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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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Der Magen. XIX. Buch.
gleichen Säfte aber haben ein grosses Vermögen zu re-
solviren, und sie verdünnen, nach den neuern Versuchen
des Levrets (o), auch so gar den Käse in seine Grund-
theile, und machen die Entzündungsrinden des Blutes
zerfliessen.

Es scheint dazu eine gewisse Menge und ein Ueber-
flus dieses Saftes erfordert zu werden. Daher wird das
Fleisch im Schlunde langsamer, im Magen geschwinder
verdaut, wo derselbe häufiger zufliest (p). Man zälet
ihn billig unter den Ursachen der Verdauung zu allererst,
weil er der einzige ist, welcher niemals felt, obgleich der
Speichel mangeln kann (q) und gar keine Pförtneran-
hängsel vorhanden sind (r).

Der Schleim der Anhängsel ist ebenfalls etwas sal-
zig (s) und man trift auch in Thieren von warmen Blu-
te, sonderlich aus dem Geschlechte der Wiederkäuenden
im Magen, sonderlich aber im vierten eine übermäßige
Menge Schleim an.

Dergleichen Schleim beschüzzt nicht blos die zottige
Magenhaut, und leitet von den darunter liegenden Ner-
ven die Schärfe der Speise, oder des Getränkes ab;
sondern thut auch das seinige bei der Verdauung vorzüg-
lich. Denn es kömmt der Schleim einem aufgelösten
Gummi ganz nahe (t). Es läst sich aber dergleichen
Gummi mit einem flüßigen Oele, und mit den Balsa-
men vermischen, daß daraus mit Wasser eine weisse
Emulsion wird. Wir haben aber gesagt, daß keine Art
von Verdauung schwerer von statten gehe, als die, da
der Magen Oele aufzulösen hat (u).

Man
(o) [Spaltenumbruch] Jn der neuerlichen art.
d'acoucher p.
319.
(p) p. 313.
(q) in den Fischen.
(r) [Spaltenumbruch] p. 313.
(s) p. 302.
(t) LEWIS mat. med. p. 297.
(u) p. 211. 324.

Der Magen. XIX. Buch.
gleichen Saͤfte aber haben ein groſſes Vermoͤgen zu re-
ſolviren, und ſie verduͤnnen, nach den neuern Verſuchen
des Levrets (o), auch ſo gar den Kaͤſe in ſeine Grund-
theile, und machen die Entzuͤndungsrinden des Blutes
zerflieſſen.

Es ſcheint dazu eine gewiſſe Menge und ein Ueber-
flus dieſes Saftes erfordert zu werden. Daher wird das
Fleiſch im Schlunde langſamer, im Magen geſchwinder
verdaut, wo derſelbe haͤufiger zuflieſt (p). Man zaͤlet
ihn billig unter den Urſachen der Verdauung zu allererſt,
weil er der einzige iſt, welcher niemals felt, obgleich der
Speichel mangeln kann (q) und gar keine Pfoͤrtneran-
haͤngſel vorhanden ſind (r).

Der Schleim der Anhaͤngſel iſt ebenfalls etwas ſal-
zig (s) und man trift auch in Thieren von warmen Blu-
te, ſonderlich aus dem Geſchlechte der Wiederkaͤuenden
im Magen, ſonderlich aber im vierten eine uͤbermaͤßige
Menge Schleim an.

Dergleichen Schleim beſchuͤzzt nicht blos die zottige
Magenhaut, und leitet von den darunter liegenden Ner-
ven die Schaͤrfe der Speiſe, oder des Getraͤnkes ab;
ſondern thut auch das ſeinige bei der Verdauung vorzuͤg-
lich. Denn es koͤmmt der Schleim einem aufgeloͤſten
Gummi ganz nahe (t). Es laͤſt ſich aber dergleichen
Gummi mit einem fluͤßigen Oele, und mit den Balſa-
men vermiſchen, daß daraus mit Waſſer eine weiſſe
Emulſion wird. Wir haben aber geſagt, daß keine Art
von Verdauung ſchwerer von ſtatten gehe, als die, da
der Magen Oele aufzuloͤſen hat (u).

Man
(o) [Spaltenumbruch] Jn der neuerlichen art.
d’acoucher p.
319.
(p) p. 313.
(q) in den Fiſchen.
(r) [Spaltenumbruch] p. 313.
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[476[492]/0512] Der Magen. XIX. Buch. gleichen Saͤfte aber haben ein groſſes Vermoͤgen zu re- ſolviren, und ſie verduͤnnen, nach den neuern Verſuchen des Levrets (o), auch ſo gar den Kaͤſe in ſeine Grund- theile, und machen die Entzuͤndungsrinden des Blutes zerflieſſen. Es ſcheint dazu eine gewiſſe Menge und ein Ueber- flus dieſes Saftes erfordert zu werden. Daher wird das Fleiſch im Schlunde langſamer, im Magen geſchwinder verdaut, wo derſelbe haͤufiger zuflieſt (p). Man zaͤlet ihn billig unter den Urſachen der Verdauung zu allererſt, weil er der einzige iſt, welcher niemals felt, obgleich der Speichel mangeln kann (q) und gar keine Pfoͤrtneran- haͤngſel vorhanden ſind (r). Der Schleim der Anhaͤngſel iſt ebenfalls etwas ſal- zig (s) und man trift auch in Thieren von warmen Blu- te, ſonderlich aus dem Geſchlechte der Wiederkaͤuenden im Magen, ſonderlich aber im vierten eine uͤbermaͤßige Menge Schleim an. Dergleichen Schleim beſchuͤzzt nicht blos die zottige Magenhaut, und leitet von den darunter liegenden Ner- ven die Schaͤrfe der Speiſe, oder des Getraͤnkes ab; ſondern thut auch das ſeinige bei der Verdauung vorzuͤg- lich. Denn es koͤmmt der Schleim einem aufgeloͤſten Gummi ganz nahe (t). Es laͤſt ſich aber dergleichen Gummi mit einem fluͤßigen Oele, und mit den Balſa- men vermiſchen, daß daraus mit Waſſer eine weiſſe Emulſion wird. Wir haben aber geſagt, daß keine Art von Verdauung ſchwerer von ſtatten gehe, als die, da der Magen Oele aufzuloͤſen hat (u). Man (o) Jn der neuerlichen art. d’acoucher p. 319. (p) p. 313. (q) in den Fiſchen. (r) p. 313. (s) p. 302. (t) LEWIS mat. med. p. 297. (u) p. 211. 324.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 476[492]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/512>, abgerufen am 25.11.2024.