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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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Der Magen. XIX. Buch.
ten Magens (r), sonderlich im Kameele (y) zälen, wel-
ches Thier, vielleicht dieses Baues wegen mit seinem
Wasservorrate zufrieden, die Wüsteneien Arabiens mit
Vertrauen durchirret, und den ganzen Sommer durch
ohne Trinken aushalten könnte, wie ich von dem Wär-
ter eines Dromedars (z) vernommen. Jch will nicht
in Abrede sein, daß nicht auch an diesem Orte Speisen
verweilen, und zwischen den beweglichen Fleischblättern
zerrieben werden (a).

Es läst sich aber sehr ungezwungen zeigen, daß die
Absicht der Klappen hauptsächlich diese sei, die Speisen
lange verweilen zu lassen. Daß es nämlich nicht die
Leichtigkeit der Ausdehnung sei, zeigen die Klappen des
dritten Magens an den Wiederkäuenden, und im Ma-
gen der Kameele, welche keine Ausdehnung vertilgt.

Die Härte zeiget z. E. als an der Maulwurfsgrille,
daß sie nicht bestimmt sind, die ausdämpfende Fläche des
Magens zu vergrössern.

Man hat also billig vorlängst geurtheilet, daß ein
Theil von der zarten Flüßigkeit von dem Magen wieder
eingefogen werde (b).

Dasjenige, was von ihm eingesogen wird ist zart (c),
farbenlos, geistig, wässrig, und es wird nicht der gröste
Theil des Narhaften in den Speisen von den Blutadern
des Magens aufgenommen. Denn oft sind Leute an der
Auszehrung gestorben, wenn ihr Pförtner verstopft
war (d) oder wenn die Leber den Magen verdrengte (e)

oder
(r) [Spaltenumbruch] PEYER Merycolog. ic. 6.
p. 125. PERRAULT I. c. t. 14. f.
1.
(y) PARIS anat. anim. P. I.
p. 76 Comm. Acad. Petr. T. X.
p.
341.
(z) Conf. p. 177. die durstige
Araber, schneiden den Magen der
Kamele auf, und töschen sich den
Durst LABAT Afr. Occid. T. I.
p.
299.
(a) [Spaltenumbruch] DUVERNEY T. II. p. 444.
(b) GUIDOT prolegom. de
urin. p.
37.
(c) Idem.
(d) VITI dialogh. IV. p. 109.
Zod. Gall. I. RICHA epidem II.
p.
149. und scirrhis. Eph. Nat.
Cur. Vol. VIII. obs.
16. von Ker-
ne verstopft.
(e) BECK de palpit. cord. p. 34.

Der Magen. XIX. Buch.
ten Magens (r), ſonderlich im Kameele (y) zaͤlen, wel-
ches Thier, vielleicht dieſes Baues wegen mit ſeinem
Waſſervorrate zufrieden, die Wuͤſteneien Arabiens mit
Vertrauen durchirret, und den ganzen Sommer durch
ohne Trinken aushalten koͤnnte, wie ich von dem Waͤr-
ter eines Dromedars (z) vernommen. Jch will nicht
in Abrede ſein, daß nicht auch an dieſem Orte Speiſen
verweilen, und zwiſchen den beweglichen Fleiſchblaͤttern
zerrieben werden (a).

Es laͤſt ſich aber ſehr ungezwungen zeigen, daß die
Abſicht der Klappen hauptſaͤchlich dieſe ſei, die Speiſen
lange verweilen zu laſſen. Daß es naͤmlich nicht die
Leichtigkeit der Ausdehnung ſei, zeigen die Klappen des
dritten Magens an den Wiederkaͤuenden, und im Ma-
gen der Kameele, welche keine Ausdehnung vertilgt.

Die Haͤrte zeiget z. E. als an der Maulwurfsgrille,
daß ſie nicht beſtimmt ſind, die ausdaͤmpfende Flaͤche des
Magens zu vergroͤſſern.

Man hat alſo billig vorlaͤngſt geurtheilet, daß ein
Theil von der zarten Fluͤßigkeit von dem Magen wieder
eingefogen werde (b).

Dasjenige, was von ihm eingeſogen wird iſt zart (c),
farbenlos, geiſtig, waͤſſrig, und es wird nicht der groͤſte
Theil des Narhaften in den Speiſen von den Blutadern
des Magens aufgenommen. Denn oft ſind Leute an der
Auszehrung geſtorben, wenn ihr Pfoͤrtner verſtopft
war (d) oder wenn die Leber den Magen verdrengte (e)

oder
(r) [Spaltenumbruch] PEYER Merycolog. ic. 6.
p. 125. PERRAULT I. c. t. 14. f.
1.
(y) PARIS anat. anim. P. I.
p. 76 Comm. Acad. Petr. T. X.
p.
341.
(z) Conf. p. 177. die durſtige
Araber, ſchneiden den Magen der
Kamele auf, und toͤſchen ſich den
Durſt LABAT Afr. Occid. T. I.
p.
299.
(a) [Spaltenumbruch] DUVERNEY T. II. p. 444.
(b) GUIDOT prolegom. de
urin. p.
37.
(c) Idem.
(d) VITI dialogh. IV. p. 109.
Zod. Gall. I. RICHA epidem II.
p.
149. und ſcirrhis. Eph. Nat.
Cur. Vol. VIII. obſ.
16. von Ker-
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[490[506]/0526] Der Magen. XIX. Buch. ten Magens (r), ſonderlich im Kameele (y) zaͤlen, wel- ches Thier, vielleicht dieſes Baues wegen mit ſeinem Waſſervorrate zufrieden, die Wuͤſteneien Arabiens mit Vertrauen durchirret, und den ganzen Sommer durch ohne Trinken aushalten koͤnnte, wie ich von dem Waͤr- ter eines Dromedars (z) vernommen. Jch will nicht in Abrede ſein, daß nicht auch an dieſem Orte Speiſen verweilen, und zwiſchen den beweglichen Fleiſchblaͤttern zerrieben werden (a). Es laͤſt ſich aber ſehr ungezwungen zeigen, daß die Abſicht der Klappen hauptſaͤchlich dieſe ſei, die Speiſen lange verweilen zu laſſen. Daß es naͤmlich nicht die Leichtigkeit der Ausdehnung ſei, zeigen die Klappen des dritten Magens an den Wiederkaͤuenden, und im Ma- gen der Kameele, welche keine Ausdehnung vertilgt. Die Haͤrte zeiget z. E. als an der Maulwurfsgrille, daß ſie nicht beſtimmt ſind, die ausdaͤmpfende Flaͤche des Magens zu vergroͤſſern. Man hat alſo billig vorlaͤngſt geurtheilet, daß ein Theil von der zarten Fluͤßigkeit von dem Magen wieder eingefogen werde (b). Dasjenige, was von ihm eingeſogen wird iſt zart (c), farbenlos, geiſtig, waͤſſrig, und es wird nicht der groͤſte Theil des Narhaften in den Speiſen von den Blutadern des Magens aufgenommen. Denn oft ſind Leute an der Auszehrung geſtorben, wenn ihr Pfoͤrtner verſtopft war (d) oder wenn die Leber den Magen verdrengte (e) oder (r) PEYER Merycolog. ic. 6. p. 125. PERRAULT I. c. t. 14. f. 1. (y) PARIS anat. anim. P. I. p. 76 Comm. Acad. Petr. T. X. p. 341. (z) Conf. p. 177. die durſtige Araber, ſchneiden den Magen der Kamele auf, und toͤſchen ſich den Durſt LABAT Afr. Occid. T. I. p. 299. (a) DUVERNEY T. II. p. 444. (b) GUIDOT prolegom. de urin. p. 37. (c) Idem. (d) VITI dialogh. IV. p. 109. Zod. Gall. I. RICHA epidem II. p. 149. und ſcirrhis. Eph. Nat. Cur. Vol. VIII. obſ. 16. von Ker- ne verſtopft. (e) BECK de palpit. cord. p. 34.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 490[506]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/526>, abgerufen am 22.11.2024.