hinaus, bis auf den dritten oder vierten Theil ihrer Län- ge zusammen ziehen, und die Winkel sich einander wech- selweise nähern; daß der Mund, der Qveere nach, zu einem sehr kurzen Ringe wird.
§. 28. Das Kauen.
Diese Kräfte sind es nun, wodurch die Speise er- griffen, fortgerükkt und klein gekauet wird. Man ergreift dieselbe, vermittelst der Muskeln, vermittelst der von ein- ander gezognen oder übergeschlagnen Leffzen, vermittelst des ein wenig herabgedrükkten untern Kinnbakkens, und vermittelst des eingegossnen Getränkes; oder wenn man gegentheils die Leffzen an das Trinkgefässe bringt, und die Zunge erst an die Zähne drükkt, und hierauf wieder davon zurükke zieht (q).
Man behält Speise oder Trank im Munde, wenn man die Bakken an die Knochen des Obern Kinnbakkens, oder des untern andrükkt, und zugleich den Mund, ver- mittelst seiner Kräfte, verschliesset. An einem alten Man- ne, dessen Bakkenmuskeln gelähmt waren, fiel Essen und Trinken wieder aus dem Munde (r).
Man rükkt die Speise rükkwerts, sonderlich mit der Ober- und Unterleffze, oder mit der Wange, wenn man diese Theile an diejenige Speise bringt, welche wir wei- ter schieben wollen. Hierzu bedienen wir uns der Zun- ge, welche sich mit einer wundernswürdigen Geläufigkeit gegen alle Seiten des Mundes bewegt, Speife und Trank auf ihren Rükken nimmt, ihre Seiten über sich in die Höhe biegt (s) und zu einen austeilenden Geschirre wird;
sie
(q)[Spaltenumbruch]
Vom Saugen L. VIII. p. 296. Eine Art davon ist das Trinken.
(r)[Spaltenumbruch]HEYMANN Comm. T. I. p. 483.
(s)L. IX. p. 429 &c.
Weg zum Magen. XVIII. Buch.
hinaus, bis auf den dritten oder vierten Theil ihrer Laͤn- ge zuſammen ziehen, und die Winkel ſich einander wech- ſelweiſe naͤhern; daß der Mund, der Qveere nach, zu einem ſehr kurzen Ringe wird.
§. 28. Das Kauen.
Dieſe Kraͤfte ſind es nun, wodurch die Speiſe er- griffen, fortgeruͤkkt und klein gekauet wird. Man ergreift dieſelbe, vermittelſt der Muſkeln, vermittelſt der von ein- ander gezognen oder uͤbergeſchlagnen Leffzen, vermittelſt des ein wenig herabgedruͤkkten untern Kinnbakkens, und vermittelſt des eingegoſſnen Getraͤnkes; oder wenn man gegentheils die Leffzen an das Trinkgefaͤſſe bringt, und die Zunge erſt an die Zaͤhne druͤkkt, und hierauf wieder davon zuruͤkke zieht (q).
Man behaͤlt Speiſe oder Trank im Munde, wenn man die Bakken an die Knochen des Obern Kinnbakkens, oder des untern andruͤkkt, und zugleich den Mund, ver- mittelſt ſeiner Kraͤfte, verſchlieſſet. An einem alten Man- ne, deſſen Bakkenmuſkeln gelaͤhmt waren, fiel Eſſen und Trinken wieder aus dem Munde (r).
Man ruͤkkt die Speiſe ruͤkkwerts, ſonderlich mit der Ober- und Unterleffze, oder mit der Wange, wenn man dieſe Theile an diejenige Speiſe bringt, welche wir wei- ter ſchieben wollen. Hierzu bedienen wir uns der Zun- ge, welche ſich mit einer wundernswuͤrdigen Gelaͤufigkeit gegen alle Seiten des Mundes bewegt, Speife und Trank auf ihren Ruͤkken nimmt, ihre Seiten uͤber ſich in die Hoͤhe biegt (s) und zu einen austeilenden Geſchirre wird;
ſie
(q)[Spaltenumbruch]
Vom Saugen L. VIII. p. 296. Eine Art davon iſt das Trinken.
(r)[Spaltenumbruch]HEYMANN Comm. T. I. p. 483.
(s)L. IX. p. 429 &c.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0084"n="64"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Weg zum Magen. <hirendition="#aq">XVIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
hinaus, bis auf den dritten oder vierten Theil ihrer Laͤn-<lb/>
ge zuſammen ziehen, und die Winkel ſich einander wech-<lb/>ſelweiſe naͤhern; daß der Mund, der Qveere nach, zu<lb/>
einem ſehr kurzen Ringe wird.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 28.<lb/><hirendition="#b">Das Kauen.</hi></head><lb/><p>Dieſe Kraͤfte ſind es nun, wodurch die Speiſe er-<lb/>
griffen, fortgeruͤkkt und klein gekauet wird. Man ergreift<lb/>
dieſelbe, vermittelſt der Muſkeln, vermittelſt der von ein-<lb/>
ander gezognen oder uͤbergeſchlagnen Leffzen, vermittelſt<lb/>
des ein wenig herabgedruͤkkten untern Kinnbakkens, und<lb/>
vermittelſt des eingegoſſnen Getraͤnkes; oder wenn man<lb/>
gegentheils die Leffzen an das Trinkgefaͤſſe bringt, und<lb/>
die Zunge erſt an die Zaͤhne druͤkkt, und hierauf wieder<lb/>
davon zuruͤkke zieht <noteplace="foot"n="(q)"><cb/>
Vom Saugen <hirendition="#aq">L. VIII. p.</hi> 296.<lb/>
Eine Art davon iſt das Trinken.</note>.</p><lb/><p>Man behaͤlt Speiſe oder Trank im Munde, wenn<lb/>
man die Bakken an die Knochen des Obern Kinnbakkens,<lb/>
oder des untern andruͤkkt, und zugleich den Mund, ver-<lb/>
mittelſt ſeiner Kraͤfte, verſchlieſſet. An einem alten Man-<lb/>
ne, deſſen Bakkenmuſkeln gelaͤhmt waren, fiel Eſſen<lb/>
und Trinken wieder aus dem Munde <noteplace="foot"n="(r)"><cb/><hirendition="#aq">HEYMANN Comm. T. I.<lb/>
p.</hi> 483.</note>.</p><lb/><p>Man ruͤkkt die Speiſe ruͤkkwerts, ſonderlich mit der<lb/>
Ober- und Unterleffze, oder mit der Wange, wenn man<lb/>
dieſe Theile an diejenige Speiſe bringt, welche wir wei-<lb/>
ter ſchieben wollen. Hierzu bedienen wir uns der Zun-<lb/>
ge, welche ſich mit einer wundernswuͤrdigen Gelaͤufigkeit<lb/>
gegen alle Seiten des Mundes bewegt, Speife und Trank<lb/>
auf ihren Ruͤkken nimmt, ihre Seiten uͤber ſich in die<lb/>
Hoͤhe biegt <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">L. IX. p. 429 &c.</hi></note> und zu einen austeilenden Geſchirre wird;<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſie</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[64/0084]
Weg zum Magen. XVIII. Buch.
hinaus, bis auf den dritten oder vierten Theil ihrer Laͤn-
ge zuſammen ziehen, und die Winkel ſich einander wech-
ſelweiſe naͤhern; daß der Mund, der Qveere nach, zu
einem ſehr kurzen Ringe wird.
§. 28.
Das Kauen.
Dieſe Kraͤfte ſind es nun, wodurch die Speiſe er-
griffen, fortgeruͤkkt und klein gekauet wird. Man ergreift
dieſelbe, vermittelſt der Muſkeln, vermittelſt der von ein-
ander gezognen oder uͤbergeſchlagnen Leffzen, vermittelſt
des ein wenig herabgedruͤkkten untern Kinnbakkens, und
vermittelſt des eingegoſſnen Getraͤnkes; oder wenn man
gegentheils die Leffzen an das Trinkgefaͤſſe bringt, und
die Zunge erſt an die Zaͤhne druͤkkt, und hierauf wieder
davon zuruͤkke zieht (q).
Man behaͤlt Speiſe oder Trank im Munde, wenn
man die Bakken an die Knochen des Obern Kinnbakkens,
oder des untern andruͤkkt, und zugleich den Mund, ver-
mittelſt ſeiner Kraͤfte, verſchlieſſet. An einem alten Man-
ne, deſſen Bakkenmuſkeln gelaͤhmt waren, fiel Eſſen
und Trinken wieder aus dem Munde (r).
Man ruͤkkt die Speiſe ruͤkkwerts, ſonderlich mit der
Ober- und Unterleffze, oder mit der Wange, wenn man
dieſe Theile an diejenige Speiſe bringt, welche wir wei-
ter ſchieben wollen. Hierzu bedienen wir uns der Zun-
ge, welche ſich mit einer wundernswuͤrdigen Gelaͤufigkeit
gegen alle Seiten des Mundes bewegt, Speife und Trank
auf ihren Ruͤkken nimmt, ihre Seiten uͤber ſich in die
Hoͤhe biegt (s) und zu einen austeilenden Geſchirre wird;
ſie
(q)
Vom Saugen L. VIII. p. 296.
Eine Art davon iſt das Trinken.
(r)
HEYMANN Comm. T. I.
p. 483.
(s) L. IX. p. 429 &c.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/84>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.