einer dünnen Materie angefüllt, welche in die umherlie- gende Fadenfächer aussprizzte: aber nichts gieng davon in die Blase über.
Jch habe endlich die Gallenblase mit vieler Sorg- falt von der Leber (a) abgelöset, bis ich alle einzelne Ge- fässe zälen konnte, die ich wegschnitte: ich habe eine Men- ge Schlagaderäste aus dem Leberkanale der Blase nach ihren Häuten laufen gesehen: ich habe Blutäderchen, ich habe Fäden des Fadengewebes, und alles dieses sehr gelb von Farbe gesehen (b), daß ich solche leicht für Gal- lenkanäle halten können, wenn ich mich hätte betrügen wollen. Da ich aber ihren wahren Ursprung und rech- tes Wesen sorgfältig untersuchte, so habe ich niemals ge- funden, daß es Gallengänge gewesen, oder daß sie sich in die Hölung der Blase öffnen sollten. Es thut nichts bei der Sache, daß die Gallengänge, so wie anderswo, aus der äussern Membran der Leber (c), so aus der Stelle entspringen, wo selbige die Blase bedekkt, und hieraus beurteile man die Anmerkung des Galeatius.
Jch habe auch niemals, wenn ich die Blase mit Luft erfüllt, oder voller Galle von der Leber abgelöset, daß irgend eine Partikel dieser Feuchtigkeit entweder aus der Leberwunde, oder aus einer langsam fortgerissenen Bla- se heraus getröpfelt wäre.
Es thut nichts bei der Sache, daß Jasolin und die berümte Männer, ein Branthwaith, Bertrandi und Schacher Thiere zerlegt haben.
Jch vermuthe, daß man die ausführende Gänge, oder Grübchen zwischen der kleinen Fläche des Faden- (d)
nezzes
(a)[Spaltenumbruch]
So sagt MORGAGN. Ep. I. n. 42.
(b) Auch sind neben der Blase die Flieswassergefasse gelb und ziemlich bitter. KERKRING obs. 5.
(c)[Spaltenumbruch]p. 511.
(d) So sagt ORTLOB chole- pojes. negot. n. 21. hat weder Luft, noch Galle herauskommen, gesehen.
II. Abſchn. Jhr Bau.
einer duͤnnen Materie angefuͤllt, welche in die umherlie- gende Fadenfaͤcher ausſprizzte: aber nichts gieng davon in die Blaſe uͤber.
Jch habe endlich die Gallenblaſe mit vieler Sorg- falt von der Leber (a) abgeloͤſet, bis ich alle einzelne Ge- faͤſſe zaͤlen konnte, die ich wegſchnitte: ich habe eine Men- ge Schlagaderaͤſte aus dem Leberkanale der Blaſe nach ihren Haͤuten laufen geſehen: ich habe Blutaͤderchen, ich habe Faͤden des Fadengewebes, und alles dieſes ſehr gelb von Farbe geſehen (b), daß ich ſolche leicht fuͤr Gal- lenkanaͤle halten koͤnnen, wenn ich mich haͤtte betruͤgen wollen. Da ich aber ihren wahren Urſprung und rech- tes Weſen ſorgfaͤltig unterſuchte, ſo habe ich niemals ge- funden, daß es Gallengaͤnge geweſen, oder daß ſie ſich in die Hoͤlung der Blaſe oͤffnen ſollten. Es thut nichts bei der Sache, daß die Gallengaͤnge, ſo wie anderswo, aus der aͤuſſern Membran der Leber (c), ſo aus der Stelle entſpringen, wo ſelbige die Blaſe bedekkt, und hieraus beurteile man die Anmerkung des Galeatius.
Jch habe auch niemals, wenn ich die Blaſe mit Luft erfuͤllt, oder voller Galle von der Leber abgeloͤſet, daß irgend eine Partikel dieſer Feuchtigkeit entweder aus der Leberwunde, oder aus einer langſam fortgeriſſenen Bla- ſe heraus getroͤpfelt waͤre.
Es thut nichts bei der Sache, daß Jaſolin und die beruͤmte Maͤnner, ein Branthwaith, Bertrandi und Schacher Thiere zerlegt haben.
Jch vermuthe, daß man die ausfuͤhrende Gaͤnge, oder Gruͤbchen zwiſchen der kleinen Flaͤche des Faden- (d)
nezzes
(a)[Spaltenumbruch]
So ſagt MORGAGN. Ep. I. n. 42.
(b) Auch ſind neben der Blaſe die Flieswaſſergefaſſe gelb und ziemlich bitter. KERKRING obſ. 5.
(c)[Spaltenumbruch]p. 511.
(d) So ſagt ORTLOB chole- pojes. negot. n. 21. hat weder Luft, noch Galle herauskommen, geſehen.
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[783[799]/0819]
II. Abſchn. Jhr Bau.
einer duͤnnen Materie angefuͤllt, welche in die umherlie-
gende Fadenfaͤcher ausſprizzte: aber nichts gieng davon
in die Blaſe uͤber.
Jch habe endlich die Gallenblaſe mit vieler Sorg-
falt von der Leber (a) abgeloͤſet, bis ich alle einzelne Ge-
faͤſſe zaͤlen konnte, die ich wegſchnitte: ich habe eine Men-
ge Schlagaderaͤſte aus dem Leberkanale der Blaſe nach
ihren Haͤuten laufen geſehen: ich habe Blutaͤderchen,
ich habe Faͤden des Fadengewebes, und alles dieſes ſehr
gelb von Farbe geſehen (b), daß ich ſolche leicht fuͤr Gal-
lenkanaͤle halten koͤnnen, wenn ich mich haͤtte betruͤgen
wollen. Da ich aber ihren wahren Urſprung und rech-
tes Weſen ſorgfaͤltig unterſuchte, ſo habe ich niemals ge-
funden, daß es Gallengaͤnge geweſen, oder daß ſie ſich
in die Hoͤlung der Blaſe oͤffnen ſollten. Es thut nichts
bei der Sache, daß die Gallengaͤnge, ſo wie anderswo,
aus der aͤuſſern Membran der Leber (c), ſo aus der
Stelle entſpringen, wo ſelbige die Blaſe bedekkt, und
hieraus beurteile man die Anmerkung des Galeatius.
Jch habe auch niemals, wenn ich die Blaſe mit Luft
erfuͤllt, oder voller Galle von der Leber abgeloͤſet, daß
irgend eine Partikel dieſer Feuchtigkeit entweder aus der
Leberwunde, oder aus einer langſam fortgeriſſenen Bla-
ſe heraus getroͤpfelt waͤre.
Es thut nichts bei der Sache, daß Jaſolin und die
beruͤmte Maͤnner, ein Branthwaith, Bertrandi und
Schacher Thiere zerlegt haben.
Jch vermuthe, daß man die ausfuͤhrende Gaͤnge,
oder Gruͤbchen zwiſchen der kleinen Flaͤche des Faden-
nezzes
(d)
(a)
So ſagt MORGAGN. Ep. I.
n. 42.
(b) Auch ſind neben der Blaſe
die Flieswaſſergefaſſe gelb und
ziemlich bitter. KERKRING obſ. 5.
(c)
p. 511.
(d) So ſagt ORTLOB chole-
pojes. negot. n. 21. hat weder
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 783[799]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/819>, abgerufen am 22.11.2024.
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