eine Beſchreibung dieſes Theiles,
nicht vom Ende der Harnroͤhre, der Scheide, und der
weiblichen Ruthe eine Beſchreibung machen, noch von den
haͤufigen Schleimgruben, welche hier in groſſer Menge
angetroffen werden, reden. Folglich wird es ein billiger
Leſer nicht uͤbel deuten, wenn ich von dieſem Werkzeuge
mit der gehoͤrigen Behutſamkeit handle.
Das erſte, was an einer Frauensperſon, und ſo
auch bei Jungfern in die Augen faͤllt, iſt eine lange, ſich
ſchlieſſende, und zwiſchen zween vorragenden Huͤgeln der
Haut, die mit Fett unterpolſtert ſind, und von dem Haar-
wachſe herab gehen, mitten inne befindliche Rizze. Die
Huͤgel werden allmaͤlich gegen den Ausgang, der ſich en-
digenden Schaam an der Geſaͤshaut, eben (a). Von
auſſenher behalten ſie die Natur der Haut an ſich, in-
wendig aber haben ſie, wie die Augenlieder, rothe und
ſchmierige Druͤſen (b). Jch habe dieſe Leffzen ſo zuſam-
men gewachſen geſehen, daß man das Maͤgdchen fuͤr un-
durchbort hielte (c), man fand aber bald durch einen Grif-
fel ein Mittel, die Krankheit zu heben, und ſie lieſſen
ſich damit von einander bringen; ein andermal habe ich
die Leffzen ſo lang gefunden, daß ſie ſogar den Hintern
zwiſchen ſich einnahmen. Dieſe Leffzen ſind mit einer
Menge Haare beſezzt; ſo wie der daruͤber liegende, und
uͤber der Rizze etwas geſchwollene von Fett geballte Huͤ-
gel, welchen man den Venusberg zu nennen pflegt.
Es ſtrekken ſich in der Geburt die Leffzen der Schaam
ausein-
(a)
SMELLIE t. 4.
(b) Poros hat RUYSCH. theſ.
V. n. 70.
(c) Dieſes ſahe MOINICHEN.
obſ. 14. und heilte es. Einen Beu-
tel, ſo die Schaam uͤberzieht. Eine
von den Schaamhaaren niederſtei-
gende Haut bei den Hottentotten-
weibern KOLBE I. p. 92.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 973. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1009>, abgerufen am 24.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.