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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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Der Magen. XIX. Buch.

Dreißig Unzen reichet man den Galeerensklaven,
nämlich sechs und zwanzig Unzen Brodt, und vier Un-
zen Bohnen (c).

George Cheyne übersteigt, für schwache Personen,
kaum anderthalb Pfund (d) und Cornaro that sich mit
zwölf Unzen ein Gnüge (e).

Man mus ohne Zweifel dabei die Zeiten eintheilen,
und nicht wie in England, und den Nordlichen Ländern,
wegen der geschäftigen Lebensart nur ein einziges mal des
Mittags speisen. Es ist besser, sage ich wenn man die
Speisen eintheilt, damit sich der Magen bei jeder Mal-
zeit nur ein wenig ausdehnen, die Verengerungskräfte
stärker wirken, und die Säfte sich in grösserer Menge ver-
mischen können (f).

Boerhaave hat recht, wenn er vor der Malzeit zu
arbeiten befiehlt (g) um den Magen auszuleeren; und
die Natur lehrt alle Thiere auf das Essen zu ruhen.

Es ist zuträglich, wenn die Mittagsmalzeit etwas
reichlich, und das Abendessen sparsam und ohne Fleisch
ist (h); weil im Schlafe die peristaltische Bewegung
der Gedärme und des Magen schwächer wirkt, man ohne
Reiz die Auswürfe zu verrichten ist, der Appetit später
wiederkömmt und folglich die verdauende Kräfte geschont
werden. Jch habe die Notwendigkeit dieser Regel aus
eigner Erfarung gelernt, und meinen Freunden mitge-
teilt. Da sich den keiner gefunden, welcher nicht davon
grossen Nuzzen verspüret hätte.



Vierter
(c) [Spaltenumbruch] Hamburg. Magaz. T. XXI.
p.
553.
(d) Saint. infirm. p. 95. 96.
(e) L. c.
(f) [Spaltenumbruch] ROBINSON p. 94.
(g) und PANTINUS in CELS.
(h) MACHENZIE art. of. he-
alth. p.
94.
Der Magen. XIX. Buch.

Dreißig Unzen reichet man den Galeerenſklaven,
naͤmlich ſechs und zwanzig Unzen Brodt, und vier Un-
zen Bohnen (c).

George Cheyne uͤberſteigt, fuͤr ſchwache Perſonen,
kaum anderthalb Pfund (d) und Cornaro that ſich mit
zwoͤlf Unzen ein Gnuͤge (e).

Man mus ohne Zweifel dabei die Zeiten eintheilen,
und nicht wie in England, und den Nordlichen Laͤndern,
wegen der geſchaͤftigen Lebensart nur ein einziges mal des
Mittags ſpeiſen. Es iſt beſſer, ſage ich wenn man die
Speiſen eintheilt, damit ſich der Magen bei jeder Mal-
zeit nur ein wenig ausdehnen, die Verengerungskraͤfte
ſtaͤrker wirken, und die Saͤfte ſich in groͤſſerer Menge ver-
miſchen koͤnnen (f).

Boerhaave hat recht, wenn er vor der Malzeit zu
arbeiten befiehlt (g) um den Magen auszuleeren; und
die Natur lehrt alle Thiere auf das Eſſen zu ruhen.

Es iſt zutraͤglich, wenn die Mittagsmalzeit etwas
reichlich, und das Abendeſſen ſparſam und ohne Fleiſch
iſt (h); weil im Schlafe die periſtaltiſche Bewegung
der Gedaͤrme und des Magen ſchwaͤcher wirkt, man ohne
Reiz die Auswuͤrfe zu verrichten iſt, der Appetit ſpaͤter
wiederkoͤmmt und folglich die verdauende Kraͤfte geſchont
werden. Jch habe die Notwendigkeit dieſer Regel aus
eigner Erfarung gelernt, und meinen Freunden mitge-
teilt. Da ſich den keiner gefunden, welcher nicht davon
groſſen Nuzzen verſpuͤret haͤtte.



Vierter
(c) [Spaltenumbruch] Hamburg. Magaz. T. XXI.
p.
553.
(d) Saint. infirm. p. 95. 96.
(e) L. c.
(f) [Spaltenumbruch] ROBINSON p. 94.
(g) und PANTINUS in CELS.
(h) MACHENZIE art. of. he-
alth. p.
94.
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[374[390]/0410] Der Magen. XIX. Buch. Dreißig Unzen reichet man den Galeerenſklaven, naͤmlich ſechs und zwanzig Unzen Brodt, und vier Un- zen Bohnen (c). George Cheyne uͤberſteigt, fuͤr ſchwache Perſonen, kaum anderthalb Pfund (d) und Cornaro that ſich mit zwoͤlf Unzen ein Gnuͤge (e). Man mus ohne Zweifel dabei die Zeiten eintheilen, und nicht wie in England, und den Nordlichen Laͤndern, wegen der geſchaͤftigen Lebensart nur ein einziges mal des Mittags ſpeiſen. Es iſt beſſer, ſage ich wenn man die Speiſen eintheilt, damit ſich der Magen bei jeder Mal- zeit nur ein wenig ausdehnen, die Verengerungskraͤfte ſtaͤrker wirken, und die Saͤfte ſich in groͤſſerer Menge ver- miſchen koͤnnen (f). Boerhaave hat recht, wenn er vor der Malzeit zu arbeiten befiehlt (g) um den Magen auszuleeren; und die Natur lehrt alle Thiere auf das Eſſen zu ruhen. Es iſt zutraͤglich, wenn die Mittagsmalzeit etwas reichlich, und das Abendeſſen ſparſam und ohne Fleiſch iſt (h); weil im Schlafe die periſtaltiſche Bewegung der Gedaͤrme und des Magen ſchwaͤcher wirkt, man ohne Reiz die Auswuͤrfe zu verrichten iſt, der Appetit ſpaͤter wiederkoͤmmt und folglich die verdauende Kraͤfte geſchont werden. Jch habe die Notwendigkeit dieſer Regel aus eigner Erfarung gelernt, und meinen Freunden mitge- teilt. Da ſich den keiner gefunden, welcher nicht davon groſſen Nuzzen verſpuͤret haͤtte. Vierter (c) Hamburg. Magaz. T. XXI. p. 553. (d) Saint. infirm. p. 95. 96. (e) L. c. (f) ROBINSON p. 94. (g) und PANTINUS in CELS. (h) MACHENZIE art. of. he- alth. p. 94.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 374[390]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/410>, abgerufen am 24.11.2024.