Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Abschnitt. Beobacht. am Magen.
sehen, da die übrige Speise bereits in die Milchgefässe
übergieng (r). Es sezzt dieser berümte Mann noch hin-
zu, daß zuerst Wasser, auch mineralisches, und sanfte
Flüßigkeiten, die wir eine Stunde hernach in einer so
grossen Menge durch die Blase von uns geben; wie auch
Milch den Magen verlassen (s). Hierauf folgen allmä-
lich die Kräuter. Brodt ist erst in vier Stunden ver-
daut (t). Hierauf kömmt die Reihe an die Fische, und
endlich nach fünf, sechs oder sieben Stunden (u) ans
Fleisch. Rindfleisch paßiret nach acht Stunden den
Magen, und bisweilen hat sich Fleisch bis in die sechs-
zehnte Stunde im Magen aufgehalten (w). Diese An-
merkung hat man merenteils an Hunden gemacht.

Johann Viridet schreibet ebenfalls wäßrigen Din-
gen eine halbe Stunde, Sommerfrüchten, Fleisch und
Brodte, von drei bis fünf Stunden, härtern Speisen
von sieben bis acht Stunden Zeit vor (x) und dieses,
wie ich glaube, für den Menschen. Jn einem Geschwü-
re des Unterleibes, und Gedärmes gieng zuerst nach ei-
ner halben Stunde Milch hierauf das geronnene Käsi-
ge (y) und in einem änlichen Uebel, nach Verlauf von
einer halben Stunde, etwas wie ein Serum und hier-
auf ein dikker Chilus; endlich eine kaum gekauete Spei-
se (z) durch das Geschwür heraus. Jn einem andern
Exempel, da sich das Gedärme durch ein Geschwür an
der Seite offen sehen lies, kam das Bier in der zwoten
Stunde, zwo Stunden hierauf die Sommerfrüchte und
Hülsenfrüchte, Fleisch und Brodt nicht in gar zu grosser
Menge genossen gegen die neunte Stunde, und die But-
ter am langsamsten zum Vorschein, und so gar erst den

drit-
(r) [Spaltenumbruch] Idem 764.
(s) Bier in der andern Stunde.
Eph. Nat. Cur. Vol. X. I. c. im
Magen war Käse, im Zwölffinger-
darm die Molken. VIRIDET du
bon chyle p.
232.
(t) [Spaltenumbruch] p. 764.
(u) ibid.
(w) ibid.
(x) Prim. coct. p. 253.
(y) Phil. trans. m. 176.
(z) MOEBIUS I c.
D d 4

IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen.
ſehen, da die uͤbrige Speiſe bereits in die Milchgefaͤſſe
uͤbergieng (r). Es ſezzt dieſer beruͤmte Mann noch hin-
zu, daß zuerſt Waſſer, auch mineraliſches, und ſanfte
Fluͤßigkeiten, die wir eine Stunde hernach in einer ſo
groſſen Menge durch die Blaſe von uns geben; wie auch
Milch den Magen verlaſſen (s). Hierauf folgen allmaͤ-
lich die Kraͤuter. Brodt iſt erſt in vier Stunden ver-
daut (t). Hierauf koͤmmt die Reihe an die Fiſche, und
endlich nach fuͤnf, ſechs oder ſieben Stunden (u) ans
Fleiſch. Rindfleiſch paßiret nach acht Stunden den
Magen, und bisweilen hat ſich Fleiſch bis in die ſechs-
zehnte Stunde im Magen aufgehalten (w). Dieſe An-
merkung hat man merenteils an Hunden gemacht.

Johann Viridet ſchreibet ebenfalls waͤßrigen Din-
gen eine halbe Stunde, Sommerfruͤchten, Fleiſch und
Brodte, von drei bis fuͤnf Stunden, haͤrtern Speiſen
von ſieben bis acht Stunden Zeit vor (x) und dieſes,
wie ich glaube, fuͤr den Menſchen. Jn einem Geſchwuͤ-
re des Unterleibes, und Gedaͤrmes gieng zuerſt nach ei-
ner halben Stunde Milch hierauf das geronnene Kaͤſi-
ge (y) und in einem aͤnlichen Uebel, nach Verlauf von
einer halben Stunde, etwas wie ein Serum und hier-
auf ein dikker Chilus; endlich eine kaum gekauete Spei-
ſe (z) durch das Geſchwuͤr heraus. Jn einem andern
Exempel, da ſich das Gedaͤrme durch ein Geſchwuͤr an
der Seite offen ſehen lies, kam das Bier in der zwoten
Stunde, zwo Stunden hierauf die Sommerfruͤchte und
Huͤlſenfruͤchte, Fleiſch und Brodt nicht in gar zu groſſer
Menge genoſſen gegen die neunte Stunde, und die But-
ter am langſamſten zum Vorſchein, und ſo gar erſt den

drit-
(r) [Spaltenumbruch] Idem 764.
(s) Bier in der andern Stunde.
Eph. Nat. Cur. Vol. X. I. c. im
Magen war Kaͤſe, im Zwoͤlffinger-
darm die Molken. VIRIDET du
bon chyle p.
232.
(t) [Spaltenumbruch] p. 764.
(u) ibid.
(w) ibid.
(x) Prim. coct. p. 253.
(y) Phil. tranſ. m. 176.
(z) MOEBIUS I c.
D d 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0443" n="407[423]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Beobacht. am Magen.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ehen, da die u&#x0364;brige Spei&#x017F;e bereits in die Milchgefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
u&#x0364;bergieng <note place="foot" n="(r)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Idem</hi></hi> 764.</note>. Es &#x017F;ezzt die&#x017F;er beru&#x0364;mte Mann noch hin-<lb/>
zu, daß zuer&#x017F;t Wa&#x017F;&#x017F;er, auch minerali&#x017F;ches, und &#x017F;anfte<lb/>
Flu&#x0364;ßigkeiten, die wir eine Stunde hernach in einer &#x017F;o<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Menge durch die Bla&#x017F;e von uns geben; wie auch<lb/>
Milch den Magen verla&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(s)">Bier in der andern Stunde.<lb/><hi rendition="#aq">Eph. Nat. Cur. Vol. X. I. c.</hi> im<lb/>
Magen war Ka&#x0364;&#x017F;e, im Zwo&#x0364;lffinger-<lb/>
darm die Molken. <hi rendition="#aq">VIRIDET du<lb/>
bon chyle p.</hi> 232.</note>. Hierauf folgen allma&#x0364;-<lb/>
lich die Kra&#x0364;uter. Brodt i&#x017F;t er&#x017F;t in vier Stunden ver-<lb/>
daut <note place="foot" n="(t)"><cb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 764.</note>. Hierauf ko&#x0364;mmt die Reihe an die Fi&#x017F;che, und<lb/>
endlich nach fu&#x0364;nf, &#x017F;echs oder &#x017F;ieben Stunden <note place="foot" n="(u)"><hi rendition="#aq">ibid.</hi></note> ans<lb/>
Flei&#x017F;ch. Rindflei&#x017F;ch paßiret nach acht Stunden den<lb/>
Magen, und bisweilen hat &#x017F;ich Flei&#x017F;ch bis in die &#x017F;echs-<lb/>
zehnte Stunde im Magen aufgehalten <note place="foot" n="(w)"><hi rendition="#aq">ibid.</hi></note>. Die&#x017F;e An-<lb/>
merkung hat man merenteils an Hunden gemacht.</p><lb/>
            <p>Johann <hi rendition="#fr">Viridet</hi> &#x017F;chreibet ebenfalls wa&#x0364;ßrigen Din-<lb/>
gen eine halbe Stunde, Sommerfru&#x0364;chten, Flei&#x017F;ch und<lb/>
Brodte, von drei bis fu&#x0364;nf Stunden, ha&#x0364;rtern Spei&#x017F;en<lb/>
von &#x017F;ieben bis acht Stunden Zeit vor <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq">Prim. coct. p.</hi> 253.</note> und die&#x017F;es,<lb/>
wie ich glaube, fu&#x0364;r den Men&#x017F;chen. Jn einem Ge&#x017F;chwu&#x0364;-<lb/>
re des Unterleibes, und Geda&#x0364;rmes gieng zuer&#x017F;t nach ei-<lb/>
ner halben Stunde Milch hierauf das geronnene Ka&#x0364;&#x017F;i-<lb/>
ge <note place="foot" n="(y)"><hi rendition="#aq">Phil. tran&#x017F;. m.</hi> 176.</note> und in einem a&#x0364;nlichen Uebel, nach Verlauf von<lb/>
einer halben Stunde, etwas wie ein Serum und hier-<lb/>
auf ein dikker Chilus; endlich eine kaum gekauete Spei-<lb/>
&#x017F;e <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MOEBIUS</hi> I c.</hi></note> durch das Ge&#x017F;chwu&#x0364;r heraus. Jn einem andern<lb/>
Exempel, da &#x017F;ich das Geda&#x0364;rme durch ein Ge&#x017F;chwu&#x0364;r an<lb/>
der Seite offen &#x017F;ehen lies, kam das Bier in der zwoten<lb/>
Stunde, zwo Stunden hierauf die Sommerfru&#x0364;chte und<lb/>
Hu&#x0364;l&#x017F;enfru&#x0364;chte, Flei&#x017F;ch und Brodt nicht in gar zu gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Menge geno&#x017F;&#x017F;en gegen die neunte Stunde, und die But-<lb/>
ter am lang&#x017F;am&#x017F;ten zum Vor&#x017F;chein, und &#x017F;o gar er&#x017F;t den<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 4</fw><fw place="bottom" type="catch">drit-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[407[423]/0443] IV. Abſchnitt. Beobacht. am Magen. ſehen, da die uͤbrige Speiſe bereits in die Milchgefaͤſſe uͤbergieng (r). Es ſezzt dieſer beruͤmte Mann noch hin- zu, daß zuerſt Waſſer, auch mineraliſches, und ſanfte Fluͤßigkeiten, die wir eine Stunde hernach in einer ſo groſſen Menge durch die Blaſe von uns geben; wie auch Milch den Magen verlaſſen (s). Hierauf folgen allmaͤ- lich die Kraͤuter. Brodt iſt erſt in vier Stunden ver- daut (t). Hierauf koͤmmt die Reihe an die Fiſche, und endlich nach fuͤnf, ſechs oder ſieben Stunden (u) ans Fleiſch. Rindfleiſch paßiret nach acht Stunden den Magen, und bisweilen hat ſich Fleiſch bis in die ſechs- zehnte Stunde im Magen aufgehalten (w). Dieſe An- merkung hat man merenteils an Hunden gemacht. Johann Viridet ſchreibet ebenfalls waͤßrigen Din- gen eine halbe Stunde, Sommerfruͤchten, Fleiſch und Brodte, von drei bis fuͤnf Stunden, haͤrtern Speiſen von ſieben bis acht Stunden Zeit vor (x) und dieſes, wie ich glaube, fuͤr den Menſchen. Jn einem Geſchwuͤ- re des Unterleibes, und Gedaͤrmes gieng zuerſt nach ei- ner halben Stunde Milch hierauf das geronnene Kaͤſi- ge (y) und in einem aͤnlichen Uebel, nach Verlauf von einer halben Stunde, etwas wie ein Serum und hier- auf ein dikker Chilus; endlich eine kaum gekauete Spei- ſe (z) durch das Geſchwuͤr heraus. Jn einem andern Exempel, da ſich das Gedaͤrme durch ein Geſchwuͤr an der Seite offen ſehen lies, kam das Bier in der zwoten Stunde, zwo Stunden hierauf die Sommerfruͤchte und Huͤlſenfruͤchte, Fleiſch und Brodt nicht in gar zu groſſer Menge genoſſen gegen die neunte Stunde, und die But- ter am langſamſten zum Vorſchein, und ſo gar erſt den drit- (r) Idem 764. (s) Bier in der andern Stunde. Eph. Nat. Cur. Vol. X. I. c. im Magen war Kaͤſe, im Zwoͤlffinger- darm die Molken. VIRIDET du bon chyle p. 232. (t) p. 764. (u) ibid. (w) ibid. (x) Prim. coct. p. 253. (y) Phil. tranſ. m. 176. (z) MOEBIUS I c. D d 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/443
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 407[423]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/443>, abgerufen am 22.11.2024.