Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abschn. Nuzzen der Membranen.
ten Gedärme aus. Man hat in einem dergleichen Falle
den Zwischenraum des gedoppelten Nezzes dergestalt zer-
nichtet gefunden, daß die einander entgegen gesezzte Blät-
ter zusammen gewachsen (r*).

Da aber das Blut, aus allen wirklichen Nezzen in
den vierfüßigen Thieren in die Pfortader zusammenfliest,
so hat man sich überredet, und vorlängst öffentlich be-
hauptet, daß das Blutaderblut des Nezzes von dem re-
sorbirten Fette angefüllt werde, und zur Leber zusammen-
fliesse, um das vornemste Element zu der künftigen Gal-
le zu werden (s), weil wir zeigen werden, daß es eine
Flamme zu ernähren geschikkt sei, wenn es vom Wasser
geschieden worden.

Man hat von dieser Ursache viele Gründe angegeben.
Es werde, sagt man, das Nezz von der beständigen
Bewegung des Atemholens erschüttert (t): es sei von
einem flüßigen Fette aufgedrengt, welches in einigen
Thieren offenbar in die Blutadern zurükke getrieben wer-
den könne (u): es habe eine veränderliche Grösse, und
könne in fetten Körpern, vermittelst der Wassersucht,
so abnehmen, daß man so mager, als eine Spinne wer-
de, und Pferde, die noch so fett wären (w), könnten
endlich kaum mehr ihre Knochen bedekken: daß Nezze,
die bei Arbeitsammen dünne wären, in Leuten, die be-
ständig sizzen, dikke würden: daß dieses Fett in die
Blutadern wieder aufgenommen zu werden schiene: daß
zu langwierigen Krankheiten fette Durchfälle schlügen (x),

weil
(r*) [Spaltenumbruch] SINOP. parerg. p. 28.
(s) FAUVRY anat. raisonn.
WINSLOW IV. n. 388. &c.
LIEUTAUD p.
265.
(t) COLLINS p. 190. das Nezz
durch eine Zwerchfellswunde in die
Brust getrieben. SAMPSON Eph.
Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obs.
171.
(u) MALPIGH. de oment.
p.
42.
(w) [Spaltenumbruch] Wash horses genannt KING
Phil. trans. n.
18.
(x) RAVELLY dysent. abge-
hendes Fett erwänen TULB. obs.
L. III. n. 18. HILD. obs. Chir.
L. IV. n. 47. STALPART. Van
der WIEL Cent. I. obs. 61. Conf.
L. I. p.
42.

II. Abſchn. Nuzzen der Membranen.
ten Gedaͤrme aus. Man hat in einem dergleichen Falle
den Zwiſchenraum des gedoppelten Nezzes dergeſtalt zer-
nichtet gefunden, daß die einander entgegen geſezzte Blaͤt-
ter zuſammen gewachſen (r*).

Da aber das Blut, aus allen wirklichen Nezzen in
den vierfuͤßigen Thieren in die Pfortader zuſammenflieſt,
ſo hat man ſich uͤberredet, und vorlaͤngſt oͤffentlich be-
hauptet, daß das Blutaderblut des Nezzes von dem re-
ſorbirten Fette angefuͤllt werde, und zur Leber zuſammen-
flieſſe, um das vornemſte Element zu der kuͤnftigen Gal-
le zu werden (s), weil wir zeigen werden, daß es eine
Flamme zu ernaͤhren geſchikkt ſei, wenn es vom Waſſer
geſchieden worden.

Man hat von dieſer Urſache viele Gruͤnde angegeben.
Es werde, ſagt man, das Nezz von der beſtaͤndigen
Bewegung des Atemholens erſchuͤttert (t): es ſei von
einem fluͤßigen Fette aufgedrengt, welches in einigen
Thieren offenbar in die Blutadern zuruͤkke getrieben wer-
den koͤnne (u): es habe eine veraͤnderliche Groͤſſe, und
koͤnne in fetten Koͤrpern, vermittelſt der Waſſerſucht,
ſo abnehmen, daß man ſo mager, als eine Spinne wer-
de, und Pferde, die noch ſo fett waͤren (w), koͤnnten
endlich kaum mehr ihre Knochen bedekken: daß Nezze,
die bei Arbeitſammen duͤnne waͤren, in Leuten, die be-
ſtaͤndig ſizzen, dikke wuͤrden: daß dieſes Fett in die
Blutadern wieder aufgenommen zu werden ſchiene: daß
zu langwierigen Krankheiten fette Durchfaͤlle ſchluͤgen (x),

weil
(r*) [Spaltenumbruch] SINOP. parerg. p. 28.
(s) FAUVRY anat. raiſonn.
WINSLOW IV. n. 388. &c.
LIEUTAUD p.
265.
(t) COLLINS p. 190. das Nezz
durch eine Zwerchfellswunde in die
Bruſt getrieben. SAMPSON Eph.
Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obſ.
171.
(u) MALPIGH. de oment.
p.
42.
(w) [Spaltenumbruch] Wash horſes genannt KING
Phil. tranſ. n.
18.
(x) RAVELLY dyſent. abge-
hendes Fett erwaͤnen TULB. obſ.
L. III. n. 18. HILD. obſ. Chir.
L. IV. n. 47. STALPART. Van
der WIEL Cent. I. obſ. 61. Conf.
L. I. p.
42.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0595" n="559[575]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chn. Nuzzen der Membranen.</hi></fw><lb/>
ten Geda&#x0364;rme aus. Man hat in einem dergleichen Falle<lb/>
den Zwi&#x017F;chenraum des gedoppelten Nezzes derge&#x017F;talt zer-<lb/>
nichtet gefunden, daß die einander entgegen ge&#x017F;ezzte Bla&#x0364;t-<lb/>
ter zu&#x017F;ammen gewach&#x017F;en <note place="foot" n="(r*)"><cb/><hi rendition="#aq">SINOP. parerg. p.</hi> 28.</note>.</p><lb/>
            <p>Da aber das Blut, aus allen wirklichen Nezzen in<lb/>
den vierfu&#x0364;ßigen Thieren in die Pfortader zu&#x017F;ammenflie&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o hat man &#x017F;ich u&#x0364;berredet, und vorla&#x0364;ng&#x017F;t o&#x0364;ffentlich be-<lb/>
hauptet, daß das Blutaderblut des Nezzes von dem re-<lb/>
&#x017F;orbirten Fette angefu&#x0364;llt werde, und zur Leber zu&#x017F;ammen-<lb/>
flie&#x017F;&#x017F;e, um das vornem&#x017F;te Element zu der ku&#x0364;nftigen Gal-<lb/>
le zu werden <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">FAUVRY</hi> anat. rai&#x017F;onn.<lb/><hi rendition="#g">WINSLOW</hi> IV. n. 388. &amp;c.<lb/>
LIEUTAUD p.</hi> 265.</note>, weil wir zeigen werden, daß es eine<lb/>
Flamme zu erna&#x0364;hren ge&#x017F;chikkt &#x017F;ei, wenn es vom Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
ge&#x017F;chieden worden.</p><lb/>
            <p>Man hat von die&#x017F;er Ur&#x017F;ache viele Gru&#x0364;nde angegeben.<lb/>
Es werde, &#x017F;agt man, das Nezz von der be&#x017F;ta&#x0364;ndigen<lb/>
Bewegung des Atemholens er&#x017F;chu&#x0364;ttert <note place="foot" n="(t)"><hi rendition="#aq">COLLINS p.</hi> 190. das Nezz<lb/>
durch eine Zwerchfellswunde in die<lb/>
Bru&#x017F;t getrieben. <hi rendition="#aq">SAMPSON Eph.<lb/>
Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. ob&#x017F;.</hi> 171.</note>: es &#x017F;ei von<lb/>
einem flu&#x0364;ßigen Fette aufgedrengt, welches in einigen<lb/>
Thieren offenbar in die Blutadern zuru&#x0364;kke getrieben wer-<lb/>
den ko&#x0364;nne <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MALPIGH.</hi> de oment.<lb/>
p.</hi> 42.</note>: es habe eine vera&#x0364;nderliche Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und<lb/>
ko&#x0364;nne in fetten Ko&#x0364;rpern, vermittel&#x017F;t der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht,<lb/>
&#x017F;o abnehmen, daß man &#x017F;o mager, als eine Spinne wer-<lb/>
de, und Pferde, die noch &#x017F;o fett wa&#x0364;ren <note place="foot" n="(w)"><cb/><hi rendition="#aq">Wash hor&#x017F;es</hi> genannt <hi rendition="#aq">KING<lb/>
Phil. tran&#x017F;. n.</hi> 18.</note>, ko&#x0364;nnten<lb/>
endlich kaum mehr ihre Knochen bedekken: daß Nezze,<lb/>
die bei Arbeit&#x017F;ammen du&#x0364;nne wa&#x0364;ren, in Leuten, die be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;izzen, dikke wu&#x0364;rden: daß die&#x017F;es Fett in die<lb/>
Blutadern wieder aufgenommen zu werden &#x017F;chiene: daß<lb/>
zu langwierigen Krankheiten fette Durchfa&#x0364;lle &#x017F;chlu&#x0364;gen <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">RAVELLY dy&#x017F;ent.</hi> abge-<lb/>
hendes Fett erwa&#x0364;nen <hi rendition="#aq">TULB. ob&#x017F;.<lb/>
L. III. n. 18. HILD. ob&#x017F;. Chir.<lb/>
L. IV. n. 47. STALPART. Van<lb/>
der WIEL Cent. I. ob&#x017F;. 61. Conf.<lb/>
L. I. p.</hi> 42.</note>,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">weil</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[559[575]/0595] II. Abſchn. Nuzzen der Membranen. ten Gedaͤrme aus. Man hat in einem dergleichen Falle den Zwiſchenraum des gedoppelten Nezzes dergeſtalt zer- nichtet gefunden, daß die einander entgegen geſezzte Blaͤt- ter zuſammen gewachſen (r*). Da aber das Blut, aus allen wirklichen Nezzen in den vierfuͤßigen Thieren in die Pfortader zuſammenflieſt, ſo hat man ſich uͤberredet, und vorlaͤngſt oͤffentlich be- hauptet, daß das Blutaderblut des Nezzes von dem re- ſorbirten Fette angefuͤllt werde, und zur Leber zuſammen- flieſſe, um das vornemſte Element zu der kuͤnftigen Gal- le zu werden (s), weil wir zeigen werden, daß es eine Flamme zu ernaͤhren geſchikkt ſei, wenn es vom Waſſer geſchieden worden. Man hat von dieſer Urſache viele Gruͤnde angegeben. Es werde, ſagt man, das Nezz von der beſtaͤndigen Bewegung des Atemholens erſchuͤttert (t): es ſei von einem fluͤßigen Fette aufgedrengt, welches in einigen Thieren offenbar in die Blutadern zuruͤkke getrieben wer- den koͤnne (u): es habe eine veraͤnderliche Groͤſſe, und koͤnne in fetten Koͤrpern, vermittelſt der Waſſerſucht, ſo abnehmen, daß man ſo mager, als eine Spinne wer- de, und Pferde, die noch ſo fett waͤren (w), koͤnnten endlich kaum mehr ihre Knochen bedekken: daß Nezze, die bei Arbeitſammen duͤnne waͤren, in Leuten, die be- ſtaͤndig ſizzen, dikke wuͤrden: daß dieſes Fett in die Blutadern wieder aufgenommen zu werden ſchiene: daß zu langwierigen Krankheiten fette Durchfaͤlle ſchluͤgen (x), weil (r*) SINOP. parerg. p. 28. (s) FAUVRY anat. raiſonn. WINSLOW IV. n. 388. &c. LIEUTAUD p. 265. (t) COLLINS p. 190. das Nezz durch eine Zwerchfellswunde in die Bruſt getrieben. SAMPSON Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 3. obſ. 171. (u) MALPIGH. de oment. p. 42. (w) Wash horſes genannt KING Phil. tranſ. n. 18. (x) RAVELLY dyſent. abge- hendes Fett erwaͤnen TULB. obſ. L. III. n. 18. HILD. obſ. Chir. L. IV. n. 47. STALPART. Van der WIEL Cent. I. obſ. 61. Conf. L. I. p. 42.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/595
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 559[575]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/595>, abgerufen am 01.09.2024.