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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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Die Leber. XXIII. Buch.

Wiederum steigt ein dünner, in die Leberschlagader (b)
getriebner Saft in die Pfortader über, in deren Gefäs-
membran (vasculosa tunica) er sich sonst verteilt (c).
Durchbort er wohl dieselbe, und schwizzt etwas zartes
davon in diese Blutader durch (d)?

Der zweete, und ganz zuverlässige Zusammenhang,
ist aus den Gallengängen in die Holader (d*). Diesen
haben berümte Männer vor mir gesehen, und er wird
durch meine eigne Versuche bestätigt, so wie das Quekk-
filber gegenseitig (e), oder auch wie ich gesehen, der
Fischleim, oder Wasser in den Gallenporus übergeht (e*).

Diesen Weg demonstriren auch Krankheiten, indem
die Galle selbst (f) oft genung ins Blut zurükk tritt, und
wir werden zeigen, daß sich dieselbe mit ihrer vollstän-
digen Bitterkeit, und gelben Farbe über den ganzen Kör-
per ausbreiten könne.

Schwerlich läst sich nun ein Zusammenhang zwischen
zweyen rükkführenden Gefässen gedenken, die eine widri-
ge Richtung haben. Vielmehr sollte man glauben,
daß ein Ast der Pfortader in die Wurzel der Holader
nicht weit von derjenigen Gegend continuirt werde, wo
sich von eben dieser Pfortader der Gallengang trennt;
und es mag in einem kleinen Theilchen der Pfortader,
gleichsam durch einen Zwischenast, die Communication
zwischen der Holader und dem Gallengange eine offne
Passage haben (g).

Doch
(b) [Spaltenumbruch] ORTLOB cholepojes negot.
VIEUSSENS trait. des liq. p.
354.
(c) LOQUET n. 12. auch von
der Holader.
(d) Eingeblasene Luft kam aus
dem Lebergange in sie. SYLVIUS
diss. VI. n. 51. & SORGELOOS
oeconom. corp. Thes. 63. COP-
PENOLL de motu bilis n.
7. Was-
ser, Milch NEEDHAM beim
BIRCH T. III. p. 233. Wachs
HEUERMANN T. III. p. 728.
(d*) SEGERUS de motu bilis
[Spaltenumbruch] cyst. n.
4. meint, das Blut der
Leberschlagader ergiesse sich in die
Pfortader über. Add. RUYSCH
Comm. Lit. 1738. JASOLIN &c.
(e) VIEUSSENS obs. p. 155.
(e*) ORTLOB. n. 9.
(f) Sect. III. n. 26. 27.
(g) das Wachs gehe aus der Le-
berschlagader endlich in den porus
biliaris,
wenn es durch die Leber-
blutadern durchgegangen VISCHER
I. c.
Die Leber. XXIII. Buch.

Wiederum ſteigt ein duͤnner, in die Leberſchlagader (b)
getriebner Saft in die Pfortader uͤber, in deren Gefaͤs-
membran (vaſculoſa tunica) er ſich ſonſt verteilt (c).
Durchbort er wohl dieſelbe, und ſchwizzt etwas zartes
davon in dieſe Blutader durch (d)?

Der zweete, und ganz zuverlaͤſſige Zuſammenhang,
iſt aus den Gallengaͤngen in die Holader (d*). Dieſen
haben beruͤmte Maͤnner vor mir geſehen, und er wird
durch meine eigne Verſuche beſtaͤtigt, ſo wie das Quekk-
filber gegenſeitig (e), oder auch wie ich geſehen, der
Fiſchleim, oder Waſſer in den Gallenporus uͤbergeht (e*).

Dieſen Weg demonſtriren auch Krankheiten, indem
die Galle ſelbſt (f) oft genung ins Blut zuruͤkk tritt, und
wir werden zeigen, daß ſich dieſelbe mit ihrer vollſtaͤn-
digen Bitterkeit, und gelben Farbe uͤber den ganzen Koͤr-
per ausbreiten koͤnne.

Schwerlich laͤſt ſich nun ein Zuſammenhang zwiſchen
zweyen ruͤkkfuͤhrenden Gefaͤſſen gedenken, die eine widri-
ge Richtung haben. Vielmehr ſollte man glauben,
daß ein Aſt der Pfortader in die Wurzel der Holader
nicht weit von derjenigen Gegend continuirt werde, wo
ſich von eben dieſer Pfortader der Gallengang trennt;
und es mag in einem kleinen Theilchen der Pfortader,
gleichſam durch einen Zwiſchenaſt, die Communication
zwiſchen der Holader und dem Gallengange eine offne
Paſſage haben (g).

Doch
(b) [Spaltenumbruch] ORTLOB cholepojes negot.
VIEUSSENS trait. des liq. p.
354.
(c) LOQUET n. 12. auch von
der Holader.
(d) Eingeblaſene Luft kam aus
dem Lebergange in ſie. SYLVIUS
diſſ. VI. n. 51. & SORGELOOS
œconom. corp. Theſ. 63. COP-
PENOLL de motu bilis n.
7. Waſ-
ſer, Milch NEEDHAM beim
BIRCH T. III. p. 233. Wachs
HEUERMANN T. III. p. 728.
(d*) SEGERUS de motu bilis
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4. meint, das Blut der
Leberſchlagader ergieſſe ſich in die
Pfortader uͤber. Add. RUYSCH
Comm. Lit. 1738. JASOLIN &c.
(e) VIEUSSENS obſ. p. 155.
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(f) Sect. III. n. 26. 27.
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wenn es durch die Leber-
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I. c.
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[738[754]/0774] Die Leber. XXIII. Buch. Wiederum ſteigt ein duͤnner, in die Leberſchlagader (b) getriebner Saft in die Pfortader uͤber, in deren Gefaͤs- membran (vaſculoſa tunica) er ſich ſonſt verteilt (c). Durchbort er wohl dieſelbe, und ſchwizzt etwas zartes davon in dieſe Blutader durch (d)? Der zweete, und ganz zuverlaͤſſige Zuſammenhang, iſt aus den Gallengaͤngen in die Holader (d*). Dieſen haben beruͤmte Maͤnner vor mir geſehen, und er wird durch meine eigne Verſuche beſtaͤtigt, ſo wie das Quekk- filber gegenſeitig (e), oder auch wie ich geſehen, der Fiſchleim, oder Waſſer in den Gallenporus uͤbergeht (e*). Dieſen Weg demonſtriren auch Krankheiten, indem die Galle ſelbſt (f) oft genung ins Blut zuruͤkk tritt, und wir werden zeigen, daß ſich dieſelbe mit ihrer vollſtaͤn- digen Bitterkeit, und gelben Farbe uͤber den ganzen Koͤr- per ausbreiten koͤnne. Schwerlich laͤſt ſich nun ein Zuſammenhang zwiſchen zweyen ruͤkkfuͤhrenden Gefaͤſſen gedenken, die eine widri- ge Richtung haben. Vielmehr ſollte man glauben, daß ein Aſt der Pfortader in die Wurzel der Holader nicht weit von derjenigen Gegend continuirt werde, wo ſich von eben dieſer Pfortader der Gallengang trennt; und es mag in einem kleinen Theilchen der Pfortader, gleichſam durch einen Zwiſchenaſt, die Communication zwiſchen der Holader und dem Gallengange eine offne Paſſage haben (g). Doch (b) ORTLOB cholepojes negot. VIEUSSENS trait. des liq. p. 354. (c) LOQUET n. 12. auch von der Holader. (d) Eingeblaſene Luft kam aus dem Lebergange in ſie. SYLVIUS diſſ. VI. n. 51. & SORGELOOS œconom. corp. Theſ. 63. COP- PENOLL de motu bilis n. 7. Waſ- ſer, Milch NEEDHAM beim BIRCH T. III. p. 233. Wachs HEUERMANN T. III. p. 728. (d*) SEGERUS de motu bilis cyſt. n. 4. meint, das Blut der Leberſchlagader ergieſſe ſich in die Pfortader uͤber. Add. RUYSCH Comm. Lit. 1738. JASOLIN &c. (e) VIEUSSENS obſ. p. 155. (e*) ORTLOB. n. 9. (f) Sect. III. n. 26. 27. (g) das Wachs gehe aus der Le- berſchlagader endlich in den porus biliaris, wenn es durch die Leber- blutadern durchgegangen VISCHER I. c.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 738[754]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/774>, abgerufen am 25.11.2024.