dem Blute der Gedärme, der Milz, des Magens, der Gekrösdrüse, und aller gesammten Nezze, in der That einen ansehnlichen Blutstrom ausmacht.
Dieses konnte nicht vereinigt in die Holader ausge- stürzt werden: denn diese würde davon gar zu weit wer- den, und einen solchen Zuschuß entweder nicht beherber- gen, oder man müste dieser Blutader Eigenschaften an- dichten, die der Klasse der Blutadern nicht zukommen, sondern das, aus den Füssen zurükkgeführte Blut viel- mehr aufhalten würden.
Man darf auch nicht das Blut derer Eingeweide, die den Milchsaft machen, abgesondert zur Holader hin- führen wollen, weil in erwachsenen Personen die bessere Reife der Galle, ein solches Blut zu haben erlangt, wor- innen sich das Blut aller dieser Eingeweide vereinigt hat.
Folglich ist es so zuverläßig, daß in der Frucht die Leber, den Schuß des, von der Nabelschnur zurükkflies- senden Blutes zu mäßigen, diene, daß es, wenn es sich in der Leber, nach Art der Schlagadern verbreitet, und einen grossen Theil von seinem Strome, vermöge der unentberlichen Reibungen (b) eingebüst hat, durch die zurükkführende Blutadern, in die Holader zurükkgehen, und die Leber als eine Schleuse oder Schuzzwehr vor dem rechten Herzohre liegen muß, indem dieses Herzohr dem Andringen eines so heftig strömenden Blutes schlech- ten Widerstand thun würde, wofern die Leber diese Ge- walt nicht entkräftete. Jch glaube auch nicht, daß man hier das Beispiel von einem Hühnchen an unrechten Or- te anbringe, in welchem sich die Gefahr eines solchen Druk- kes sehr gut bestätigt; denn wie oft kömmt nicht bei jun- gen Vögeln, die noch im Ey liegen (c), dieser tödtliche Fall vor, daß dieses Herzohr gar zu sehr ausgedehnt wird?
Bei
(b)[Spaltenumbruch]L. VI. p. 192.
(c)[Spaltenumbruch]Format du poulet. II. p. 195.
IV. Abſchn. Jhr Nuzzen.
dem Blute der Gedaͤrme, der Milz, des Magens, der Gekroͤsdruͤſe, und aller geſammten Nezze, in der That einen anſehnlichen Blutſtrom ausmacht.
Dieſes konnte nicht vereinigt in die Holader ausge- ſtuͤrzt werden: denn dieſe wuͤrde davon gar zu weit wer- den, und einen ſolchen Zuſchuß entweder nicht beherber- gen, oder man muͤſte dieſer Blutader Eigenſchaften an- dichten, die der Klaſſe der Blutadern nicht zukommen, ſondern das, aus den Fuͤſſen zuruͤkkgefuͤhrte Blut viel- mehr aufhalten wuͤrden.
Man darf auch nicht das Blut derer Eingeweide, die den Milchſaft machen, abgeſondert zur Holader hin- fuͤhren wollen, weil in erwachſenen Perſonen die beſſere Reife der Galle, ein ſolches Blut zu haben erlangt, wor- innen ſich das Blut aller dieſer Eingeweide vereinigt hat.
Folglich iſt es ſo zuverlaͤßig, daß in der Frucht die Leber, den Schuß des, von der Nabelſchnur zuruͤkkflieſ- ſenden Blutes zu maͤßigen, diene, daß es, wenn es ſich in der Leber, nach Art der Schlagadern verbreitet, und einen groſſen Theil von ſeinem Strome, vermoͤge der unentberlichen Reibungen (b) eingebuͤſt hat, durch die zuruͤkkfuͤhrende Blutadern, in die Holader zuruͤkkgehen, und die Leber als eine Schleuſe oder Schuzzwehr vor dem rechten Herzohre liegen muß, indem dieſes Herzohr dem Andringen eines ſo heftig ſtroͤmenden Blutes ſchlech- ten Widerſtand thun wuͤrde, wofern die Leber dieſe Ge- walt nicht entkraͤftete. Jch glaube auch nicht, daß man hier das Beiſpiel von einem Huͤhnchen an unrechten Or- te anbringe, in welchem ſich die Gefahr eines ſolchen Druk- kes ſehr gut beſtaͤtigt; denn wie oft koͤmmt nicht bei jun- gen Voͤgeln, die noch im Ey liegen (c), dieſer toͤdtliche Fall vor, daß dieſes Herzohr gar zu ſehr ausgedehnt wird?
Bei
(b)[Spaltenumbruch]L. VI. p. 192.
(c)[Spaltenumbruch]Format du poulet. II. p. 195.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0929"n="909"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IV.</hi> Abſchn. Jhr Nuzzen.</hi></fw><lb/>
dem Blute der Gedaͤrme, der Milz, des Magens, der<lb/>
Gekroͤsdruͤſe, und aller geſammten Nezze, in der That<lb/>
einen anſehnlichen Blutſtrom ausmacht.</p><lb/><p>Dieſes konnte nicht vereinigt in die Holader ausge-<lb/>ſtuͤrzt werden: denn dieſe wuͤrde davon gar zu weit wer-<lb/>
den, und einen ſolchen Zuſchuß entweder nicht beherber-<lb/>
gen, oder man muͤſte dieſer Blutader Eigenſchaften an-<lb/>
dichten, die der Klaſſe der Blutadern nicht zukommen,<lb/>ſondern das, aus den Fuͤſſen zuruͤkkgefuͤhrte Blut viel-<lb/>
mehr aufhalten wuͤrden.</p><lb/><p>Man darf auch nicht das Blut derer Eingeweide,<lb/>
die den Milchſaft machen, abgeſondert zur Holader hin-<lb/>
fuͤhren wollen, weil in erwachſenen Perſonen die beſſere<lb/>
Reife der Galle, ein ſolches Blut zu haben erlangt, wor-<lb/>
innen ſich das Blut aller dieſer Eingeweide vereinigt hat.</p><lb/><p>Folglich iſt es ſo zuverlaͤßig, daß in der Frucht die<lb/>
Leber, den Schuß des, von der Nabelſchnur zuruͤkkflieſ-<lb/>ſenden Blutes zu maͤßigen, diene, daß es, wenn es ſich<lb/>
in der Leber, nach Art der Schlagadern verbreitet, und<lb/>
einen groſſen Theil von ſeinem Strome, vermoͤge der<lb/>
unentberlichen Reibungen <noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq">L. VI. p.</hi> 192.</note> eingebuͤſt hat, durch die<lb/>
zuruͤkkfuͤhrende Blutadern, in die Holader zuruͤkkgehen,<lb/>
und die Leber als eine Schleuſe oder Schuzzwehr vor<lb/>
dem rechten Herzohre liegen muß, indem dieſes Herzohr<lb/>
dem Andringen eines ſo heftig ſtroͤmenden Blutes ſchlech-<lb/>
ten Widerſtand thun wuͤrde, wofern die Leber dieſe Ge-<lb/>
walt nicht entkraͤftete. Jch glaube auch nicht, daß man<lb/>
hier das Beiſpiel von einem Huͤhnchen an unrechten Or-<lb/>
te anbringe, in welchem ſich die Gefahr eines ſolchen Druk-<lb/>
kes ſehr gut beſtaͤtigt; denn wie oft koͤmmt nicht bei jun-<lb/>
gen Voͤgeln, die noch im Ey liegen <noteplace="foot"n="(c)"><cb/><hirendition="#aq">Format du poulet. II. p.</hi> 195.</note>, dieſer toͤdtliche Fall<lb/>
vor, daß dieſes Herzohr gar zu ſehr ausgedehnt wird?</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Bei</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[909/0929]
IV. Abſchn. Jhr Nuzzen.
dem Blute der Gedaͤrme, der Milz, des Magens, der
Gekroͤsdruͤſe, und aller geſammten Nezze, in der That
einen anſehnlichen Blutſtrom ausmacht.
Dieſes konnte nicht vereinigt in die Holader ausge-
ſtuͤrzt werden: denn dieſe wuͤrde davon gar zu weit wer-
den, und einen ſolchen Zuſchuß entweder nicht beherber-
gen, oder man muͤſte dieſer Blutader Eigenſchaften an-
dichten, die der Klaſſe der Blutadern nicht zukommen,
ſondern das, aus den Fuͤſſen zuruͤkkgefuͤhrte Blut viel-
mehr aufhalten wuͤrden.
Man darf auch nicht das Blut derer Eingeweide,
die den Milchſaft machen, abgeſondert zur Holader hin-
fuͤhren wollen, weil in erwachſenen Perſonen die beſſere
Reife der Galle, ein ſolches Blut zu haben erlangt, wor-
innen ſich das Blut aller dieſer Eingeweide vereinigt hat.
Folglich iſt es ſo zuverlaͤßig, daß in der Frucht die
Leber, den Schuß des, von der Nabelſchnur zuruͤkkflieſ-
ſenden Blutes zu maͤßigen, diene, daß es, wenn es ſich
in der Leber, nach Art der Schlagadern verbreitet, und
einen groſſen Theil von ſeinem Strome, vermoͤge der
unentberlichen Reibungen (b) eingebuͤſt hat, durch die
zuruͤkkfuͤhrende Blutadern, in die Holader zuruͤkkgehen,
und die Leber als eine Schleuſe oder Schuzzwehr vor
dem rechten Herzohre liegen muß, indem dieſes Herzohr
dem Andringen eines ſo heftig ſtroͤmenden Blutes ſchlech-
ten Widerſtand thun wuͤrde, wofern die Leber dieſe Ge-
walt nicht entkraͤftete. Jch glaube auch nicht, daß man
hier das Beiſpiel von einem Huͤhnchen an unrechten Or-
te anbringe, in welchem ſich die Gefahr eines ſolchen Druk-
kes ſehr gut beſtaͤtigt; denn wie oft koͤmmt nicht bei jun-
gen Voͤgeln, die noch im Ey liegen (c), dieſer toͤdtliche Fall
vor, daß dieſes Herzohr gar zu ſehr ausgedehnt wird?
Bei
(b)
L. VI. p. 192.
(c)
Format du poulet. II. p. 195.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 909. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/929>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.