nämlich ein Blut, welches sich in einige Seen verteilt, worinnen es so lange stille steht, bis es von irgend einer Ursache ausgeschöpft würde; denn so steht das Fett in der- gleichen Fächern stille.
Noch wage ich es zur Zeit nicht (h), eine Blutergies- sung in die Fächer bei gesunden Menschen zuzugeben. Man weis nur von dem einzigen Exempel, daß sich das Blut ergiest, und dieses hat seine ganze besondre Absich- ten, nämlich an dem männlichen Gliede; es ergiest sich auch das Wachs durch die Milzadern (i) nicht so leicht in die Fächer, als es sich wohl leicht genung in die Blut- adern hinüber wirft, und es würde dieses nicht thun, wie es das Ansehn hat, wofern es eine offne Strasse in die offne, lose, und keinen Widerstand äussernde Fä- cher hätte.
Noch ist übrig, daß unter den Gefäsästen der Milz und dem Stamme ein grösseres Verhältnis statt findet, als in andern Eingeweiden. Es ist zwar die Milzschlag- ader gros, indem sie beinahe den Leberarterien gleich kömmt, allein wenn sie zum Eingeweide geht, ist sie fünfmal kleiner, die Nierenschlagadern vergleichen wir mit den Milzschlagadern nicht, weil von diesen eine sehr grosse und sehr schnelle Absonderung verrichtet wird, und aus eben diesem Grunde rechnen wir die Pfortader nicht der Leber zu, da die Pfortader zur Absonderung der Galle bestimmt ist.
Und dennoch sollte man glauben, daß wir nicht oh- ne Grund das Verhältnis der Aeste zum Stamm hier grösser nehmen (k), als dasjenige ist, welches sonst an- derswo Statt findet. Denn es besteht die Milz, ausser dem zarten, und kaum sichtbaren Fächerwerke im Men-
schen,
(h)[Spaltenumbruch]MALPIGHIUS p. 112 QUELMALZ de liene n. 7. &c.
(i)p 409. h.
(k) Es vergleicht die Milz KEI- [Spaltenumbruch]
LIUS mit einem Cilinder, dessen Diameter zwei Zoll gros ist, er macht aber die Milzschlagader gros [0.0018] Secret. anim. p. 45.
Die Milz. XXI. Buch.
naͤmlich ein Blut, welches ſich in einige Seen verteilt, worinnen es ſo lange ſtille ſteht, bis es von irgend einer Urſache ausgeſchoͤpft wuͤrde; denn ſo ſteht das Fett in der- gleichen Faͤchern ſtille.
Noch wage ich es zur Zeit nicht (h), eine Blutergieſ- ſung in die Faͤcher bei geſunden Menſchen zuzugeben. Man weis nur von dem einzigen Exempel, daß ſich das Blut ergieſt, und dieſes hat ſeine ganze beſondre Abſich- ten, naͤmlich an dem maͤnnlichen Gliede; es ergieſt ſich auch das Wachs durch die Milzadern (i) nicht ſo leicht in die Faͤcher, als es ſich wohl leicht genung in die Blut- adern hinuͤber wirft, und es wuͤrde dieſes nicht thun, wie es das Anſehn hat, wofern es eine offne Straſſe in die offne, loſe, und keinen Widerſtand aͤuſſernde Faͤ- cher haͤtte.
Noch iſt uͤbrig, daß unter den Gefaͤsaͤſten der Milz und dem Stamme ein groͤſſeres Verhaͤltnis ſtatt findet, als in andern Eingeweiden. Es iſt zwar die Milzſchlag- ader gros, indem ſie beinahe den Leberarterien gleich koͤmmt, allein wenn ſie zum Eingeweide geht, iſt ſie fuͤnfmal kleiner, die Nierenſchlagadern vergleichen wir mit den Milzſchlagadern nicht, weil von dieſen eine ſehr groſſe und ſehr ſchnelle Abſonderung verrichtet wird, und aus eben dieſem Grunde rechnen wir die Pfortader nicht der Leber zu, da die Pfortader zur Abſonderung der Galle beſtimmt iſt.
Und dennoch ſollte man glauben, daß wir nicht oh- ne Grund das Verhaͤltnis der Aeſte zum Stamm hier groͤſſer nehmen (k), als dasjenige iſt, welches ſonſt an- derswo Statt findet. Denn es beſteht die Milz, auſſer dem zarten, und kaum ſichtbaren Faͤcherwerke im Men-
ſchen,
(h)[Spaltenumbruch]MALPIGHIUS p. 112 QUELMALZ de liene n. 7. &c.
(i)p 409. h.
(k) Es vergleicht die Milz KEI- [Spaltenumbruch]
LIUS mit einem Cilinder, deſſen Diameter zwei Zoll gros iſt, er macht aber die Milzſchlagader gros [0.0018] Secret. anim. p. 45.
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[506[622]/0642]
Die Milz. XXI. Buch.
naͤmlich ein Blut, welches ſich in einige Seen verteilt,
worinnen es ſo lange ſtille ſteht, bis es von irgend einer
Urſache ausgeſchoͤpft wuͤrde; denn ſo ſteht das Fett in der-
gleichen Faͤchern ſtille.
Noch wage ich es zur Zeit nicht (h), eine Blutergieſ-
ſung in die Faͤcher bei geſunden Menſchen zuzugeben.
Man weis nur von dem einzigen Exempel, daß ſich das
Blut ergieſt, und dieſes hat ſeine ganze beſondre Abſich-
ten, naͤmlich an dem maͤnnlichen Gliede; es ergieſt ſich
auch das Wachs durch die Milzadern (i) nicht ſo leicht
in die Faͤcher, als es ſich wohl leicht genung in die Blut-
adern hinuͤber wirft, und es wuͤrde dieſes nicht thun,
wie es das Anſehn hat, wofern es eine offne Straſſe
in die offne, loſe, und keinen Widerſtand aͤuſſernde Faͤ-
cher haͤtte.
Noch iſt uͤbrig, daß unter den Gefaͤsaͤſten der Milz
und dem Stamme ein groͤſſeres Verhaͤltnis ſtatt findet,
als in andern Eingeweiden. Es iſt zwar die Milzſchlag-
ader gros, indem ſie beinahe den Leberarterien gleich
koͤmmt, allein wenn ſie zum Eingeweide geht, iſt ſie
fuͤnfmal kleiner, die Nierenſchlagadern vergleichen wir
mit den Milzſchlagadern nicht, weil von dieſen eine ſehr
groſſe und ſehr ſchnelle Abſonderung verrichtet wird, und
aus eben dieſem Grunde rechnen wir die Pfortader nicht
der Leber zu, da die Pfortader zur Abſonderung der
Galle beſtimmt iſt.
Und dennoch ſollte man glauben, daß wir nicht oh-
ne Grund das Verhaͤltnis der Aeſte zum Stamm hier
groͤſſer nehmen (k), als dasjenige iſt, welches ſonſt an-
derswo Statt findet. Denn es beſteht die Milz, auſſer
dem zarten, und kaum ſichtbaren Faͤcherwerke im Men-
ſchen,
(h)
MALPIGHIUS p. 112
QUELMALZ de liene n. 7. &c.
(i) p 409. h.
(k) Es vergleicht die Milz KEI-
LIUS mit einem Cilinder, deſſen
Diameter zwei Zoll gros iſt, er
macht aber die Milzſchlagader
gros 0.0018 Secret. anim. p. 45.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 506[622]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/642>, abgerufen am 22.11.2024.
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