§. 6. Die Hipothesen. Die Absonderung in der Milz.
Auch berümte Männer behaupten, daß ein Saft in den Drüsen der Milz bereitet werde (a), welcher zum Blutaderblut käme (b) und dessen Kräfte erhöhe (c) oder durch seinen Zufluß die Galle temperire (d).
Diesen Saft führen andre durch die Flieswasserge- fässe in den Sammelkasten der Narungsmilch zurükk (e) um die Narungsmilch zu verdünnen (f), oder in die Le- ber, um deren Blut flüßig, zu machen (f*).
Andre schreiben diesem Safte überhaupt eine Säure zu (g): er mag sich nun durch die Blutadern wieder ins Herz ergiessen (h), um dem Blute zu einem Ferment zu dienen (i); oder durch das kurze Gefäs (k) in den Ma- gen einfliessen, oder auf andre Art die Nahrungsmilch durch einander mischen helfen (l).
Und daher, sagt man, soll auch eine, mit Teig ma- cerirte Milz, eine Gährung hervorbringen (m).
Andre wollen lieber, daß der von der Milz aufge- nommene Saft der schwarzen Galle (n) gekocht, und
zur
(a)[Spaltenumbruch]
Weil grosse Blut- und Lim- phatische Gefässe in der Milz sind. MORGAN. princip. I. p. 180.
(b)RUYSCH apud WESTHO- VEN p. 42.
(c)FANTON diss. VI.
(d) Speichelsaft nennt es POZ- ZIUS und giebt ihm dieses Ge schäfte.
(e)TURGIRUS p. 236.
(f)I. GEORG. a BERGEN.
(f*)DRELINCOURT e. 4
(g)PERRAULT p. 238. TI- LING auch VALISNERI Consil. p. 490. GRAANEN p. 659. 660 CRESSENZO p. 202. FLOYER praeternatural state of humours [Spaltenumbruch]
p. 12. 156. säuerlich zähe nennt er die Säfte der Milz.
(h)PERRAUT Ess. T. III. p. 239. TILING vas. breve CRAANEN.
(i)SYLV. diss. V. n. 18.
(k)TILING macht daraus ei- ne edle sauersalzige Tiuktur.
(l)BIU MI canaletti c. 18. p. 191.
(m)TILING vas breve p. 161. doch sagt er bescheiden, sonderlich wenn man den Eßig beifügte.
(n)GALINUS C. BAUHIN p. 147. &c. Die Milz voll pech- artiger Materie SIMSON diss. p. 154.
Die Milz. XXI. Buch.
§. 6. Die Hipotheſen. Die Abſonderung in der Milz.
Auch beruͤmte Maͤnner behaupten, daß ein Saft in den Druͤſen der Milz bereitet werde (a), welcher zum Blutaderblut kaͤme (b) und deſſen Kraͤfte erhoͤhe (c) oder durch ſeinen Zufluß die Galle temperire (d).
Dieſen Saft fuͤhren andre durch die Flieswaſſerge- faͤſſe in den Sammelkaſten der Narungsmilch zuruͤkk (e) um die Narungsmilch zu verduͤnnen (f), oder in die Le- ber, um deren Blut fluͤßig, zu machen (f*).
Andre ſchreiben dieſem Safte uͤberhaupt eine Saͤure zu (g): er mag ſich nun durch die Blutadern wieder ins Herz ergieſſen (h), um dem Blute zu einem Ferment zu dienen (i); oder durch das kurze Gefaͤs (k) in den Ma- gen einflieſſen, oder auf andre Art die Nahrungsmilch durch einander miſchen helfen (l).
Und daher, ſagt man, ſoll auch eine, mit Teig ma- cerirte Milz, eine Gaͤhrung hervorbringen (m).
Andre wollen lieber, daß der von der Milz aufge- nommene Saft der ſchwarzen Galle (n) gekocht, und
zur
(a)[Spaltenumbruch]
Weil groſſe Blut- und Lim- phatiſche Gefaͤſſe in der Milz ſind. MORGAN. princip. I. p. 180.
(b)RUYSCH apud WESTHO- VEN p. 42.
(c)FANTON diſſ. VI.
(d) Speichelſaft nennt es POZ- ZIUS und giebt ihm dieſes Ge ſchaͤfte.
(e)TURGIRUS p. 236.
(f)I. GEORG. a BERGEN.
(f*)DRELINCOURT e. 4
(g)PERRAULT p. 238. TI- LING auch VALISNERI Conſil. p. 490. GRAANEN p. 659. 660 CRESSENZO p. 202. FLOYER præternatural ſtate of humours [Spaltenumbruch]
p. 12. 156. ſaͤuerlich zaͤhe nennt er die Saͤfte der Milz.
(h)PERRAUT Eſſ. T. III. p. 239. TILING vaſ. breve CRAANEN.
(i)SYLV. diſſ. V. n. 18.
(k)TILING macht daraus ei- ne edle ſauerſalzige Tiuktur.
(l)BIU MI canaletti c. 18. p. 191.
(m)TILING vas breve p. 161. doch ſagt er beſcheiden, ſonderlich wenn man den Eßig beifuͤgte.
(n)GALINUS C. BAUHIN p. 147. &c. Die Milz voll pech- artiger Materie SIMSON diſſ. p. 154.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0654"n="618[634]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Milz. <hirendition="#aq">XXI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 6.<lb/><hirendition="#b">Die Hipotheſen. Die Abſonderung<lb/>
in der Milz.</hi></head><lb/><p>Auch beruͤmte Maͤnner behaupten, daß ein Saft<lb/>
in den Druͤſen der Milz bereitet werde <noteplace="foot"n="(a)"><cb/>
Weil groſſe Blut- und Lim-<lb/>
phatiſche Gefaͤſſe in der Milz ſind.<lb/><hirendition="#aq">MORGAN. princip. I. p.</hi> 180.</note>, welcher zum<lb/>
Blutaderblut kaͤme <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">RUYSCH apud WESTHO-<lb/>
VEN p.</hi> 42.</note> und deſſen Kraͤfte erhoͤhe <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">FANTON diſſ. VI.</hi></note> oder<lb/>
durch ſeinen Zufluß die Galle temperire <noteplace="foot"n="(d)">Speichelſaft nennt es <hirendition="#aq">POZ-<lb/>
ZIUS</hi> und giebt ihm dieſes Ge<lb/>ſchaͤfte.</note>.</p><lb/><p>Dieſen Saft fuͤhren andre durch die Flieswaſſerge-<lb/>
faͤſſe in den Sammelkaſten der Narungsmilch zuruͤkk <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">TURGIRUS p.</hi> 236.</note><lb/>
um die Narungsmilch zu verduͤnnen <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">I. GEORG. a BERGEN.</hi></note>, oder in die Le-<lb/>
ber, um deren Blut fluͤßig, zu machen <noteplace="foot"n="(f*)"><hirendition="#aq">DRELINCOURT e.</hi> 4</note>.</p><lb/><p>Andre ſchreiben dieſem Safte uͤberhaupt eine Saͤure<lb/>
zu <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">PERRAULT p. 238. TI-<lb/>
LING</hi> auch <hirendition="#aq">VALISNERI Conſil.<lb/>
p. 490. GRAANEN p. 659. 660<lb/>
CRESSENZO p. 202. FLOYER<lb/>
præternatural ſtate of humours<lb/><cb/>
p.</hi> 12. 156. ſaͤuerlich zaͤhe nennt er<lb/>
die Saͤfte der Milz.</note>: er mag ſich nun durch die Blutadern wieder<lb/>
ins Herz ergieſſen <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">PERRAUT</hi> Eſſ. T. III.<lb/>
p. 239. <hirendition="#g">TILING</hi> vaſ. breve<lb/>
CRAANEN.</hi></note>, um dem Blute zu einem Ferment<lb/>
zu dienen <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">SYLV. diſſ. V. n.</hi> 18.</note>; oder durch das kurze Gefaͤs <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">TILING</hi> macht daraus ei-<lb/>
ne edle ſauerſalzige Tiuktur.</note> in den Ma-<lb/>
gen einflieſſen, oder auf andre Art die Nahrungsmilch<lb/>
durch einander miſchen helfen <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BIU</hi> MI canaletti c. 18.<lb/>
p.</hi> 191.</note>.</p><lb/><p>Und daher, ſagt man, ſoll auch eine, mit Teig ma-<lb/>
cerirte Milz, eine Gaͤhrung hervorbringen <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">TILING vas breve p.</hi> 161.<lb/>
doch ſagt er beſcheiden, ſonderlich<lb/>
wenn man den Eßig beifuͤgte.</note>.</p><lb/><p>Andre wollen lieber, daß der von der Milz aufge-<lb/>
nommene Saft der ſchwarzen Galle <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">GALINUS C. BAUHIN<lb/>
p. 147. &c.</hi> Die Milz voll pech-<lb/>
artiger Materie <hirendition="#aq"><hirendition="#g">SIMSON</hi> diſſ.<lb/>
p.</hi> 154.</note> gekocht, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zur</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[618[634]/0654]
Die Milz. XXI. Buch.
§. 6.
Die Hipotheſen. Die Abſonderung
in der Milz.
Auch beruͤmte Maͤnner behaupten, daß ein Saft
in den Druͤſen der Milz bereitet werde (a), welcher zum
Blutaderblut kaͤme (b) und deſſen Kraͤfte erhoͤhe (c) oder
durch ſeinen Zufluß die Galle temperire (d).
Dieſen Saft fuͤhren andre durch die Flieswaſſerge-
faͤſſe in den Sammelkaſten der Narungsmilch zuruͤkk (e)
um die Narungsmilch zu verduͤnnen (f), oder in die Le-
ber, um deren Blut fluͤßig, zu machen (f*).
Andre ſchreiben dieſem Safte uͤberhaupt eine Saͤure
zu (g): er mag ſich nun durch die Blutadern wieder
ins Herz ergieſſen (h), um dem Blute zu einem Ferment
zu dienen (i); oder durch das kurze Gefaͤs (k) in den Ma-
gen einflieſſen, oder auf andre Art die Nahrungsmilch
durch einander miſchen helfen (l).
Und daher, ſagt man, ſoll auch eine, mit Teig ma-
cerirte Milz, eine Gaͤhrung hervorbringen (m).
Andre wollen lieber, daß der von der Milz aufge-
nommene Saft der ſchwarzen Galle (n) gekocht, und
zur
(a)
Weil groſſe Blut- und Lim-
phatiſche Gefaͤſſe in der Milz ſind.
MORGAN. princip. I. p. 180.
(b) RUYSCH apud WESTHO-
VEN p. 42.
(c) FANTON diſſ. VI.
(d) Speichelſaft nennt es POZ-
ZIUS und giebt ihm dieſes Ge
ſchaͤfte.
(e) TURGIRUS p. 236.
(f) I. GEORG. a BERGEN.
(f*) DRELINCOURT e. 4
(g) PERRAULT p. 238. TI-
LING auch VALISNERI Conſil.
p. 490. GRAANEN p. 659. 660
CRESSENZO p. 202. FLOYER
præternatural ſtate of humours
p. 12. 156. ſaͤuerlich zaͤhe nennt er
die Saͤfte der Milz.
(h) PERRAUT Eſſ. T. III.
p. 239. TILING vaſ. breve
CRAANEN.
(i) SYLV. diſſ. V. n. 18.
(k) TILING macht daraus ei-
ne edle ſauerſalzige Tiuktur.
(l) BIU MI canaletti c. 18.
p. 191.
(m) TILING vas breve p. 161.
doch ſagt er beſcheiden, ſonderlich
wenn man den Eßig beifuͤgte.
(n) GALINUS C. BAUHIN
p. 147. &c. Die Milz voll pech-
artiger Materie SIMSON diſſ.
p. 154.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 618[634]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/654>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.