Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Magen. XIX. Buch.
zwar mit solcher Heftigkeit, daß ganze Leichname ver-
brannt sind (w), sonderlich an dem berümten Exempel der
Gräfin Kornelia Zangarini Bandi (x), welche, bis
auf eine Hand, eine nach dem Brantweintrinken aus
dem Magen fahrende Flamme, ganz zu Asche verbrann-
te, da doch, wie wir einige male an lebendig verbrann-
ten Missethätern bemerkt haben, ein menschlicher Körper
kaum mit vielen Feuer, und langer Zeit zu Asche ver-
brannt werden kann.

Doch wir haben auch in den neuern Zeiten Zeugen,
daß ehedem ohne allen Verdacht eines weinartigen Gei-
stes, unter dem Konsulate des T. Gracchus, auf dem
decischen Markte, eine Flamme aus dem Munde eines
Ochsen gefahren, und aus dem Magen eines Ochsen ein
stinkender Dampf heraus gestiegen, welcher sich an einer
Flamme entzündete (y); und so weis man, daß eine
Flamme aus dem Magen dieses Thieres gefahren, da
derselbe vom Fleischer geöfnet worden (z). So fuhr
auch ehedem, im Jahre 1597 zu Pisa, als Ruysch (a)
den Magen einer Frauensperson eröffnete, bei der An-
näherung eines Lichtes, eine gelbgrüne Flamme heraus.

Man erzält ferner vom Andreas Vulparius (b)
ein Exempel, welches sich aber nicht allemal mit gleich
gutem Erfolge nachmachen läst, da man an einem leben-
digen Hunde den Magen bindet, und öffnet: wenn man
nun ein Licht, einen Zoll weit davon stellet, so entzün-
det sich der Magendampf zu einer Flamme (c).

Um
(w) [Spaltenumbruch] BARTHOL. Journ. de
Trevoux p 1934. Phil. trans. n. 476.
p.
443. 463. dahin gehören viel-
leicht die 2 Frauen bei dem SHEB-
BEARE practice T. II. p. 67.
& BLANC Jaarreg. C. VI. n.
88.
(x) MAFFEI de fulmin. Lett. X.
p. 98. Phil. trans. n. 476. Gent-
lem. Mag. T. XVI. BIANCHINI

in eignem Buche parere etc.
(y) [Spaltenumbruch] Hist. de l'Acad 1751. obs. 4.
(z) JANUS PLANCUS Memor.
di fisic. I. p.
206.
(a) BIANCHINI parere sulla
Gomitassa Zangarini.
(b) Eph. Nat. Cur. Dec. I.
ann. I. obs. 77. BIANCHINI Pa-
rere p. XLVI Phil. trans. n. 476.
p.
458.
(c) RAVESTEIN p. 75. 76.

Der Magen. XIX. Buch.
zwar mit ſolcher Heftigkeit, daß ganze Leichname ver-
brannt ſind (w), ſonderlich an dem beruͤmten Exempel der
Graͤfin Kornelia Zangarini Bandi (x), welche, bis
auf eine Hand, eine nach dem Brantweintrinken aus
dem Magen fahrende Flamme, ganz zu Aſche verbrann-
te, da doch, wie wir einige male an lebendig verbrann-
ten Miſſethaͤtern bemerkt haben, ein menſchlicher Koͤrper
kaum mit vielen Feuer, und langer Zeit zu Aſche ver-
brannt werden kann.

Doch wir haben auch in den neuern Zeiten Zeugen,
daß ehedem ohne allen Verdacht eines weinartigen Gei-
ſtes, unter dem Konſulate des T. Gracchus, auf dem
deciſchen Markte, eine Flamme aus dem Munde eines
Ochſen gefahren, und aus dem Magen eines Ochſen ein
ſtinkender Dampf heraus geſtiegen, welcher ſich an einer
Flamme entzuͤndete (y); und ſo weis man, daß eine
Flamme aus dem Magen dieſes Thieres gefahren, da
derſelbe vom Fleiſcher geoͤfnet worden (z). So fuhr
auch ehedem, im Jahre 1597 zu Piſa, als Ruyſch (a)
den Magen einer Frauensperſon eroͤffnete, bei der An-
naͤherung eines Lichtes, eine gelbgruͤne Flamme heraus.

Man erzaͤlt ferner vom Andreas Vulparius (b)
ein Exempel, welches ſich aber nicht allemal mit gleich
gutem Erfolge nachmachen laͤſt, da man an einem leben-
digen Hunde den Magen bindet, und oͤffnet: wenn man
nun ein Licht, einen Zoll weit davon ſtellet, ſo entzuͤn-
det ſich der Magendampf zu einer Flamme (c).

Um
(w) [Spaltenumbruch] BARTHOL. Journ. de
Trevoux p 1934. Phil. tranſ. n. 476.
p.
443. 463. dahin gehoͤren viel-
leicht die 2 Frauen bei dem SHEB-
BEARE practice T. II. p. 67.
& BLANC Jaarreg. C. VI. n.
88.
(x) MAFFEI de fulmin. Lett. X.
p. 98. Phil. tranſ. n. 476. Gent-
lem. Mag. T. XVI. BIANCHINI

in eignem Buche parere etc.
(y) [Spaltenumbruch] Hiſt. de l’Acad 1751. obſ. 4.
(z) JANUS PLANCUS Memor.
di fiſic. I. p.
206.
(a) BIANCHINI parere ſulla
Gomitaſſa Zangarini.
(b) Eph. Nat. Cur. Dec. I.
ann. I. obſ. 77. BIANCHINI Pa-
rere p. XLVI Phil. tranſ. n. 476.
p.
458.
(c) RAVESTEIN p. 75. 76.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0500" n="464[480]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Magen. <hi rendition="#aq">XIX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
zwar mit &#x017F;olcher Heftigkeit, daß ganze Leichname ver-<lb/>
brannt &#x017F;ind <note place="foot" n="(w)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BARTHOL.</hi> Journ. de<lb/>
Trevoux p 1934. Phil. tran&#x017F;. n. 476.<lb/>
p.</hi> 443. 463. dahin geho&#x0364;ren viel-<lb/>
leicht die 2 Frauen bei dem <hi rendition="#aq">SHEB-<lb/>
BEARE practice T. II. p. 67.<lb/>
&amp; BLANC Jaarreg. C. VI. n.</hi> 88.</note>, &#x017F;onderlich an dem beru&#x0364;mten Exempel der<lb/>
Gra&#x0364;fin <hi rendition="#fr">Kornelia Zangarini Bandi</hi> <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">MAFFEI de fulmin. Lett. X.<lb/>
p. 98. Phil. tran&#x017F;. n. 476. Gent-<lb/>
lem. Mag. T. XVI. BIANCHINI</hi><lb/>
in eignem Buche <hi rendition="#aq">parere etc.</hi></note>, welche, bis<lb/>
auf eine Hand, eine nach dem Brantweintrinken aus<lb/>
dem Magen fahrende Flamme, ganz zu A&#x017F;che verbrann-<lb/>
te, da doch, wie wir einige male an lebendig verbrann-<lb/>
ten Mi&#x017F;&#x017F;etha&#x0364;tern bemerkt haben, ein men&#x017F;chlicher Ko&#x0364;rper<lb/>
kaum mit vielen Feuer, und langer Zeit zu A&#x017F;che ver-<lb/>
brannt werden kann.</p><lb/>
            <p>Doch wir haben auch in den neuern Zeiten Zeugen,<lb/>
daß ehedem ohne allen Verdacht eines weinartigen Gei-<lb/>
&#x017F;tes, unter dem Kon&#x017F;ulate des T. <hi rendition="#fr">Gracchus,</hi> auf dem<lb/>
deci&#x017F;chen Markte, eine Flamme aus dem Munde eines<lb/>
Och&#x017F;en gefahren, und aus dem Magen eines Och&#x017F;en ein<lb/>
&#x017F;tinkender Dampf heraus ge&#x017F;tiegen, welcher &#x017F;ich an einer<lb/>
Flamme entzu&#x0364;ndete <note place="foot" n="(y)"><cb/><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. de l&#x2019;Acad 1751. ob&#x017F;.</hi> 4.</note>; und &#x017F;o weis man, daß eine<lb/>
Flamme aus dem Magen die&#x017F;es Thieres gefahren, da<lb/>
der&#x017F;elbe vom Flei&#x017F;cher geo&#x0364;fnet worden <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">JANUS PLANCUS Memor.<lb/>
di fi&#x017F;ic. I. p.</hi> 206.</note>. So fuhr<lb/>
auch ehedem, im Jahre 1597 zu Pi&#x017F;a, als <hi rendition="#fr">Ruy&#x017F;ch</hi> <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">BIANCHINI parere &#x017F;ulla<lb/>
Gomita&#x017F;&#x017F;a Zangarini.</hi></note><lb/>
den Magen einer Frauensper&#x017F;on ero&#x0364;ffnete, bei der An-<lb/>
na&#x0364;herung eines Lichtes, eine gelbgru&#x0364;ne Flamme heraus.</p><lb/>
            <p>Man erza&#x0364;lt ferner vom Andreas <hi rendition="#fr">Vulparius</hi> <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Eph. Nat. Cur. Dec. I.<lb/>
ann. I. ob&#x017F;. 77. BIANCHINI Pa-<lb/>
rere p. XLVI Phil. tran&#x017F;. n. 476.<lb/>
p.</hi> 458.</note><lb/>
ein Exempel, welches &#x017F;ich aber nicht allemal mit gleich<lb/>
gutem Erfolge nachmachen la&#x0364;&#x017F;t, da man an einem leben-<lb/>
digen Hunde den Magen bindet, und o&#x0364;ffnet: wenn man<lb/>
nun ein Licht, einen Zoll weit davon &#x017F;tellet, &#x017F;o entzu&#x0364;n-<lb/>
det &#x017F;ich der Magendampf zu einer Flamme <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">RAVESTEIN p.</hi> 75. 76.</note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Um</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[464[480]/0500] Der Magen. XIX. Buch. zwar mit ſolcher Heftigkeit, daß ganze Leichname ver- brannt ſind (w), ſonderlich an dem beruͤmten Exempel der Graͤfin Kornelia Zangarini Bandi (x), welche, bis auf eine Hand, eine nach dem Brantweintrinken aus dem Magen fahrende Flamme, ganz zu Aſche verbrann- te, da doch, wie wir einige male an lebendig verbrann- ten Miſſethaͤtern bemerkt haben, ein menſchlicher Koͤrper kaum mit vielen Feuer, und langer Zeit zu Aſche ver- brannt werden kann. Doch wir haben auch in den neuern Zeiten Zeugen, daß ehedem ohne allen Verdacht eines weinartigen Gei- ſtes, unter dem Konſulate des T. Gracchus, auf dem deciſchen Markte, eine Flamme aus dem Munde eines Ochſen gefahren, und aus dem Magen eines Ochſen ein ſtinkender Dampf heraus geſtiegen, welcher ſich an einer Flamme entzuͤndete (y); und ſo weis man, daß eine Flamme aus dem Magen dieſes Thieres gefahren, da derſelbe vom Fleiſcher geoͤfnet worden (z). So fuhr auch ehedem, im Jahre 1597 zu Piſa, als Ruyſch (a) den Magen einer Frauensperſon eroͤffnete, bei der An- naͤherung eines Lichtes, eine gelbgruͤne Flamme heraus. Man erzaͤlt ferner vom Andreas Vulparius (b) ein Exempel, welches ſich aber nicht allemal mit gleich gutem Erfolge nachmachen laͤſt, da man an einem leben- digen Hunde den Magen bindet, und oͤffnet: wenn man nun ein Licht, einen Zoll weit davon ſtellet, ſo entzuͤn- det ſich der Magendampf zu einer Flamme (c). Um (w) BARTHOL. Journ. de Trevoux p 1934. Phil. tranſ. n. 476. p. 443. 463. dahin gehoͤren viel- leicht die 2 Frauen bei dem SHEB- BEARE practice T. II. p. 67. & BLANC Jaarreg. C. VI. n. 88. (x) MAFFEI de fulmin. Lett. X. p. 98. Phil. tranſ. n. 476. Gent- lem. Mag. T. XVI. BIANCHINI in eignem Buche parere etc. (y) Hiſt. de l’Acad 1751. obſ. 4. (z) JANUS PLANCUS Memor. di fiſic. I. p. 206. (a) BIANCHINI parere ſulla Gomitaſſa Zangarini. (b) Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. I. obſ. 77. BIANCHINI Pa- rere p. XLVI Phil. tranſ. n. 476. p. 458. (c) RAVESTEIN p. 75. 76.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/500
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 464[480]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/500>, abgerufen am 25.11.2024.