len, und vom Erbrechen in Abrede sein. Jch glaube aber diese Ausleerungen einem verwirrten und weder auf den Pförtner, noch auf den Schlund gerichteten Drukke nicht beilegen zu können, da auch ganz kleine, und sehr geschlanke Körper, nach einer gewissen Regel, und da blos ihr Gang auf das Gedärme zu geht, aus dem Ma- gen getrieben, und durch den Pförtner weiter befördert werden.
Was die kleine Stacheln (s) Nadeln, Fischgräten u. s. w. betrift, welche so oft, wie ich selbst gesehen, oder gelesen, im Blinddarm oder Mastdarm angetroffen wer- den, müssen entweder durch Wege, die sie sich mit Ge- walt in die Harnblasse oder in das Fett, welches um den Hintern liegt, gemacht haben (s*) ausgetrieben worden sein.
Wie sich also die Muskeln überhaupt auf eine wun- dernswürdige Art, und über alle Berechnungen der Ma- tematiker verkürzen lassen, so kann sich der Magen, das Gedärme, die Urinblase und die Gallenblase vermöge ihrer angebornen Kraft dermaassen zusammen ziehen, daß sie, so lange der Reiz vorhanden ist, nicht aufhören, sich enger zu machen, bis sie diesen Reiz aus seiner Stelle vertrieben. Dieses ereignet sich bei den Steinen und im Magen, wenn sich derselbe ausleert: oder wenigstens doch in der Stelle des Reizes, wie z. E. Die Blase an dem Steine beweiset, und so ziehet sich der Magen um den Ball zusammen, in so fern er denselben von allen Seiten umgiebt.
Jch habe öfters Magenbälle gesehen, die man aus Kühen herausgeschnitten hatte (t) und die vollkommen
rund,
(s)[Spaltenumbruch]
Zwo Nadeln durch den Hin- tern abgegangen WIER opera p. 106. eine grosse Haarnadel a bodkin BIRCH T. II. p. 372. Fast zermalmete Nadeln im Kuh- magen PEYER merycol. p. 95.
(s*)[Spaltenumbruch]
Fischgräte Giorn. med. P. ORTESCHI p. 174. 175.
(t)ALDROVAND quadrup. bisulc. p. 39. 40. LESSER p. 265. JACOBAEI Mus. p. 7. 8. THO- RESBY topog. of Leeds p. 433.
BLANC
Der Magen. XIX. Buch.
len, und vom Erbrechen in Abrede ſein. Jch glaube aber dieſe Ausleerungen einem verwirrten und weder auf den Pfoͤrtner, noch auf den Schlund gerichteten Drukke nicht beilegen zu koͤnnen, da auch ganz kleine, und ſehr geſchlanke Koͤrper, nach einer gewiſſen Regel, und da blos ihr Gang auf das Gedaͤrme zu geht, aus dem Ma- gen getrieben, und durch den Pfoͤrtner weiter befoͤrdert werden.
Was die kleine Stacheln (s) Nadeln, Fiſchgraͤten u. ſ. w. betrift, welche ſo oft, wie ich ſelbſt geſehen, oder geleſen, im Blinddarm oder Maſtdarm angetroffen wer- den, muͤſſen entweder durch Wege, die ſie ſich mit Ge- walt in die Harnblaſſe oder in das Fett, welches um den Hintern liegt, gemacht haben (s*) ausgetrieben worden ſein.
Wie ſich alſo die Muſkeln uͤberhaupt auf eine wun- dernswuͤrdige Art, und uͤber alle Berechnungen der Ma- tematiker verkuͤrzen laſſen, ſo kann ſich der Magen, das Gedaͤrme, die Urinblaſe und die Gallenblaſe vermoͤge ihrer angebornen Kraft dermaaſſen zuſammen ziehen, daß ſie, ſo lange der Reiz vorhanden iſt, nicht aufhoͤren, ſich enger zu machen, bis ſie dieſen Reiz aus ſeiner Stelle vertrieben. Dieſes ereignet ſich bei den Steinen und im Magen, wenn ſich derſelbe ausleert: oder wenigſtens doch in der Stelle des Reizes, wie z. E. Die Blaſe an dem Steine beweiſet, und ſo ziehet ſich der Magen um den Ball zuſammen, in ſo fern er denſelben von allen Seiten umgiebt.
Jch habe oͤfters Magenbaͤlle geſehen, die man aus Kuͤhen herausgeſchnitten hatte (t) und die vollkommen
rund,
(s)[Spaltenumbruch]
Zwo Nadeln durch den Hin- tern abgegangen WIER opera p. 106. eine groſſe Haarnadel a bodkin BIRCH T. II. p. 372. Faſt zermalmete Nadeln im Kuh- magen PEYER merycol. p. 95.
(s*)[Spaltenumbruch]
Fiſchgraͤte Giorn. med. P. ORTESCHI p. 174. 175.
(t)ALDROVAND quadrup. biſulc. p. 39. 40. LESSER p. 265. JACOBÆI Muſ. p. 7. 8. THO- RESBY topog. of Leeds p. 433.
BLANC
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[384[400]/0420]
Der Magen. XIX. Buch.
len, und vom Erbrechen in Abrede ſein. Jch glaube
aber dieſe Ausleerungen einem verwirrten und weder auf
den Pfoͤrtner, noch auf den Schlund gerichteten Drukke
nicht beilegen zu koͤnnen, da auch ganz kleine, und ſehr
geſchlanke Koͤrper, nach einer gewiſſen Regel, und da
blos ihr Gang auf das Gedaͤrme zu geht, aus dem Ma-
gen getrieben, und durch den Pfoͤrtner weiter befoͤrdert
werden.
Was die kleine Stacheln (s) Nadeln, Fiſchgraͤten
u. ſ. w. betrift, welche ſo oft, wie ich ſelbſt geſehen, oder
geleſen, im Blinddarm oder Maſtdarm angetroffen wer-
den, muͤſſen entweder durch Wege, die ſie ſich mit Ge-
walt in die Harnblaſſe oder in das Fett, welches um den
Hintern liegt, gemacht haben (s*) ausgetrieben worden ſein.
Wie ſich alſo die Muſkeln uͤberhaupt auf eine wun-
dernswuͤrdige Art, und uͤber alle Berechnungen der Ma-
tematiker verkuͤrzen laſſen, ſo kann ſich der Magen, das
Gedaͤrme, die Urinblaſe und die Gallenblaſe vermoͤge
ihrer angebornen Kraft dermaaſſen zuſammen ziehen, daß
ſie, ſo lange der Reiz vorhanden iſt, nicht aufhoͤren,
ſich enger zu machen, bis ſie dieſen Reiz aus ſeiner Stelle
vertrieben. Dieſes ereignet ſich bei den Steinen und
im Magen, wenn ſich derſelbe ausleert: oder wenigſtens
doch in der Stelle des Reizes, wie z. E. Die Blaſe an
dem Steine beweiſet, und ſo ziehet ſich der Magen um
den Ball zuſammen, in ſo fern er denſelben von allen
Seiten umgiebt.
Jch habe oͤfters Magenbaͤlle geſehen, die man aus
Kuͤhen herausgeſchnitten hatte (t) und die vollkommen
rund,
(s)
Zwo Nadeln durch den Hin-
tern abgegangen WIER opera
p. 106. eine groſſe Haarnadel
a bodkin BIRCH T. II. p. 372.
Faſt zermalmete Nadeln im Kuh-
magen PEYER merycol. p. 95.
(s*)
Fiſchgraͤte Giorn. med.
P. ORTESCHI p. 174. 175.
(t) ALDROVAND quadrup.
biſulc. p. 39. 40. LESSER p. 265.
JACOBÆI Muſ. p. 7. 8. THO-
RESBY topog. of Leeds p. 433.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 384[400]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/420>, abgerufen am 22.11.2024.
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