noch andre bewegende Kräfte, ausserhalb dem Herzen, bekommen muste.
Einige derselben dauren immer fort, andre sind an gewisse Zeiten gebunden. Beständig wirkt die Kraft des Atemholens. Es stekkt die Leber, wie wir bereits vor- längst erinnert haben, fast ganz und gar in dem Zwerch- felle, als in einem holen Modelle. Es sinkt dieses Zwerch- fell in jedwedem Einatmen niederwärts, es prest die Le- ber (d), treibt dieselbe hernieder, und drükkt aus diesem Eingeweide, welches von allen das volleste ist, alle Feuch- tigkeiten aus, ob gleich die Kraft in einem gewönlichen Atemholen nur mäßig ist; es wird diese aber grösser, wenn sie sich im Laufen, in der Arbeit oder in Bemü- hungen anstrengt, und sie wächst aufs höchste im Er- brechen, und im Husten an.
Hieraus erhellet, daß die Lebern der Thiere, bei unterlaßner Bewegung der Muskeln, über ihr Maas wachsen (e), so wie sich nach unsren Warnehmungen (f) in den Gesängnissen, und bei müßigen Personen Gallen- steine (g) ansezzen; dahingegen lösen sich, wenn man die Muskeln anstrengt, die Verstopfungen der Leber auf (h), und die Leber fängt an, wieder kleiner zu werden.
Man kann hieher rechnen, daß der berümte von Buffon nicht will, daß die Galle in Kindern ins Ge- därme abfliesse (l). Und es gehört hieher auch, wenn man die Muskeln des Unterleibes öfnet, daß die Gekrös- gefässe aufschwellen, und Blutadersäkke machen (m).
Man
(d)[Spaltenumbruch]SPIGEL p. 217. GLISSON p. 56. DRELINCOURT canicid. VII. WAINEWRIGTH p. 11. Ex- per. nostr. Opusc. minor. 15. 32. 34. 37. 41. 44. 50. 51. 52. 54. 55.
(e)p. 455.
(f) wie ich selbst gesehen.
(g)ADOLPHI oper. p. 667. ROBINSON food. and. discharg.
(h)[Spaltenumbruch]
Alte, Weiber, und die viel sizzen. Script. Societ. Danic. II. p. 386.
(l)Hist. natur. T. II. p. 456.
(m)SWAMMERDAM respir. p. 104.
Die Galle. XXIII. Buch.
noch andre bewegende Kraͤfte, auſſerhalb dem Herzen, bekommen muſte.
Einige derſelben dauren immer fort, andre ſind an gewiſſe Zeiten gebunden. Beſtaͤndig wirkt die Kraft des Atemholens. Es ſtekkt die Leber, wie wir bereits vor- laͤngſt erinnert haben, faſt ganz und gar in dem Zwerch- felle, als in einem holen Modelle. Es ſinkt dieſes Zwerch- fell in jedwedem Einatmen niederwaͤrts, es preſt die Le- ber (d), treibt dieſelbe hernieder, und druͤkkt aus dieſem Eingeweide, welches von allen das volleſte iſt, alle Feuch- tigkeiten aus, ob gleich die Kraft in einem gewoͤnlichen Atemholen nur maͤßig iſt; es wird dieſe aber groͤſſer, wenn ſie ſich im Laufen, in der Arbeit oder in Bemuͤ- hungen anſtrengt, und ſie waͤchſt aufs hoͤchſte im Er- brechen, und im Huſten an.
Hieraus erhellet, daß die Lebern der Thiere, bei unterlaßner Bewegung der Muſkeln, uͤber ihr Maas wachſen (e), ſo wie ſich nach unſren Warnehmungen (f) in den Geſaͤngniſſen, und bei muͤßigen Perſonen Gallen- ſteine (g) anſezzen; dahingegen loͤſen ſich, wenn man die Muſkeln anſtrengt, die Verſtopfungen der Leber auf (h), und die Leber faͤngt an, wieder kleiner zu werden.
Man kann hieher rechnen, daß der beruͤmte von Buffon nicht will, daß die Galle in Kindern ins Ge- daͤrme abflieſſe (l). Und es gehoͤrt hieher auch, wenn man die Muſkeln des Unterleibes oͤfnet, daß die Gekroͤs- gefaͤſſe aufſchwellen, und Blutaderſaͤkke machen (m).
Man
(d)[Spaltenumbruch]SPIGEL p. 217. GLISSON p. 56. DRELINCOURT canicid. VII. WAINEWRIGTH p. 11. Ex- per. noſtr. Opuſc. minor. 15. 32. 34. 37. 41. 44. 50. 51. 52. 54. 55.
(e)p. 455.
(f) wie ich ſelbſt geſehen.
(g)ADOLPHI oper. p. 667. ROBINSON food. and. diſcharg.
(h)[Spaltenumbruch]
Alte, Weiber, und die viel ſizzen. Script. Societ. Danic. II. p. 386.
(l)Hiſt. natur. T. II. p. 456.
(m)SWAMMERDAM reſpir. p. 104.
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Die Galle. XXIII. Buch.
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Einige derſelben dauren immer fort, andre ſind an
gewiſſe Zeiten gebunden. Beſtaͤndig wirkt die Kraft des
Atemholens. Es ſtekkt die Leber, wie wir bereits vor-
laͤngſt erinnert haben, faſt ganz und gar in dem Zwerch-
felle, als in einem holen Modelle. Es ſinkt dieſes Zwerch-
fell in jedwedem Einatmen niederwaͤrts, es preſt die Le-
ber (d), treibt dieſelbe hernieder, und druͤkkt aus dieſem
Eingeweide, welches von allen das volleſte iſt, alle Feuch-
tigkeiten aus, ob gleich die Kraft in einem gewoͤnlichen
Atemholen nur maͤßig iſt; es wird dieſe aber groͤſſer,
wenn ſie ſich im Laufen, in der Arbeit oder in Bemuͤ-
hungen anſtrengt, und ſie waͤchſt aufs hoͤchſte im Er-
brechen, und im Huſten an.
Hieraus erhellet, daß die Lebern der Thiere, bei
unterlaßner Bewegung der Muſkeln, uͤber ihr Maas
wachſen (e), ſo wie ſich nach unſren Warnehmungen (f)
in den Geſaͤngniſſen, und bei muͤßigen Perſonen Gallen-
ſteine (g) anſezzen; dahingegen loͤſen ſich, wenn man
die Muſkeln anſtrengt, die Verſtopfungen der Leber
auf (h), und die Leber faͤngt an, wieder kleiner zu werden.
Man kann hieher rechnen, daß der beruͤmte von
Buffon nicht will, daß die Galle in Kindern ins Ge-
daͤrme abflieſſe (l). Und es gehoͤrt hieher auch, wenn
man die Muſkeln des Unterleibes oͤfnet, daß die Gekroͤs-
gefaͤſſe aufſchwellen, und Blutaderſaͤkke machen (m).
Man
(d)
SPIGEL p. 217. GLISSON
p. 56. DRELINCOURT canicid.
VII. WAINEWRIGTH p. 11. Ex-
per. noſtr. Opuſc. minor. 15. 32.
34. 37. 41. 44. 50. 51. 52. 54. 55.
(e) p. 455.
(f) wie ich ſelbſt geſehen.
(g) ADOLPHI oper. p. 667.
ROBINSON food. and. diſcharg.
(h)
Alte, Weiber, und die viel
ſizzen. Script. Societ. Danic. II.
p. 386.
(l) Hiſt. natur. T. II. p. 456.
(m) SWAMMERDAM reſpir.
p. 104.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 884. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/904>, abgerufen am 24.11.2024.
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