weiche Blutadern (c) mit grosser Gewalt hinein, das Eingeweide wird ausgedehnt, und es bleibt das Blut häufiger in der Milz, weil die Milz nunmehr von kei- ner Gewalt sehr gedrükkt wird, und das Blut durch eine schlaffe Blutader zur Leber langsamer zurükk fliest. Jn diesem Falle könnte man die Milz eine Herberge des Blutes nennen (d). Damit es aber doch nicht ganz und gar stille stehe, so sorgt der Drukk des Zwerch- fells (e) und das nachfolgende Blut schon davor.
Wenn der Magen aber von den Speisen, inson- derheit von der Luft ausgedehnt wird, so kann diese Mas- se linker Hand nicht grösser werden, daß sie nicht die Milz gegen das Zwerchfell, und dergestalt treiben soll- te, daß diese mitten zwischen den entgegen gesezzten Kräf- ten eingeprest wird; nämlich zwischen der beständigen Kraft des Magens, und der abwechselnden Kraft des Zwerchfells. Folglich wird dieses Eingeweide (f) er- schüttert, und ausgeleert, und es wird sein Blut durch die Blutadern, durch immer neue Drukke des Zwerch- fells zur Leber hin getrieben. Auf solche Art wird die Milz von ihrem Blute befreit (g): und die Leber be- kömmt zugleich mehr Blut, woraus kurz darauf mehr Galle erzeugt wird (h).
Daher erzeugen sich in der Milz häufig Verhärtun- gen (i) an Künstlern, die viel sizzen müssen, und nicht an den muntern Landleuten. Daher haben Hausthiere
eine
(c)[Spaltenumbruch]p. 401.
(d)SCHELHAMMER physiol. p. CCXXIV. STUKELEY p. 33. DUVERNEY I. c. p 162.
(e)LEEUWENHOECK Phil. trans. n. 307. Exp nostr de re- spir. 44. 50. 51. 52. 55 &c.
(f)SCHELHAMMER. Es liege die Milz in allen Thieren an einer Stelle, die zur Erschütterung ge- [Spaltenumbruch]
schikkt sei, sagt MONRO compar. anat. p. 127.
(g)BORDEU recherch p. 432.
(h)STUKELEY d. 33. der hie- von, wenn ich nicht irre, Erfin- der ist LIEUTAUD. Mem. de 1735. hist. 1. Physiolog. p. 146. Essays p. 312.
(i)p. 397.
H. Phisiol. 6. B. R r
II. Abſchn. Jhr Nuzzen.
weiche Blutadern (c) mit groſſer Gewalt hinein, das Eingeweide wird ausgedehnt, und es bleibt das Blut haͤufiger in der Milz, weil die Milz nunmehr von kei- ner Gewalt ſehr gedruͤkkt wird, und das Blut durch eine ſchlaffe Blutader zur Leber langſamer zuruͤkk flieſt. Jn dieſem Falle koͤnnte man die Milz eine Herberge des Blutes nennen (d). Damit es aber doch nicht ganz und gar ſtille ſtehe, ſo ſorgt der Drukk des Zwerch- fells (e) und das nachfolgende Blut ſchon davor.
Wenn der Magen aber von den Speiſen, inſon- derheit von der Luft ausgedehnt wird, ſo kann dieſe Maſ- ſe linker Hand nicht groͤſſer werden, daß ſie nicht die Milz gegen das Zwerchfell, und dergeſtalt treiben ſoll- te, daß dieſe mitten zwiſchen den entgegen geſezzten Kraͤf- ten eingepreſt wird; naͤmlich zwiſchen der beſtaͤndigen Kraft des Magens, und der abwechſelnden Kraft des Zwerchfells. Folglich wird dieſes Eingeweide (f) er- ſchuͤttert, und ausgeleert, und es wird ſein Blut durch die Blutadern, durch immer neue Drukke des Zwerch- fells zur Leber hin getrieben. Auf ſolche Art wird die Milz von ihrem Blute befreit (g): und die Leber be- koͤmmt zugleich mehr Blut, woraus kurz darauf mehr Galle erzeugt wird (h).
Daher erzeugen ſich in der Milz haͤufig Verhaͤrtun- gen (i) an Kuͤnſtlern, die viel ſizzen muͤſſen, und nicht an den muntern Landleuten. Daher haben Hausthiere
eine
(c)[Spaltenumbruch]p. 401.
(d)SCHELHAMMER phyſiol. p. CCXXIV. STUKELEY p. 33. DUVERNEY I. c. p 162.
(e)LEEUWENHOECK Phil. tranſ. n. 307. Exp noſtr de re- ſpir. 44. 50. 51. 52. 55 &c.
(f)SCHELHAMMER. Es liege die Milz in allen Thieren an einer Stelle, die zur Erſchuͤtterung ge- [Spaltenumbruch]
ſchikkt ſei, ſagt MONRO compar. anat. p. 127.
(g)BORDEU recherch p. 432.
(h)STUKELEY d. 33. der hie- von, wenn ich nicht irre, Erfin- der iſt LIEUTAUD. Mém. de 1735. hiſt. 1. Phyſiolog. p. 146. Eſſays p. 312.
(i)p. 397.
H. Phiſiol. 6. B. R r
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[609[625]/0645]
II. Abſchn. Jhr Nuzzen.
weiche Blutadern (c) mit groſſer Gewalt hinein, das
Eingeweide wird ausgedehnt, und es bleibt das Blut
haͤufiger in der Milz, weil die Milz nunmehr von kei-
ner Gewalt ſehr gedruͤkkt wird, und das Blut durch
eine ſchlaffe Blutader zur Leber langſamer zuruͤkk flieſt.
Jn dieſem Falle koͤnnte man die Milz eine Herberge
des Blutes nennen (d). Damit es aber doch nicht
ganz und gar ſtille ſtehe, ſo ſorgt der Drukk des Zwerch-
fells (e) und das nachfolgende Blut ſchon davor.
Wenn der Magen aber von den Speiſen, inſon-
derheit von der Luft ausgedehnt wird, ſo kann dieſe Maſ-
ſe linker Hand nicht groͤſſer werden, daß ſie nicht die
Milz gegen das Zwerchfell, und dergeſtalt treiben ſoll-
te, daß dieſe mitten zwiſchen den entgegen geſezzten Kraͤf-
ten eingepreſt wird; naͤmlich zwiſchen der beſtaͤndigen
Kraft des Magens, und der abwechſelnden Kraft des
Zwerchfells. Folglich wird dieſes Eingeweide (f) er-
ſchuͤttert, und ausgeleert, und es wird ſein Blut durch
die Blutadern, durch immer neue Drukke des Zwerch-
fells zur Leber hin getrieben. Auf ſolche Art wird die
Milz von ihrem Blute befreit (g): und die Leber be-
koͤmmt zugleich mehr Blut, woraus kurz darauf mehr
Galle erzeugt wird (h).
Daher erzeugen ſich in der Milz haͤufig Verhaͤrtun-
gen (i) an Kuͤnſtlern, die viel ſizzen muͤſſen, und nicht
an den muntern Landleuten. Daher haben Hausthiere
eine
(c)
p. 401.
(d) SCHELHAMMER phyſiol.
p. CCXXIV. STUKELEY p. 33.
DUVERNEY I. c. p 162.
(e) LEEUWENHOECK Phil.
tranſ. n. 307. Exp noſtr de re-
ſpir. 44. 50. 51. 52. 55 &c.
(f) SCHELHAMMER. Es liege
die Milz in allen Thieren an einer
Stelle, die zur Erſchuͤtterung ge-
ſchikkt ſei, ſagt MONRO compar.
anat. p. 127.
(g) BORDEU recherch p. 432.
(h) STUKELEY d. 33. der hie-
von, wenn ich nicht irre, Erfin-
der iſt LIEUTAUD. Mém. de 1735.
hiſt. 1. Phyſiolog. p. 146. Eſſays
p. 312.
(i) p. 397.
H. Phiſiol. 6. B. R r
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 609[625]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/645>, abgerufen am 22.11.2024.
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