Leibarzt J. Konrad Brunner(c), der Silvischen Parthei die stärkste Versuche entgegen. Um sie zu wi- derlegen vereinigte sich Johann Bohn(d), Friede- rich(d*)Hoffmann, und der Nachfolger des Sil- vius, Herrmann Boerhaave(e).
Erstlich läugneten sie mit Recht, daß dieser Saft, davon die Rede war, sauer sei (g): oder daß die Milz von seiner Beimischung gerinne (h).
Daß der Versuch, den Graaf in Anjou an einem Seefahrer gemacht, falsch gewesen, erwiesen die ange- führte Zeugen Cronier(i), und J. Muralt(k), und sie zeigten, daß derjenige Saft geschmakklos gewesen, des- sen Säure Graaf gelobt hatte. So gestand auch J. B. du Hamel, dem Graaf diese Säure erweislich ge- macht hatte, aufrichtig (l), daß man sie schwerlich durch die Sinne bemerken könne; und da ein Schüler des Kor- nelius Bontekon(m), im trunknem Mute unsern Saft für sauer ausgab, so versicherte ein andrer, welcher nüch- tern war, daß er geschmakklos sei.
Es haben sich aber die berümte Männer entweder blos von dem Geiste der Partheilichkeit, oder auch von einer aus dem Gedärme zurükktretenden sauren Flüßig- keit hintergehen lassen, welche sich mit dem Safte der Gekrösdrüse vermischt gehabt: oder vielleicht war auch in den Exempeln, wo sich die Sonden färbten, die Schär- fe einer Krankheit daran schuld. Wenigstens schreibt der berümte Deidier; es wäre der Violensirup von un-
serm
(c)[Spaltenumbruch]
Jm Gange L. de pancr.
(d)De duumviratu hypochon- drior. Lips. ann. 1689
(d*)De acidi & viscidi pro cau- sis morborum insufsicientia Fran- cof. anno 1689 8.
(e)Praelect. T I.
(g)BRUNNER toto L. Tob. ANDRAE & R. Andreas CASSIUS [Spaltenumbruch]
groning. anno 1668. BETTUS de sanguine p. 18. HEUERMANN T. III. p. 807.
(h)VATER physiolog. p. 667.
(i) bei dem LEONICEN p. 112.
(k)Vademec. anatom. p. 46.
(l)Corp. adfect. p. 355.
(m)Uratislauienses de exp. p. 20.
Die Gekroͤsdruͤſe. XXII. Buch.
Leibarzt J. Konrad Brunner(c), der Silviſchen Parthei die ſtaͤrkſte Verſuche entgegen. Um ſie zu wi- derlegen vereinigte ſich Johann Bohn(d), Friede- rich(d*)Hoffmann, und der Nachfolger des Sil- vius, Herrmann Boerhaave(e).
Erſtlich laͤugneten ſie mit Recht, daß dieſer Saft, davon die Rede war, ſauer ſei (g): oder daß die Milz von ſeiner Beimiſchung gerinne (h).
Daß der Verſuch, den Graaf in Anjou an einem Seefahrer gemacht, falſch geweſen, erwieſen die ange- fuͤhrte Zeugen Cronier(i), und J. Muralt(k), und ſie zeigten, daß derjenige Saft geſchmakklos geweſen, deſ- ſen Saͤure Graaf gelobt hatte. So geſtand auch J. B. du Hamel, dem Graaf dieſe Saͤure erweislich ge- macht hatte, aufrichtig (l), daß man ſie ſchwerlich durch die Sinne bemerken koͤnne; und da ein Schuͤler des Kor- nelius Bontekon(m), im trunknem Mute unſern Saft fuͤr ſauer ausgab, ſo verſicherte ein andrer, welcher nuͤch- tern war, daß er geſchmakklos ſei.
Es haben ſich aber die beruͤmte Maͤnner entweder blos von dem Geiſte der Partheilichkeit, oder auch von einer aus dem Gedaͤrme zuruͤkktretenden ſauren Fluͤßig- keit hintergehen laſſen, welche ſich mit dem Safte der Gekroͤsdruͤſe vermiſcht gehabt: oder vielleicht war auch in den Exempeln, wo ſich die Sonden faͤrbten, die Schaͤr- fe einer Krankheit daran ſchuld. Wenigſtens ſchreibt der beruͤmte Deidier; es waͤre der Violenſirup von un-
ſerm
(c)[Spaltenumbruch]
Jm Gange L. de pancr.
(d)De duumviratu hypochon- drior. Lipſ. ann. 1689
(d*)De acidi & viſcidi pro cau- ſis morborum inſufſicientia Fran- cof. anno 1689 8.
(e)Prælect. T I.
(g)BRUNNER toto L. Tob. ANDRÆ & R. Andreas CASSIUS [Spaltenumbruch]
groning. anno 1668. BETTUS de ſanguine p. 18. HEUERMANN T. III. p. 807.
(h)VATER phyſiolog. p. 667.
(i) bei dem LEONICEN p. 112.
(k)Vademec. anatom. p. 46.
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[652[668]/0688]
Die Gekroͤsdruͤſe. XXII. Buch.
Leibarzt J. Konrad Brunner (c), der Silviſchen
Parthei die ſtaͤrkſte Verſuche entgegen. Um ſie zu wi-
derlegen vereinigte ſich Johann Bohn (d), Friede-
rich (d*) Hoffmann, und der Nachfolger des Sil-
vius, Herrmann Boerhaave (e).
Erſtlich laͤugneten ſie mit Recht, daß dieſer Saft,
davon die Rede war, ſauer ſei (g): oder daß die Milz
von ſeiner Beimiſchung gerinne (h).
Daß der Verſuch, den Graaf in Anjou an einem
Seefahrer gemacht, falſch geweſen, erwieſen die ange-
fuͤhrte Zeugen Cronier (i), und J. Muralt (k), und
ſie zeigten, daß derjenige Saft geſchmakklos geweſen, deſ-
ſen Saͤure Graaf gelobt hatte. So geſtand auch J.
B. du Hamel, dem Graaf dieſe Saͤure erweislich ge-
macht hatte, aufrichtig (l), daß man ſie ſchwerlich durch
die Sinne bemerken koͤnne; und da ein Schuͤler des Kor-
nelius Bontekon (m), im trunknem Mute unſern Saft
fuͤr ſauer ausgab, ſo verſicherte ein andrer, welcher nuͤch-
tern war, daß er geſchmakklos ſei.
Es haben ſich aber die beruͤmte Maͤnner entweder
blos von dem Geiſte der Partheilichkeit, oder auch von
einer aus dem Gedaͤrme zuruͤkktretenden ſauren Fluͤßig-
keit hintergehen laſſen, welche ſich mit dem Safte der
Gekroͤsdruͤſe vermiſcht gehabt: oder vielleicht war auch
in den Exempeln, wo ſich die Sonden faͤrbten, die Schaͤr-
fe einer Krankheit daran ſchuld. Wenigſtens ſchreibt
der beruͤmte Deidier; es waͤre der Violenſirup von un-
ſerm
(c)
Jm Gange L. de pancr.
(d) De duumviratu hypochon-
drior. Lipſ. ann. 1689
(d*) De acidi & viſcidi pro cau-
ſis morborum inſufſicientia Fran-
cof. anno 1689 8.
(e) Prælect. T I.
(g) BRUNNER toto L. Tob.
ANDRÆ & R. Andreas CASSIUS
groning. anno 1668. BETTUS de
ſanguine p. 18. HEUERMANN
T. III. p. 807.
(h) VATER phyſiolog. p. 667.
(i) bei dem LEONICEN p. 112.
(k) Vademec. anatom. p. 46.
(l) Corp. adfect. p. 355.
(m) Uratislauienses de exp.
p. 20.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 652[668]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/688>, abgerufen am 22.11.2024.
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