Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Abschn. Jhr Bau.

Man hätte aber nicht diese Gewalt des Atemho-
lens, die so deutlich bei der Beförderung des Umlaufes
durch die Pforten Statt findet, verwerfen sollen (n).

Es wird die Leber ebenfalls wärend des Ausatmens
geprest, indem die, sich einander nähernde Rippen,
die Dünnungen enger machen, und sich die Gallenblase
von Ausatmen ausleert. Und daher kam es auch, als
man einem Kranken ein Brechmittel gab, daß eine scirr-
höse Leber, die sich nunmehr ausleerete, eine schnelle Gel-
besucht (n*) hervorbrachte. Bei andern Kranken wer-
den entweder von Arzneimitteln (n+), die Steine und
die Galle der Gelbsüchtigen fortgetrieben, oder es be-
wirkt solches die Natur selbst durchs Erbrechen, wodurch
sich fast allezeit die Paroxismi einer Gallenkolik heben
lassen. Wenn sich Jemand erbricht, so ist der Drukk
auf die Gallenblase (o) so nachdrükklich, daß man solche
Blasen so gar zerbersten gesehen hat (p). Wenigstens
habe ich mit Augen gesehen, daß wärend dem Ausat-
men die Galle herausgeflossen (q). Jndem die Mus-
keln des Unterleibes die Leber rükkwärts treiben, so drük-
ken sie in der That die Gallenblase aus. Sie fliesset in
Anstrengungen schneller, weil alsdenn das Zwerchfell
Widerstand thut. Bei einem Menschen, der an einer
periodischen Convulsion der Lunge krank war, ergoß sich,

wä-
(n) [Spaltenumbruch] HAMBERGER physiol.
p. 303. seqq.
(n*) SENEC Ess. de phys.
p.
170.
(n+) CHEYNE diseases &c.
p.
189. in der Gelbesucht lobt die
Brechmittel HOFMANN Med.
Conf. T. V. Dec. IV. c.
7.
(o) vom Erbrechen wird der
Fortlauf der Galle beschleunigt,
und wurde viel ausgeleert gegen
drei Pfunde in einem Flekkfieber.
VALCARENGHI med. rat. p. 168.
bis 15 Pfunde wobei sich der Kran-
[Spaltenumbruch] ke wohl befand. RAYMOND. ma-
lad. danger. II. p.
47.
(p) SALMUTH I. obs. 43.
DEUSING de usu bilis app p.
374.
sie ist auch zerborsten, da sie vom
Blasengange aufgenommen wurde.
MEKERN. obs 73.
(q) De respir. p. 55. auch SE-
GER p.
30. Auch in den Zwölf-
fingerdarm, und in die Gallenbla-
se, da der Magen vom Zwerch-
fell herabgezogen wurde.
K k k 3
III. Abſchn. Jhr Bau.

Man haͤtte aber nicht dieſe Gewalt des Atemho-
lens, die ſo deutlich bei der Befoͤrderung des Umlaufes
durch die Pforten Statt findet, verwerfen ſollen (n).

Es wird die Leber ebenfalls waͤrend des Ausatmens
gepreſt, indem die, ſich einander naͤhernde Rippen,
die Duͤnnungen enger machen, und ſich die Gallenblaſe
von Ausatmen ausleert. Und daher kam es auch, als
man einem Kranken ein Brechmittel gab, daß eine ſcirr-
hoͤſe Leber, die ſich nunmehr ausleerete, eine ſchnelle Gel-
beſucht (n*) hervorbrachte. Bei andern Kranken wer-
den entweder von Arzneimitteln (n†), die Steine und
die Galle der Gelbſuͤchtigen fortgetrieben, oder es be-
wirkt ſolches die Natur ſelbſt durchs Erbrechen, wodurch
ſich faſt allezeit die Paroxiſmi einer Gallenkolik heben
laſſen. Wenn ſich Jemand erbricht, ſo iſt der Drukk
auf die Gallenblaſe (o) ſo nachdruͤkklich, daß man ſolche
Blaſen ſo gar zerberſten geſehen hat (p). Wenigſtens
habe ich mit Augen geſehen, daß waͤrend dem Ausat-
men die Galle herausgefloſſen (q). Jndem die Muſ-
keln des Unterleibes die Leber ruͤkkwaͤrts treiben, ſo druͤk-
ken ſie in der That die Gallenblaſe aus. Sie flieſſet in
Anſtrengungen ſchneller, weil alsdenn das Zwerchfell
Widerſtand thut. Bei einem Menſchen, der an einer
periodiſchen Convulſion der Lunge krank war, ergoß ſich,

waͤ-
(n) [Spaltenumbruch] HAMBERGER phyſiol.
p. 303. ſeqq.
(n*) SENEC Eſſ. de phyſ.
p.
170.
(n†) CHEYNE diſeaſes &c.
p.
189. in der Gelbeſucht lobt die
Brechmittel HOFMANN Med.
Conf. T. V. Dec. IV. c.
7.
(o) vom Erbrechen wird der
Fortlauf der Galle beſchleunigt,
und wurde viel ausgeleert gegen
drei Pfunde in einem Flekkfieber.
VALCARENGHI med. rat. p. 168.
bis 15 Pfunde wobei ſich der Kran-
[Spaltenumbruch] ke wohl befand. RAYMOND. ma-
lad. danger. II. p.
47.
(p) SALMUTH I. obſ. 43.
DEUSING de uſu bilis app p.
374.
ſie iſt auch zerborſten, da ſie vom
Blaſengange aufgenommen wurde.
MEKERN. obſ 73.
(q) De reſpir. p. 55. auch SE-
GER p.
30. Auch in den Zwoͤlf-
fingerdarm, und in die Gallenbla-
ſe, da der Magen vom Zwerch-
fell herabgezogen wurde.
K k k 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0905" n="885"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;chn. Jhr Bau.</hi> </fw><lb/>
            <p>Man ha&#x0364;tte aber nicht die&#x017F;e Gewalt des Atemho-<lb/>
lens, die &#x017F;o deutlich bei der Befo&#x0364;rderung des Umlaufes<lb/>
durch die Pforten Statt findet, verwerfen &#x017F;ollen <note place="foot" n="(n)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HAMBERGER</hi> phy&#x017F;iol.<lb/>
p. 303. &#x017F;eqq.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Es wird die Leber ebenfalls wa&#x0364;rend des Ausatmens<lb/>
gepre&#x017F;t, indem die, &#x017F;ich einander na&#x0364;hernde Rippen,<lb/>
die Du&#x0364;nnungen enger machen, und &#x017F;ich die Gallenbla&#x017F;e<lb/>
von Ausatmen ausleert. Und daher kam es auch, als<lb/>
man einem Kranken ein Brechmittel gab, daß eine &#x017F;cirr-<lb/>
ho&#x0364;&#x017F;e Leber, die &#x017F;ich nunmehr ausleerete, eine &#x017F;chnelle Gel-<lb/>
be&#x017F;ucht <note place="foot" n="(n*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SENEC</hi> E&#x017F;&#x017F;. de phy&#x017F;.<lb/>
p.</hi> 170.</note> hervorbrachte. Bei andern Kranken wer-<lb/>
den entweder von Arzneimitteln <note place="foot" n="(n&#x2020;)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CHEYNE</hi> di&#x017F;ea&#x017F;es &amp;c.<lb/>
p.</hi> 189. in der Gelbe&#x017F;ucht lobt die<lb/>
Brechmittel <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HOFMANN</hi> Med.<lb/>
Conf. T. V. Dec. IV. c.</hi> 7.</note>, die Steine und<lb/>
die Galle der Gelb&#x017F;u&#x0364;chtigen fortgetrieben, oder es be-<lb/>
wirkt &#x017F;olches die Natur &#x017F;elb&#x017F;t durchs Erbrechen, wodurch<lb/>
&#x017F;ich fa&#x017F;t allezeit die Paroxi&#x017F;mi einer Gallenkolik heben<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Wenn &#x017F;ich Jemand erbricht, &#x017F;o i&#x017F;t der Drukk<lb/>
auf die Gallenbla&#x017F;e <note place="foot" n="(o)">vom Erbrechen wird der<lb/>
Fortlauf der Galle be&#x017F;chleunigt,<lb/>
und wurde viel ausgeleert gegen<lb/>
drei Pfunde in einem Flekkfieber.<lb/><hi rendition="#aq">VALCARENGHI med. rat. p.</hi> 168.<lb/>
bis 15 Pfunde wobei &#x017F;ich der Kran-<lb/><cb/>
ke wohl befand. <hi rendition="#aq">RAYMOND. ma-<lb/>
lad. danger. II. p.</hi> 47.</note> &#x017F;o nachdru&#x0364;kklich, daß man &#x017F;olche<lb/>
Bla&#x017F;en &#x017F;o gar zerber&#x017F;ten ge&#x017F;ehen hat <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SALMUTH</hi> I. ob&#x017F;. 43.<lb/>
DEUSING de u&#x017F;u bilis app p.</hi> 374.<lb/>
&#x017F;ie i&#x017F;t auch zerbor&#x017F;ten, da &#x017F;ie vom<lb/>
Bla&#x017F;engange aufgenommen wurde.<lb/><hi rendition="#aq">MEKERN. ob&#x017F;</hi> 73.</note>. Wenig&#x017F;tens<lb/>
habe ich mit Augen ge&#x017F;ehen, daß wa&#x0364;rend dem Ausat-<lb/>
men die Galle herausgeflo&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">De re&#x017F;pir. p.</hi> 55. auch <hi rendition="#aq">SE-<lb/>
GER p.</hi> 30. Auch in den Zwo&#x0364;lf-<lb/>
fingerdarm, und in die Gallenbla-<lb/>
&#x017F;e, da der Magen vom Zwerch-<lb/>
fell herabgezogen wurde.</note>. Jndem die Mu&#x017F;-<lb/>
keln des Unterleibes die Leber ru&#x0364;kkwa&#x0364;rts treiben, &#x017F;o dru&#x0364;k-<lb/>
ken &#x017F;ie in der That die Gallenbla&#x017F;e aus. Sie flie&#x017F;&#x017F;et in<lb/>
An&#x017F;trengungen &#x017F;chneller, weil alsdenn das Zwerchfell<lb/>
Wider&#x017F;tand thut. Bei einem Men&#x017F;chen, der an einer<lb/>
periodi&#x017F;chen Convul&#x017F;ion der Lunge krank war, ergoß &#x017F;ich,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k k 3</fw><fw place="bottom" type="catch">wa&#x0364;-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[885/0905] III. Abſchn. Jhr Bau. Man haͤtte aber nicht dieſe Gewalt des Atemho- lens, die ſo deutlich bei der Befoͤrderung des Umlaufes durch die Pforten Statt findet, verwerfen ſollen (n). Es wird die Leber ebenfalls waͤrend des Ausatmens gepreſt, indem die, ſich einander naͤhernde Rippen, die Duͤnnungen enger machen, und ſich die Gallenblaſe von Ausatmen ausleert. Und daher kam es auch, als man einem Kranken ein Brechmittel gab, daß eine ſcirr- hoͤſe Leber, die ſich nunmehr ausleerete, eine ſchnelle Gel- beſucht (n*) hervorbrachte. Bei andern Kranken wer- den entweder von Arzneimitteln (n†), die Steine und die Galle der Gelbſuͤchtigen fortgetrieben, oder es be- wirkt ſolches die Natur ſelbſt durchs Erbrechen, wodurch ſich faſt allezeit die Paroxiſmi einer Gallenkolik heben laſſen. Wenn ſich Jemand erbricht, ſo iſt der Drukk auf die Gallenblaſe (o) ſo nachdruͤkklich, daß man ſolche Blaſen ſo gar zerberſten geſehen hat (p). Wenigſtens habe ich mit Augen geſehen, daß waͤrend dem Ausat- men die Galle herausgefloſſen (q). Jndem die Muſ- keln des Unterleibes die Leber ruͤkkwaͤrts treiben, ſo druͤk- ken ſie in der That die Gallenblaſe aus. Sie flieſſet in Anſtrengungen ſchneller, weil alsdenn das Zwerchfell Widerſtand thut. Bei einem Menſchen, der an einer periodiſchen Convulſion der Lunge krank war, ergoß ſich, waͤ- (n) HAMBERGER phyſiol. p. 303. ſeqq. (n*) SENEC Eſſ. de phyſ. p. 170. (n†) CHEYNE diſeaſes &c. p. 189. in der Gelbeſucht lobt die Brechmittel HOFMANN Med. Conf. T. V. Dec. IV. c. 7. (o) vom Erbrechen wird der Fortlauf der Galle beſchleunigt, und wurde viel ausgeleert gegen drei Pfunde in einem Flekkfieber. VALCARENGHI med. rat. p. 168. bis 15 Pfunde wobei ſich der Kran- ke wohl befand. RAYMOND. ma- lad. danger. II. p. 47. (p) SALMUTH I. obſ. 43. DEUSING de uſu bilis app p. 374. ſie iſt auch zerborſten, da ſie vom Blaſengange aufgenommen wurde. MEKERN. obſ 73. (q) De reſpir. p. 55. auch SE- GER p. 30. Auch in den Zwoͤlf- fingerdarm, und in die Gallenbla- ſe, da der Magen vom Zwerch- fell herabgezogen wurde. K k k 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/905
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 885. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/905>, abgerufen am 23.11.2024.