Daß Werkzeuge, welche vielen thierischen Geschlech- tern zugleich gemein sind, von grossen Nuzzen sein müssen, habe ich mehrmalen, und wie ich glaube, nicht ohne Grund wiederholt. Nun finde ich das Darmfell in den vierfüßigen Thieren, auch so gar in denen vom kal- ten Bluten, in den Vögeln und Fischen. Man siehet auch leichtlich, bei dem groben Versuche, wenn diese Be- kleidung verlezzt wird, wie unentbehrlich ihre Gegen- wart sei. So bald als man die Wunde gemacht, ja wenn es auch nicht verwundet worden; sondern nur durch einen Schnitt in die herumliegende Befestigungen (a) schwach gemacht wird, so drengen sich so gleich mit der grösten Gewalt durch die Wunde die nächsten Einge- weide, die Leber, das Nezz, der Magen, die Gedärme, Nieren, so heftig heraus, daß man sie kaum auf einige Weise in ihr altes Lager wieder bringen, oder darinnen erhalten kann. Folglich ist der erste Nuzzen des Darm- felles dieser, daß es die Eingeweide, womit der Unter- leib ganz angefüllt ist, in ihrer Lage erhält, damit sie den Drukk der herumliegenden Muskeln zwar empfinden, aber darum nicht aus ihrer Lage weichen mögen. Selbst das Herz und die Brust geniessen die Woltaten dieses Drukkes, wie man aus dem Brustschnitte sieht, den man wegen der Wassersucht vornimmt, da nach abge-
zapften
(a)[Spaltenumbruch]
Von einem Blutschwär, da die Bauchmuskeln zerstört wa- ren, entfiel das Gedärm mit dem [Spaltenumbruch]
Darmfell, das Nezz und ein Theil der Leber. Cl. CRANZ tr. de instr. c. 2.
Bekleidung des Unterleib. XX. Buch.
Zweeter Abſchnitt. Der Nuzzen dieſer Theile.
§. 1. Nuzzen des Darmfelles.
Daß Werkzeuge, welche vielen thieriſchen Geſchlech- tern zugleich gemein ſind, von groſſen Nuzzen ſein muͤſſen, habe ich mehrmalen, und wie ich glaube, nicht ohne Grund wiederholt. Nun finde ich das Darmfell in den vierfuͤßigen Thieren, auch ſo gar in denen vom kal- ten Bluten, in den Voͤgeln und Fiſchen. Man ſiehet auch leichtlich, bei dem groben Verſuche, wenn dieſe Be- kleidung verlezzt wird, wie unentbehrlich ihre Gegen- wart ſei. So bald als man die Wunde gemacht, ja wenn es auch nicht verwundet worden; ſondern nur durch einen Schnitt in die herumliegende Befeſtigungen (a) ſchwach gemacht wird, ſo drengen ſich ſo gleich mit der groͤſten Gewalt durch die Wunde die naͤchſten Einge- weide, die Leber, das Nezz, der Magen, die Gedaͤrme, Nieren, ſo heftig heraus, daß man ſie kaum auf einige Weiſe in ihr altes Lager wieder bringen, oder darinnen erhalten kann. Folglich iſt der erſte Nuzzen des Darm- felles dieſer, daß es die Eingeweide, womit der Unter- leib ganz angefuͤllt iſt, in ihrer Lage erhaͤlt, damit ſie den Drukk der herumliegenden Muſkeln zwar empfinden, aber darum nicht aus ihrer Lage weichen moͤgen. Selbſt das Herz und die Bruſt genieſſen die Woltaten dieſes Drukkes, wie man aus dem Bruſtſchnitte ſieht, den man wegen der Waſſerſucht vornimmt, da nach abge-
zapften
(a)[Spaltenumbruch]
Von einem Blutſchwaͤr, da die Bauchmuſkeln zerſtoͤrt wa- ren, entfiel das Gedaͤrm mit dem [Spaltenumbruch]
Darmfell, das Nezz und ein Theil der Leber. Cl. CRANZ tr. de inſtr. c. 2.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0590"n="554[570]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Bekleidung des Unterleib. <hirendition="#aq">XX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Zweeter Abſchnitt.<lb/>
Der Nuzzen dieſer Theile.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 1.<lb/>
Nuzzen des Darmfelles.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>aß Werkzeuge, welche vielen thieriſchen Geſchlech-<lb/>
tern zugleich gemein ſind, von groſſen Nuzzen ſein<lb/>
muͤſſen, habe ich mehrmalen, und wie ich glaube, nicht<lb/>
ohne Grund wiederholt. Nun finde ich das Darmfell<lb/>
in den vierfuͤßigen Thieren, auch ſo gar in denen vom kal-<lb/>
ten Bluten, in den Voͤgeln und Fiſchen. Man ſiehet<lb/>
auch leichtlich, bei dem groben Verſuche, wenn dieſe Be-<lb/>
kleidung verlezzt wird, wie unentbehrlich ihre Gegen-<lb/>
wart ſei. So bald als man die Wunde gemacht, ja<lb/>
wenn es auch nicht verwundet worden; ſondern nur durch<lb/>
einen Schnitt in die herumliegende Befeſtigungen <noteplace="foot"n="(a)"><cb/>
Von einem Blutſchwaͤr,<lb/>
da die Bauchmuſkeln zerſtoͤrt wa-<lb/>
ren, entfiel das Gedaͤrm mit dem<lb/><cb/>
Darmfell, das Nezz und ein Theil<lb/>
der Leber. <hirendition="#aq">Cl. <hirendition="#g">CRANZ</hi> tr. de<lb/>
inſtr. c.</hi> 2.</note><lb/>ſchwach gemacht wird, ſo drengen ſich ſo gleich mit der<lb/>
groͤſten Gewalt durch die Wunde die naͤchſten Einge-<lb/>
weide, die Leber, das Nezz, der Magen, die Gedaͤrme,<lb/>
Nieren, ſo heftig heraus, daß man ſie kaum auf einige<lb/>
Weiſe in ihr altes Lager wieder bringen, oder darinnen<lb/>
erhalten kann. Folglich iſt der erſte Nuzzen des Darm-<lb/>
felles dieſer, daß es die Eingeweide, womit der Unter-<lb/>
leib ganz angefuͤllt iſt, in ihrer Lage erhaͤlt, damit ſie<lb/>
den Drukk der herumliegenden Muſkeln zwar empfinden,<lb/>
aber darum nicht aus ihrer Lage weichen moͤgen. Selbſt<lb/>
das Herz und die Bruſt genieſſen die Woltaten dieſes<lb/>
Drukkes, wie man aus dem Bruſtſchnitte ſieht, den<lb/>
man wegen der Waſſerſucht vornimmt, da nach abge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zapften</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[554[570]/0590]
Bekleidung des Unterleib. XX. Buch.
Zweeter Abſchnitt.
Der Nuzzen dieſer Theile.
§. 1.
Nuzzen des Darmfelles.
Daß Werkzeuge, welche vielen thieriſchen Geſchlech-
tern zugleich gemein ſind, von groſſen Nuzzen ſein
muͤſſen, habe ich mehrmalen, und wie ich glaube, nicht
ohne Grund wiederholt. Nun finde ich das Darmfell
in den vierfuͤßigen Thieren, auch ſo gar in denen vom kal-
ten Bluten, in den Voͤgeln und Fiſchen. Man ſiehet
auch leichtlich, bei dem groben Verſuche, wenn dieſe Be-
kleidung verlezzt wird, wie unentbehrlich ihre Gegen-
wart ſei. So bald als man die Wunde gemacht, ja
wenn es auch nicht verwundet worden; ſondern nur durch
einen Schnitt in die herumliegende Befeſtigungen (a)
ſchwach gemacht wird, ſo drengen ſich ſo gleich mit der
groͤſten Gewalt durch die Wunde die naͤchſten Einge-
weide, die Leber, das Nezz, der Magen, die Gedaͤrme,
Nieren, ſo heftig heraus, daß man ſie kaum auf einige
Weiſe in ihr altes Lager wieder bringen, oder darinnen
erhalten kann. Folglich iſt der erſte Nuzzen des Darm-
felles dieſer, daß es die Eingeweide, womit der Unter-
leib ganz angefuͤllt iſt, in ihrer Lage erhaͤlt, damit ſie
den Drukk der herumliegenden Muſkeln zwar empfinden,
aber darum nicht aus ihrer Lage weichen moͤgen. Selbſt
das Herz und die Bruſt genieſſen die Woltaten dieſes
Drukkes, wie man aus dem Bruſtſchnitte ſieht, den
man wegen der Waſſerſucht vornimmt, da nach abge-
zapften
(a)
Von einem Blutſchwaͤr,
da die Bauchmuſkeln zerſtoͤrt wa-
ren, entfiel das Gedaͤrm mit dem
Darmfell, das Nezz und ein Theil
der Leber. Cl. CRANZ tr. de
inſtr. c. 2.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 554[570]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/590>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.