Um aber dieses zu glauben, so haben die entzündba- ren Bauchwinde (d) die Flamme, welche aus einer Röh- re fährt, die ein Weltweiser mit Fleisch angefüllt, einem Falken zu verschlukken gab (e) und der entzündbare Spei chel eines tollen Menschen (f) eben solche Kraft. Jn- dessen eräugnet sich dieses alles doch nur selten, und nur in Krankheiten, und es findet in einem gesunden Men- schen kaum der Anfang (g) zur Gährung statt, welche bei vegetabilischen Speisen so gleich von der grossen Men- ge Saft erstikkt wird; so wie an den fleischfressenden die Fäulnis (h), welche doch auch ebenfalls unvollständig ist, erfolgt. Wenigstens geben die Speisen, welche der Magen auswirft, weder Zeichen von einer Fermentation noch überhaupt von einer Säure: denn man findet nie- mals im Magen, aus geronnener Milch Käse, noch im Zwölffingerdarm, oder irgend einen sauern Geruch in diesen Behältern übrig. Ja es könnte niemals aus ei- ner wirklichen Fermentation ein gesunder und süsser Chil entstehen, noch das schleimige Wesen eines nährenden Saftes erhalten werden (i).
Wenn im Magen die Fermentation nicht ihre Voll- kommenheit erreicht, so erzeugt sich keine vollständige Hiz- ze, die doch sonst aus diesen Ursachen überflüßig ensteht, wie man an den fermentirenden Misthaufen siehet.
§. 29.
(d)[Spaltenumbruch]TACHEN morb. princip. p. 40. LISTER humor. p. 76.
(e)REAUMUR Mem. de 1752. p. 480.
(f)MAYOW Oper. p. 355.
(g)QUESNAI Ess. III. p. 12. 13. BOHN p. 134. Aus dem Magen- mengfel könne kein starker Wein- geist gemacht werden BOERHAA- VE praelect. T. I. p. 279. Entste- he vom Ochsen TEXTOR de sa- liv. p. 38.
(h)[Spaltenumbruch]
Die Gärung ist der erste Grad, der zur Fäulnis sühret MACQUER Chym. prat. T. II. p. 421. LISTER humor.
(i) Soll im Wein übrig sein nach LORRY des alim. p 81. doch was Thiere nährt, ist alles sanft, und geschmakklos, und von allem Weinartigen entfernt.
H. Phisiol. 6. B. H h
IV. Abſchn. Beobacht. am Magen.
Um aber dieſes zu glauben, ſo haben die entzuͤndba- ren Bauchwinde (d) die Flamme, welche aus einer Roͤh- re faͤhrt, die ein Weltweiſer mit Fleiſch angefuͤllt, einem Falken zu verſchlukken gab (e) und der entzuͤndbare Spei chel eines tollen Menſchen (f) eben ſolche Kraft. Jn- deſſen eraͤugnet ſich dieſes alles doch nur ſelten, und nur in Krankheiten, und es findet in einem geſunden Men- ſchen kaum der Anfang (g) zur Gaͤhrung ſtatt, welche bei vegetabiliſchen Speiſen ſo gleich von der groſſen Men- ge Saft erſtikkt wird; ſo wie an den fleiſchfreſſenden die Faͤulnis (h), welche doch auch ebenfalls unvollſtaͤndig iſt, erfolgt. Wenigſtens geben die Speiſen, welche der Magen auswirft, weder Zeichen von einer Fermentation noch uͤberhaupt von einer Saͤure: denn man findet nie- mals im Magen, aus geronnener Milch Kaͤſe, noch im Zwoͤlffingerdarm, oder irgend einen ſauern Geruch in dieſen Behaͤltern uͤbrig. Ja es koͤnnte niemals aus ei- ner wirklichen Fermentation ein geſunder und ſuͤſſer Chil entſtehen, noch das ſchleimige Weſen eines naͤhrenden Saftes erhalten werden (i).
Wenn im Magen die Fermentation nicht ihre Voll- kommenheit erreicht, ſo erzeugt ſich keine vollſtaͤndige Hiz- ze, die doch ſonſt aus dieſen Urſachen uͤberfluͤßig enſteht, wie man an den fermentirenden Miſthaufen ſiehet.
§. 29.
(d)[Spaltenumbruch]TACHEN morb. princip. p. 40. LISTER humor. p. 76.
(e)REAUMUR Mém. de 1752. p. 480.
(f)MAYOW Oper. p. 355.
(g)QUESNAI Eſſ. III. p. 12. 13. BOHN p. 134. Aus dem Magen- mengfel koͤnne kein ſtarker Wein- geiſt gemacht werden BOERHAA- VE prælect. T. I. p. 279. Entſte- he vom Ochſen TEXTOR de ſa- liv. p. 38.
(h)[Spaltenumbruch]
Die Gaͤrung iſt der erſte Grad, der zur Faͤulnis ſuͤhret MACQUER Chym. prat. T. II. p. 421. LISTER humor.
(i) Soll im Wein uͤbrig ſein nach LORRY des alim. p 81. doch was Thiere naͤhrt, iſt alles ſanft, und geſchmakklos, und von allem Weinartigen entfernt.
H. Phiſiol. 6. B. H h
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[465[481]/0501]
IV. Abſchn. Beobacht. am Magen.
Um aber dieſes zu glauben, ſo haben die entzuͤndba-
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re faͤhrt, die ein Weltweiſer mit Fleiſch angefuͤllt, einem
Falken zu verſchlukken gab (e) und der entzuͤndbare Spei
chel eines tollen Menſchen (f) eben ſolche Kraft. Jn-
deſſen eraͤugnet ſich dieſes alles doch nur ſelten, und nur
in Krankheiten, und es findet in einem geſunden Men-
ſchen kaum der Anfang (g) zur Gaͤhrung ſtatt, welche
bei vegetabiliſchen Speiſen ſo gleich von der groſſen Men-
ge Saft erſtikkt wird; ſo wie an den fleiſchfreſſenden die
Faͤulnis (h), welche doch auch ebenfalls unvollſtaͤndig iſt,
erfolgt. Wenigſtens geben die Speiſen, welche der
Magen auswirft, weder Zeichen von einer Fermentation
noch uͤberhaupt von einer Saͤure: denn man findet nie-
mals im Magen, aus geronnener Milch Kaͤſe, noch im
Zwoͤlffingerdarm, oder irgend einen ſauern Geruch in
dieſen Behaͤltern uͤbrig. Ja es koͤnnte niemals aus ei-
ner wirklichen Fermentation ein geſunder und ſuͤſſer Chil
entſtehen, noch das ſchleimige Weſen eines naͤhrenden
Saftes erhalten werden (i).
Wenn im Magen die Fermentation nicht ihre Voll-
kommenheit erreicht, ſo erzeugt ſich keine vollſtaͤndige Hiz-
ze, die doch ſonſt aus dieſen Urſachen uͤberfluͤßig enſteht,
wie man an den fermentirenden Miſthaufen ſiehet.
§. 29.
(d)
TACHEN morb. princip.
p. 40. LISTER humor. p. 76.
(e) REAUMUR Mém. de 1752.
p. 480.
(f) MAYOW Oper. p. 355.
(g) QUESNAI Eſſ. III. p. 12. 13.
BOHN p. 134. Aus dem Magen-
mengfel koͤnne kein ſtarker Wein-
geiſt gemacht werden BOERHAA-
VE prælect. T. I. p. 279. Entſte-
he vom Ochſen TEXTOR de ſa-
liv. p. 38.
(h)
Die Gaͤrung iſt der erſte
Grad, der zur Faͤulnis ſuͤhret
MACQUER Chym. prat. T. II.
p. 421. LISTER humor.
(i) Soll im Wein uͤbrig ſein
nach LORRY des alim. p 81. doch
was Thiere naͤhrt, iſt alles ſanft,
und geſchmakklos, und von allem
Weinartigen entfernt.
H. Phiſiol. 6. B. H h
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 465[481]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/501>, abgerufen am 24.11.2024.
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