Steine die Gallenblase anfüllen, und die Speisen nun nicht recht verdaut worden, anfangs eine wäßrige Er- mattung (b), und hiernächst eine vollständige Wasser- sucht (c), im Körper Oberhand nimmt.
Dies kömmt aber nicht daher, daß die Galle mit ihrer Schärfe, wie man sich vorgestellet hat, das Blut, und alle Säfte auflöset (d); ob man sich gleich derglei- chen gewaltsame Zerstörung von einer bittern, und schar- fen Galle leicht vorstellen könnte. Diese ist aber bei Was- sersüchtigen, und Bleichsüchtigen Personen gemeiniglich träge (e), in geringer Menge (f), oder ganz und gar nicht vorhanden (g), und auch in Gelbsüchtigen oft we- nig salzig, und kaum an Geschmakke bitter zu kosten (h).
Man hat bessere Gründe zu schliessen, wenn die Speise unverdaut geblieben, wenn das Wasser mit dem Oele nicht gehörig vermischt ist, wenn der Schleim in die gallertartige Limphe nicht eingedrungen, und durch einander gearbeitet worden, daß alsdenn der dünne Theil davon geht, und sich in das Fadengewebe, in die Harn- wege (i), und endlich in die hole Stellen des Menschen- körpers hineinzieht.
Darum
(b)[Spaltenumbruch]
Bleichsucht. WEPFER apopl. p. 342. LIEUTAUD ibid. p. 91.
(c) Wassersucht comm. Lit. 1742. hebd. 32. Phil. trans. n. 299. FONTANUS ad VESAL p. 21. SAURERLIGH Act. Erud. Suppl. T. X. S. IX. SACHS lapid. p. 102. HOFMANN Med. cons. T. II. D. V. c. 9. Hist. morb. uratisl. p. 211. BAGLIV. p. 577. in Card. NORRIS Ess. of a Societ at Edimb. II. n. 30.
(d)ANC. Mem. II. p. 92. DIP- PEL p. 63. SEGER n. 19. die Hundesgalle löse Knochen auf. DOSSIO p. 488.
(e)[Spaltenumbruch]HOFMANN LIEUTAUD precis I. c. Oftmals. Phil. trans. n. 133. Ess. of a Societ. at Edimb. II. n. 38. VATER hepar. insons. dünne Idem ibid.
(f)SAUBERLICH Act. Erud. Suppl. X. S. IX.
(g)FONTAN HOFMANN acid. viscid. p. 9 10 K. Swenska Wetensk. Acad. Handl. 1752. Trim. I.
(h) von der Blase ist die Rede G. v. SWIETEN III. p. 107. Schleim Bresl. Saml. 1724. p. 432. vide p. 543 544. &c.
(i) die Harnruhr meist ein Gal- lenfieber. MEAD of pois p. 33.
Die Galle. XXIII. Buch.
Steine die Gallenblaſe anfuͤllen, und die Speiſen nun nicht recht verdaut worden, anfangs eine waͤßrige Er- mattung (b), und hiernaͤchſt eine vollſtaͤndige Waſſer- ſucht (c), im Koͤrper Oberhand nimmt.
Dies koͤmmt aber nicht daher, daß die Galle mit ihrer Schaͤrfe, wie man ſich vorgeſtellet hat, das Blut, und alle Saͤfte aufloͤſet (d); ob man ſich gleich derglei- chen gewaltſame Zerſtoͤrung von einer bittern, und ſchar- fen Galle leicht vorſtellen koͤnnte. Dieſe iſt aber bei Waſ- ſerſuͤchtigen, und Bleichſuͤchtigen Perſonen gemeiniglich traͤge (e), in geringer Menge (f), oder ganz und gar nicht vorhanden (g), und auch in Gelbſuͤchtigen oft we- nig ſalzig, und kaum an Geſchmakke bitter zu koſten (h).
Man hat beſſere Gruͤnde zu ſchlieſſen, wenn die Speiſe unverdaut geblieben, wenn das Waſſer mit dem Oele nicht gehoͤrig vermiſcht iſt, wenn der Schleim in die gallertartige Limphe nicht eingedrungen, und durch einander gearbeitet worden, daß alsdenn der duͤnne Theil davon geht, und ſich in das Fadengewebe, in die Harn- wege (i), und endlich in die hole Stellen des Menſchen- koͤrpers hineinzieht.
Darum
(b)[Spaltenumbruch]
Bleichſucht. WEPFER apopl. p. 342. LIEUTAUD ibid. p. 91.
(c) Waſſerſucht comm. Lit. 1742. hebd. 32. Phil. tranſ. n. 299. FONTANUS ad VESAL p. 21. SAURERLIGH Act. Erud. Suppl. T. X. S. IX. SACHS lapid. p. 102. HOFMANN Med. conſ. T. II. D. V. c. 9. Hiſt. morb. uratisl. p. 211. BAGLIV. p. 577. in Card. NORRIS Eſſ. of a Societ at Edimb. II. n. 30.
(d)ANC. Mém. II. p. 92. DIP- PEL p. 63. SEGER n. 19. die Hundesgalle loͤſe Knochen auf. DOSSIO p. 488.
(e)[Spaltenumbruch]HOFMANN LIEUTAUD precis I. c. Oftmals. Phil. tranſ. n. 133. Eſſ. of a Societ. at Edimb. II. n. 38. VATER hepar. inſons. duͤnne Idem ibid.
(f)SAUBERLICH Act. Erud. Suppl. X. S. IX.
(g)FONTAN HOFMANN acid. viſcid. p. 9 10 K. Swenska Wetensk. Acad. Handl. 1752. Trim. I.
(h) von der Blaſe iſt die Rede G. v. SWIETEN III. p. 107. Schleim Bresl. Saml. 1724. p. 432. vide p. 543 544. &c.
(i) die Harnruhr meiſt ein Gal- lenfieber. MEAD of pois p. 33.
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[900/0920]
Die Galle. XXIII. Buch.
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nicht recht verdaut worden, anfangs eine waͤßrige Er-
mattung (b), und hiernaͤchſt eine vollſtaͤndige Waſſer-
ſucht (c), im Koͤrper Oberhand nimmt.
Dies koͤmmt aber nicht daher, daß die Galle mit
ihrer Schaͤrfe, wie man ſich vorgeſtellet hat, das Blut,
und alle Saͤfte aufloͤſet (d); ob man ſich gleich derglei-
chen gewaltſame Zerſtoͤrung von einer bittern, und ſchar-
fen Galle leicht vorſtellen koͤnnte. Dieſe iſt aber bei Waſ-
ſerſuͤchtigen, und Bleichſuͤchtigen Perſonen gemeiniglich
traͤge (e), in geringer Menge (f), oder ganz und gar
nicht vorhanden (g), und auch in Gelbſuͤchtigen oft we-
nig ſalzig, und kaum an Geſchmakke bitter zu koſten (h).
Man hat beſſere Gruͤnde zu ſchlieſſen, wenn die
Speiſe unverdaut geblieben, wenn das Waſſer mit dem
Oele nicht gehoͤrig vermiſcht iſt, wenn der Schleim in
die gallertartige Limphe nicht eingedrungen, und durch
einander gearbeitet worden, daß alsdenn der duͤnne Theil
davon geht, und ſich in das Fadengewebe, in die Harn-
wege (i), und endlich in die hole Stellen des Menſchen-
koͤrpers hineinzieht.
Darum
(b)
Bleichſucht. WEPFER
apopl. p. 342. LIEUTAUD ibid.
p. 91.
(c) Waſſerſucht comm. Lit.
1742. hebd. 32. Phil. tranſ. n. 299.
FONTANUS ad VESAL p. 21.
SAURERLIGH Act. Erud. Suppl.
T. X. S. IX. SACHS lapid. p. 102.
HOFMANN Med. conſ. T. II.
D. V. c. 9. Hiſt. morb. uratisl.
p. 211. BAGLIV. p. 577. in Card.
NORRIS Eſſ. of a Societ at
Edimb. II. n. 30.
(d) ANC. Mém. II. p. 92. DIP-
PEL p. 63. SEGER n. 19. die
Hundesgalle loͤſe Knochen auf.
DOSSIO p. 488.
(e)
HOFMANN LIEUTAUD
precis I. c. Oftmals. Phil. tranſ.
n. 133. Eſſ. of a Societ. at Edimb.
II. n. 38. VATER hepar. inſons.
duͤnne Idem ibid.
(f) SAUBERLICH Act. Erud.
Suppl. X. S. IX.
(g) FONTAN HOFMANN
acid. viſcid. p. 9 10 K. Swenska
Wetensk. Acad. Handl. 1752.
Trim. I.
(h) von der Blaſe iſt die Rede
G. v. SWIETEN III. p. 107.
Schleim Bresl. Saml. 1724. p. 432.
vide p. 543 544. &c.
(i) die Harnruhr meiſt ein Gal-
lenfieber. MEAD of pois p. 33.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 900. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/920>, abgerufen am 28.11.2024.
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